Titel: | Ueber eine Sprize zur Befeuchtung der Spulen, aus der Fabrik der HHrn. Gebrüder Risler. Von Hrn. Emil Dollfus. |
Fundstelle: | Band 33, Jahrgang 1829, Nr. XCI., S. 385 |
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XCI.
Ueber eine Sprize zur
Befeuchtung der Spulen, aus der Fabrik der HHrn. Gebruͤder
Risler. Von Hrn. Emil
Dollfus.
Aus dem Bulletin de la
Société industr. de Mulhouse. N. 8. S.
199.
Mit Abbildung auf Tab. VIII.
Dollfus, uͤber eine Sprize zur
Befeuchtung der Spulen.
Hr. Saladin, aus dem Hause der HHrn.
Gebruͤder Risler,
uͤbergab der Gesellschaft eine Sprize zur Befeuchtung der
Spulen. Diese Sprize ist aus Messing, und unterscheidet sich von
den heute zu Tage gebraͤuchlichen durch einen
cylindrischen Theil, den sie an ihrem oberen Ende traͤgt,
und der den Koͤrper der Sprize in einer auf demselben
senkrechten Flaͤche quer durchlaͤuft. Dieser
cylindrische Theil ist auf einer Seite ganz offen, und endet
sich auf der anderen in einen abgestuzten Kegel, der eine
Oeffnung von ungefaͤhr 8 Millimeter im Durchmesser hat,
um eine Spindel durchlaufen zu lassen, auf welcher zwei
kegelfoͤrmige oder trichterfoͤrmige
Naͤpfchen eingezogen werden. Eines dieser
Naͤpfchen fuͤhrt uͤberdieß eine ihrer
ganzen Laͤnge nach ausgehoͤhlte Achse, damit
dieselbe sich genau auf der Spindel halten kann. Diese leztere
dient zur Aufnahme der Spule, welche man befeuchten will, und
die auf derselben aufgezogen wird; die beiden Naͤpfchen
erhalten die Form der Spule, oder stellen sie selbst wieder her,
wenn die Spule beschaͤdigt oder verunstaltet wurde. Man
bedient sich dieses Instrumentes auf folgende Weise. Nachdem man
die Spule auf die Spindel aufgezogen hat, die mit einem dieser
Naͤpfchen versehen wurde, fuͤhrt man sie in dem
oberen walzenfoͤrmigen Theile an der ganz offenen Seite
ein. Man bedekt sie mit dem zweiten Naͤpfchen, welches
eine hohle Achse fuͤhrt. Hierauf taucht man, wie
gewoͤhnlich, die Sprize in Seifenwasser, und gibt mit dem
Staͤmpel zwei oder drei Sprizer. Nachdem die Spule auf
diese Weise vollkommen befeuchtet wurde, druͤkt man das
Wasser aus derselben aus, indem man die Sprize auf das mit der
Achse versehene Naͤpfchen stuͤzt. Die beiden Kegel
oder Trichter, die jezt an einander druͤken, treiben
alles in der Spule enthaltene Wasser aus, welches durch kleine
auf der Oberflaͤche derselben angebrachte Loͤcher
heraus laͤuft. Die Spulen erhalten dabei ihre Form
vollkommen, was bei den gewoͤhnlichen Sprizen nicht immer
der Fall ist, da diese nur oben und quer auf dem
Koͤrper des Staͤmpels einen halb
walzenfoͤrmigen mit kleinen Loͤchern versehenen
Theil fuͤhren, gegen welchen man die Spule mit der Hand
stuͤzen muß, wenn man den Staͤmpel in
Thaͤtigkeit sezt. Dadurch werden die Spulen vielmehr
verdorben, statt daß man ihnen ihre Form erhalten hilft oder
dieselbe wieder gibt. Ein anderer Vortheil bei dieser Sprize des
Hrn. Saladin ist, daß sie aus Messing
ist, also laͤnger dauert, als die bisherigen aus Blei
oder Zinn, die sich daher sehr leicht verbiegen: wenn sie auch
15 Franken kostet, so ist sie darum nicht theurer, denn sie
dauert laͤnger. Indessen duͤrfen wir auch den
Nachtheil nicht verschweigen, den sie hat: sie fordert
naͤmlich bei der Nebenvorrichtung mit den zwei
Naͤpfchen mehr Zeit bei der Anwendung. Wenn indessen die
Arbeiter einmal mit derselben vertraut sind, so wird auch dieser
Nachtheil zum Theil verschwinden. Wir koͤnnen daher die
Sprize des Hrn. Saladin mit gutem
Gewissen jedem empfehlen, dem es daran liegt, die Form der
Spulen, welche man befeuchten will, zu erhalten,
vorzuͤglich wenn diese Spulen weich sind; wir haben
gefunden, daß sie sich dann bis auf das lezte Ende des Fadens
vollkommen gut abwinden lassen, und Hr. Saladin verdient allen Dank fuͤr seine
Mittheilung.
Beschreibung der
Spulen-Sprize.
Diese Sprize, die den gewoͤhnlichen Sprizen bei den
Baumwollen-Webern aͤhnlich ist, besteht:
1) aus einem Cylinder aus gegossenem Messing, in welchem sich ein
mit Hanf umwundener und mir einem eisernen Stiele versehener
Staͤmpel schiebt;
2) aus einer hohlen Roͤhre, einer Spindel, und aus zwei
kegelfoͤrmigen Naͤpfchen aus demselben Metall.
Die Spule zum Eintrage, die man befeuchten will, wird auf einer
Spindel oder Achse aufgezogen, die bereits einen beweglichen
Kegel fuͤhrt, und in diesem Zustande in die hohle
Roͤhre gestekt, die auf dem Koͤrper der Sprize
befestigt ist.
Hierauf wird das zweite Naͤpfchen auf die Spindel oder
Achse uͤber der Spule aufgezogen, und in seiner Mitte von
den Fingern des Arbeiters gedruͤkt mittelst eines auf der
Roͤhre befindlichen Einschnittes. Die ganze Vorrichtung
wird in das hierzu bestimmte Wasser getaucht, und der
Staͤmpel, welcher den leeren Raum bildet, zuruͤk
gezogen. Die in der Spule enthaltene Luft faͤhrt in den
Hohlraum der Sprize, und das Wasser tritt an die Stelle
derselben.
Wenn die Spule aus der Roͤhre herausgezogen wird, wird sie
zwischen den beiden kegelfoͤrmigen Naͤpfchen
gedruͤkt, und hierauf abgezogen. Sie ist dann
gehoͤrig ausgedruͤkt, und hat eine schoͤne
Form.
Erklaͤrung der Figur
29
.
a, Stiel der Sprize.
b, Staͤmpel.
c, umgewikelter Hanf.
d, Cylinder oder Koͤrper der
Sprize.
e, oberes kegelfoͤrmiges
Naͤpfchen.
f, Achse oder Spindel aus
Kupfer,
g, unteres Naͤpfchen.
h, Dekel des Cylinders der
Sprize.