Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 33, Jahrgang 1829, Nr. LX., S. 242 |
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LX.
Miszellen.
Miszellen.
Ueber die falschen Grundsaͤze der
Vertheidiger unserer Handels-Freiheit-Apostel,
namentlich des Hrn. Say,
hat das Journal du
Commerce, 48. December 1828, ein Schreiben
eingeruͤkt, in welchem ein fruͤherer Auszug des
Cours d'économie politique de
M.
Say (dieses elenden
Schwaͤzers, der uͤberall so viele Nachbeter
findet, und den der unsterbliche Melchiorre Gioja noch kurz vor seinem Ende so
trefflich widerlegte) gehoͤrig beleuchtet wird. Der Bulletin des Sciences technol.
theilt diese Beleuchtung aus guten Gruͤnden im April S.
367. wieder mit, und wir halten es fuͤr unsere Pflicht,
eine treue deutsche Uebersezung derselben fuͤr unsere
lieben Landsleute zu besorgen, und sie mit einer kurzen
Nachschrift zu begleiten.
„Nach Hrn. Say
betraͤgt der Schaden, welchen der Akerbau in
Frankreich jaͤhrlich durch den Einfuhrzoll auf
fremdes Eisen erleidet, nicht weniger als 46 Millionen
Franken; oder, in andern Worten, nach den Preisen, auf
welche das Eisen in Folge des groͤßern Einfuhrzolles
erhoͤht wird, gibt der akerbauende Stand des Jahres
um 46 Millionen mehr aus, als nicht der Fall seyn
wuͤrde, wenn dieser erhoͤhte Zoll nicht
bestaͤnde.“
„Schon im Jahr 1814 sagte man, daß, wenn man
fortfahren wird, den Preis des Eisens in diesem
Verhaͤltnisse zu erhoͤhen, „ein
Theil der Gruͤnde unbebaut wird liegen bleiben muͤssen, Und daß Frankreich sich
dann kaum seinen Unterhalt wird herbeizuschaffen
vermoͤgen. Dieses Gemaͤhlde,“
sagt Hr. Say, „ist
nicht uͤbertrieben.“
„Wenn seit 14 Jahren, d.h. seit der Zeit, wo der
Einfuhrzoll auf fremdes Eisen erhoͤht wurde, der
Akerbau jaͤhrlich einen Schaden von 46 Millionen
erlitt, so haͤtte waͤhrend dieser Zeit der
Schuz, den die Eisenwerke in Frankreich erhielten, dem
Akerbaue dieses Landes 644 Millionen gekostet. Die Weinbauer
Frankreichs waren demnach sehr bescheiden, als sie in ihrem
lezten Ansuchen ihren Schaden nur auf 400 Millionen
anschlugen.“
„Nun mag aber unser Akerbau noch so ergiebig seyn, so
wird er bei einem solchen Verluste nicht laͤnger
fortbestehen koͤnnen, und, wenn nicht bald
Abhuͤlfe getroffen wird, wird die Vorhersagung vom
Jahr 1814 bald in Erfuͤllung gehen.“
„Da nun so etwas ganz erschreklich waͤre, so
glaubte ich den in Ihrem Journal gelieferten Auszug aus Say, der geschehenen Aufforderung
an die Freunde der Industrie zu Folge, reiflich
erwaͤgen zu muͤssen. Ich suchte die Posten zu
einer Summe von 46 Millionen zusammen, und war so
gluͤklich bei einem Landwirthe, der gewiß eben so
viel Glauben verdient als der Staatswirth Say (bei dem sel. Herzog de la Rochefoucauld), zu finden,
daß „die Zahl der in Frankreich in Arbeit
stehenden Pfluͤge sich auf 700,000
belaͤuft, und daß die Menge Eisens, die man
jaͤhrlich an denselben, so wie an den dazu
gehoͤrigen Pferden, Egen und anderem
Akergeraͤthe noͤthig hat, nicht
uͤber 40 Kilogramm im Durchschnitte
betraͤgt.“
„Hr. de la Rochefoucauld
hat diese Rechnung nicht obenhin entworfen; er
stuͤzte sie auf Thatsachen, die er mit allem Fleiße
sammelte, auf seine eigene Erfahrung so wie auf die seiner
Nachbarn, er versichert uns noch uͤberdieß, daß er
seine Schaͤzungen lieber zu hoch als zu tief
stellte.“
„Wenn wir indessen diese zu hohen Zahlen wirklich
gelten lassen, so erhielten wir durch 700,000 Pfluͤge
à 40 Kilogr. Eisen einen jaͤhrlichen
Eisenverbrauch von 28 Millionen Kilogr., welche, das Hundert
Kilogr. zu dem hohen Preise von 60 Franken gerechnet, nur
eine Summe von 16,800,000 Franken geben. Rechnen wir
indessen 17 Millionen.
„Wie konnten also diese 17 Millionen zu 46 Millionen
werden? Hr. Say hat ganz offenbar
keinen kleinen Fehler bei seiner Rechnung begangen, und ich
wuͤrde noch mehr uͤber die anderen Millionen
erschroken seyn, die er den uͤbrigen Zweigen der
Industrie an dem erhoͤhten Einfuhrzoll auf fremdes
Eisen aufrechnete, wenn ich nicht durch Nachrechnen bei dem
Akerbaue seine Millionen auf 2/3 reducirt
haͤtte.“
„Es ist in mancher Hinsicht nicht gleichguͤltig
(abgesehen von dem Interesse, welches Wahrheit fuͤr
jeden Menschen haben muß) auszumitteln, in wiefern das
Emporbluͤhen der Eisenwerke in Frankreich, das seit
so langer Zeit schon der Gegenstand eitler Deklamationen
war, jenen Tadel verdient, in welchem man dasselbe
fuͤr die Geißel des Akerbaues, der Kuͤnste und
des Handels erklaͤrt. In Werken, die man fuͤr
klassisch haͤlt, und auf welche man sich als auf
Autoritaͤren bezieht, duͤrfen Fehler, wie 46
Millionen statt 17, nicht unbemerkt bleiben.“
Hieruͤber bemerkt das Journal du
Commerce, daß, da Frankreich jaͤhrlich 1,200,000
Zentner Eisen verbraucht und der Zentner franzoͤsisches
Eisen jezt 50 Franken kostet, waͤhrend er nur 30 Franken
kosten wuͤrde, wenn fremdes Eisen zu dem alten niedrigen
Zolle eingefuͤhrt werden duͤrfte, der
franzoͤsischen Industrie eine jaͤhrliche Steuer
von 24 Millionen aufgelegt ist.
Wir fragen den Redacteur des Journal du
Commerce und Hrn. Say: ob
Frankreich mehr gewinnt, wenn es jaͤhrlich 36 Millionen
in's Ausland fuͤr Eisen schikt, oder, wenn es diese 36
Millionen im Lande behaͤlt und mit 24 Millionen mehr in
Umlauf sezt? Die Rechnung ist, wie es scheint, so klar, daß man
so blind seyn muß, wie die HHrn. Say,
Huskisson, Boͤttcher, Leuchs etc. die Leute
machen wollen, wenn man sie nicht einsieht. Man sagt, England und Schweden wird Wein fuͤr sein Eisen nehmenMan ist einfaͤltig genug, in Buͤchern wie
in Parliaments-Reden, den so sehr gesunkenen
Absaz des Weines in Frankreich dem Verbote oder der
wenigstens erschwerten Einfuhr des auslaͤndischen
Eisens und Baumwollen-Gespinnstes zuzuschreiben,
waͤhrend die wahre Ursache lediglich in der
erhoͤhten Tranksteuer gelegen ist. Vom Jahre 1808
bis 1813 zahlte das Hektoliter Wein in Frankreich 17 Franken 10 Sous. Im
Jahre 1813 ward diese Tranksteuer auf 24 Franken 6 Sous
erhoͤht, und jezt (1829. [Galignani N. 4433]) steht sie gar auf 82
Franken 3 Sous; also beinahe vier Mal hoͤher als
vor 16 Jahren. Ist es nun ein Wunder, wenn von einem
Dinge, das vier Mal theurer geworden ist, und das eben
nicht Lebensbeduͤrfniß ist, um die Haͤlfte
weniger verbraucht wird? Wer seit 1813 nicht vier Mal
wohlhabender geworden ist, kann jezt nicht mehr so viel
Wein trinken, wie im Jahre 1813.A. d. Ue.. Wer kann in England Wein
trinken, wo man fuͤr die Flasche einen Thaler Mauth
bezahlen muß? Wer kann in dem armen Schweden Wein trinken? Wenn
England seinen Weinzoll herabsezt, so verliert es an seiner
Einnahme an Thee, der statt Weines getrunken wird, und der 100
p. C. Einfuhr bezahlt, an Brantwein und Liqueur, der 60 p. C.
Steuer bezahlt, in der Staatskasse mehr als alle seine
Eisenwaaren-Fabrikanten durch Ausfuhr ihres erzeugten
Eisens gewinnen, wenn die Einfuhr desselben in Frankreich unter
dem vorigen geringen Zoll erlaubt wird. Frankreich verliert dann
jaͤhrlich 60 Millionen aus dem Umlaufe; die Hunderte von
Millionen Kapital, die seit 14 Jahren auf Eisenwerke in
Frankreich gelegt wurden, sind sammt allem Interesse verloren,
und die Hunderttausend Eisenarbeiter sind eben so viele Bettler.
Tauschhandel, Umsaz der Waare gegen Waare, von welchem die
Apostel des freien Handels so viel und so schoͤn
schwaͤzen, ist nur dort mit wechselseitigem wahren
Vortheile moͤglich, wo die Waare des einen Landes nicht
in dem andern erzeugt werden kann. Wenn wir dem
Hollaͤnder unser Holz geben und dieser uns dafuͤr
Gewuͤrze und Kaffee, so gewinnt er, und wir gewinnen
gleichfalls, indem wir beide uns Beduͤrfnisse durch
diesen Tausch verschaffen, die keiner in seinem Lande erzeugen
kann und beide bei Erlangung dieser Beduͤrfnisse unser
Geld im Sake behalten und zu andern Unternehmungen verwenden
koͤnnen. Wenn wir aber dem Hollaͤnder unser Holz
fuͤr seine schoͤne Leinwand, sein gutes Tuch, sein
feines Papier etc. geben, so sind wir Esel, die man
pruͤgeln soll, bis kein Haar mehr hinter den langen Ohren
sizen bleibt, indem wir schoͤne Leinwand, gutes Tuch,
feines Papier etc. eben so gut bei uns verfertigen
koͤnnen, als der Hollaͤnder (und sogar noch
leichter und besser, da Alles bei uns wohlfeiler ist), wenn wir
anders so fleißig und so geschikt seyn wollen wie er, und eben
so klug wie er, d.h. nichts in das Land einfuͤhren
lassen, was im Lande erzeugt werden kann. Sobald wir
Kolonialwaaren aus einem andern Staate beziehen, als aus
demjenigen, in welchem wir unsere rohen Producte absezen,
verlieren wir; selbst wenn ein anderer Staat diese
Kolonialwaaren um die Haͤlfte wohlfeiler gaͤbe:
denn wir verlieren oder beleidigen wenigstens den Kaͤufer
eines Materiales, das ohne ihn keinen Werth fuͤr uns hat,
und wir verlieren unser Geld, wenn wir bei einem andern kaufen,
der nie etwas von uns kauft, fuͤr ewige Zeiten mit allem
Interesse. Wenn zwei Individuen gegen einander Dinge tauschen,
die sie jeder gleich gut verfertigen koͤnnen, wenn sie
nur wollen und nicht faul sind; so treiben sie keinen
Tauschhandel, sondern einen Taͤuschungshandel: sie
taͤuschen sich wechselseitig uͤber ihren eigenen
Vortheil. Es ergeht ihnen wie jenen zwei Jungen, wovon der eine
die Pfeife, die er sich aus dem Rohre geschnitten hatte, gegen
eine Schleuder vertauschte, mit welcher er den andern gewaltig
hoch werfen sah. Nachdem jeder seine neue Acquisition beschaut
und versucht hatte, fand der, welcher die Pfeife eintauschte,
daß er sie eben so gut selbst machen kann, obschon sie in seinem
Munde nicht so laut pfeift; der andere, der die Schleuder
einhandelte, fand, daß er mit derselben nicht hoͤher
wirft, als er bisher mit seinen selbst verfertigten Schleudern
gereicht hat; beide reute der Tausch, und es kam zur Aufhebung
des großen Tauschhandels: die Waaren wurden remittirt. Von
beiden Seiten wurden Bemerkungen gemacht, und am Ende ward aus
dem Tauschhandel ein Raufhandel, wie wir ihn unter den alten
Buben in der Welthistorie so oft aufgefuͤhrt finden, als
wir ihn auf der gruͤnen Wiese unter kleinen Buben sehen
koͤnnen. Tauschhandel kann nur auf wohl verstandenem, gut
berechneten wechselseitigen Interesse mit Dauer und Sicherheit
zu wechselseitigem Vortheile bestehen: es muß beiden Parteien
daran liegen, daß der wechselseitige Wohlstand durch den Tausch
zunimmt, vermehrt wird; keiner muß am Tausche mehr gewinnen
wollen als der andere. Hierauf gruͤndet sich das im
Handel allgemein gebraͤuchliche Wort: Freund. Ist derjenige aber mein
Freund, der mir meinen Nothpfennig aus der Tasche
schwaͤzt, seinen Commis (und wenn Staaten nichts anderes
wie große Familien sind, so sind gegen Staaten die
groͤßten Fabriken Englands, Frankreichs, der Schweiz
und Sachsens nichts anderes als Musterreiter) seinen Commis,
sage ich, in mein Haus schikt, und, waͤhrend ich mit
meinen Arbeiten beschaͤftigt bin, vor meiner Frau und
meinen Kindern den ganzen Plunder von Struͤmpfen,
Unterroͤken, Jaͤkchen, Chemisetten,
Haͤubchen etc. auskramt, und sie alle so deutlich
uͤberzeugt, daß sie sich diese schoͤnen
Saͤchelchen nimmermehr mit eigener Hand so wohlfeil und
so niedlich verfertigen koͤnnen, daß endlich meine gute
Frau (mein Herr Minister) ihre Hand nach den wenigen Rollen
ausstrekt, die ich in meinem Aerarium fuͤr schlimme
Zeiten aufgespart habe? Ist der mein Freund? Er denkt nur daran,
mein Geld zu kriegen; ob meine Familie spaͤter darben
muß, daß er meine gute Frau uͤbervortheilte, daß er ihr
sogar noch etwas darein gab, dieß kuͤmmert ihn nicht.
Eine Familie, die Franklin's, des
unsterblichen Franklin, goldene Regel
vergißt: „daß wohlfeil kaufen
arm macht,“ geht eben so sicher zu
Grunde, als ein Staat, der sie vergißt. Franklin's Soͤhne haben sich in dem Augenblike
an die Lehre ihres Großvaters erinnert, als die Commis mit den
wohlfeilen Waaren an ihre Thuͤren kamen. Wir haben eine
deutsche Uebersezung von Franklin's
Werken von unserm Buͤrger; in
unsern mystischen Tagen ist aber Franklin und Buͤrger
in Deutschland vergessen. Man schaͤmt sich jezt in
England sogar einer solchen Plattheit nicht, daß man, um die
Vortheile freier Fabrikwaaren-Einfuhr zu zeigen, die
englische Industrie zum Schuhmacher herabwuͤrdigt, und
sagt: „wenn ihr unsern Fabrikaten nicht freie Einfuhr
gestattet, so wird es euch gehen wie dem Manne, der sich
seine Schuhe selbst machen wollte: sie werden euch theurer
zu stehen kommen und nicht so nett seyn.“
„Leider ist dieses Argumentum vom Leisten zur
Leier“ durch den Berichterstatter uͤber
die lezte Leipziger Millionen-Messe sogar in die Allgemeine deutsche Zeitung gekommen,
wir vermuthen jedoch, daß der Berichterstatter seinen alten
Landsleuten, den Sachsen auf der Insel, nur etwas Pfeffer auf
die Butter damit streuen wollte; denn ernstlich kann er so etwas
nimmermehr gemeint haben. Daß uͤbrigens die Sachsen
fuͤr freie Einfuhr sind, ist leicht begreiflich, so lang
ihre Messe sich noch zu halten vermag. Sobald aber diese durch
das kluͤgere System Preußens, Oesterreichs und Rußlands
zu Grabe gegangen seyn wird, wird Sachsen eine geschlossenere
Douanen-Linie erhalten muͤssen, als jeder andere
Staat, wenn seine Fabriken nicht alle zu Grunde gehen und seine
Moralitaͤt durch Tausende von muͤssigen Bettlern
nicht mehr leiden soll, als durch ein paar Duzend Schwarzer.
Alle verstaͤndigen Staatswirthe Englands erklaͤren
sich laut gegen freie Einfuhr und gegen das System Huskisson's
und Say's; sie finden darin den Untergang der englischen
Industrie; sie kuͤmmern sich nicht um Absaz auf dem
festen Lande in Europa, sondern in beiden Indien und im Oriente;
sie wollen nur freien Handel mit den 100 Millionen brittischer
Unterthanen in Ostindien. Lezterer allein kann Englands
Industrie noch retten, wenn, nach dem alten
buͤreaukratischen Grundsaze: lorsque la sottise est faite, il faut la soutenir,
auch die Huskisson'sche soutenirt werden soll: allein es steht
sehr zu besorgen, daß, bei der Vorliebe, die man heute zu Tage
fuͤr halbe Maßregeln hat, auf der einen Seite eine Art
von Handelsfreiheit, auf der andern das strenge Monopol der
ostindischen Kompagnie beibehalten werden wird. Man hofft durch
dieses Schaukel-System die Industrie des festen Landes,
die sich jezt in Frankreich, Holland, Preußen, Oesterreich,
Rußland, in allen Staaten, welche das alte englische Princip des
Einfuhr-Verbotes nachahmten, so sehr emporhebt, aus dem
Gleichgewichte zu bringen und zu stuͤrzen, und die 400
Millionen in Indien in ewiger Knechtschaft zu halten.
Organisation des Schleichhandels mit
Seidenwaaren nach England.
Es ist, nach Lyoner Rechnungen, gewiß, daß gegenwaͤrtig
fuͤr 25 Millionen Franken Seidenstoffe aus dieser Stadt
allein nach England gehen, seit der Einfuhrzoll in England
herabgesezt wurde. Der franzoͤsische Kaufmann und
Fabrikant sendet feine Waare nach Calais oder Boulogne, und wagt
keine Gefahr des Schwaͤrzens: der englische Schiffer aber
wagt sie. Er deponier den Werth der Waare, und bedingt sich bloß
seine Fracht und seine per Cents,
wenn er die Empfangscheine uͤber die richtige Ablieferung
der Waare bringt. Er kann dieß; denn es gibt
Assecuranz-Compagnien, die, fuͤr 15 p. C., jeden
geschwaͤrzten Seiden-Transport assecuriren.
Haͤtte Hr. Huskisson es mit
seinem Aufheben des Einfuhr-Verbotes ehrlich gemeint, so
haͤtte er bloß den Zoll von 30 p. C., den er jezt noch
annahm, auf 15 p. C. herabsezen sollen; dann waͤre keine
Assecuranz des Schwaͤrzens mehr moͤglich. Warum
laͤßt er kein Paar Schuhe in England einfuͤhren
(das Duzend Frauenzimmer-Schuhe zahlt 1 Pfd. 40 Sh. (18
fl.) Mauth), wohl aber fuͤr 35 Millionen Seidenwaaren?
(Courier. Galignani N.
4437.)
Consequenz der Handelsfreiheit in
England.
J. Dodd, Inhaber einer Sloop, wurde zu
einer Strafe von 600 fl. (50 Pfd.) verdammt, weil er Maschinen
fuͤr Wollen-, Baumwollen- und
Seiden-Fabriken aus England nach Holland fuͤhren
wollte. (Times. Galignani. N.
4434.)
Ueber Englands Zukerhandel und Fehler der
heutigen Verwaltung desselben.
Hr. Grant bewies dem
Finanz-Minister Englands (Chancellor of the Exchequer), daß im vorigen Jahre
(1828) aus Westindien 3,965,000 Ztr. Zuker eingefuͤhrt
wurden, waͤhrend aus dem ungeheueren Ost-Indien
nur 156,000 Ztr. eingefuͤhrt worden sind. Der
westindische Zuker zahlt nur 10 Shilling, der ostindische 37
Shill. Einfuhr. Er schlug daher vor (nach dem
Erfahrungs-Grundsaze, daß der Mauth-Ertrag desto
groͤßer ausfaͤllt, je geringer, erschwinglicher
zum Genusse fuͤr den Armen, die Mauth fuͤr den zu
consumirenden Gegenstand angeschlagen wird), die Mauth
fuͤr den westindischen Zuker auf 7 Shill. fuͤr den
Ztr., fuͤr den ostindischen auf 25 Shill. herabzusezen,
da jezt der arme Mann in England seinen Thee kaum mehr mit Zuker
zu trinken vermag. Er unterstuͤzte seinen, nicht bloß
humanen, sondern sehr richtig financiell berechneten, Antrag mit
der Bemerkung, daß obige Zuker-Einfuhr aus Ost-
und Westindien fuͤr Englands Bedarf nicht zureicht,
sondern daß man noch aus Brasilien jaͤhrlich fuͤr
2,800,000 Pfd. einfuͤhren muß, waͤhrend England an
Brasilien nur fuͤr 1,500,000 Manufakturen absezt, also
jaͤhrlich 1,500,000 fuͤr Zuker verliert, die es
nicht verlieren wuͤrde, wenn es, durch Herabsezung des
Zolles, die Erzeugung des Zukers in Ost- und Westindien
beguͤnstigen, und den Verbrauch des Zukers in England
foͤrdern, Statt verhindern wuͤrde. Wenn England
nicht den Zuker auf seinem eigenen Boden in Ost- und
Westindien selbst erzeugte, so koͤnnte man es loben, wenn
es, wie die Staaten des Kontinentes, die keine Kolonien besizen,
den Verbrauch des Zukers durch hoͤhere Abgaben
beschraͤnkte. Da es aber selbst Zuker erzeugt, so
laͤßt es sich nicht begreifen, wie es durch so hohe
Abgaben die Production und die Konsumtion zugleich
beschraͤnken kann. – Sollte man glauben, daß ein
solcher Vorschlag verworfen werden koͤnnte? Er ward es
mit 98 Stimmen gegen 60. Was beweiset Majoritaͤt
fuͤr Recht und Wahrheit? Das, was die Mehrzahl der
Stokfische, die alle nach dem Koͤder schwimmen, an der
Angel anbeißen, und durch eine unendliche Majoritaͤt
beweisen – daß sie Stokfische sind. (Galignani. N. 4437.Es wird manchem Leser nicht begreiflich seyn, warum
dasselbe Erzeugniß des Unterthanes in Ostindien drei Mal
mehr Mauth zahlen soll, als jenes in Westindien. Die
Ursache ist diese, weil die reiche ostindische Compagnie
ihr eigenes Monopol hat; weil die westindischen
Zuker-Pflanzer gleichfalls ihr Monopol haben, und
weil in England mit allem, selbst mit der Idee in des
Menschen-Hirn, die, waͤhrend sie noch im
Schaͤdel stekt, patentisirt wird, ein Monopol
getrieben wird.A. d. Ue.).
Ueber Irlands Faͤhigkeit zur
Industrie
theilt der Herald (Galignani Messenger
N. 4442) folgende Bemerkungen mit, die auch auf manches
Land auf dem Kontinent angewendet werden koͤnnen:
„Man hat so viele unrichtige Begriffe uͤber die
Faͤhigkeiten Irlands zu einem
Manufaktur-Staate, daß es vielleicht dem Publikum
sehr ersprießlich seyn mag, zu wissen, daß ein in Irland auf
Industrie verwendetes Kapital nur kuͤmmerliche Zinsen
traͤgt. Wo Fabriken gedeihen sollen, sind Kenntnisse
und Kapitalien, und ist vor Allem Fleiß nothwendig: im
Vergleiche mit England fehlt es in Irland an jeder dieser
drei Bedingungen. Unsere englischen Fabriken besizen alle
jene Vortheile, welche hoher Reichthum, vollendete
Ausbildung und rastlose Thaͤtigkeit nur immer
gewaͤhren koͤnnen: solche Vortheile wachsen
nicht uͤber Nacht, und man kann sie nicht, wie
Waaren, aus einem Lande in das andere schaffen. Irland kann
bloß ein ackerbauendes Land seyn, und hierzu hat es, ohne
Zweifel, die schoͤnsten Anlagen. Wenn man in Irland
sein Kapital, statt es auf Grund und Boden zu legen, auf
Fabrik-Treiberei legt,
so ist es eben soviel, als ob man sein Geld hinausgeworfen
haͤtte. Man taͤuscht sich selbst mit eitlen
Hoffnungen. Man sagt, daß die uͤbergroße
Bevoͤlkerung Irlands einen Ueberfluß wohlfeiler
Arbeiter geben muͤßte: diese Voraussezung ist
falschIrland ist auch nicht uͤbervoͤlkert,
wie man aus den officiellen Angaben ersehen
kann.A. d. Ue.. Der Arbeitslohn ist verhaͤltnißmaͤßig
um nichts kleiner als in England, und, wenn zu der Arbeit
zugleich Kopf gehoͤrt, unendlich hoͤher. Die
Leute sind in Irland weit weniger arbeitsam; sie arbeiten
weniger, weil sie weniger Beduͤrfnisse haben, und
wenn es auch hier und da scheinen sollte, daß in Irland das
Taglohn niedriger steht, so zweifle ich sehr, ob in England
nicht fuͤr dasselbe Geld mehr gearbeitet wird. Ich
habe mehrere Fabriken in Irland bloß in der Hinsicht
besucht, um den Arbeitslohn mit jenem in England zu
vergleichen, und ich kann versichern, daß ich denselben bei
allen feineren Arbeiten um so viel hoͤher fand, als
er bei den groben allenfalls niedriger ist. Die Natur selbst
hat Irland weit zuruͤkgelassen: die Steinkohlen sind
drei Mal theurer, als in den Fabrik-Distrikten
Englands. Einige sagen, daß man aus den Mooren Torf wird
graben koͤnnen, der durch Wohlfeilheit und
Guͤte eine Fabrik in Irland weit
eintraͤglicher machen muß, als eine Fabrik in England
es in der Mitte ihrer Steinkohlengruben nicht seyn kann. Ich
habe nirgendwo etwas hiervon gesehen, und begreife auch
nicht, warum die Irlaͤnder so viel Steinkohlen
einfuͤhren, wenn ihre Moore so viel Torf geben und so
leicht zu bearbeiten sind. So viel ist, ein Mal fuͤr
immer, unlaͤugbare Thatsache, daß die Fabriken, die
in Irland bestanden, nach und nach alle zu Grunde gegangen
sind. Man hat ehevor zu Dublin eine sehr große Menge
sogenannter Tabbinets fabricirt,
gegenwaͤrtig sind diese Fabriken beinahe auf Null
reducirt, und das Viertel von Dublin, welches man the Liberty nennt, in welchem
die meisten Weber wohnen, ist ein Jammerwinkel, gegen
welchen unsere Spitalfields noch
ein Eden sind. Dort ist wahres Elend, wahre Noth; unsere
armen Seidenweber leben, im Vergleiche zu diesen, noch
behaglich. Wohnungen ohne Dach und ohne Fenster, ohne
Moͤbel und voll Unrath, ekelhafte stinkende Keller,
nakte Kinder, halb bekleidete Muͤtter, und
Vaͤter, deren Lumpen unseres alten Foote
Nativitaͤt, die er den weggeworfenen Kleidern in
England gestellt hat, vollkommen rechtfertigen. Fuͤr
einige Zeit uͤber mag ein Monopol mit gewissen
Fabrikaten vielleicht bestehen koͤnnen; es besteht
aber nicht lang, und die Verbindungen, durch welche der
Konsument immer zu erfahren weiß, wo er seine Waaren am
wohlfeilsten und besten findet, werden jeden Fabrikanten zur
wohlfeilsten und besten Waare zwingen. Was endlich in Irland
noch zu fuͤrchten ist, ist dieß, daß man das Land
bestaͤndig durch Parliaments-Acten verbessern
und gluͤklicher machen will. Es gibt in Irland
allerdings vortreffliche und ausgezeichnete Maͤnner,
die ihrem Lande gern Opfer bringen wuͤrden; allein es
fehlt an Sicherheit, sein Geld dort wieder zu finden, wo man
es hingelegt hat.
Herrn Christie's Ruderrad ist keine
englische Erfindung.
Das Ruderrad des Hrn. Alexander Christie, welches im XXXII. Bd. S. 345. dieses
Journales beschrieben wurde, ist urspruͤnglich eine
Erfindung des Hrn. Antonio
Sebastianutti zu Triest, welche derselbe noch
vervollkommnet und auf die er von der k. k. Hofkammer in Wien
ein Patent erhalten hat.
Hrn. Revis's
Krahne,
von welchen wir im Polyt. Journ. Bd.
XXXI. S. 413. Nachricht gaben, ertheilt das Repertory of
Patent-Inventions, Junius S. 365. alles Lob, und
wuͤnscht, daß diese Vorrichtung, mit mehr Hebeln
versehen, und mit Querstangen, damit mehr Leute daran arbeiten
koͤnnen, auch auf Schiffe angewendet wuͤrde.
Verbesserung an der kreisfoͤrmigen
Saͤge.
„Hr. Jak. Robb, ein
geistreicher Mann in unserer Nachbarschaft, hat an der
kreisfoͤrmigen Saͤge wichtige Verbesserungen
angebracht. Diese verbesserte Saͤge arbeitet jezt auf
der Lintrose
Saͤgemuͤhle, und arbeitet
vortrefflich.“Strathmore Journal. Mechanics' Magazine
N. 302. 23. Mai. S. 240. (Es waͤre sehr zu
wuͤnschen, daß diese Verbesserungen bald bekannt gemacht
wuͤrden. Bis jezt muͤssen wir uns begnuͤgen
zu wissen, wo man sie sehen kann.)
Die Wunder-Kutsche, (Wonder-Coach),
eine Landkutsche, die zwischen London und Shrewsbury faͤhrt, fuhr 160 englische Meilen
(d.i. 40 bayersche Postmeilen) in dreizehn
Stunden und einer halben. In
diese Zeit ist Aufenthalt bei Pferdewechsel,
Fruͤhstuͤk und Mittag-Essen eingerechnet.
Herald. Galignani. N. 4436. Was
ist ein deutscher Eilwagen gegen diese Landkutsche? Welcher
Koͤnig oder Kaiser fuhr auf dem festen Lande jemals so
schnell, als in England jeder Commis fahren kann? Man wird in
Deutschland eben so schnell fahren, sobald man jedem erlaubt,
seine Pferde zu wechseln so oft und wo er will, wenn man dieß
nicht erlaubt, werden unsere Eilwagen gegen die englischen Landkutschen immer Schnekenwagen seyn
und bleiben muͤssen.
Capt. Ross's
Dampfboth-Nordpol-Expedition.
Capt. Ross ist Anfangs Junius aus
Woolwich in seinem eigenen Dampfbothe, Victory, nach dem Nordpol ausgelaufen. Die Bauart des
Schiffes ist neu: es kann gleich gut als Segelschiff und als
Dampfboth gebraucht werden. Die Kessel nehmen einen sehr kleinen
Plaz ein, brauchen nur die Haͤlfte Feuerung, und die
Maschine ist um volle drei Viertel leichter. Auch der
Schornstein blieb weg. Times. Galignani.
N. 4441.
Anwendung von Robert's Feuerkappe in Holland.
Wir haben von Robert's Feuerkappe,
mittelst welcher man sich in den staͤrksten Rauch wagen
kann, wenige Wochen nach ihrer Bekanntmachung Nachricht gegeben
im Polytechn. Journ. Bd. XIX. S. 468. Die
Zwekmaͤßigkeit dieser Kappen fand man nun in Holland bei
Gelegenheit eines Brandes bestaͤtigt. Hr. Mulder hat einen lehrreichen Aufsaz
hieruͤber in den Bydragen
mitgetheilt. Ein Hr. van Bell hat
eine solche Kappe aus London nach Holland heruͤber
gebracht, welcher man sich mit allem Vortheile bediente. Die
hollaͤndische Regierung hat, nach dieser erprobten guten
Wirkung der Robert's Kappen, bereits
28 derselben an die Marine, und 230 an die Artillerie vertheilen
lassen. Haͤtte der arme von
Hauser zu Wien eine solche Kappe aufgesezt, seine
Familie wuͤrde vielleicht noch heute einen Vater, und
sein Vaterland einen der achtbarsten Officiere besizen.
Wason's
Patent-Siegellak.
Hr. Pet. Rigley Wason ließ sich vor
Kurzem ein Patent auf Siegellak geben, das ganz nach
gewoͤhnlicher Weise verfertigt wird, in welches aber, ehe
es ganz zu Stangen ausgerollt wird, nachdem es die erste Form
auf der warmen Kupferplatte erhalten hat, eine Furche
gedruͤkt wird, in welche man einen kleinen Docht von
Stroh oder irgend einem Materiale legt, und hierauf die Stange
ausrollt, oder im Modell preßt. Auf diese Weise soll man
bequemer siegeln koͤnnen, indem das Siegellak immer
fortbrennt. Regist. of Arts. Nro.
70. S. 347. (Bei schwarzem Lake mag dieß angehen; bei farbigem
aber muß das Siegel durch die Verkohlung des Dochtes unrein
werden. Wer gut siegelt, laͤßt seine Siegelstange am
Lichte nur sieden, nie braten oder gar brennen.)
Die ungeheuere Tapeten- und
Teppich-Manufaktur der HHrn. Downing und Sons,
zu Chelsea bei London, brannte Ende Mai's
ab. Der Schaden betraͤgt uͤber 30,000 Pfd.
Sterling. Nichts war assecurirt. Das Feuer war gelegt. (Galignani. N. 4430.)
Modellen-Sammlung zu
Boulogne.
Die Société
d'Agriculture befolgt, nach ihrem Procès verbal dd. 1. Juli
1828. S. 58. (im Bulletin d. Sciences
technol. April S. 323.) einen zwekmaͤßigen,
nachahmungswerthen Plan, sich geschikte Steinmeze, Zimmerleute,
Tischler und Wagner heranzuziehen, und zugleich eine gute
Modellen-Sammlung zu erhalten. Man hat zu Boulogne eine
Zeichnungs-Schule, und eine Schule fuͤr Geometrie
und Mechanik in Anwendung auf Kuͤnste. Beide sind zur
Ausbildung der jungen Handwerker bestimmt. Die Société d'Agriculture
zu Boulogne sezt nun alle Jahre vier Preise fuͤr
diejenigen dieser Schuͤler aus, welche, nach einer
Zeichnung, die sie in einem gegebenen Maßstabe verfertigt haben,
im Modell in Steinmez-, Zimmermanns-,
Tischler- und Wagner-Kunst ausarbeiten. Die
Zeichnungen werden vorlaͤufig gepruͤft, und,
nachdem sie den Beifall der Société erhalten haben, zu einem Modelle
ausgearbeitet. Das best gearbeitete Modell erhaͤlt dann
den Preis.
Barlow's Teleskope mit concaver
Wasserlinse.
Die Annales de Chimie et de Physique
enthalten im April-Hefte S. 307 zwei Abhandlungen
uͤber ein achromatisches Fernrohr mit concaver
fluͤssiger Linse, statt der gewoͤhnlichen aus
Flintglas, und uͤber die Wirkung der Temperatur auf die
Brech- und Dispersionskraft ausdehnbarer
Fluͤssigkeiten als Linse, welche auch in den Philosoph. Transactions sich
befinden. Da die deutschen Journale der Physik dieselben bald in
einer Uebersezung liefern werden, so begnuͤgen wir uns
bloß mit Anzeige derselben fuͤr Optiker, die wir schon
fruͤher auf diese wichtige Entdekung aufmerksam
machten.
Theorie zu Fraunhofer's Versuchen
uͤber Farben.
Hr. Thom. Young, M. Dr., hat in den Annales de Chimie, Februar, 1829. S.
178. eine „Theorie der von
Fraunhofer in seinen Versuchen beobachteten
Farben“ aufgestellt; auf welche wir die
Optiker aufmerksam machen zu muͤssen glauben. Der Raum
unserer Blaͤtter gestattet uns nicht, eine Uebersezung
derselben zu liefern, die ohnedieß bald in deutschen Journalen
fuͤr Physik erscheinen wird.
Frage an Beobachter.
Man lege auf ein bedruktes Blatt Papier ein Blatt Schreibpapier
von solcher Dike, daß man die gedrukten Lettern nicht oder kaum
mehr durchsieht. Nun bewege man das Blatt Schreibpapier auf dem
Drukpapiere rasch hin und her, und die darunter befindlichen
Lettern des Druk-Papieres werden durch das Schreibpapier
deutlich sichtbar werden. Ist dieß eine optische oder eine
elektrische Erscheinung?
Q im Mechanics' Magazine N. 307. S. 214. 27. JuniDie Beobachtung ist richtig. Wir wuͤnschen die
Erklaͤrung eines Physikers uͤber dieses
Phaͤnomen. Ist es die durch die Reibung
entwikelte gelinde Waͤrme, die das Papier
ausdehnt, und dasselbe verduͤnnt? Man sieht etwas
mehr, wenn man das Schreibpapier stark erhizt, und auf
den Druk legt, aber nicht so viel, als wenn man es kalt
auf denselben legt, und reibt. Werden durch die Reibung
die Theilchen des Papieres verschoben?A. d. Ue..
Foͤrderung der Naturgeschichte
durch die Société
industrielle zu Muͤlhausen.
Es freut uns, daß die hoͤchst achtbare Société industrielle
zu Muͤlhausen (eine der
nuͤzlichsten technischen Gesellschaften, in welchen der
Geist der hollaͤndischen Gesellschaften aͤhnlicher
Art aus den mittleren Decennien des vorigen Jahrhunderts wieder
aufzuleben scheint) eine in unseren Blaͤttern schon so
oft wiederholte Bemerkung praktisch bestaͤtigt;
naͤmlich diese, daß zur gluͤklichen und
gruͤndlichen Foͤrderung der
Industrie kraͤftige Foͤrderung der Naturgeschichte
unerlaͤßlich ist. Die Société industrielle
beschaͤftigte sich zuerst bei Gruͤndung ihres
schoͤnen Institutes mit gehoͤriger
Wuͤrdigung der Chemie und Mechanik; sie verbreitete Liebe zur
Arbeit in ihrer Gegend, und lehrte wie gearbeitet werden muß,
wenn mit Vortheil gearbeitet werden soll; sie wurde
unwillkuͤrlich auf die Nothwendigkeit einer Statistik der Industrie in ihrer Gegend aufmerksam gemacht, und
endlich fuͤhlte sie, daß, um ihrer herrlichen
Schoͤpfung die Krone der Vollendung zu geben, Naturgeschichte in allen ihren
Zweigen, Mineralogie und Geologie, Botanik und Zoologie nicht laͤnger fehlen
kann und darf. Sie hat nun, am Ende des vorigen Jahres,
beschlossen, einen Ausschuß
fuͤr Naturgeschichte zu
bilden, und diese hochwichtige Wissenschaft in Bezug auf ihre
industriellen Unternehmungen kraͤftig zu betreiben.
Neue Unterrichts-Anstalt
fuͤr Handwerker zu Manchester: „Society for promoting useful
Instruction.“
Da die Manchester Mechanics'
Institution in Abnahme gerieth, so wurde eine neue
Unterrichts-Anstalt in dieser Fabrikstadt errichtet, in
welcher man fuͤr 16 Shill. jaͤhrlich Mathematik,
Maschinen und Muster zu zeichnen und grammatikalisch richtig
Englisch lernt. Sie fuͤhrt den Titel: „Society for promoting useful
instruction.“ Durch diese neue Anstalt
kam die alte Manchester Mechanics'
Institution von 800 Schuͤlern auf 250 herab.
(Mech. Mag. N. 207. S. 310. 27.
Juni.)
Ueber den Faͤrbestoff der
Orseillen.
Herr Robiquet hat der Akademie seine
Untersuchungen uͤber den Faͤrbestoff der Orseillen
mitgetheilt. Im Handel kommen hauptsaͤchlich zwei Sorten
von Orseille vor, welche verschiedene Variolaria sind, naͤmlich diejenige, welche man
aus Lichen roccella (Stereocolon roceella, achar) auf den
Canarischen Inseln bereitet, und die Erdorseille oder Orseille
von Auvergne, welche man auch Perelle nennt. Bekanntlich pflegte
man sie fuͤr die Faͤrberei auf die Art
vorzubereiten, daß man sie mit Urin knetete, oder mit Kalk,
bisweilen sogar Alaun, Arseniksaͤure u.s.w. versezte.
Erst seit Kurzem haben die Fabrikanten ihr Verfahren dahin
verbessert, daß sie sich des Ammoniaks bedienen; doch war dieser
Gegenstand bis jezt noch keineswegs durch chemische
Untersuchungen hinreichend aufgeklaͤrt. Hr. Robiquet hat sich damit
beschaͤftigt; er hat seine Versuche mit
sorgfaͤltig gesammelter Variolaria
dealbata DC. angestellt; er behandelte die Orseille mit
kochendem Alkohol, wodurch er zuerst eine sehr weiße krystallinische Substanz erhielt, welche
mit den sogenannten Halbharzen einige Aehnlichkeit hat; das
geistige Extrakt hatte den Geruch von frischem Theriak; mit
Wasser angeruͤhrt gab es eine zukerige Substanz wie Mannazuker; als man diese
Substanz verdunsten ließ, stellte sie eine gelbliche Masse dar,
worin Nadeln vorkamen, die aber noch durch eine klebrige
Fluͤssigkeit verunreinigt waren. Durch Auspressen konnte
man diesen Mannazuker davon befreien. Als er wieder in Aether
aufgenommen wurde, schieb sich eigenthuͤmliche starre kristallinische Substanz und
ein gruͤnlichgelbes Princip ab. Durch einige Proceduren
laͤßt sich jedoch dieses gruͤnliche Princip leicht
entfernen. Nach diesen verschiedenen Behandlungen bleibt von der
Orseille nur noch eine pulverige, stikstoffhaltige Substanz
zuruͤk, die wenig Interesse darbietet.
Die durch den Aether abgeschiedene krystallinische Substanz
schmilzt bei gelinder Waͤrme und krystallisirt beim
Erkalten wieder; staͤrker erhizt, verfluͤchtigt
sie sich, sezt sich aber im Hals der Retorte wieder in
Krystallen ab; sie kann sich nicht faͤrben.
Nur die zukerige Substanz kann sich faͤrben, obgleich sie
in reinem Zustande gelblichweiß ist; sie unterscheidet sich von
andern Zukerarten dadurch, daß sie durch basisch essigsaures
Blei gefaͤllt wird.
Wenn man diese zukerige Substanz durch thierische Kohle reinigt,
erhaͤlt man sie in vierseitigen Prismen; da sie
schmelzbar ist und bei einer nicht sehr starken Hitze
verfluͤchtigt wird, so legt sie sich an die
Seitenwaͤnde der Retorte an. Ihre merkwuͤrdigste
Eigenschaft ist diese, daß sie sich durch Ammoniak dunkelbraun
faͤrbt und beim Aussetzen an die Luft, in dem Maße, als
ein Theil des Ammoniaks verdunstet, Anfangs violett und dann
immer roͤther wird. Dieses ist also der
Faͤrbestoff der Orseillen; er wird zuerst durch das
Ammoniak braun und erhaͤlt dann durch die Einwirkung der
Luft sein purpurartiges Aussehen. Es ist dazu keine
Gaͤhrung noͤthig und Zusaz von Kalk, Alaun u.s.w.
ist bei der Bereitung dieser Farbe eher schaͤdlich als
nuͤzlich. Nach Hrn. Robiquet
wird der Faͤrbestoff der Orseille durch
Schwefelwasserstoff, wahrscheinlich in Folge einer Desoxydation,
entfaͤrbt; der Schwefelwasserstoff wirkt bekanntlich eben
so auf die Lakmustinktur; auch hatte bereits der Abbé Nollet bemerkt, daß der
Faͤrbestoff der Orseille im luftleeren Raume farblos
wird. Nach Hrn. Chevreul wird auch
das Hoͤmatin (der Faͤrbestoff des
Campeschenholzes) durch die Einwirkung der Saͤuren gelb.
(Journal de Pharmacie, Juni
1829, S. 298.)
Verfaͤlschung der Wollenstoffe mit
Baumwolle.
Bei einer der lezten Sizungen der Akademie zu Metz wurde
folgendes Mittel zur Entdekung der Verfaͤlschung der
Wollenstoffe mit Baumwolle empfohlen. Man loͤst zwei Loth
aͤzendes Kali in einem halben Pfunde Wasser auf, und
kocht darin den verdaͤchtigen Stoff zwei Stunden lang.
Wenn er aus reiner Wolle ist, so wird er sich ganz in dieser
Lauge aufgeloͤst haben, und an der Oberflaͤche
eine Art Seife bilden, die man durch ein Sieb kann durchlaufen
lassen; wenn aber Baumwolle oder anderer vegetabilischer
Faserstoff beigemengt ist, so loͤst er sich nicht ganz in
dieser Lauge auf, sondern laͤßt seine Fasern auf dem
Siebe zuruͤk. Litterary
Gazette. Eine weit einfachere Methode wurde in der
ersten Nummer des Mechan. Mag.
angegeben. Man darf naͤmlich nur den verdaͤchtigen
Stoff der Einwirkung der oxigenirten Kochsalzsaͤure (des
Chlores) aussezen, von welcher die Wolle gelb, die Baumwolle
aber weiß wird. (Mechan. Mag. N.
305. 13. Juni 1828. S. 288.)
Sieden des Hanfes.
Hr. Robiquet bemerkte in der Sizung
der Société de
Pharmacie, daß ein Apotheker zu Straßburg vor einigen
Jahren den Hanf, Statt ihn zu roͤsten, der Einwirkung der
siedenden Wasserdaͤmpfe aussezte; daß dadurch das
Oberhaͤutchen leicht weg ging, und die Fasern sich gut
loͤsten. Hr. Caventou schlug
bei dieser Gelegenheit vor, das zu thun, was man schon vor
Jahrtausenden haͤtte thun koͤnnen, wenn man klug
gewesen waͤre; naͤmlich zu sehen: was denn
eigentlich die Hanfrinde fuͤr ein Ding ist; woraus sie
besteht? Wenn man nicht weiß, sagt er, was sie eigentlich ist,
wird man immer im Finstern tappen, so oft man von ihr oder
uͤber sie spricht. Analyse kann allein uns belehren. Man
muß vor Allem sehen, was an einer Sache ist. Die uͤbrigen
Herren Collegen sind am Ende mit dieser natuͤrlichsten
Meinung von der Welt natuͤrlich einverstanden, und
bemerken, jeder von seiner Seite, daß an dem Hanfe etwas ist,
was man noch nicht genau kennt, und was sich selbst durch
mehrere Bleichen nicht wegschaffen laͤßt, und zuweilen
noch in der Buͤtte des Papier-Machers der
Hanffaser anklebt. Journal de
Pharmacie. Mai. N. 5. S.
244.
Analyse des Wassers der Themse. Von Hrn.
Brandes.
Hr. Brandes fand in
10,000 Theilen des reinsten und des
unreinsten
Themse-Wassers
kohlensauren
Kalk
1,53
–
1,55
schwefelsauren
Kalk
0,15
–
0,12
salzsaure Soda und
Bittererde
0,20
–
0,23
organischen
Stoff
0,07
–
2,02
––––
––––
1,95
3,92
Es gibt ferner folgende Uebersicht uͤber die
taͤgliche Wasserlieferung zu London:
Viertel der Stadt.
Gallonen.
Kubikfuß.
Einwohner.
Maschinen.
Gesammte Pferdekraft.
New River
Company
13,000,000
2,000,000
67,000
3 (60 + 60 + 100)
= 220
East London
6,000,000
950,000
42,000
4 (40 + 20 + 70 + 90)
= 240
West Middlesex
2,250,000
360,000
15,000
3 (77 + 70 + 105)
= 245
Chelsea
1,700,000
282,000
12,400
2 (60 + 70)
= 130
Great Junction
2,300,000
450,000
7,700
3 (100 + 100 + 70)
= 270
Lambeth
1,244,000
200,000
16,000
2 (36 + 80)
= 116
Vauxhall
100,000
160,000
10,000
2 (45 + 20)
=
65
Southwark
720,000
115,000
7,000
2 (40 + 20)
=
60
–––––––
1346
Er zeigte noch das Modell einer Filtrir-Maschine, die des
Tages 500,000 Kubikfuß Wasser filtrirt, und Muster des damit
filtrirten Wassers (London Litterary
Gazette. Jan. 1829. Bulletin d.
Scienc. technol. April 1829. S. 359.)
Notiz uͤber gebohrte Brunnen (puits artèsiens).
Hr. Héricart de Thury las am 9.
Maͤrz vor der k. Akademie zu Paris einige Bemerkungen
uͤber die Brunnen, welche Hr. Flachat zu St. Oven bohrte. Einer derselben sprang 2
1/2 Meter uͤber die Erde empor, und gab in 24 Stunden 120
Kubik-Meter Wasser. (Annales de
Chimie. Maͤrz. 1829. S. 307.)
Heidelbeeren als
Gaͤrbe-Material.
Hr. C. A. Bergsma, Prof. zu Gend,
fand, daß ein Gaͤrber zu Berncaster mit dem besten
Erfolge die Heidelbeeren (Vaccinium
Myrtillus) als
Gaͤrbe-Material benuͤzt. Er sammelt die
kleinen Straͤucher im Fruͤhjahre, damit sie gut
austroknen und gemahlen werden koͤnnen, und findet, daß 3
1/2 Pfd. gemahlene Heidelbeer-Straͤucher auf Ein
Pfd. Leder hinreichen. Schon Gleditsch empfahl die Heidelbeeren als
Gaͤrbe-Material. Mém. de Berl. 1754. Uitgezochte Verhandelingen. IV. S. 437 (v. Hall's, Vrolick's und Mulder's
Bydragen T. III. p. 67.) Auch Boͤhmer empfahl sie in seiner techn. Gesch. d. Pflanzen. II. S.
414.
A. d. Ue.)
Kultur des Bodens in Ireland.
Bebautes Land in Ireland, die als Weiden brauchbaren
Marschlaͤnder miteingerechnet, sind 12,125,280 Acres.
Unbebautes, das recht wohl baufaͤhig waͤre,
4,900,000 Acres. Keiner Kultur faͤhiges 2,416,664 Acres.
Die jaͤhrliche Anzahl Verbrecher ist im
siebenjaͤhrigen Durchschnitte 16,119. Atlas-Galignani N. 4440.
Ueber Anlegung von Wiesen
uͤberhaupt, und uͤber Benuͤzung des
Rai-Grases (Lolium
perenne) bei denselben
hat Hr. Prof. van
Hall eine treffliche Abhandlung in den Bydragen T. III. p. 146. geliefert, die eine gute
deutsche Uebersezung in irgend einer oͤkonomischen
Zeitschrift verdiente. Hr. van Hall
empfiehlt allen seinen Landsleuten die in der Cotta'schen Buchhandlung erschienene
Uebersezung des „Hortus
gramineus Woburnensis, oder Versuche uͤber den
Ertrag und die Nahrungs-Kraͤfte
verschiedener Graͤser, veranstaltet durch. Joh.
Herzog von Bedford und mit Anmerkungen von
Sinclair“ Tuͤbing. 1828.
Waͤhrend Niederdeutschland von diesem Werke so großen
Vortheil zieht, ist es in Oberdeutschland kaum dem Namen nach
bekannt, viel weniger benuͤzt.
Camellien im Freien gezogen.
Man machte im vorigen Jahre in England den Versuch, Camellien im
Freien zu ziehen, und im Winter im Garten bloß mit Stroh
eingebunden stehen zu lassen. Die weiß
bluͤhende Abart hielt im strengen Winter aus. (Galignani N. 4413.)
Das groͤßte jezt bekannte
Glashaus.
Das Glashaus, welches der Herzog von Northumberland
gegenwaͤrtig auf seinem Landsize, „Sion-House“
erbaut, wird wenigstens das hoͤchste in Europa seyn. Die
Kuppel wird 70 Fuß hoch, aus Krystallglas; das Haus ist auf
40,000 Pfd. Sterl. (480,000 fl.) angeschlagen. Times. Galignani. N. 4436.
Obstpreise in Schottland.
Trauben gelten zu Edinburgh 5 Shill. das Pfd. (3 fl.); Kirschen
das Duzend 1 Shill. – 1 1/2. (36–48 kr.);
franzoͤsische Reinettes das Pfd. 9–10 Pence.
(27–30 kr.), schottische 8–9 Pence, das Pfd.
(24–27 kr.); Pomeranzen das Duzend 2 Shill. 6 P. bis 3
Sh. 6 P. (1 fl. 28–2 fl. 4 kr.); Stachelbeeren das Quart
2 Shill. (1 fl. 12 kr.); Gurken das Stuͤk 27–48
kr.; Spargel das Hundert 2 Sh. 6 bis 3 Sh. (1 fl. 28 bis 1 fl.
48 kr.) Scotsman. Galignani. N.
4434.
Butter-Kosten. Eine
Finanz-Quelle.
Als Beweis, wie Alles in Irland verkruͤppelt ist, wollen
wir bemerken, daß Sir Arthur Chichester zu Belfast von seinen
treuen Unterthanen durch Butter-Kosten allein (butter-tasting) jaͤhrlich 1044 Pfd. 2
Sh. 6 P. (12,530 fl. 6 kr.) einnimmt. (Dublin Register. Galignani. N. 4417.)
Eierhandel zwischen Irland und
Schottland.
Das Dampfschiff Derry brachte neulich
270,000 Eier aus Irland nach Glasgow. (Herald. Galignani. N. 4410.)
Notiz fuͤr
Bienen-Wirthe.
Hr. de Jonas de Gelieu, Pfarrer zu
Colombier und Auvernier in Neufchatel, bemerkt in seinem Werke,
das unter dem Titel „The Bee
Preserver, or Practical Directions for Preserving and
Reniewing Hives“ in's Englische
uͤbersezt wurde, daß, wenn man im Herbste zwei oder drei
Bienenstoͤke mit einander vereinigt, sie alle mit
einander kaum etwas mehr Honig brauchen, als jeder Stok einzeln
fuͤr sich den Winter uͤber gebraucht haben
wuͤrde. Er fuͤhrt hieruͤber mehrere
Versuche an, und schließt mit der Bemerkung, daß Stoͤke,
die auf diese Weise behandelt werden, die fruͤhsten und
besten Schwaͤrme gaben. (Register
of Arts. N. 70. 12. Jun. S.
349.)
Warnung fuͤr Leute, die Honig im
Großen kaufen muͤssen.
Es ist jezt Sitte, die Honigfaͤsser mit drei Viertel
schlechtem Honige zu fuͤllen, und nur oben auf
schoͤnen und guten Honig zu gießen. Die
Honigkaͤufer sind daher einzuladen bei dem Honige eben
so, wie uͤberall, zu verfahren, wo man nicht
getaͤuscht werden will, d.h., der Sache auf den Grund zu
sehen. (Henry d. Vater im Journal de Pharmacie. Mai. N. 5. S. 246.)
Seehunde-Fang.
Nach Briefen von Newfoundland fuhren nicht weniger als 172
Schiffe auf den Seehunde-Fang aus Conception-Bay
aus. 30 sind bereits zuruͤk aus dem Eise und brachten
nicht weniger als 57,000 Seehunde. Allein, jedes Schiff hatte
auch Mannschaft von verungluͤkten Schiffen am Bord. Courier. Galignani. N. 4441.
Schafseuche in England.
Das nasse Fruͤhjahr veranlaßte eine große Sterblichkeit
unter den englischen Schafen. Um Ashil Forest ist von einer
Herde von 1500 Schafen nicht ein Stuͤk mehr zu sehen.
(Atlas. Galignani. N. 4405.)
Ueber Wollenhandel in England.
Der Herzog von Richmond bemerkte und
bewies durch folgende Tabelle im Oberhause (am 26. Mai)
„daß der Werth und die Qualitaͤt der
englischen Wolle durch die ungeheure Einfuhr
auslaͤndischer Wolle gewaltig litt.“
„Nichts,“ sagt er, „beweiset
dieses deutlicher als der Umstand, daß die unter dem Namen
Hoggett-Wolle bekannte
Wollensorte, fuͤr welche man kein Surrogat aus der
Fremde einfuͤhren konnte, die daher auch keiner
Concurrenz ausgesezt war, noch immer denselben Preis und
dieselbe Qualitaͤt behielt.“ Er las
hierauf folgende
Uebersicht der in den lezten acht Jahren
aus England ausgefuͤhrten und in England erzeugten
Wollen-Waaren, in deren vier erstern noch ein
Einfuhrzoll von Sechs Pence (18 kr.) auf fremde Wolle bestand, welcher
spaͤter auf Einen Penny (3 kr.) herabgesezt wurde.
Jahre, in welchen der
Einfuhrzoll 18 kr.
war.
Stuͤke.
Werth in Pf. St.
Yards (3 Ellen).
1821
1,598,291
5,724,022
6,321,723
1822
1,705,248
5,606,493
8,432,924
1823
1,695,922
4,857,977
8,135,399
1824
1,856,201
5,280,513
7,335,259
–––––––––
––––––––––
––––––––––
6,856,262
21,469,010
30,225,305
Werth
in Pf. St.
Wollens
im Werthe.
Total-Werth nach
Declaration.
1821
603,162
136,740
6,463,924
1822
721,673
160,507
6,488,673
1823
646,516
129,978
5,614,471
1824
628,566
133,327
6,142,411
–––––––––
––––––––––
––––––––––
2,599,917
560,552
24,629,479
Jahre, in welchen der
Einfuhrzoll auf 3 kr. herabgesezt
wurde.
Stuͤke.
Werth in Pf. St.
Yards (3 Ellen).
1825Dieß war das Jahr der Speculation. A. d.
Ue.
1,741,985
5,334,485
7,798,610
1826
1,617,746
4,406,299
4,936,927
1827
1,850,687
4,561,869
6,459,353
1828
1,819,246 1/2
4,393,613
6,828,453
–––––––––––
––––––––––
–––––––––
7,029,664 1/2
18,756,266
26,823,343
Werth
in Pf. St.
Wollens
im Werthe.
Total-Werth nach
Declaration.
1825
717,938
142,503
6,194,926
1826
404,235
112,375
4,982,909
1827
540,735
175,257
5,277,861
1828
527,336
143,033
5,063,982
––––––––
––––––––––
–––––––––
2,190,244
573,168
21,519,678
Aus obiger Angabe erhellt, daß, da waͤhrend des
Einfuhrzolles zu 18 krn.
30,225,305 Yards ausgefuͤhrt
wurden,
und waͤhrend des
Einfuhrzolles zu 3 krn.
26,823,343 Yards ausgefuͤhrt
wurden;
die Ausfuhr bei 3 kr.
Einfuhrzoll beinahe
–––––––––
um 14 p. C.,
naͤmlich um
4,201,962 Yards
vermindert wurde.
Ferner, daß, da die Ausfuhr in Stuͤken bei 3 kr.
Einfuhrzoll
7,029,664 1/2,
bei 18 kr.
Einfuhrzoll
6,856,262 gewesen ist, dieselbe
um
etwas mehr als 2 1/2 p.
C. bei dem Einfuhrzolle
–––––––––
von 3 kr.,
naͤmlich um
173,402
Stuͤke zugenommen hat.
Ferner, daß, da der jaͤhrliche Ausfuhrswerth bei 18 kr.
Zoll im Durchschnitte
6,157,369 Pfd. 15 Sh.
bei 3 kr. Zoll im
Durchschnitte aber nur
5,379,919 Pfd. 10 Sh.
betraͤgt, sich
bei lezterem Zolle ein jaͤhrlicher
–––––––––
Verlust von
777,450
Pfd. 5 Sh. ergibt.
„Warum,“ fragt nun der edle Lord,
„warum schaͤzt man die englische Wolle
weniger als andere in England erzeugte Artikel? Schwedisches
Eisen muß, zum Schuze der englischen Eisenwerke, 20 p. C.
Einfuhr bezahlen; Rigaer Hanf zahlt 11 p. C. Einfuhrzoll;
andere Artikel sind durch Einfuhrzoll von 10, 15, 20, 30 p.
C. geschuͤzt, waͤhrend man der Wolle nur 3 p.
C. Schuz laͤßt. Tragen die Besizer der Schafherden
nicht auch die Lasten des Staates so gut wie jeder andere?
Hat sich nicht der Werth der Ausfuhr der Wollenwaaren bei
Einfuhr auslaͤndischer Wolle jaͤhrlich um
777,450 Pfd. St. (um 7,930,400 fl.) vermindert? Ist nicht
wenigstens so viel gewiß, daß der hoͤhere Einfuhrzoll
die Ausfuhr nicht vermindert hat?“
Galignani N. 4438Daß die Besizer der Schafherden durch erlaubte freie
Einfuhr der Wolle eben so verlieren muͤssen, wie
wenn man denselben die freie Ausfuhr ihrer Wolle
verbietet, ist offenbar. Wo es sich also in einem Lande
darum handelt, Schafzucht empor zu bringen oder auf
einer hohen Stufe zu erhalten, darf weder Einfuhr
fremdes Wolle beguͤnstigt, noch die Ausfuhr
inlaͤndischer Wolle erschwert werden. Allein,
ungluͤklicher Weise steht hier das Interesse des
Herden-Besizers mit dem Interesse des
Fabriken-Besizers in Widerspruch. Der Fabrikant
will wohlfeile Wolle bei gleicher Guͤte, und
diese laͤßt sich, wo nicht Wolle genug im Lande
erzeugt wird, nur durch Beguͤnstigung der Einfuhr
der Wolle erhalten. Man kann daher, bei einem solchen
Dilemma, erleben, daß selbst ein Herden-Besizer
(wie der unsterbliche Ternaux, der so große Opfer fuͤr
Frankreichs Industrie brachte), wenn er zugleich große
Fabriken besizt, durchaus freie Wollen-Einfuhr
fordern muß, wenn seine und seines Landes Herden noch
nicht zureichen fuͤr den Bedarf seiner Fabriken.
England und Frankreich wird nie und nimmer, wenn es
maͤßige Getreide-Preise haben will, so
viele Herden halten koͤnnen, als seine Fabriken
fordern: beide Laͤnder werden ihre Wolle aus
Ungarn und Polen, in einigen Jahren vielleicht aus
Rußland, aus Nord-Amerika, aus Neu-Holland
muͤssen kommen lassen, wenn ihre Fabriken
bestehen und ihre Arbeiter Brot haben sollen. In dem
Maße, als die Bevoͤlkerung eines Landes zunimmt,
muß die Schafzucht abnehmen, wenn man aus anderen an
Menschen armen Laͤndern eben so gute Wolle, als
man bisher selbst zog, um wohlfeilere Preise erhalten
kann, als man sie selbst nicht zu erzeugen vermag.
Ungarn mit den dazu gehoͤrigen Provinzen und
Kuͤstenlaͤndern kann das ganze
oͤsterreichische Kaiserthum in feines Tuch und in
die herrlichsten Wollenzeuge kleiden und Tausende von
Ballen noch jaͤhrlich ausfuͤhren. Rußland
kann sich gleichfalls in seine Wolle kleiden und
Schiffsladungen von Wolle ausfuͤhren. Spanien
eben so. Preußen zum Theile. Sachsen wird es nicht lang
mehr zu thun vermoͤgen, eben so wenig als England
und Frankreich im Stande sind, ihren Bedarf an Wolle
aufzubringen. Italien ist zu
uͤbervoͤlkert, als daß es Herden mit
Vortheile halten koͤnnte, und hat auch keine
Wollenfabriken.A. d. Ue..
Ueber Pferdezucht in England,
vorzuͤglich in Hinsicht auf Renner.
Man hat auf dem festen Lande keinen Begriff von dem eigentlichen
Zweke des Wettrennens in England, und von der Art, wie dasselbe
betrieben wird. Der Englaͤnder zieht sich Renner, weil bei ihm der Renner jedes Mal so viel gilt, als
die Summe betraͤgt, die auf seinen
Renner gewettet wurde, und die dieser Renner gewonnen hat. Ueber diese gewettete
Summe wird aber von den Rennmeistern genaues Protokoll gehalten;
fuͤr jedes Pferd einzeln; keine Wette gilt, die nicht
protokollirt ist; aus der Summe der einzelnen Posten, die
gewettet wurden, ergibt sich dann der Werth des
Pferdes, das diese Wetten gewonnen hat.
Diese Wetten werden nicht bloß fuͤr den
gegenwaͤrtigen Wettlauf, sie werden auf zwei bis drei
Jahre vorhinein gemacht; es wird auf Fohlen gewettet, wann sie
mannbar seyn werden, ja sogar auf Fohlen im Mutterleibe. Die
Wetten, die jezt schon, zu Newmarket
allein, bis zum Jahre 1833 protokollirt sind, betragen die Summe
von mehr als 126,000 Pfd. Sterl. (1,512,000 fl.), und darunter
sind einzelne Wetten von 6000 Pfd. (72,000 fl.). Fuͤr
das, Ende Aprils zu Newmarket
abgehaltene Rennen waren mehr als 30,000 Pfd. protokollirt
(360,000 fl.).
Folgende Uebersicht zeigt die Wetten, welche auf gewisse Pferde
gemacht wurden, die den ersten Preis erhielten, vom Jahr 1815
bis jezt.
Jahr.
Name des
Pferdes.
Name des
Eigenthuͤmers.
Gewonnene
Wetten oder Preis des Pferdes.
1815
Sir Joshua
Neville
2600 Guineen (31,200 fl.)
1816
Nectar
Andrews
2700
– (32,400
fl.)
1817
Young Wizard
Wilson
3300
– (39,600
fl.)
1818
Prince Paul
Sir John Shelley
4700
– (56,400
fl.)
1819
Blue Stocking (Blauer
Strumpf)
General Grosvenor
5000
– (60,000
fl.)
1820
Pindarrie
Duke of Grafton
3400
– (40,800
fl.)
1821
Rosicrucian (Rosenkreuzer) I.
Klasse
Batson
2200
– (26,400
fl.)
–
Ibla II. Klasse
Udny
2500
– (30,000
fl.)
1822
Wanton I. Klasse
Egremont
1350
– (16,200
fl.)
–
Postuma II. Klasse
Duke of Grafton
1850
– (22,200
fl.)
1823
Emilius I. Klasse
Udny
2600
– (31,200
fl.)
–
Spermaceti II. Klasse.
Wyndham
1800
– (21,600
fl.)
1824
Rebecca
Duke of Grafton
3000
– (36,000
fl.)
1825
Rufus
Duke of Grafton
3000
– (36,000
fl.)
1826
Moslem
Lord Verulam
2600
– (31,200
fl.)
1827
Clenartney
Lord Jersey
2300
– (27,600
fl.)
1828
Brother the Emilius (Bruder v.
Aemilius)
Duke of Portland
1300
– (15,600
fl.)
Wenn man nun in einem Lande lebt, in welchem man den Werth eines
Pferdes bis auf 56 und 60,000 Gulden bringen kann, und so zu
sagen sicher ist, diese Summe jeden Augenblik zu erhalten, ohne
daß man selbst auch nur einen Heller zu wetten braucht, so ist
es der Muͤhe werth, einen Aufwand auf Pferdezucht zu
machen. Da auf das zweite, dritte Pferd auch noch Wetten gemacht
werden, die oft bedeutende Summen betragen, so erhalten selbst
mittlere Pferde einen hohen Werth, und nur derjenige hat
eigentlich verloren, dessen Renner
unter den lezten geblieben, oder, wie die Rennmeister sagen, ein
Importer (ein Betruͤger)
geworden ist. – Aus obiger Liste ergibt sich, daß der
Herzog von Grafton der beste
Pferdezieher oder Kenner wenigstens ist: seine Renner gewannen
vier Mal den ersten Preis. Nach
ihm kommt Hr. Udny, dessen Renner
denselben zwei Mal gewannen. Die Postuma des Herzogs von Grafton
ist eine Stute, bei deren Geburt die Mutter starb. – Die
Franzosen halten es fuͤr etwas Großes, wenn auf einen
ihrer Renner 5000 Franken gewettet werden. In Bayern wird wohl
auch manches Paar Thaler auf dieses oder jenes Pferd gewettet;
allein, weder der Eigenthuͤmer noch das Publikum
erfaͤhrt, wie viel daß Pferd
gewonnen hat, welches den ersten Preis errang; wie viel es also
eigentlich werth ist. Es waͤre sehr zu wuͤnschen,
daß diese englische Buchhaltung bei dem sogenannten Rennen auch in Bayern
eingefuͤhrt wuͤrde; denn so, wie diese Rennen in Bayern betrieben wurden,
sind sie wohl dem Markte oder der Stadt nuͤzlich, wo sie
gehalten werden, im Ganzen aber vielleicht mehr
schaͤdlich als nuͤzlich. Wenigstens
gewaͤhren sie fuͤr Pferdezucht nicht den Nuzen,
den man von denselben mit Recht erwarten koͤnnte. Wenn
auch bei uns nur so viel Groschen auf ein Pferd gewettet werden,
als in England Gulden; so ergaͤbe sich doch hieraus ein
hoͤherer Werth guter Pferde, als man ihn bisher nicht im
Lande hat. Es kaͤme nur darauf an, daß ein Mal von den
Rennmeistern und den Rennliebhabern bei einem groͤßern
Rennen, wie z.B. jenem in Muͤnchen, die Einleitung hierzu
getroffen wuͤrde. Und hierzu ist Zeit zum Berathen bis
zum Oktober.
Litteratur.
a) Deutsche.
Die Grundsaͤze der Chemie mit
Beruͤksichtigung ihrer technischen Anwendung in
einer Reihe allgemein faßlicher Vorlesungen entwikelt
und durch Versuche erlaͤutert. Fuͤr
Fabrikanten, Kuͤnstler und Gewerbtreibende. Von Dr. J. B. Trommsdorff, Ritter des koͤnigl. rothen
Adler-Ordens, Hofrath, Director der koͤnigl.
Akademie gemeinnuͤziger Wissenschaften zu Erfurt
u.s.w. Mit 6 Steindruk-Tafeln. Erfurt, in der Keyser'schen Buchhandlung 1829.
Ein Band. 8. 618 Seiten.
Hr. Hofrath Trommsdorff, welcher
sich bekanntlich als Lehrer und Schriftsteller durch klare
und faßliche Darstellung der von ihm behandelten
Gegenstaͤnde ausgezeichnet und verdient gemacht hat,
wurde schon vor mehreren Jahren im Anzeiger der Deutschen
und anderen oͤffentlichen Blaͤttern wiederholt
aufgefordert ein populaͤres Handbuch der Chemie zu
bearbeiten. Seit dem Jahre 1828 hielt er auf Veranlassung
des Gewerbsvereins in Erfurt vor einer großen Anzahl von
Fabrikanten, Kuͤnstlern und Handwerkern
(unentgeldlich) chemische Vortraͤge, worin er die
ersten Grundsaͤze der Wissenschaft entwikelte und
durchaus mit Versuchen (deren nicht unbedeutende Kosten er
selbst trug) erlaͤuterte. Der Fleiß, mit welchem
seine Vorlesungen besucht wurden, der Eifer und die
Ausdauer, welche seine Zuhoͤrer bewiesen,
uͤberzeugten ihn, daß es ihm gelungen sey, alle
Schwierigkeiten eines ganz populaͤren Vortrages zu
uͤberwinden und bewogen ihn dem Gesuch seiner
Zuhoͤrer zu entsprechen und die gehaltenen
Vorlesungen als ein populaͤres
Handbuch der Chemie herauszugeben.
Wir finden in den sechs und fuͤnfzig Vorlesungen den
Hauptzwek, die Leser mit den ersten
Grundsaͤzen der Chemie vertraut zu machen,
ihnen aber auch zugleich eine allgemeine Uebersicht dieser Wissenschaft zu
verschaffen, ohne welche keine specielle Anwendung derselben
moͤglich ist, consequent durchgefuͤhrt sind
den Vortrag selbst fuͤr den Handwerksmann faßlich
genug. Allenthalben ist auf technische Anwendungen
hingewiesen und die Beispiele sind so gewaͤhlt, daß
sie den Leser von der Nuͤzlichkeit der Wissenschaft
uͤberzeugen muͤssen. Sehr zwekmaͤßig
ist die ausfuͤhrlichere Beschreibung mehrerer
chemischen Operationen und Apparate in einem besonderen
Anhange mitgetheilt; ein vollstaͤndiges Register
macht den Schluß des WerkesDer Verfasser hat es dem um die Befoͤrderung
der Industrie so verdienten koͤnigl. Preuß.
Geheimen-Ober-Finanzrathe Herrn Beuth gewidmet.. Druk und Papier sind gut.
b) Franzoͤsische.
Manuel du Peintre en batiments,
du Fabricant de couleurs, du Vitrier, du Doreur et
du Vernisseur, contenant, outre tout ce qui a
rapport à ces différens arts, la
fabrication et la pose des papiers de tenture, les
enduits hydrofuges etc. Par Mr.Riffault4 ed. entièrement refondue
etc. par M. A. D.Vergnaud. 18. Paris. 1829. chez Roret. 2
Fr. 20 Cent.
Traité théorique et
pratique de l'art de batir; par J.Rondelet. T. II. 4. Paris. 1829. chez
l'auteur, place Ste Geneviève. 363 pag. et 61
planch.