Titel: | Bemerkungen über die Zunahme am Gewichte, welche Bergkrystall zeigt, wenn man ihn zwischen zwei Achatflächen reibt. Von Hrn. M. C. Pajot Descharmes. |
Fundstelle: | Band 31, Jahrgang 1829, Nr. CXXVII., S. 441 |
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CXXVII.
Bemerkungen uͤber die Zunahme am Gewichte,
welche Bergkrystall zeigt, wenn man ihn zwischen zwei Achatflaͤchen reibt. Von
Hrn. M. C. Pajot
Descharmes.
Aus dem Recueil industriel. N. 19. S.
64.
Descharmes's, Bemerkungen uͤber die Zunahme am Gewichte
etc.
Man nahm eine Unze oder 576 Gran„Une once ou 576 grains.“ Eine Unze haͤlt
nur 480 Gran. Bergkrystall, den man mehrere Male nach und nach in einem Tiegel
ausgluͤhte, welchen man in dieser Absicht auf die Bank eines Glasofens sezte,
dann in kaltes Wasser warf, um ihn darin zerspringen zu lassen, und hierauf, gehoͤrig
getroknet, in einem achatenen Moͤrser mit einem achatenen Stoͤßel
zerrieb. Obige Menge wurde
1) auf einer gut geschliffenen und polirten Achattafel mit einem Laͤufer aus
Achat troken abgerieben. Nach diesem Abreiben hatte der zerriebene Bergkrystall
nicht nur ein weit groͤßeres Volumen, als er Anfangs nicht hatte, sondern es
zeigte sich eine Gewichtszunahme von 120 Gran; die ganze Masse des abgeriebenen
Krystalles wog naͤmlich nun 696 Gran.
2) Von diesen 696 Gran nahm man eine halbe Unze oder 283 Gran, und rieb sie eben so
lang ab, wie die vorigen 576 Gran. Auch jezt schien das Volumen wieder
groͤßer geworden, und der zum zweiten Male abgeriebene Krystall wog 342 Gran;
er hatte also um 45 Gran zugenommen.
3) Von dieser halben Unze nahm man zwei Quentchen (gros)
und rieb sie wieder eben so lang. Man erhielt 2 Quentchen 31 Gran; also 31 Gran
Gewichtszunahme.
4) Man rieb zum dritten Male, aber nur ein Drittel so lang als das vorige Mal, und es
zeigte sich eine Gewichtszunahme von 6 Granen.
5) Dieselbe Masse wurde noch ein Mal so lang, als vorher, gerieben, und es zeigte
sich eine Gewichtszunahme von 10 Granen, so daß durch zweimaliges ReibenEs ist eigentlich dreimaliges Reiben. A. d. Ueb. der zwei Quentchen eine Gewichtszunahme von 47 Gran entstand.
6) Man rieb zum dritten Male, fand aber, daß die Masse sich nicht mehr feiner reiben
ließ; der Laͤufer wirkte nicht mehr darauf, und es zeigte sich nur eine
Gewichtszunahme von zwei Granen.
Um zu sehen, ob diese Zunahme an Gewicht von Einsaugung der Feuchtigkeit der diese
Masse umgebenden Luft, oder von einer Anhaͤngung irgend eines anderen in
derselben enthaltenes Stoffes abhaͤngt, der allenfalls durch Waͤrme
verfluͤchtigt werden kann, sezte man die halbe Unze, von welcher im zweiten
Versuche oben die Rede war, in einer Kapsel aus Pfeifenthon auf gluͤhende
Kohlen, und ruͤhrte sie in allen Richtungen fleißig mit einem
glaͤsernen Staͤbchen um. Noch lau gewogen zeigte sie, statt der 54
Gran, die sie durch das Reiben als Gewichtszunahme erhielt, nur 43 Gran.
Ich muß hier noch bemerken: 1) daß dieses Abreiben in Einem fort geschah; 2) daß die
Dauer, waͤhrend welcher gerieben wurde, bei jeder Reibung in den Versuchen 1,
2, 3 und 6 ungefaͤhr 20 Minuten betrug; 3) daß die Oberflaͤche, die
der Laͤufer waͤhrend des Reibens durchlief, ungefaͤhr 8 Zoll im
Durchmesser halten mochte; 4) daß die Achatplatte und der Laͤufer im Gewichte
nicht merklich gelitten hatten; beide waren an ihrer Oberflaͤche kaum gerizt;
5) daß man nach jedem Reiben auf das Sorgfaͤltigste Alles sammelte, was auf
dem Reibsteine uͤbrig war.
Diese Reihe von Versuchen schien mir unter folgenden Beziehungen wichtig:
In Hinsicht auf die Vermehrung des Gewichtes; in Hinsicht auf das Verhaͤltniß
dieser Vermehrung zur groͤßeren Feinheit, auf welche der Stoff gebracht wird;
in Hinsicht auf die Natur der Koͤrper, die eine so schnelle Gewichtszunahme
erzeugenSollte nicht der Kalk, ein Bestandtheil des Bergkrystalles, hier eine Ursache
der Zunahme an Umfang und an Gewicht des abgeriebenen Bergkrystalles seyn?
A. d. O. (Dieser Versuch verdient auch an anderen Koͤrpern wiederholt
und bei Analysen verschiedener Koͤrper gehoͤrig
beruͤksichtigt zu werden, wenn er allgemeine Guͤltigkeit
zeigen sollte. A. d. Ueb.; in Hinsicht auf das groͤßere Volumen, welches dieser Koͤrper
annimmt, wenn er so fein wie Staͤrkmehl zerrieben wird; in Hinsicht auf die
blendende Weiße und dem glasartigen Charakter, den dieser Koͤrper bei all
seiner Feinheit sowohl in der Sonne als unter dem Vergroͤßerungsglase
behaͤlt; in Hinsicht endlich auf ein Mittel, welches man durch diese
Vermehrung des Gewichtes erhaͤlt, in vielen Faͤllen bei dem Abreiben
der Koͤrper die groͤßere oder geringere Wirkung physischer und
mechanischer Einfluͤsse auf dieselben unter gewissen Umstaͤnden zu
bestimmen.