Titel: | Maschine zum wohlfeilen Spinnen des Hanfes und Flachses, worauf Hr. Debezieux zu Niçe am 16. April 1813 ein Brevet d'Invention auf fünf Jahre erhielt. |
Fundstelle: | Band 31, Jahrgang 1829, Nr. LXXXXV., S. 340 |
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LXXXXV.
Maschine zum wohlfeilen Spinnen des Hanfes und
Flachses, worauf Hr. Debezieux zu Niçe am 16. April 1813 ein Brevet
d'Invention auf fuͤnf Jahre erhielt.
Aus der Description des Machines et Procédés
spécifiés dans les Brevets d'Invention par M. Christian.
T. XIV. p. 107.)
Debezieux, Maschine zum wohlfeilen Spinnen des Hanfes und
Flachses.
Diese Maschine besteht aus mehreren Spindeln, die jenen an den gewoͤhnlichen
Spinnraͤdern aͤhnlich und ringweise (par
claviers) zu acht vertheilt sind. Ein einziges Rad dreht sie, und vertheilt
auch zugleich das noͤthige Wasser zur Befeuchtung der Faden. Das
Spinn-Material stekt auf Roken, so daß eine Spinnerin fuͤr Einen Ring
hinreicht, indem sie nichts anderes zu thun hat, als mit ihren beiden Haͤnden
den Nachzug des Spinn-Materials zu leiten, dessen die Maschine sich
bemaͤchtigt.
Das Triebrad wird durch ein Weib, oder, wenn nur fuͤnf oder sechs Ringe oder
Harnische (claviers ou armures), jeder mit acht
Spindeln, zu treiben sind, durch ein Kind gedreht.
Jede Spinnerin, die einen Ring zu besorgen hat, sezt mit ihrem Fuße einen
Tretschaͤmel in Bewegung, der eine Pumpe treibt, welche auf die acht Spindeln
des Ringes wirkt, den Hanf zieht, und gleichzeitig auf alle so wirkt, wie die linke Hand
einer Spinnerin.
Jeder Ring mit acht Spindeln wird von vier Roken versehen, deren jeder zugleich
fuͤr zwei Spindeln bestimmt ist, und alle Ringe stehen hinter einander. Alle
Faden erhalten die ihnen noͤthige Befeuchtung in dem Augenblike, wo sie ihre
Drehung erhalten, mittelst Roͤhren, die so angebracht sind, daß sie noch
uͤberdieß jedem Vorgespinnste des Fadens einen anhaltenderen,
gleichfoͤrmigeren und wirksameren Druk geben, als die Spinnerin am Rade nicht
zu thun vermag. Der Faden wird durch eine mechanische Bewegung gleichfoͤrmig
gedreht, und nachdem er seine Drehung erhalten hat, wird er von einer anderen
beschleunigten Bewegung ergriffen und auf Spulen gewunden, die auf den Spindeln
steken. Der gesponnene Faden wird endlich mittelst einer anderen mechanischen
Bewegung in Straͤhne gebrachtDas Repertory of Patent-Inventions hat in
seinem lezten Jaͤner-Hefte dieses
Patent mit Angabe der Quelle seinen Landsleuten mitgetheilt. Zu welchem Ende
sehen wir nicht ein; denn kein Spinner und keine Spinnerin wird sich aus dieser Patent-Erklaͤrung (die wir
hier aus dem franzoͤsischen Originale, nicht aus der englischen
Uebersezung uͤbersezen) einen Begriff von der Einrichtung dieser
Spinn-Maschine machen koͤnnen. So aͤffen die
franzoͤsischen Schreiber, so gut wie die englischen, das Publikum mit
Patent-Unsinn. Sollte man ihnen nicht ein solches Patent auf eben
derjenigen Hand verbrennen, mit welcher sie die Unverschaͤmtheit
hatten das koͤnigliche Siegel zu mißbrauchen, und, unter diesem,
solchen Unsinn in die Welt zu schiken? Ist das nicht crimen laesae Majestatis et humanitatis zugleich? Wie uneingedenk
des Gebotes: „du sollst des Herren Namen nicht eitel
nennen!“ erlauben sie sich den schaͤndlichsten Unfug
mit den geheiligten Worten: „Im Namen Sr.
Majestaͤt!“
A. d. U..