Titel: | Bericht des Herrn Héricart de Thury, im Namen des Ausschusses mechanischer Künste, über die Flachs und Hanfspinnerei mittelst Maschinen, welche die Herren Schlumberger, Vater und Sohn und Comp. zu Nogent-les-Vierges, Deptt. de l'Oise, errichteten. |
Fundstelle: | Band 28, Jahrgang 1828, Nr. CXV., S. 441 |
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CXV.
Bericht des Herrn Héricart de Thury, im Namen des Ausschusses
mechanischer Kuͤnste, uͤber die Flachs und Hanfspinnerei mittelst
Maschinen, welche die Herren Schlumberger, Vater und Sohn und Comp. zu
Nogent-les-Vierges, Deptt. de l'Oise, errichteten.
Aus dem Bulletin de la Société
d'Encouragement. N. 284. S. 33.
Héricart de Thury, uͤber die Flachs und
Hanfspinnerei.
Das Gelingen einer jeden Fabrikanstalt haͤngt von der
Nothwendigkeit und von dem allgemeinen Beduͤrfnisse des zu erzeugenden
Gegenstandes ab; auf diesen Grundsaz bauten die Herren Schlumberger. Ihre Fabrik wurde im Jahre 1821 zu
Nogent-les-Vierges, ein Kilometer weit von der Oise und von dem
Staͤdtchen Creil, von den Herren de Livron, Cadet de
Vaux und Breidt, nach Modellen, die aus Belgien
eingefuͤhrt wurden, errichtet.
Herr Breidt, der im Jahre 1824
der einzige Besizer dieser Fabrik geblieben ist, konnte sich in dem Lande nicht mehr
Arbeiter genug fuͤr seine Fabrik verschaffen, und unterhandelte mit der
Regierung, die weiblichen Straͤflinge im Zwangs-Arbeitshause zu
Clermont verwenden zu duͤrfen, wohin er nach und nach 108 Spinnstuͤhle
schaffte, auf welchen er taͤglich, zugleich mit jenen in seiner Spinnerei zu
Nogent, mehr als 300 Pfund einfaches Garn erzeugte, wovon der groͤßte Theil
gezwirnt wurde.
Im Hornung 1827 verband Herr Breidt, um seine Fabrik zu vergroͤßern, sich mit Herrn
Schlumberger dem Vater,
der den Verkauf besorgte, und mit Herrn Schlumberger dem Sohne, der zugleich mit Herrn Breidt, die Fabrik leitete.
Der Hanf und Flachs, der hier gesponnen wird, kommt aus den Departements de l'Aisne,
de la Somme, du Pas de Calais, du Nord, de l'Oise, wo die gewoͤhnliche
Wasserroͤstung theils in Baͤchen, theils in Suͤmpfen noch im
Gange ist.
Das Hecheln, Ausziehen, Vorspinnen, Spinnen etc. geschieht mittelst Maschinen auf
einem und demselben Stuhle. Es wird gut auf diesem Stuhle gearbeitet, und das Garn
ist sehr schoͤn. Man spinnt darauf alle Faden von N. 10 bis N. 30, d.h. Ein Kilogram oder 2
Pfund Faden von N. 10 sind 10,000 und Ein Kilogram von
N. 30 ist 30,000 Meter lang. Man spinnt wohl auch
von N. 40 bis 50, gewoͤhnlich aber nur von 10 bis
30, was eine gute Leinwand, die Elle zu zwei bis drei Franken gibt. Der
groͤßte Theil dieses Garnes wird zu Leinwand verwebt, was anfangs mit vielen
Schwierigkeiten verbunden war, indem die Weber in der Gegend alle Kattunweber sind.
Gegenwaͤrtig hat die Fabrik 150 Weberstuͤhle, deren jeder
taͤglich 2 1/2, Elle Leinwand liefert, in Allem also taͤglich 375 Ellen, die 200 Pfund
Garn fordern. Die verfertigte Leinwand ist sogenannte Cretonne von erster
Qualitaͤt, und 2/3, 3/4, 7/8 Breite. Die Bleichen sind in der Nachbarschaft,
bei den Herrn Turquet zu
Senlis und Herrn Quesnel zu
Fitzjames; kuͤnftig wird die Fabrik aber ihre eigene Bleiche haben.
Unter den Weberstuͤhlen des Herrn Schlumberger zeichnet sich vorzuͤglich jener des Herrn
Débergue aus,
dessen Erfinder die silberne Medaille erhielt. Sie besizen aber noch einen anderen
Stuhl, den sie aus dem Auslande kommen, und auf welchen sie sich ein Brevet d'importation geben ließen: von diesem Stuhle
versprechen sie sich sehr viel.
Außer den 2 Zentnern Garn, die sie taͤglich zur Leinwand brauchen, verfertigen
sie auch viel Zwirn fuͤr Paris und Lyon.
Zum Hecheln, Vor- und Feinspinnen,
Baͤuschen der Leinwand,und zum Weben verwenden sie
ungefaͤhr 130 Arbeiter vonjedem Alter
130
Zum Feinspinnen und Spulen haben sie zu
Clermont und fuͤrdie auswaͤrtigen Weber
ungefaͤhr
200
An auswaͤrtigen Webern selbst
110
––––
In Allem Arbeiter
440
außer den vielen Weibern, die sie im Winter zum Wergspinnen
fuͤr Sak- und Pakleinwand verwenden.
Die Herren Schlumberger wuͤnschen nun, daß die
Drittel-Million, welche die franzoͤsische Regierung demjenigen als
Preis versprach, der Hanf und Flachs im Großen auf Spinnmuͤhlen spinnen
wuͤrde, ihnen wenigstens insofern zuerkannt wuͤrde, als die Negierung
ihnen ihre Fabrik unter der Bedingung abkaufte, daß ihnen die Leitung derselben
bliebe, und daß diese Fabrik so zu sagen als Musterschule fuͤr die nun so
leicht zu errichtenden aͤhnlichen Hanf- und Flachsspinnmuͤhlen
fuͤr ganz Frankreich, als Lehranstalt dienen koͤnnte; oder daß die
Regierung ihnen einen auf ihre Fabrik hypothecirten Vorschuß auf fuͤnf Jahre
ohne Interessen leihe, den sie in den folgenden fuͤnf Jahren
zuruͤkbezahlen, und vom sechsten Jahre an bis zur gaͤnzlichen
Abtragung ihrer Schuld mit 4 p. C. verzinsen wollen:
dafuͤr wollen sie der Regierung ihr Verfahren mittheilen.
Die Société empfahl diesen Vorschlag den Ministern, und belohnte die
Herrn Schlumberger mit der
Ehrenmedaille246)