Titel: | Beschreibung eines gezogenen Rohres, das mit Detonations-Composition abgefeuert wird, und eine Feder statt eines Schlosses hat. Von OberstlieutenantMiller, F. R. S. |
Fundstelle: | Band 28, Jahrgang 1828, Nr. CXII., S. 437 |
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CXII.
Beschreibung eines gezogenen Rohres, das mit
Detonations-Composition abgefeuert wird, und eine Feder statt eines Schlosses
hat. Von OberstlieutenantMiller, F. R. S.
Aus dem Philosophical-Magazine. April 1828. S.
277.
Mit Abbildungen auf Tab.
IX. (Im Auszuge.)
Miller' Beschreibung eines gezogenen Rohres.
Der Schaft ist aus Eisen oder Stuͤkgut, in der Mitte
hohl, und der Lauf schraubt sich in demselben am Pulversake ein. Die Feder wirkt
horizontal, und ist auf eine Platte aufgeschraubt, die an der linken Seite des
Halses des Kolbens befestigt ist. An dem Vordertheile der Feder befindet sich ein
Querstuͤk, welches durch den Schaft hinter der Pulverkammer laͤuft,
und auf der linken Seite etwas hervorsteht. In diesem Querstuͤke ist eine
Kerbe, und ein Knopf am Ende desselben. Der Druker bewegt sich auf einem Zapfen an
dem oberen Theile des
Schaftes, und wird durch eine hinten angebrachte Feder vorwaͤrts geschoben.
Das Gewehr wird gespannt, indem man den Hals des Schaftes mit den Fingern der
rechten Hand umfaͤngt, und den Daumen gegen den Knopf der Feder
druͤkt, bis die Kerbe gegen den Druker kommt. Man sezt dann die Kappe auf den
Punct und laͤßt die Feder darauf nieder, indem man den Daumen wieder auf den
Knopf stellt, und den Druker mit dem Mittelfinger zieht. In dieser Lage laͤßt
man die Feder, bis das Gewehr gebraucht wird, wo es wieder gespannt und abgefeuert
wird. Fig. 36
zeigt das Gewehr von der Seite, und Fig. 37 zeigt, wie die
Feder wirkt. Um den Hals des Schaftes besser halten zu machen, umhuͤllt man
ihn mit Leder: hinten ist eine Buͤchse zur Aufnahme der Kappen. Die Kraft der
Feder kann durch Anziehen der Schraube vermehrt oder vermindert werden.
Auf diese Weise erhaͤlt man leichter Feuer, als mittelst eines
gewoͤhnlichen Schlosses, weil keine so große Reibung Statt hat. Diese
Vorrichtung geraͤth auch nicht so leicht in Unordnung, und kommt um die
Haͤlfte wohlfeiler.
Der Herr Oberstlieutenant erzaͤhlt nun seine im August 1827 zu Woolwich
angestellten Versuche auf zwei Seiten.
Wir begnuͤgen uns das Resultat derselben anzugeben, welches darin besteht, daß
dieses gezogene Rohr eben so gut schießt, als ein gewoͤhnliches Schloßgewehr
mit schwereren Kugeln und vier Mahl so viel Pulver. Die
mit diesem Gewehre abgezogene Kugel schlaͤgt einen Pfosten um nichts besser
durch, wenn man ein Quentchen Pulver mehr zur Ladung nimmt: ein neuer Beweis, daß
eine maͤßige Ladung die beste ist, und starke Ladungen nur das Gewehr
verderben, die Auslagen vermehren, und keine staͤrkere Wirkung
hervorbringen.