Titel: | Ueber Anlage von Waldbaum-Pflanzungen auf öden Gründen, und die Vortheile des tiefen Pflügens und Düngens bei solchen Anlagen. |
Fundstelle: | Band 28, Jahrgang 1828, Nr. XXXIV., S. 157 |
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XXXIV.
Ueber Anlage von Waldbaum-Pflanzungen auf
oͤden Gruͤnden, und die Vortheile des tiefen Pfluͤgens und
Duͤngens bei solchen Anlagen.
Ueber Anlage von Waldbaum-Pflanzungen auf oͤden
Gruͤnden.
Hr. W.
Withers, Esqu., hat im XL. Bd. der Transactions of the
Society eine sehr interessante, und vorzuͤglich
fuͤr knikerische Guͤter-Besizer lehrreiche Abhandlung
mitgetheilt, welche sich auch in Gill's techn. Repository, Februar 1820. S.
100. abgedrukt befindet.
Besizer großer wuͤster Streken im noͤrdlichen England und Schottland
haben seit mehreren Jahren diese Wuͤsteneien dadurch zu einigem Ertrage zu
bringen versucht, daß sie stellenweise Loͤcher in die Erde graben, einen Baum
in das Loch pflanzen, und den uͤbrigen Wachsthum desselben der Natur
uͤberließen. Wenn von 50 auf diese Weise gepflanzten Baͤumen einer auf
diesen Wuͤsten fortkam, war doch Einiges gewonnen. Dieses wilde
Pflanzensystem fand in England Nachahmer, die da glaubten, die Heidenstreken um ihre
Sommerhaͤuser auf eine aͤhnliche Weise schnell und wohlfeil in
Lustwaͤlder verwandeln zu koͤnnen.
Hr. Withers belehrt nun diese Herren durch sein Beispiel,
und durch das Beispiel vieler seiner Nachbarn, die diesem neuen Systeme huldigten,
und dadurch ihr Geld zum Fenster hinaus warfen, daß, wenn man wuͤstes Land
wirklich in einen schnell nuzbaren Wald verwandeln will, man alles
Heide-Kraut und Farn-Kraut abbrennen, die Asche liegen lassen, den
Boden tief umgraben, fleißig behauen, und vom Unkraute rein halten muͤsse.
Damit hat er nun nichts Neues gesagt; es ist aber, leider, nur zu oft
noͤthig, das Alte hundert Mahl wieder zu sagen, um Vorurtheile und
Irrthuͤmer zu beseitigen, und eines der am tiefsten eingewurzelten
Vorurtheile bei den Reichen ist dieses, daß man uͤberall sparen
muͤsse. So werden Haͤller erspart und Thaler hinausgeworfen, und
groͤßer als der Verlust dieser Thaler ist der Verlust an Zeit, von welcher
man mit allen Thalern und Guineen der Erde auch nicht ein Stuͤndchen mehr
zuruͤkkaufen kann, wenn es einmahl verloren ist.
Hr. Withers fuͤhrt ein Beispiel fuͤr die
Richtigkeit dieser Bemerkungen an den neuen Forst-Anlagen seines Nachbars an,
des Admirals Windham. Dieser Hr. Windham bepflanzte im Jahre 1824 ungefaͤhr 40 Morgen Landes nach
dem neuen Systeme. Einige Schotten hatten ihn uͤberredet, daß es keines
Pfluͤgens und Jaͤtens bedarf; daß das Unkraut den Boden warm und
feucht haͤlt, und daß man nur einen Baum in ein Loch steken duͤrfe,
damit er wachse; sie uͤbernahmen es das Tagwerk fuͤr 3 Pfund 10 Shill.
auf diese Weise mit Baͤumen zu bepflanzen. Der Hr. Admiral, ein Freund vom
Sparen, willigte ein, und erwartete von seinem Ersparungs-Systeme großen
Nuzen: allein, die wenigen Baͤumchen, die noch von dieser Pflanzung am Leben
sind, sind verkruͤppelt und buchstaͤblich keinen Haͤller werth.
Die 140 Pfund Sterl., die der Hr. Admiral fuͤr seine Plantage auslegte, an
welcher er eben so viel zu ersparen, als zu gewinnen hoffte, sind so gut, als in's
Meer geworfen.
In diesen Fehler fallen so viele Landwirthe. Sie wollen sparen, sogar an
Duͤnger sparen, und vergessen, daß, je mehr sie duͤngen, desto reichlicher sie ernten.
„Mein Nachbar, der gern spart,“ sagt Hr. Withers, „fuͤhrt 12 Fuhren
Duͤnger auf jedes Tagwerk seiner Felder; ich fuͤhre 18 Fuhren auf
jedes Tagwerk. Er erntet 6 Combs; ich ernte 10. Wir sind beide Paͤchter,
und ich muß denselben Pachtschilling zahlen, ob ich 6 oder 10 Combs
ernte.“
„Eben so geht es bei Baumpflanzungen aller Art. Je mehr man
verstaͤndig auf dieselben wendet, desto besser gedeihen sie. Ich kenne
viele solche Pflanzungen, auf welche man nur 10 Pfund per Acre bei der ersten
Anlage verwendete. Die Baͤume auf denselben sind jezt, nach 20 Jahren,
nicht viel mehr werth, als sie bei ihrem ersten Ankaufe gewesen sind;
haͤtte man ein Drittel mehr daran gewendet, so wuͤrde das Tagwerk
dieser Pflanzungen jezt 50 bis 100 Pf. werth seyn.“
Die einfaͤltigste und laͤcherlichste Art von Verschwendung ist sparen
zur Unzeit, und am unrechten Orte.