Titel: | Ueber Englands Handel. Verhältniß des amtlichen Werthes zum erklärten oder wirklichen bei allen aus England und Schottland (mit Ausnahme Irlands) nach allen Welttheilen vom J. 1814. bis 1826 ausgeführten Artikeln. Von Daniel Hardcastle. |
Fundstelle: | Band 27, Jahrgang 1828, Nr. LXXX., S. 301 |
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LXXX.
Ueber Englands Handel. Verhaͤltniß des
amtlichen Werthes zum erklaͤrten oder wirklichen bei allen aus England und
Schottland (mit Ausnahme Irlands) nach allen Welttheilen vom J. 1814. bis 1826
ausgefuͤhrten Artikeln. Von Daniel Hardcastle.
Aus dem Recueil industriel, Decbr. 1827, S.
521.
Hardcastle, uͤber Englands Handel.
Textabbildung Bd. 27, S.
301
Amtliche Werthe; Jahre; Fabricirte
Baumwolle; Gesponnene Baumwolle; Wollen-Waaren; Leinwand;
Seiden-Waaren; Gesammt-Betrag des Vorausgegangenen;
Gesammt-Betrag aller uͤbrigen Artikel
Textabbildung Bd. 27, S. 302
Amtliche Werthe; Jahre; Fabricirte
Baumwolle; Gesponnene Baumwolle; Wollen-Waaren; Leinwand;
Seiden-Waaren; Gesammt-Betrag des Vorausgegangenen;
Gesammt-Betrag aller uͤbrigen Artikel; Erklaͤrte oder
wirkliche Werthe
Hr. Daniel
Hardcastle
„(eigentlich Page de la Bourse)“
Der wahre Name ist Page de la Bourse, eines sehr
geistreichen Finanzmannes nach der Bemerkung des Industriel.
erklaͤrt zuvoͤrderst, was man unter amtlichem Werth (valeur officielle) versteht.
Dieser Werth wurde von der Regierung seit vielen Jahren als Durchschnitt (mittlere
Proportionale) der Verkaufspreise angenommen, um als Vergleichungspunct bei der
Ausgleichung der Ein- und Ausfuhr jeder Waare zu dienen und Daten zur
Rechnung zu geben, durch welche man der Wahrheit so nahe als moͤglich kommen
kann.
Da die Anwendung der Maschinen und Verbesserungen sowohl im Einzelnen als im
Allgemeinen die alten Werthe der Waaren sehr veraͤnderten, so figurirt der
amtliche Werth, den die Regierung noch heute zu Tage in ihren Rechnungen
aufzufuͤhren fortfaͤhrt, nur als eine imaginaͤre
Groͤße.
Man behauptet, sagt der Verfasser, daß der amtliche Werth uͤber die Menge der Ausfuhr Aufschluß
gibt; fuͤr sich allein vermag er dieß aber eben so wenig, als der
erklaͤrte.
So sagt man es z.B. eben so wenig, wie viel Yards Leinwand im J. 1814
ausgefuͤhrt wurden, wenn man den amtlichen Werth
derselben zu 1,524,457 Pf. Sterl. angibt, als wenn man den erklaͤrten Werth zu 1,701,384 Pf. Sterl. hinschreibt.
Indessen ist der amtliche oder eingebildete
(imaginaͤre) Werth doch nicht ohne allen Nuzen, indem er zeigt, ob die Menge
der Ausfuhr zugenommen oder abgenommen hat.
Man seze z.B. den amtlichen Werth von 1,524,457 Pf. St. =
100 fuͤr die Menge der Ausfuhr im J. 1814, so wird, da die Ausfuhr vom J.
1826 zu 2,056,760 Pf. Sterl. 134 gibt, einen Ueberschuß fuͤr das leztere Jahr
von 34 p. Cent zeigen.
Der erklaͤrte Werth gibt keine Gewißheit, weil er auf keiner festen Basis
beruht, und im Gegentheile nach einer Menge von Umstaͤnden sich
aͤndert. Er kann also nie die Vermehrung oder Verminderung der Ausfuhr
anzeigen; hat aber auf der anderen Seite den Nuzen, uns den wirklichen Maßstab des
Productes unseres Absazes im Auslande zu geben.
Nach diesen Vergleichungs-Puncten koͤnnen wir mit Sicherheit schließen,
daß, obschon der amtliche Werth vom J. 1814 (24,439,684 Pf. Sterl.) sich im J. 1826
auf 32,399,174 Pf. Sterl. erhob, der wirkliche Werth des Ertrages unseres Verkaufes
im Auslande von 28,788,940 Pf. Sterl. im J. 1814 bis auf 20,652,623 Pf. Strl. im J.
1826 herabging.
Hieraus folgt, daß der wirkliche Ertrag einer geringeren Menge im J. 1814 viel
groͤßer war, als der Ertrag einer weit groͤßeren Menge im J. 1826. Um
diesen Saz noch deutlicher zu machen, wollen wir ihn auf die
Baumwollen-Fabrikate besonders anwenden.
Wenn wir annehmen, daß die Menge der Ausfuhr im J. 1814 nach dem amtlichen Werthe
100, und das Product des Ertrages 16,690,365 Pf. Sterl. war, und dieser amtliche
Werth 17,395,796 Pf. Sterl. wirklichen oder erklaͤrten Werthes gab, so
uͤbertrifft lezterer den ersten um 4 1/4 oder um 4 Pf. Sterl. 5,0.
Waͤre der wirkliche Werth derselbe im J. 1826 geblieben, wie im J. 1814, so
wuͤrde man folgendes Resultat erhalten haben:
Da der amtliche Werth (unter der Annahme, daß er eine Menge = 100 ausdruͤkt)
im J. 1814 = 16,690,365 Pf. Sterl. war, so wuͤrde der amtliche Werth von
21,445,565 im J. 1826 statt 100 eine Menge von 128,49 ausdruͤken, und da der
amtliche Werth = 100 im J. 1814 einen wirklichen Werth von 104,21 gab, so
wuͤrde der
amtliche Werth von 128,49 einen wirklichen Werth von 132,70 geben.
Der amtliche Werth vom Jahre 1826 war aber 21,445,565 Pf. Sterl. und der wirkliche
Werth nur 10,522,357 Pf. Sterl., so werden obige 132,70 auf 63,04 reducirt; oder
deutlicher gesprochen, das Yard (3 Fuß, oder die Elle) das im J. 1814
ausgefuͤhrt wurde, gab dem Lande eben so viel Nuzen, als 2 1/8 Yards (oder 2
1/8 Ellen), die im J. 1826 ausgefuͤhrt wurden.
Eine solche Thatsache verdient reifliche Erwaͤgung.
Denn, wenn der wirkliche Werth der erzeugten Baumwollen-Waaren in demselben,
oder vielmehr in einem noch groͤßeren Verhaͤltnisse abnimmt, als die
Menge der erzeugten Baumwollen-Waaren zunimmt, so muß die Verfertigung
derselben aufhoͤren dem Lande vortheilhaft zu seyn.
Baumwollen-Garn gibt, nach demselben Grundsaze, folgendes Resultat.
Die im J. 1814 ausgefuͤhrte Menge (= 100) hatte einen amtlichen Werth von
1,119,850 Pf. Sterl., die einen wirklichen von 2,791,249 Pf. Sterl. gaben. Folglich
gaben 100 Pf. amtlichen Werthes 249,25 wirklichen Werthes, oder einen Ueberschuß von
149 Pf. Sterl. 5 Shill.
Waͤre der wirkliche Werth vom J. 1814 noch im J. 1826 geblieben, so
muͤßte der amtliche Werth des in diesem Jahre ausgefuͤhrten
Baumwollengarnes von 3,748,526 Pf. Sterl. eine Groͤße von 334,73 betragen.
Und da der amtliche Werth im J. 1814 fuͤr 100 den Werth von 249,25 gab, so
muͤßte er im J. 1826 bis auf 834,31 gestiegen seyn.
Im J. 1826 war aber der amtliche Werth 3,748,526 Pf. St. und der wirkliche Werth
3,491,268 Pf. Sterl.; folglich lezterer nur 311,76 statt 834,31.
Waͤhrend also die Menge der Ausfuhr vom J. 1814 bis zum J. 1826 von 100 auf
334,73 stieg, verminderte sich der Werth waͤhrend eben dieser Zeit von 834,31
auf 311,76: der Gewinn an der Menge ward 62,51, der Verlust am Werthe 522,55.
Wir wollen noch eben diese Grundsaͤze auf den Gesammtbetrag der
uͤbrigen nicht einzeln angefuͤhrten Manufacturen anwenden.
Die Ausfuhr im J. 1814 = 100, gibt, bei einem amtlichen Werthe von 6,629,469 Pf.
Sterl., und bei einem wirklichen von 8,603,895 Pf. Sterl. einen wirklichen Werth von
129,78, oder einen Ueberschuß von 29 Pf. Sterl. 15 Sh. 7 Pence uͤber den
amtlichen Werth.
Haͤtte der wirkliche Werth des Jahres 1814 sich noch im J. 1826 erhalten, so
wuͤrde man folgendes Resultat finden.
Der amtliche Werth der Ausfuhr von 1814, zu 100 angenommen, gibt, unter obiger
Voraussezung, den Werth der Ausfuhr von 1826 zu 108,68. Da dieser Werth im J. 1814
einen wirklichen Werth von 100 auf 129,78 erhoͤht gegeben hat, so
muͤßte, da der amtliche Werth im J. 1826 = 108,68 war, einen wirklichen Werth
von 141,04 geben.
Nun war aber der amtliche Werth im J. 1826 = 7,205,083 Pf. Sterl., waͤhrend
der wirkliche Werth nur 6,638,998 Pf. Sterl. betrug; folglich ist lezterer von
141,04, was er seyn sollte, auf 100,14 herabgeschmolzen.
Wenn also die Menge der Ausfuhr von 100 im J. 1814 auf 108,68 im J. 1826 gestiegen
ist, erhaͤlt man einen Gewinn an der Menge der Ausfuhr von 8,68, und einen
Verlust an wirklichem Werthe von 40,90.
Wir muͤssen hier vorhinein dem Einwurfe begegnen, den man hinsichtlich der
Verminderung des Geldwerthes seit 1814 machen kann.
Die Unze Goldes galt, im J. 1814, 5 Pf. Sterl. 1 Shill. 8 Pence. Der Werth einer
Banknote von Einem Pf. Sterl. war 15 Shill. 4 Pence.
Pf. Sterl.
Wir sagen nun: die ausgefuͤhrten
Baumwollen-Waaren betrugen im J. 1814
17,393,796
Da die Banknote nur 15 Shill. 4 Pence
betrug, war der wirkliche Betrag dieser Ausfuhr nur
13,335,243
Und da der wirkliche Werth der Ausfuhr im
J. 1826 nur betrug
10,522,357
–––––––––
so ist der Verlust am wirklichen
Werthe
2,812,886
Der wirkliche Werth des im J. 1814
ausgefuͤhrten Baumwollengarnes war
2,791,249
was, auf Papier reducirt,
betraͤgt
2,139,958
Der gesammte wirkliche Werth war im J.
1826
3,491,268
–––––––––
so ist der Gewinn am wirklichen
Werthe
1,351,310
Der Werth der uͤbrigen
ausgefuͤhrten Artikel war im J. 1814
8,603,895
was, auf Papier reducirt,
betraͤgt
6,596,320
Der gesammte wirkliche Werth betrug im J.
1826
6,638,998
–––––––––
folglich Vermehrung des wirklichen
Werthes
42,678
Der Werth der Gesammtausfuhr der
uͤbrigen Artikel im J. 1814 war
14,658,432
Dieser Werth, auf Gold reducirt,
gibt
11,238,132
Im Jahre 1826 war er
10,159,015
–––––––––
Also Verlust am wirklichen Werthe vom J.
1814
1,143,117
Das Endresultat aus allem Obigen hinsichtlich der Ausfuhr ist:
Die Menge der ausgefuͤhrten Baumwollen-Waaren hat vom J. 1814 bis zum
J. 1826 in dem Verhaͤltnisse von 128,48 zu 100 zugenommen, und ihr wirklicher
Werth ist von 100 auf 78,91 gefallen.
Die Menge des ausgefuͤhrten Baumwollengarnes ist, waͤhrend dieser Zeit,
von 100 auf 334,73 gestiegen, waͤhrend der wirkliche Werth nur von 100 auf
163,15 stieg.
Die Menge der uͤbrigen gewebten Artikel vermehrte sich von 100 auf 108,68; der
wirkliche Werth derselben aber nur von 100 auf 100,65.
Die Menge aller uͤbrigen Artikel hat sich von 100 auf 90,55 vermindert, und
ihr wirklicher Werth von 100 auf 90,72.
Da endlich die amtliche Totalsumme aller im J. 1814 ausgefuͤhrten
Gegenstaͤnde 33,200,580 Pf. Sterl. betrug, und eben diese Summe im J. 1826
bis auf 40,322,004 Pf. Sterl. stieg; der wirkliche Werth derselben im J. 1814 aber
33,309,652 Pf. Sterl., im J. 1826 nur 30,847,638 Pf. Sterl. betrug, so folgt, daß
die Menge von 100 auf 121,48 zunahm, waͤhrend der wirkliche Werth von 100 auf
92,61 fiel.
Also hat eine Menge Maaren = 92,61 im J. 1814 denselben Ertrag geliefert, den eine
Menge Waaren = 121,48 im J. 1826 lieferte; folglich entstand ein Verlust bei den
ausgefuͤhrten Waaren von 28,87 p. C.
Hieraus ergeben sich folgende Betrachtungen:
Es ist offenbar, daß die Maschinen und die Verbesserungen in der Fabrication beinahe
alle Fabricationskosten verminderten. Diese Kosten vermindern heißt aber in
demselben Verhaͤltnisse den Werth des Fabrikates vermindern.
Es ist ferner offenbar, daß die Menge der Fabrikate nicht im Verhaͤltnisse der
Abnahme des wirklichen Preises derselben zugenommen hat; und obschon obige Tabelle
nur die Ausfuhr bezeichnet, scheint es doch gewiß, daß dasselbe Resultat auch den
inlaͤndischen Handel betrifft.
Es laͤßt sich mit Recht vermuthen, daß eine aͤhnliche Verminderung,
obschon im geringeren Maße, bei den Erzeugungs-Kosten des rohen Materiales
oder bei ihrer Einfuͤhrung auf den englischen Markt Statt hatte.
Wir wollen nun sehen, ob es gegenwaͤrtig noch so schwer ist, Gold und Silber
zu erhalten, als im J. 1814, oder ob diese Schwierigkeit, im Falle, daß sie sich
vermindert haͤtte, in demselben Verhaͤltnisse geringer wurde, als die
Fabrications-Kosten bei Erzeugung der Waaren sich verminderten.
Um diese wichtige Aufgabe zu loͤsen, wollen wir Thatsachen sammeln, und die
Preise der Silberwaaren erwaͤgen.
Wenn man den Werth des Geldes auf jenen, den es im J. 1814 hatte, und zwar auf Gold
reducirt, so wird man sich uͤberzeugen, daß nicht nur alle Fabrikate, sondern
auch beinahe alle rohen Materialien heute zu Tage wohlfeiler sind, als im J. 1814,
und daß die Producte unseres Akerbaues „(des englischen!)“
wenigstens nach meiner Ansicht theuerer sind.
Wenn in der That alle, oder beinahe alle, Fabrikgegenstaͤnde jezt weniger
kosten, als im J. 1814, so sind wir auf der anderen Seite uͤberzeugt, daß die
Kosten der Gelderzeugung sich nicht vermindert haben, es mag nun diese Verminderung
verhaͤltnißmaͤßig weniger groß seyn, als bei den uͤbrigen
Fabrikkosten, oder es mag die Schwierigkeit groͤßer geworden seyn, edle
Metalle an Tag zu foͤrdern.Lezteres scheint nicht der Fall. Wir wuͤrden zwar keine Actien an den
Gold- und Silberbergwerken von Mexico und Potosi nehmen, sind aber
uͤberzeugt, daß deutscher Fleiß und englischer Unternehmungsgeist
mehr Gold und Silber aus diesen Bergen foͤrdern wird, als
Inquisitions-Stupiditaͤt nicht daraus foͤrdern konnte.
Die jaͤhrliche Ausbeute der neuen
Goldbergwerke Rußlands ist nicht unbedeutend. Gold und Silber wird und muß
im Werthe fallen, wie es seit der Entdekung von Amerika von Jahrzehend zu
Jahrzehend der Fall war, und folglich muß der Werth der Gruͤnde und
ihrer Producte, nach dem Nennwerthe des Geldes, in dem Maße steigen, als
dieser Nennwerth faͤllt. Wer Geld hat, und fuͤr seine
Nachkommen arithmetisch sorgen will, wird liegende Gruͤnde kaufen. A.
d. U.
Man kann also hieraus folgern, daß, wenn Zunahme der Menge der erzeugten Fabrikate
fuͤr die Verminderung des Werthes derselben nicht entschaͤdigt, unser
Fabrikreichthum gegenwaͤrtig nicht so groß ist, als er im J. 1814 gewesen
ist, wie obige Thatsachen erwiesen haben.
Indessen haͤngt unser Reichthum so sehr von unserer Ausfuhr ab, und diese
steht in so inniger Verbindung mit unserem inneren Handel, ist so sehr in denselben
verwebt, daß dieser mit jener steigen und fallen muß.
Wenn also dieselbe Menge Waaren jezt weniger Werth hat, als im J. 1814, so wird auch
jezt weniger Geld als damahls auf denselben liegen. Nun ist es aber gewiß, daß
gegenwaͤrtig mehr Geld im Umlaufe ist, als damahls. Gegenwaͤrtig
circuliren in England (wenigstens war es so im Mai 1827) 55 Millionen Pf. Sterl.; im
J. 1814 waren nur 43 Millionen Pf. Sterl. im Umlaufe.
Hieraus folgt
1) daß die Interessen fallen muͤssen;
2) daß es barer Unsinn ist, das Geld durch Bankzettel noch vermehren zu wollen, indem
man ohnedieß mehr Geld hat, als man anzulegen weiß.
Ein Geld, das nicht mit Vortheil auf irgend etwas angelegt werden kann, ist unnuͤz,
und legt man es an, so muß nur der Werth der Fabrikate nothwendig dadurch)
steigen.
Nun koͤnnen wir aber den Werth der Fabrikate nicht erhoͤhen, ohne die
Ausfuhr zu vermindern, wodurch eine bedeutende Verminderung unserer Renten aus allen
Welttheilen entstehen wuͤrde, und endlich gar ein Deficit. Zuviel Geld
schadet der Industrie, statt dieselbe zu foͤrdern.
Mit einem Worte, wenn, waͤhrend wir den Werth unserer Waaren nach Papier
schaͤzen, das wir nach Belieben fabriciren koͤnnen, das Ausland
denselben nur nach Geld berechnet, welches nur durch Arbeit gewonnen werden kann, so
kann offenbar diese verschiedene Art von Schaͤzung nur durch eine Reduction
im Wechsel ausgeglichen werden, die einen Schreken erregen muß, dessen Resultat kein
anderes seyn kann, als daß Alles hoͤchst unsicher wird. Dieß ist dann ein
neues Uebel, welches aus dem Ueberflusse des Geldes entsteht.
So lang die Bank in Gold bezahlen wird, ist es unmoͤglich, daß durch, die
Wechsel-Reduction im Auslande die Erhoͤhung des Preises unserer
Fabrikate ausgeglichen wird, wenn wir eine zu große Menge Geldes zur Erzeugung
derselben anwenden muͤssen. In gewoͤhnlichen Faͤllen geht also
jeder Wechsel-Reduction entweder eine Verminderung unserer Ausfuhr oder eine
Vermehrung der Einfuhr voraus, und oͤfters hat beides zugleich Statt.
Eine Vermehrung der Geldmenge, in der Absicht den Preis unserer Waaren dadurch zu
erhoͤhen, ist also eine eitle und unnuͤze Maßregel, und wenn sie
gelingt, so erzeugt sie nur Schaden.
Wenn man sagen wollte (wie einige behaupten), daß man zu niedrigen Preisen
ausfuͤhren und die Artikel zu innerem Verbrauche in hoͤheren Preisen
halten koͤnnte, so muͤßte man zu Praͤmien seine Zuflucht
nehmen; denn sonst waͤre ein solcher Vorschlag laͤcherlich. Wo der
Handel frei ist, ist es unmoͤglich, denselben Gegenstand zu zwei
verschiedenen Preisen zu verkaufen, oder vielmehr, es ist gewiß, daß dort, wo der
Ueberfluß an Waare nur durch Ausfuhr seinen Ausweg finden kann, der Preis, zu
welchem ausgefuͤhrt wird, auch den Weis fuͤr den inneren Bedarf
bestimmt.
Bis auf den Grad von Narrheit ist es bei uns noch nicht gekommen, daß man eine neue
Steuer vorzuschlagen wagte, um mittelst derselben solche Praͤmien zu deken,
und dieß zwar nur aus dem Grunde, um noch mehr Papiergeld in Umlauf sezen zu
koͤnnen.
So wie durch Erhoͤhung des Preises der Fabrikate nur Unheil entstehen kann, so
laͤßt sich auch kein Vortheil von Erhoͤhung desselben bei den rohen
Artikeln erwarten, aus welchen dieselben verfertigt werden.
Der hoͤhere Preis der einen theilt sich den anderen mit, deren Ausfuhr dadurch
abnimmt, und das Ausland, das uns beinahe alle seine rohen Artikel verkauft,
wuͤrde allen Vortheil der Erhoͤhung des Preises derselben uns vor
unseren Augen wegnehmen.
Wenn es nur mehr eine Classe von Producten gibt, auf welche man die
uͤberfluͤßige Menge Geldes legen kann, um durch Aufkauf den Preis
derselben zu erhoͤhen, naͤmlich die Lebensmittel, so werden bei dieser
Speculation die verderblichsten Folgen sicher nicht lang ausbleiben
koͤnnen.
Unsere Fabrikarbeiter zahlen ohnedieß schon jeden Bissen Brod zwei Mahl so theuer,
als auf dem festen Lande „(sechs Mahl so theuer)“, und ich darf
es daher jedem Manne, der frei von vorgefaßten Meinungen denkt, uͤberlassen,
die Folgen einer Erhoͤhung des Brodpreises zu berechnen. Der Fabrikant, der
weder in der Erhoͤhung der Preise seiner Waaren Entschaͤdigung findet,
noch das Gleichgewicht zwischen Gold und Papier herzustellen vermag, wuͤrde
am Ende gezwungen seyn, mit seinen Waaren zu den niedrigsten Preisen
auslaͤndisches Getreide um die hoͤchsten Preise bezahlen zu
muͤssen.
Es ist also Geboth der hoͤchsten Weisheit, unsere Korngeseze einer Reform zu
unterziehen. Denn, wenn der Fabrikant gezwungen ist, seine Waaren wohlfeil zu
verkaufen, so muß er auch sein erstes Lebensbeduͤrfniß, Brod, um einen
billigen Preis erhalten koͤnnen.
Zu diesem Schlusse muß es kommen. Der gegenwaͤrtige Zustand des Landes macht
eine schnelle Abhuͤlfe unentbehrlich. Ein verabscheuungswuͤrdiges
Finanzsystem in Bezug auf Geld hat bereits Unheil und unermeßlichen Verlust an
Capitalien genug erzeugt, wovon Niemand Vortheil zog, als diejenigen, die
betruͤgerischer Weise ihr Papiergeld in Umlauf sezten.
Unser gegenwaͤrtiges System naͤhrt diese verderblichen
Papier-Speculationen und ermuthigt zu denselben, zwingt manche zur
Verzweiflung und noͤthigt sie, sich in den Abgrund derselben zu
stuͤrzen, und fuͤhrt die Regierung selbst zu einer Verschwendung, die
bis zur Ausschweifung hinansteigt.
Dieses verderbliche System wirkt auf die nachtheiligste Weise bald auf die Interessen
der Capitalien, bald auf die Preise der Waaren, bald auf beide zugleich.
Wenn man einem Stuͤke Lumpen einen Werth beilegt, der nur in edlen Metallen
gegruͤndet seyn kann, so richtet man jene achtbaren Haͤuser zu Grunde,
die wirklich Capitalien in Gold besizen; man stiehlt jedem rechtlichen Manne den
lezten Silberpfennig aus der Tasche. Niemand kann fortan mehr seine Speculation mit
Sicherheit leiten. Mag der hellste Verstand den Plan zu einer Unternehmung entwerfen
mag die
hoͤchste Klugheit denselben ausfuͤhren, das Resultat, der Erfolg
haͤngt von den 24 Direktoren der Bank ab. Sie moͤgen
Ehrenmaͤnner seyn, wie sie es auch sind; sie verfehlen aber bei den besten
Absichten fuͤr das allgemeine Wohl in der Regel ihren Zwek, so daß die
hoͤchste Ehrlichkeit, vereint mit Mangel an noͤthigen Kenntnissen, bei
ihnen dasselbe Resultat gibt, was bei anderen die durchtriebenste Diebskunst.
Mit einem Worte, unser Cirkulationssystem untergraͤbt das allgemeine Beste in
seinen tiefsten Grundfesten.
Welches Mittel laͤßt sich gegen ein solches Uebel ergreifen? Es gibt nur
Eines, das man schon so oft vorgeschlagen hat.
Die Regierung muß sich nach und nach mit der Bank ausgleichen und dann alle
Verbindung mit derselben aufgeben.
Diese muß alle ihre kleinen Banknoten, diese brennenden Lunten in der Pulverkammer
des Staatsgebaͤudes, einziehen, und keine Banknoten unter 20 Pf. Sterl. mehr
ausgeben, wir wollen nicht mit Mushet sagen, unter 50
Pf., obschon Lezteres noch weit besser waͤre.
Dieß ist das einzige Mittel, und es ist reine Narrheit in ihrem wenn man kleine
Bankzettel zu 1 Pf. Sterl. fuͤr dieses Mittel haͤlt. Das Gute, was
durch lezteres allenfalls erreicht werden koͤnnte, ist so unbedeutend, daß
ein erfahrner Financier sich schaͤmen wuͤrde, es in seine Rechnung
aufzunehmen.Diese Abhandlung uͤber den britischen Handel scheint uns von hohem
Interesse fuͤr Regierungen, Handelskammern und fuͤr
Staatswirthe, sagt die Redaktion und finden in dieser Abhandlung nichts
anderes, als einen neuen Beweis, wie gefaͤhrlich es ist, die ganze
Last des Staates auf Industrie und Handel zu stuͤzen. Unsere
kleindeutschen Staatswirthschaͤftler moͤgen hieraus entnehmen,
woher es kommt, daß man jezt in England fuͤr Handelsfreiheit zu
predigen beginnt, indem diese der lezte Anker ist, der das sinkende England
noch einige Stuͤndchen vor dem Untergange zu sichern vermag, in
welchen es alle jene anderen Staaten, als seine Huͤlfsbothe, mit sich
reißen wird, die nicht Frankreichs, Oesterreichs, Rußlands System, Industrie
mit Akerbau zu vereinigen, und erstere durch Einfuhrverbothe zu
schuͤzen, bei Zeiten befolgen lernen. A. d. R.