Titel: | Beschreibung eines Farbmessers (Colorimeters) und einer Methode, um die relative Qualität der Indigosorten und anderer Farbstoffe zu erkennen, von Houtou-Labillardière, Prof. der Chemie in Rouen. (Im Auszuge.) |
Fundstelle: | Band 27, Jahrgang 1828, Nr. XVII., S. 55 |
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XVII.
Beschreibung eines Farbmessers (Colorimeters) und
einer Methode, um die relative Qualitaͤt der Indigosorten und anderer Farbstoffe
zu erkennen, von Houtou-Labillardière, Prof. der Chemie in Rouen. (Im
Auszuge.)
Aus dem Journal de Pharmacie. Dezember, 1827, S
610.
Houtou-Labillardière, Beschreibung eines
Farbmessers.
Hr. Houtou-Labillardière, der schon seit mehreren Jahren mit
Erfolg beschaͤftigt ist, die chemischen Proceduren in der Faͤrbekunst
zu verbessern, bat so eben einen Farbmesser erfunden, wodurch man in den Stand
gesezt wird, in wenigen Augenbliken die relative Quantitaͤt verschiedener
Indigosorten auszumitteln.
Die Unsicherheit, welche in dieser Hinsicht bei dem Verfahren mit Chlorwasser Statt
findet, dessen Concentration selten gleich ist, und die Schwierigkeit, dabei genau
den Punct der Entfaͤrbung zu bestimmen, der verschieden ausfaͤllt, je
nachdem man die Probefluͤßigkeit mehr oder weniger schnell zugießt,
veranlaßten Hrn. Houtou-Labillardière zu
versuchen, ob nicht ein Instrument, das frei von diesen Maͤngeln, und also
von allen Quellen des Irrthums ist, hergestellt werden koͤnnte.
Seine Bemuͤhungen waren nicht fruchtlos, und sein Instrument, welches auf der
Ausstellung von 1827 war, und welchem von der Jury ein Preis zuerkannt wurde, wird
jezt in mehreren Kattundrukereien angewandt. Wir glauben unseren Lesern einen
Gefallen zu erweisen, wenn wir ihnen einen Auszug aus der Beschreibung des
Instrumentes und der Art es anzuwenden, welche Hr. Houtou-Labillardière bekannt gemacht hat, mittheilen.Die Original-Abhandlung steht wahrscheinlich in den Schriften der
Gesellschaft zu Rouen; das Journ. de Pharm.
zeigt die Quelle nicht an.
Beschreibung des Farbmessers.
Dieses Instrument besteht aus zwei genau cylindrischen Glasroͤhren, von 14 bis
15 Millimeter (1/2'') Durchmesser, und ungefaͤhr
33 Centimeter (13'') Laͤnge. An einem Ende sind
sie zugeschmolzen; damit man sie von gleicher Dike erhaͤlt, schlaͤgt
der Verfasser vor, sie beide von einer Roͤhre, deren Caliber
vorzuͤglich genau scheint, zu nehmen. Sie werden zu 5/6 ihrer Laͤnge
von dem verschlossenen Ende angefangen, in zwei Theile von gleicher
Capacitaͤt getheilt; der zweite Theil wird mit einer aufsteigenden
Eintheilung in 100 Theile versehen. Diese beiden Roͤhren stellt man in eine
kleine hoͤlzerne Buͤchse von 14 Zoll Laͤnge auf 5 Hoͤhe
und ungefaͤhr 3 Breite. Sie wird mit schwarzem Papier versehen, so daß sie
kein Licht durch die Loͤcher, die zum Stellen der Roͤhren dienen,
hindurchgehen laͤßt. Durch zwei gegenuͤberstehende Oeffnungen, welche
das Licht von einem Ende der Buͤchse zum anderen hindurchgehen lassen, kann
man die Farbe der Fluͤßigkeiten, welche jede Roͤhre enthaͤlt,
sehen, indem man die Buͤchse zwischen das Auge und das Licht
haͤlt.Der Decolorimeter von Hrn. Payen, wodurch die
entfaͤrbende Kraft der Kohlen angezeigt wird, besteht aus einem sehr
aͤhnlichen Apparate. A. d. O. Die Beschreibung dieses Decolorimeters
wird in einem der naͤchsten Hefte des polytechnischen Journales
mitgetheilt. A. d. R.
Ueber das Princip, worauf der Farbmesser beruht.
Die Bestimmung der relativen Quantitaͤt der Farbstoffe gruͤndet sich
darauf, daß, wenn man Vergleichungsweise zwei Aufloͤsungen von gleicher Menge
desselben Faͤrbestoffes, in gleichviel Wasser oder Alkohol, oder Oxyden, oder
Alkalien, (je nach der Aufloͤslichkeit dieser Farbstoffe) gemacht hat, sie in
den (colorimetrischen) Roͤhren gleiche Nuͤance zeigen, und daß, wenn
die Aufloͤsungen mit verschiedenen Verhaͤltnissen gemacht werden, die
Intensitaͤt ihrer Nuͤancen der Quantitaͤt des angewandten
Farbstoffes proportional ist. Wenn man solche Aufloͤsungen mit Wasser
versezt, so bemerkt man, daß die Intensitaͤt einer durch Wasser
geschwaͤchten Farbe dem Volumen der Fluͤßigkeiten vor und nach dem
Wasserzusaze proportional ist, und daß verschiedene Farbstoffe, wenn man mit der
gehoͤrigen Genauigkeit vergleichende Versuche damit anstellt,
Fluͤßigkeiten geben, deren Nuͤancen in Bezug auf Intensitaͤt in
geradem Verhaͤltnisse mit der Qualitaͤt des Faͤrbestoffes
stehen, welchen sie enthalten.
Ueber die Anwendung des Farbmessers.
Nachdem man in Wasser, oder einem anderen Menstruum gleiche Quantitaͤten von
Farbstoffen derselben Natur aufgeloͤst hat, fuͤllt man die besagten
Roͤhren damit bis zum Nullpuncte der Scale, was 100 Theilen der oberen Scale
gleich kommt, an, man wischt diese Roͤhren dann gut ab, und stellt sie in
die Buͤchse. Man vergleicht hierauf ihre Nuͤance, und wenn man einen
Unterschied zwischen ihnen findet, sezt man der dunkleren Wasser zu, und sorgt
dafuͤr, daß nicht mehr, als gerade noͤthig ist, um die Nuͤancen
gleich zu machen, hinzu kommt. Man steht dann in der Roͤhre, wie viele Maße
von Wasser hinzugekommen sind, und vergleicht hierauf das Volumen mit demjenigen,
welches in der anderen Roͤhre enthalten ist, was die relative
Qualitaͤt der beiden Farbstoffe anzeigt. Angenommen z.B. man habe der
intensiveren 25 Theile Wasser zugesezt, so wird das Verhaͤltniß des Volumens
wie 125: 100 seyn, und ihre relative Qualitaͤt durch dasselbe
Verhaͤltniß ausgedruͤkt werden, weil ihre Qualitaͤt in geradem
Verhaͤltnisse mit der faͤrbenden Kraft steht.
Verfahren, die Indigosorten zu pruͤfen.
Man nimmt ein mittleres Muster von jeder Indigosorte; nachdem man sie ganz in sehr
feines Pulver verwandelt, und durch ein Seidensieb geschlagen hat, loͤst man
1 Gramm im Marienbade in 20 Grammen saͤchsischer Schwefelsaͤure oder
gewoͤhnlicher Saͤure von 66° auf. Nach einer Stunde
ungefaͤhr, wenn die Aufloͤsung erfolgt ist, laͤßt man das
Gefaͤß erkalten, und sezt Wasser zu, so daß Alles aufgeloͤst wird, und
man 3 Liter Fluͤßigkeit erhaͤlt. Man muß sorgfaͤltig absezen
lassen, so daß die Fluͤßigkeit ganz klar wird; dann vergleicht man die
Nuͤance jeder Fluͤßigkeit in den (colorimetrischen) Roͤhren,
wie es oben angegeben wurde. Die relative Qualitaͤt jedes Musters wird durch
die Zahl der Theile ausgedruͤkt, welche jede Fluͤßigkeit
vergleichungsweise gibt, nachdem man sie alle auf dieselbe Nuͤance gebracht
hat.
Anmerkung.
Die Vergleichung von Indigosorten von sehr schlechter Qualitaͤt mit anderen
von sehr guter, erfordert oft, damit die Nuͤancen gleich werden, mehr Wasser,
als die Roͤhre bis an das Ende der Scale enthalten kann; in diesem Falle sezt
man nur Wasser bis zum hundertsten Grade zu. Man nimmt alsdann die
Fluͤßigkeit bis zum Nullpuncte der Scale weg. Hierauf sezt man so lange
Wasser zu, bis die Nuͤance gleich wird, und verdoppelt die Anzahl der Theile,
welche dieser zweite Versuch gibt. Es ist jedoch besser, wenn man in dem fraglichen
Falle nur ein oder zwei Liter Fluͤßigkeit anstatt drei, und dabei
Ruͤksicht nimmt auf das Volumen der Aufloͤsung, welche man bereitet,
im Verhaͤltnisse zu derjenigen, welche zur Vergleichung dient.
Hr. Labillardière hat versucht, ob andere
Substanzen, wenn sie dem Indig beigemengt werden, die Intensitaͤt seiner
Farbe vergroͤßern koͤnnten; aber keine brachte diese Wirkung
hervor.