Titel: | Windbüchse, welche von Dampf getrieben wird. Von Hrn. W. J. Curtis, Mechaniker, Grange Walk, Bermondsey. |
Fundstelle: | Band 26, Jahrgang 1827, Nr. XC., S. 398 |
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XC.
Windbuͤchse, welche von Dampf getrieben
wird. Von Hrn. W. J.
Curtis, Mechaniker, Grange Walk, Bermondsey.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Oct.
1827. S. 228.
Mit Abbildungen auf Tab.
VII.
Curtis's, Windbuͤchse, welche von Dampf getrieben
wird.
Diese Windbuͤchse, die von Dampf getrieben wird,
koͤnnte vielleicht auf Kriegs-Schiffen und in Festungen benuͤzt
werden. Wenn die Dampfmaschine auf Kriegsschiffen entweder zum Forttreiben
derselben, oder zur Stellung vor der Schlacht oder zum Pumpen des Wassers
eingefuͤhrt seyn wird, wird sie sich auch bei diesen Windbuͤchsen
leicht anwenden lassen. Die Vortheile der Anwendung der lezteren vor den
Feuergewehren sind: 1) Sicherheit vor der Gefahr des Springens der Pulverkammer des
Schiffes: 2) die groͤßere Schnelligkeit im Schießen: Ein Mann kann hier so
viel schießen, als ein ganzes Regiment; der Soldat sieht hier, wo er hinschießt, da
kein Rauch ihn hindert. Er hat nicht noͤthig, das Gewehr aus seiner Lage zu
bringen, um es frisch zu laden; seine Kugeln fliegen immer mit gleicher Kraft; er
kann immer mit einer Art von Sicherheit auf einen Punct hin zielen. Auf Festungen
kann man diese Windbuͤchse, die wie eine Feuersprize eingerichtet ist, leicht
von einem Orte auf den anderen bringen, und sie ist, so wie der Mann, der sie
bedient, weniger der Gefahr des feindlichen Geschuͤzes ausgesezt. Man kann
eine Bresche mittelst derselben und einiger beherzten Leute gegen die Stuͤrmenden
mit Sicherheit vertheidigen, und die Munition wird nie ausgehen, so lange man Luft
hat und Brennmaterial.
Folgende Skizze gibt einen Begriff von dem Spiele dieser Maschine. a, Fig. 21. ist eine
kraͤftige doppelte Luftpumpe, welche mit, b, dem
Werkbalken der Maschine, in Verbindung steht, so daß mir jedem Zuge der Maschine die
Luft in der Pumpe zusammengedruͤkt, und in die Kugel, c, getrieben wird, die als Behaͤlter fuͤr dieselbe dient.
Hier faͤhrt sie durch die Canaͤle, d, die
man in Fig.
22. in gerader Richtung sieht nach, e, wo sie
auf den kegelfoͤrmigen Sperrhahn, f,
stoͤßt, den man in Fig. 23. in
vergroͤßertem Maßstabe dargestellt hat, und in Fig. 24. im
Laͤngen-Durchschnitte. Durch den Hahn sind zwei Loͤcher unter
rechten Winkeln auf einander durchgebohrt, die außen an dem Hahne dieselbe Linie zu
ihrem Mittelpuncte haben, in der Mitte aber einander ausweichen, folglich nicht mit
einander in Verbindung stehen, wenn der Hahn, f, in der
in Fig. 23.
gezeichneten Lage sich befindet. Eine Kugel ist in eines der Loͤcher
gefallen, und eine andere steht in Verbindung mit dem Laufe des Gewehres, und wird
durch die zusammengedruͤkte Luft, die bei ihrem Loche ausfaͤhrt,
augenbliklich aus demselben hinaus geworfen, so bald der Hahn eine
Viertel-Drehung erhaͤlt, worauf dann die obere Kugel mit der
zusammengedruͤkten Luft in Beruͤhrung kommt, und eine andere Kugel in
dem anderen Ende des Loches aufgenommen wird, welches die erste Kugel enthielt, die
durch die Umdrehung des Hahnes in den Lauf kam, und hinausgeschossen wurde, so daß
auf diese Weise bei jeder Umdrehung des Hahnes vier Kugeln aufgenommen und
abgeschossen werden. Dieser Hahn wird durch einen Griff, h, Fig.
22. gedreht, welchen ein. Mann mit seiner rechten Hand umher
fuͤhrt, waͤhrend er mit der Linken den Lauf mittelst einer
Leitungs-Stange, i, richtet, ungefaͤhr so,
wie bei einer Sprizmaschine im Garten. k, ist ein Rumpf,
in welchen die Kugeln geschuͤttet werden, die nach und nach abgeschossen
werden sollen. Der Staͤmpel und der Dekel der Luftpumpe hat hier eine eigene
Vorrichtung, auf welche man achten muß. Der untere Theil desselben bildet einen
Taucher, der bei jedem Stoße das Wasser oder Oehl in der Pumpe, das durch punctirte
Linien angedeutet ist, unten in der Pumpe wegtreibt, und der obere Theil des
Staͤmpels, der
die Luft vor sich her jagt, fuͤllt die fuͤr die Klappen uͤbrig
gelassenen Canaͤle, und leert so die Luft aus der Pumpe vollkommen aus. Denn,
wenn dieß nicht geschaͤhe, wuͤrde die zusammengedruͤkte, in der
Luftpumpe zuruͤkbleibende, Luft, nachdem die Maschine ihren Stoß vollendet
hat, zuruͤkwirken, und die Wirkung vereiteln. Es wuͤrde auch
unmoͤglich seyn, die Oberflaͤchen der Metalle so nahe an einander zu
bringen, daß sie dem Zweke, ohne diese Dazwischenkunft, entspraͤchen, indem
die Zusammendruͤkung der Luft sonst beschraͤnkt seyn wuͤrde,
was sie aber, bei dieser Vorrichtung, nicht ist. Die uͤbrigen Theile der
Pumpe wird man durch Fig. 21. alsogleich
verstehen. Die horizontale und verticale Richtung wird diesem Schießgewehre nach
Fig. 21
und 22.
gegeben. Bei der horizontalen Bewegung wird der Kegel durch das kreisfoͤrmige
Stuͤk, n, welches den Rand desselben umfaßt,
vorwaͤrts gehalten, und auf die Basis niedergebolzt, waͤhrend der
Kegel, o, der verticalen Bewegung mittelst der Schraube,
p, aufwaͤrts gehalten wird, und das
Stuͤk ein hervorstehendes abgedrehtes Lager hat, in dessen Mittelpuncte die
Schraube, p, laͤuft, und, auf dem festen Theile
der Horizontal-Bewegung ruhend, Festigkeit genug erhaͤlt.
Die Luft muß auf 201 Atmosphaͤren zusammengedruͤkt seyn, oder einen
Druk von 3000 Pfund auf den Quadratzoll aͤußern. Die Luft wird also um 201
Mahl zusammengedruͤkt, und, da der Stoß 3 Fuß betraͤgt, wird der
Effectiv-Stoß 0,18 Zoll seyn.
Die Durchschnitts-Flaͤche des Schießgewehres betraͤgt einen
halben Zoll; die Laͤnge vier Fuß sechs Zoll; folglich wird man, bei jeder
Ladung eben so viel Luft als Blei gerechnet, und die Haͤlfte desselben als
Verlust betrachtet, fuͤr 120 Kugeln in Einer Minute 4860 Kubikzoll Luft
brauchen.
Die Luftpumpe hat 26 1/4 Zoll im Durchmesser. Ihre Grundflaͤche ist 541,18.
Also 541,18 × 0,18 × 50 = 4870,62 Kubikzoll, was mehr als hinreichend
fuͤr den Luftbedarf ist.
Um diese Maschine zu treiben, braucht man eine Dampfmaschine von der Kraft von 55
Pferden. Hierzu in Einer Stunde 550 Steinkohlen, oder 6 1/2 Bushels, zu 1 Shill. 5
Pence; so kommen 7,200 Schuͤsse auf 8 Shill. 10 1/2 Pence, was viel erspart
heißt.Bei Festungen mag dieß angehen, obschon wir nicht einsehen, wie eine
Dampfmaschine von der Kraft von 55 Pferden leicht transportabel ist; auf Schiffen
aber, selbst auf Linienschiffen, wird eine Verminderung der Last von
Steinkohlen, wenn fleißig geschossen wird, bald ein Einnehmen von Ballast
nothwendig machen. A. d. Ueb.