Titel: | Ueber Salpeter-Erzeugung unter besonderen Umständen. Von Hrn. Braconnot. |
Fundstelle: | Band 26, Jahrgang 1827, Nr. LXIII., S. 258 |
Download: | XML |
LXIII.
Ueber Salpeter-Erzeugung unter besonderen
Umstaͤnden. Von Hrn. Braconnot.
Aus den Annales de Chimie et de Phys. Jul. 1827. S.
260.
Braconnot, uͤber Salpeter-Erzeugung unter besonderen
Umstaͤnden.
Die Salpeter-Erzeugung ist bis jezt noch in so tiefes
Dunkel gehuͤllt, daß jede auch noch so unbedeutend scheinende Thatsache, die
hierauf Bezug hat, Beachtung verdient. Ich will hier eine derselben
anfuͤhren, deren ich mich bei Durchlesung der Théorie nouvelle de la Nitrification de Mr. Longchamp
Vergl. polytechn. Journ. Bd. XXIII. S.
350. Bd. XXIV. S. 148 und
431. A. d. Ueb. erinnerte. Ich hatte im Jahre 1811 die chemischen Arbeiten bei einer
Runkelruͤben-Zuker-Fabrik zu leiten, und glaubte daher, die
verschiedenen Bestandtheile dieser kostbaren Pflanze untersuchen zu muͤssen;
und da ich bereits in der Familie der Chenopodien oder Atriplicien eine ungeheure
Menge Kali mit Sauerklee- und Aepfel-Saͤure verbunden entdekte,
so erwartete ich dieselbe auch in der Runkelruͤbe, besonders in den
Blaͤttern und Staͤngeln derselben, um so mehr, als sie nach ihrem
Verbrennen eine an Alkali sehr reiche Asche gaben, die im Feuer sehr leicht fließt,
und besser ist, als manche kaͤufliche Pottasche. Man weiß, daß
Runkelruͤben, die auf einem zu stark geduͤngten Boden wuchsen, viel
Salpeter enthalten, waͤhrend diejenigen, auf mageren und sandigen Boden
gezogen werden, nicht viel davon liefern: so fand ich es wenigstens an den
Blaͤttern, die ich in Buͤschel binden, an einer Schnur
aufhaͤngen, und an einem mittelmaͤßig hellen, warmen und etwas
feuchten Orte, troknen ließ. Als ich dieselben nach mehreren Monaten untersuchte,
fand ich zu meinem großen Erstaunen die Blattstiele von einer unzaͤhlbaren
Menge kleiner Salpeter-Krystalle durchzogen und bedekt. Offenbar ist hier die
Salpetersaͤure an die Stelle der Sauerkleesaͤure und
Aepfelsaͤure getreten, die verschwunden ist. Wurde diese Saͤure durch
den Einfluß des thierischen Stoffes, der in den Blattstielen der Runkelruͤbe
vorkommt, oder, wurde er, nach der neuen Salpeter-Erzeugungstheorie des Hrn.
Longchamp, ausschließlich durch die Elemente der
Atmosphaͤre erzeugt? Ich gestehe, daß ich diese lezte Voraussezung nicht so
leicht annehmen kann. Denn in diesem Falle muͤßte Waͤsche, wenn sie in
sauerkleesaures und aͤpfelsaures Kali getaucht, und dann unter gleichen
Umstaͤnden, wie das Runkelruͤbenblatt, aufgehaͤngt wird, sich
gleichfalls mit Salpeter bedeken. Ich habe indessen hieruͤber keine
Erfahrung. Die Erzeugung einer so großen Menge Salpeters an den
Runkelruͤben-Blattstielen, die, wenn man sie anzuͤndete,
dadurch fortbrannten, wie eine Lunte, fiel Hrn. Mathien de
Dombasle so sehr auf, daß wir uns entschlossen, Salpeter aus den
Abfaͤllen bei der Runkelruͤben-Zukerfabrikation zu erzeugen;
wir muͤssen aber gestehen, daß der Erfolg unseren Erwartungen nicht
entsprach.Es gibt eine Menge Gewaͤchse, die, abgehauen und unter die Erde zu
Salpeterhaufen gemengt, den Salpetergehalt dieser Salpeterhaufen vermehren.
(Siehe Beckmann und Boͤhmer techn. Gesch. der Pflanzen.) A. d. Ueb.