Titel: | Ueber die Prüfung des käuflichen Indigo's, von Hrn. Chevreul. |
Fundstelle: | Band 25, Jahrgang 1827, Nr. CXLI., S. 534 |
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CXLI.
Ueber die Pruͤfung des kaͤuflichen
Indigo's, von Hrn. Chevreul.
[Chevreul, uͤber die Pruͤfung des kaͤuflichen
Indigo's.]
Hr. Chevreul hat den Herausgebern
des Dictionnaire technologique (vergl. den Art. Indigo im XI. Bd. des Dict. technol. S. 219.) eine Notiz
uͤber die Pruͤfung des kaͤuflichen Indigo's uͤbergeben,
welche wir bei dieser Gelegenheit mittheilen wollen.
Ich kenne kein Verfahren, sagt dieser beruͤhmte Chemiker, welches fuͤr sich allein hinreichend waͤre, den
respectiven Werth der kaͤuflichen Indigosorten zu bestimmen; so oft ich daher
solche zu pruͤfen habe, so stelle ich jedesmahl vier Proben damit an. Vor
Allem trokne ich sie jedesmahl bei einer Temperatur von 80° R. Sie verlieren
dadurch im Durchschnitte 3,5 bis 5,5 Procent an Gewicht.
Erste Probe.
Ich verbrenne 1 Gramm Indigo in einer kleinen Platinschale, um den Gehalt an
unorganischen Stoffen zu bestimmen.
Durch eine große Anzahl von Versuchen gelangte ich zu folgenden Resultaten:
Die Asche, welche man als Ruͤkstand nach dem Verbrennen erhaͤlt,
betraͤgt gewoͤhnlich 7 bis 9,5 Procent.
Die Minima und Maxima, welche Verhaͤltnisse aber
nur selten vorkommen, sind:
von
3,92
bis
5
Procent;
Von
18
bis
21
Procent.
Zweite Probe. Pruͤfung des schwefelsauren
Indigo's mit Chlorin-Kalk.
Um sicher zu seyn, daß die Indigosorten, welche ich in Schwefelsaͤure
aufloͤsen will, gehoͤrig angegriffen werden, uͤbergieße ich von
jeglicher 5 Grammen in einem Standglase mit 45 Grammen concentrirter
Schwefelsaͤure, erhize sie zwei Stunden lang im Marienbade, und
verduͤnne die Fluͤßigkeit nach dem Erkalten mit 200 Grammen
Wasser.
Von dieser Fluͤßigkeit nehme ich 1 Cubikcentimeter, verseze ihn mit 31
Cubikcentimeter Wasser, und bestimme sodann wieviel Cubikcentimeter Chlorin-Kalk er
zum Entfaͤrben noͤthig hat.
Die Aufloͤsung des reinen Pigmentes in Schwefelsaͤure, die ich zum
Anhaltspuncte nehme, erfordert 25 Cubikcentimeter von meiner
Chlorin-Kalk-Aufloͤsung, um sich zu entfaͤrben, waͤhrend die
schwefelsaure Aufloͤsung des reichhaltigsten kaͤuflichen Indigo's, der
mir vorgekommen ist, 22 Cubikcentimeter von demselben Chloruͤr, und der
schlechteste nur 10 Cubikcentimeter erforderte.
Ich habe mich jedoch durch die Bestimmung des Gehaltes an reinem Pigmente im ersteren
kaͤuflichen Indigo uͤberzeugt, daß bei diesem Versuche eine sehr
betraͤchtliche Quantitaͤt Chlorin durch die naͤheren
Bestandtheile neutralisirt wird, welche das Pigment in dem kaͤuflichen Indigo
begleiten.
Dritte Probe.Pruͤfung des schwefelsauren
Indigo's mit Wolle und Seide.
Ich nehme 1 Cubikcentimeter von dem schwefelsauren Indigo, verduͤnne ihn mit
30 Cubikcentimeter Wasser, und lasse in demselben 10 Stunden lang 1 Gramm Seide und
1 Gramm Wolle eingetaucht.
Ich ziehe so den Faͤrbestoff aus, indem ich den Versuch mit neuer Seide und
neuer Wolle wiederhole, und jedesmahl davon wieder 1 Gramm anwende.
Offenbar ist derjenige Indigo der beste, welcher am meisten Stoff faͤrbt, und
dabei die tiefste und glaͤnzendste Farbe gibt.
Vierte Probe.
Ich mache nun noch einen aͤhnlichen Versuch, indem ich den Indigo durch
schwefelsaures Eisen mit Anwendung von Kali reducire, und dann Seide und Wolle damit
faͤrbe.
Mit Beruͤksichtigung aller dieser verschiedenen Proben, und besonders der drei
ersteren, beurtheile ich sodann den gegenseitigen. Werth der Indigosorten, welche
ich untersuchte.