Titel: | Ueber wasserfreie schwefelsaure Soda. Vom Thom. Thomson, M. D. F. R. S. und Professor der Chemie zu Glasgow. |
Fundstelle: | Band 23, Jahrgang 1827, Nr. CXV., S. 536 |
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CXV.
Ueber wasserfreie schwefelsaure Soda. Vom
Thom. Thomson, M. D. F. R. S. und Professor der Chemie zu
Glasgow.
Aus den Annals of Philosophy. Decbr. 1826. S.
401.
Thomson, uͤber wasserfreie schwefelsaure Soda.
Hr. Wilson jun. besizt zu Hurlet bei Glasgow eine Soda-Fabrik, in
welcher die kohlensaure Soda durch wechselseitige Zersezung von Eisenvitriol (Protosulphate of iron) und gemeinem Kochsalze bereitet
wird, indem man die dadurch erhaltene schwefelsaure Soda auf die gewoͤhnliche
Weise wieder zersezt und in kohlensaure Soda verwandelt. Vor einiger Zeit pflegte
man die gesaͤttigte Lauge zu sieden, wobei sich innenwendig an dem Kessel
große Krystalle anlegten. Hr. Wilh.
Wilson sammelte einige dieser Krystalle, und vermuthete, daß sie
wasserfreie schwefelsaure Soda waͤren; er theilte mir einige davon mit.
Die Krystalle waren Oktaeder mit rhomboidaler Basis, einige derselben waren 1,8 Zoll
lang, und 0,8 Zoll breit. Sie waren durchscheinend, aber nicht ganz durchsichtig,
und zu rauh an ihrer Oberflaͤche, als daß man ihre Winkel mit dem
Reflexions-Goniometer haͤtte messen koͤnnen. Nach 16 Messungen
mit dem gemeinen Goniometer war, der Winkel von P' auf
P 75°, von P auf
P'', nach Einer Messung, 140°:
uͤbrigens waren die Krystalle haͤufig unregelmaͤßig.
Sie waren fest und dicht, und hatten ein glasiges Ansehen. Einer anfangenden
Nothgluͤhhize ausgesezt blieben sie unveraͤndert. Ein paar Monate
uͤber an einem feuchten geschlossenen Orte aufbewahrt, zogen sie Feuchtigkeit
an, und witterten an ihren Flaͤchen aus. Wenn man diese Krystalle roth
gluͤhte, verloren sie ungefaͤhr ein Drittel eines Atomes Wasser 9,36
Gran verloren 0,36); der auswitternde Theil wurde weich und loker, und konnte leicht
von dem Krystalle abgenommen werden, wobei der Kern desselben so vollkommen blieb,
wie zuvor.
Ich wog die Krystalle in Alkohol, und fand ihre specifische Schwere = 2,645, welche
ich fuͤr genauer halte, als die in den Annals of
Philos., Decbr. 1825, S. 441 angegebene specifische Schwere von 2,640, die nur nach
dem Pulver dieses Salzes bestimmt war.
In einem Platinna-Tiegel einer starken Rothgluͤhe-Hize
ausgesezt, geriethen sie in Feuer-Fluß, und bildeten bei dem Erkalten eine
brechliche zerreibliche salzige Masse, wie die gewoͤhnliche schwefelsaure
Soda unter gleichen Umstaͤnden.
Hundert Theile Wasser loͤsen bei einer Temperatur von 57°
„(F?)“ 10,58 Theile dieses Salzes auf. Wenn die
gesaͤttigte Aufloͤsung desselben bei Seite gestellt wird, schießen
haͤufig Krystalle von gemeinem Glauber-Salze an.
Diese Krystalle wirken nicht auf blaue Pflanzensafte. Eine Aufloͤsung von 9
Gran derselben in Wasser mit einer Aufloͤsung von 13,25 Barium Chlorid
(kochsalzsaurer Schwererde) gemengt, gab eine Menge schwefelsaurer Schwererde, ohne
daß die ruͤkstaͤndige Fluͤßigkeit von schwefelsaurer Soda oder
kochsalzsaurer Schwererde mehr getruͤbt worden waͤre, zum Beweise, daß
die Saͤure in diesem Salze dieselbe und in demselben Verhaͤltnisse,
wie in dem Glaubersalze, ist. Auch gibt die Aufloͤsung dieser Krystalle in
Wasser, wenn sie wieder krystallisirt wird, bis zum lezten Tropfen
Glauber-Salz. Es ist also kein Zweifel, daß dieses Salz wirklich wasserfreie
schwefelsaure Soda, und nur durch Abwesenheit des Wassers von Glauber-Salz
verschieden ist.
Schwefelsaͤure kann also mit Soda ohne alles Wasser sich verbinden und
krystallisiren, so gut wie Schwefelsaͤure und Pottasche, und man kennt
demnach bis jezt drei verschiedene Arten von schwefelsaurer Soda:
1) die wasserfreie schwefelsaure Soda, die sich in einer siedenden Aufloͤsung
in Oktaeder mit rhomboidaler Basis krystallisirt.
2) Gemeine schwefelsaure Soda, die 10 Atome Wasser haͤlt, und in einer kalten
Aufloͤsung doppelt schief vierseitige Prismen bildet.
3) Schwefelsaure Soda, die in einer, bei sehr hoher Temperatur bereiteten,
uͤbersaͤttigten schwefelsauren Aufloͤsung krystallisirt, wenn
man die Flasche wohl gestoͤpselt auf einige Tage bei Seite sezt. Die
Krystalle sind undurchsichtig, weiß, bilden vierseitige Prismen, und halten 8 Atome
Wasser statt 10, wovon Hr. Faraday zuerst Nachricht gab. Ich hatte sie aber bereits vor
mehreren Jahren analysirt.