Titel: | Bericht des Hrn. Molard, im Namen des Ausschusses für mechanische Künste, über eine zu Thiers, im Dptt. du Puy-de-Dôme errichtete Knochen-Raspel. |
Fundstelle: | Band 23, Jahrgang 1827, Nr. LVIII., S. 242 |
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LVIII.
Bericht des Hrn. Molard, im Namen des Ausschusses fuͤr
mechanische Kuͤnste, uͤber eine zu Thiers, im Dptt. du
Puy-de-Dôme errichtete Knochen-Raspel.
Aus dem Bulletin de la Société
d'Encouragement. N. 267. S. 275.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Molard, uͤber eine Knochen-Raspel.
Die großen Vortheile, die man heute zu Tage aus Knochen sowohl
als Nahrungsmittel, als in landwirtschaftlicher und technischer Hinsicht, gewinnt,
sezen immer Zerkleinung derselben voraus. Die Muͤhlen, die man bisher zu
diesem Zweke benuͤzt, sind mehr oder minder vortheilhaft; sie bestehen aus
senkrechten harten Muͤhlsteinen von 50 bis 60 Ztnern, die in einem
horizontalen kreisfoͤrmigen Troge aus hartem Gesteine laufen,
ungefaͤhr wie die Quetsch-Muͤhlen an den
Oehl-Muͤhlen, oder sie sind eine Art Walzenwerk, wo die Walzen aus
gezaͤhnten Scheiben aus hartem Gußeisen bestehen, die in entgegengesezten
Richtungen mit verschiedener Geschwindigkeit uͤber einander steigen, und auf
diese Weise die Knochen schnell puͤlvern.Oder auch, wie in Deutschland, in einem gewoͤhnlichen Poch-
oder Stoßwerk, zerkleinert und gepuͤlvert. A. d. R. Allein, alle diese Vorrichtungen sind kostbar, und koͤnnen nur bei
großen Anstalten, wo eine starke Triebkraft vorhanden ist, benuͤzt
werden.
Auf der Knochenmuͤhle zu Thiers zerkleint man die Knochen mittelst einer
Raspel. Ein großer, hohler, staͤhlerner Cylinder von Einem Fuß im
Durchmesser, und Einem Fuß Laͤnge, der an seiner Oberflaͤche wie eine
Holzraspel gehauen ist, ist an dem Ende einer Welle befestigt, und dreht sich
zugleich mit dieser. Ueber dieser Raspel ist ein starkes Stuͤk Holz
angebracht, in welchem ein vierekiges Loch eingehauen ist, das hier als Rumpf dient,
durch welchen die zu zerkleinenden Knochen aufgeschuͤttet werden, die man
dann gegen die Raspel mittelst eines Schiebers und eines mit einem Gewichte
versehenen Hebels andruͤkt.
So lange die Zaͤhne an dieser Raspel noch neu sind, wird ein Kubik-Fuß Knochen
(soviel faßt naͤmlich der Rumpf) in zwei bis drei Minuten zu einem sehr
feinen Mehle zerrieben.
Der Ausschuß findet diese wohlfeile und einfache Maschine der oͤffentlichen
Bekanntmachung werth. Man bedient sich derselben zu Thiers, wo sehr viele
Messerschmiede sind, welche Tischbesteke verfertigen, seit undenklichen Zeiten,
vorzuͤglich zur Zerkleinung der Knochen-Abfaͤlle bei
Verfertigung der Hefte.
Diese Knochenmuͤhle besteht aus einem Wasserrade, das eine Welle, A, Fig. 14. treibt, die sich
auf Zapfen in einem steinernen Zapfenlager, oder in einem hoͤlzernen auf dem
Gebaͤlke, B, dreht. Diese Welle ist auf einem
Theile ihrer Laͤnge mit einer walzenfoͤrmigen Raspel bekleidet, b, die in Fig. 15. besonders
abgebildet ist. Die Zaͤhne der Raspel muͤssen staͤrker, als an
den gewoͤhnlichen Raspeln, und spiralfoͤrmig gehauen seyn. Diese
Raspel, die auf dem Baume wohl befestigt ist, ist Einen Zoll dik, und 8 bis 9 Zoll
breit. Ueber ihr befindet sich ein Querbalken, c, der
zwischen zwei Seitenbalken, d, d, so eingefalzt ist, daß
er der Raspel mittelst der zwei Keile, e, e,
naͤher gebracht, und von derselben entfernt werden kann, wodurch folglich die
Knochen feiner oder groͤber geraspelt werden koͤnnen. Mitten in dem
Querbalken, c, befindet sich ein Loch, f, von 5 bis 6 Zoll im Gevierte, das innenwendig mit
starkem Eisenbleche ausgefuͤttert ist. In dieses Loch paßt ein Zapfen, g, von beinahe gleichem Umfange, der gleichfalls mit
Blech bekleidet ist, und mittelst eines Buͤgels, i, an dem großen Hebel, h, haͤngt,
wodurch der Zapfen Spielraum genug erhaͤlt, unter jeder Neigung des Hebels in
das Loch, f, zu passen. Das eine Ende, k, des Hebels dreht sich um einen starken Bolzen, l, in einem der Seitenbalken; so daß der Zapfen immer
uͤber dem Loche, f, bleibt. Man fuͤllt
dieses Loch mit vorlaͤufig mittelst des Hammers zerkleinten
Knochenstuͤken, und treibt den Zapfen in dasselbe, indem man an dem anderen
Ende des Hebels druͤkt. Die auf diese Weise gegen die sich immer drehende
Raspel angedruͤkten Knochenstuͤke werden in eine Art Mehles, wie
Saͤgemehl, zerrieben, und dieses Mehl faͤllt in einen unten
hingestellten Korb. In 2 bis 3 Minuten ist der Rumpf leer. Die Zaͤhne der
Raspel nuͤzen sich mehr oder minder schnell ab, je nachdem die Knochen mehr
oder minder hart sind, und muͤssen von Zeit zu Zeit geschaͤrft werden. Sehr harte
Knochen muß man, als nachtheilig fuͤr die Raspel, beseitigen.
Man schaͤzt dieses Knochenmehl als Duͤngungsmittel ungemein im Lande;
nicht ausgesottene Knochen duͤngen besser, und werden auch theurer
bezahlt.Die Duͤngungskraft des Knochenmehles besteht hauptsaͤchlich in
dem Fette und der Gallerte der Knochen. Ausgesottene Knochen enthalten diese
beiden wesentlichen Duͤngmittel nur mehr in geringer
Quantitaͤt, und die ausgekochten Knochen der Beinringler, enthalten
kaum mehr Spuren von Fett und Gallerte. Hierin liegt der Grund der so
verschiedenen Resultate, welche das Knochenmehl als Duͤngungsmittel
gibt, weil die meisten Knochenmehl-Verfertiger die leztere Gattung
Knochen zu Mehl zertheilen, wovon zehn Zentner kaum so viele
Duͤngkraft besizen, als ein Zentner Knochenmehl das aus
unausgekochten Knochen bereitet ist. A. d. R.
Auch in England und Schottland liebt man diesen Duͤnger sehr auf
Ruͤbenaͤker (turnips); man rechnet 20
Scheffel, (boisseaux; vermuthlich Bushels) oder 2400 Pfund auf den Acre.
Wo es an Wasser fehlt, kann diese Muͤhle auch durch Pferde getrieben
werden.