Titel: | Verbesserung an Sammet-Stühlen, und Stühlen zu anderen geschnittenen Zeugen, worauf Steph. Wilson, Esq. zu Streatham, Surry, sich am. 7. Oktober 1824 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 21, Jahrgang 1826, Nr. XCII., S. 390 |
Download: | XML |
XCII.
Verbesserung an Sammet-Stühlen, und Stühlen zu
anderen geschnittenen Zeugen, worauf Steph.
Wilson, Esq. zu Streatham, Surry, sich am. 7. Oktober 1824 ein Patent ertheilen ließ.
Aus dem London Journal of Arts. N. 65. S.
129.
Mit Abbildungen auf Tab.
VIII.
Wilson's, Verbesserung an Sammet-Stühlen etc.
Der Patent-Traͤger hat die Absicht, einen
gewoͤhnlichen Bandstuhl auf schmalen Sammet anzuwenden, und zwei Grundketten
mit einer Ueberkette zwischen beiden anzubringen, um zwei Stuͤke Sammet,
Oberseite gegen Oberseite, auf Ein Mahl zu weben, und durch eine Vorrichtung, die
abwechselnd eine Reihe von Messern spielen laͤßt (mittelst der
gewoͤhnlichen Tretschaͤmel), die auf diese Weise verfertigten Stuͤke Sammet zu
schneiden, und von dem Stuhle zu bringen mit vollkommen fertiger Oberseite.
Fig. 15. Tab.
VIII. zeigt den verbesserten Stuhl im Perspective: die verbesserten Theile sind bloß
unvollkommen in derselben dargestellt, desto deutlicher aber in den einzelnen
Figuren. Das Geschirr ist, der groͤßeren Deutlichkeit wegen, weggelassen.
a, a, ist die Lade mit zwei Reihen von Schuͤzen,
was hier, in Hinsicht auf Sammet-Weberei, als eine neue Vorrichtung angegeben
ist.
b, ist die Walze, auf welcher die Faden der oberen
Grundkette aufgewunden sind;
c, die Walze fuͤr die untere Grundkette;
d, die Walze fuͤr die Ueberkette.
Diese drei Ketten laufen durch die Rietstifte der Lade, welche Rietstifte hier ehe
etwas tiefer seyn muͤssen, als gewoͤhnlich, damit sie drei Faden der
Kette aufnehmen koͤnnen.
Die Schuͤzen muͤssen sich in doppelten Reihen in der Lade bewegen,
jedoch nicht ganz so, wie im Bandstuhle, wovon die Sammet-Weber, wie der
Patent-Traͤger sagt, den Grund wohl einsehen werden.
Die neue Vorrichtung wird am besten aus Fig. 16. erhellen, wo ein
Theil der Lade und des Brustbaumes mit den Ketten, Leitern und Messern fuͤr
Eine Operation dargestellt ist, und aus Fig. 17., wo zwei
Schaͤfte dargestellt sind, mit drei daran befindlichen Kettenfaden, die durch
ihre Leiter laufen.
Nachdem die obere und untere Grundkette durch die Augen des Schaftes oder Geschirres,
e, und die Ueberkette durch das Geschirr, f, durchgefuͤhrt wurde, wird leztere durch das
Auf- und Niedersteigen des Geschirres, wie bei dem gewoͤhnlichen Weben,
abwechselnd bald mit einer Grundkette, bald mit der anderen in Beruͤhrung
gebracht, und durch das Hin- und Herlaufen der Schuͤzen damit verbunden, und
webt so den Sammet doppelt, indem die Ueberkette der oberen wie der unteren
Grundkette gemeinschaftlich dient.
Die Laͤnge des Schnittes oder Haares, das man dem Sammet geben will,
haͤngt von der Entfernung der beiden Grundketten, und diese von den Leitern,
g, ab, welche den gewebten Stoff unter die Messer
fuͤhren.
Diese Messer sind in einer Reihe auf dem Brette, h,
aufgezogen, welches mittelst einer Schnur, i, i, i, hin-
und hergezogen wird.
Diese Schnur laͤuft naͤmlich, wie man in Fig. 15. sieht,
uͤber Rollen an der Seite des Stuhles hinab zu den Schaͤmeln, und
fuͤhrt durch die gewoͤhnliche Bewegung dieser lezteren das Brett, h, seitwaͤrts hin und her.
Die Messer, k, sind so gestellt, daß sie zwischen die
beiden gewebten Zeuge kommen, und die verbindenden Faden der Ueberkette
zerschneiden, folglich auch die beiden gewebten Stoffe von einander trennen, und
diese lezteren mit dem sogenannten Schnitte auf ihren Oberflaͤchen versehen,
welche sodann auf zwei besonderen Tuchbaͤumen hinten am Stuhle aufgezogen
werden.
Der Patent-Traͤger sagt, daß mittelst einer aͤhnlichen Vorrichtung auch
breiter Sammet, Pluͤsch, Felbel (shay) etc.
gewebt werden kann, wo aber dann die noͤthigen Vorrichtungen an der Lade, an
den Rietstiften und Schuͤzen vorgenommen werden muͤssen, und das
Messer ein langes Messer mit starkem Ruͤken, wie eine Zapfsaͤge, seyn
muß.
Der Patent-Traͤger nimmt die Stellung der Grundketten uͤber einander
mit der Ueberkette in der Mitte, die beiden gemein ist, und die Leiter, welche die
Entfernung dieser Ketten von einander bestimmen, dann die Art, die Messer in
Thaͤtigkeit zu sezen, als seine Erfindung in Anspruch.