Titel: | Ueber künstliche Eisbildung. Von Hrn. Decourdemanche, Apotheker zu Caen. |
Fundstelle: | Band 20, Jahrgang 1826, Nr. XLV., S. 161 |
Download: | XML |
XLV.
Ueber künstliche Eisbildung. Von Hrn. Decourdemanche, Apotheker zu
Caen.
Aus dem Journal de Pharmacie. Decbr. 1825. S.
584.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Decourdemanche, über künstliche Eisbildung.
Die Société d'Encouragement verlangte in
ihrer Sizung vom 10. NovemberPolytechnisches Journal Bd. XIX. S.
195. unter den Preisen der oͤkonomischen Kuͤnste, die sie
ausschrieb, ein Mittel zur Aufbewahrung des Eises, und uͤberdieß auch ein
Verfahren zu dessen Bereitung im Nothfalle.
Um einige Versuche uͤber den ersten Theil dieser Aufgabe machen zu
koͤnnen, haͤtten die beiden Winter 1824 und 1825 so strenge seyn
muͤssen, daß die Teiche oder Fluͤße meiner Gegend gefroren
waͤren, was nicht der Fall war. Ich sah mich also genoͤthigt meinen
Vorsaz: einige Augenblike auf die Errichtung eines kleinen, zur Aufbewahrung des
Eises tauglichen, Apparates zu verwenden, aufzugeben.
Wenn es uns seit 10 Monaten an Eis gebricht, so liegt die Schuld nicht an Mangel an
Aufbewahrungs-Orten; denn die Eisgruben haben sich in unserem Departements in mehr
als hinlaͤnglicher Menge vermehrt, und doch sind dieselben seit 10 Monaten
leer.
Der Zufall verschaffte mir Gelegenheit, mir kuͤnstlich Eis zu verschaffen, was
mir auch vollkommen gelang. Mehrere Affectionen des Gehirnes, welche waͤhrend
des Sommers 1824 ziemlich haͤufig waren, und bei welchen Ueberschlaͤge
von kaltem Wasser uͤber den Kopf nicht hinreichten, veranlaßten mehrere
Aerzte mich zu fragen: ob es moͤglich waͤre, Eis von Paris kommen zu
lassen; ich fand, daß die Bereitung desselben viel kuͤrzer waͤre, und
machte daher auch wirklich welches. Das Verfahren, dessen ich mich bediente, ist
zwar bekannt, allein ich weiß nicht, ob es wo angewendet wurde.
In Thenard's
Traité de Chimie. Vol. II. P. 300 befinden sich
drei Angaben Kaͤlte erzeugender Mischungen: ich wendete die von Walker an: Soda-Sulphat bald mit verduͤnnter
Salpetersaͤure, bald mit verduͤnnter Schwefelsaure, zuerst aber mit
Salzsaͤure gemischt. Ich mußte, ehe ich mit Sicherheit arbeiten konnte, einen Versuch
machen. Ich wendete daher zuerst Pocale zur Bereitung des Gemenges an, brachte das
Wasser in Flaͤschchen von Coͤllnischem Wasser, tauchte sie in dem
Gemenge von Saͤure und Salz unter, und ruͤhrte von Zeit zu Zeit um, um
die Wirkung zu erneuern; nach viermahliger Wiederholung dieses Verfahrens, d.h.
nachdem ich vier neue Mischungen auf dasselbe Wasser wirken ließ, erhielt ich nach
vier Stunden kleine, ziemlich feste, Eiscylinder, welche ich durch Zerschlagen der
Flaschen herausnahm.
Nachdem ich ein Mahl so weit gekommen war, bemerkte ich leicht, daß viele
Verbesserungen anzubringen seyen. Ich mußte zuerst mit der Saͤure und dem
Salze mehr sparen, und auch einen kleinen, minder zerbrechlichen, und
zwekmaͤßigeren, Apparat ausfindig machen; denn eine zerbrochene Flasche, 6
Flaͤschchen, 22 Pfund Salzsaͤure, und 32 Pfund Epsomer-Salz, welche
ich verbrauchte, machten mein halbes Duzend Eis-Cylinder etwas zu kostspielig.
Ich nahm statt des glaͤsernen Pocales ein kleines Faß von Eichenholz von 14
Zoll Hoͤhe, oben von 5 1/2 Zoll, und am Boden von 4 3/4 Zoll im Durchmesser.
(Man sehe die Zeichnung.) Statt der Flaͤschchen, nahm ich eine Roͤhre
von Eisenblech von 12 1/2 Zoll Hoͤhe, und 4 1/4 Zoll Dike, in deren Mitte ich
eine zweite eben so hohe, aber bloß 2 1/2 Zoll im Durchmesser fassende,
Roͤhre anbringen ließ. Diese beiden wurden so zusammengehaͤkelt und
zusammengeloͤthet, daß die erste Roͤhre an ihrem unteren Ende
verschlossen, und die zweite an beiden Enden offen war. Der Zwischenraum zwischen
beiden wird auf zwei Zoll vom Rande mit Wasser angefuͤllt. Nachdem die
Salzsaͤure und das gepuͤlverte Soda-Sulphat in das kleine Faß
gebracht, und schnell mit einander vermengt wurde, bringt man sogleich das
Gefaͤß von Eisenblech hinein, indem das Salz, waͤhrend es sich in der
Saͤure aufloͤst, die Temperatur vermindert. Bringt man ein Thermometer
in dieses erste Gemenge, so faͤllt es gewoͤhnlich von + 14° bis
auf – 7° 17: die Temperatur des Wassers faͤllt nach, 8–9
Minuten von + 10° auf 0. Zwanzig Minuten spaͤter braucht man ein neues
Gemenge; dieses macht das Thermometer zuerst auf – 8,13, und spaͤter
auf – 9 fallen das Wasser auf 2: an den beiden inneren Waͤnden
beginnen sich Eismassen zu bilden, die ich mit einem Eisenstabe losmache, um sie mit
dem nicht gefrornen Wasser zu vermischen. In demselben Augenblike lasse ich so viel abwaͤgen,
als zur dritten Dosis nothwendig ist, und nach zwei und zwanzig Minuten Eintauchung
der metallenen Roͤhre ist der Eisblok gebildet; ist er noch nicht fest genug,
so muß man ihn noch 15 Minuten lassen, nach welcher Zeit er so hart geworden seyn
wird, daß er dem Hammer widersteht. Das Eis nehme ich auf diese Weise aus dem
Apparate, daß ich denselben bloß eine Secunde lang in siedendes Wasser tauche: es
wiegt gewoͤhnlich 3 Pfund; diese Menge, in Viertel-Portionen auf den Kopf des
Kranken gelegt, brauchte 4, oft 5 Stunden, um im Junius 1824 bei einer Temperatur
von 18° zu schmelzen.
Welcher Unterschied zwischen diesem Resultate und dem ersteren! Ich hatte ehevor nach
4 Stunden 55 Pfund des Gemenges verbraucht, und dieß Mahl erhielt ich nach Einer
Stunde 45 Minuten mit 10 Pfund 2 Unzen Saͤure, und 15 Pfund 12 Unzen Salz
eine schwerere und festere Eismasse. Die Dosis eines jeden Gemenges betrug 3 Pfund 6
Unzen Salzsaͤure von 15° Dichtheit, und 5 Pfund 4 Unzen
gepuͤlvertes Epsomer-Salz. Drei Tage und drei Naͤchte hindurch konnten
wir einer und derselben Person 39 Dosen Eis liefern, die zusammen 88–90 Pfd.
wogen.
Bei Berechnung der Kosten zeigte es sich, daß dieses Eis, als Arzeneimittel
abgegeben, noch ziemlich hoch zu stehen kam. Da ich gezwungen war, dasselbe selbst
zu machen, und da die Bereitung gelingen mußte, so hatte ich wenig Zeit, andere
Mittel zu versuchen, oder ich wagte es nicht, aus Furcht gar kein Eis zu bekommen,
andere Versuche anzustellen. Ich nahm nun zeither diese Arbeit wieder vor, um sie wo
moͤglich zu vervollkommen, und machte daher folgende Versuche.
Ein Gemenge aus Einem Pfunde Salmiak, Einem Pfunde Salpeter, Einem Pfunde 10 Unzen
sorgfaͤltig gepuͤlverten Soda-Sulphat, und 3 Pfund Wasser gab mir bei
+ 10° kein Eis. Die dadurch entstehende Temperatur-Verminderung ist bei
Weitem nicht so groß, als sie in Thenard's Tabelle
angegeben ist; sie betraͤgt hoͤchstens – 4,28, wenn man immer
mit demselben Apparate arbeitet, was die Genauigkeit der Beobachtungen sehr
erschwert. Diese Arten von Gemengen sind viel theurer, als die mit Saͤuren;
ich gab sie daher auf.
Salpetersaͤure von 20–22° mit Soda-Sulphat vermengt, in dem
Verhaͤltnisse von 4 Pfund Saͤure auf 6 Pfund dieses Salzes, macht das Thermometer
von + 10° bis – 12°,22 fallen: das Eis, welches man
erhaͤlt, ist sehr fest.
Der Preis der kaͤuflichen Schwefelsaure ist hoͤher, als der der
Salzsaͤure; allein diese leztere wird als solche, oder wenig
verduͤnnt, angewendet, waͤhrend die Schwefelsaͤure sehr
verduͤnnt seyn muß. Die Verhaͤltnisse, welche ich annahm, sind: auf 50
Pfund zu 66° 55 Pfund Wasser. Bringt man dieses Gemenge auf die Temperatur
des Wassers zuruͤk, so zeigt diese Saͤure 36°. Wenn man im
Großen arbeitet, wird dieser Unterschied bedeutend. Das Faß haͤlt ein Gemenge
von 4 Pfund Saͤure, und 5 Pfund Soda-Sulphat. Bei zwei Apparaten erspart man
immer eine Dosis des Gemenges; denn die erste bringt das Wasser auf 0, und die
zweite bewirkt das Gefrieren. Bringt man eine neue Roͤhre mit Wasser in das
Gemenge, welches zuerst angewendet wurde, und hierauf in jenes, welches das zweite
Mahl angewendet wurde, so bringt man auch das Wasser von dieser auf Null,
waͤhrend das andere in der dritten Dosis vollkommen gefriert; denn zwei
Gemenge sind mehr als hinlaͤnglich, um das leztere gefrieren zu machen.
Laͤßt man uͤberdieß bei groͤßerer Nachfrage mehrere Apparate
nach einander folgen, so kann man mit 16 Pfund Saͤure und 20 Pfund Salz zwei
Eiskuchen bilden, wie es auch mir gelang.
Mehrere Versuche mit derselben Saͤure zu 20° sind mir nicht gelungen.
Das Thermometer faͤllt kaum auf Null, und das Wasser bleibt 3°
uͤber demselben. Bei einer Temperatur von + 12° und einer
Saͤure von 36° macht das Gemenge das Thermometer von + 10° auf
– 8°,15 fallen.
Die vortheilhafteste Saͤure ist die, welche bei Bereitung des Schwefel-Aethers
zuruͤkbleibt; viele Apotheker schuͤtten dieselbe weg; allein sie
laͤßt sich in einer Apotheke, oder in einem Laboratorium bei Gelegenheit
chemischer oder physikalischer Vorlesungen, sehr gut zur Eisbereitung
benuͤzen. Diese Saͤure zeigt 36–40°. Man kann sie mit
Wasser bis auf 33° bringen, und dann auf 4 Pfund 4 Unzen derselben 5 Pfund 8
Unzen Soda-Sulphat nehmen; dieses Gemenge macht + 10° in wenigen Minuten auf
– 8° fallen. Mit 5 Gemengen erhielt ich sehr schoͤne Eiskuchen.
Die Anwendung dieser Saͤure veranlaͤßt einige Bemerkungen. Das Gemenge
ist anfangs ein diker Brei, der aber bald fluͤßig wird; in diesem Augenblike
hat nun die merklichste Temperatur-Verminderung Statt: man muß dann das
Gefaͤß aus
Eisenblech von Zeit zu Zeit schuͤtteln, und das Gemenge erneuern, sobald es
seine vorige Consistenz zu bekommen anfaͤngt. Ohne diese Vorsicht
waͤre man, um die Krystallisation, welche sich bildet, zu zerstoͤren,
gezwungen die Hize anzuwenden; wahrscheinlich spielt die Pflanzen-Saͤure,
welche dieser Ruͤkstand enthaͤlt, eine besondere Rolle; denn dieses
Magma wird so fest, daß es beinahe unmoͤglich
ist, die Roͤhre von Eisenblech herauszunehmen.
Dieses leztere Verfahren verdient den Vorzug, wenn man Ruͤkstand vom Aether
hat; im entgegengesezten Falle ist Schwefelsaͤure von 36° weniger
kostspielig, als Hydrochlorsaͤure und Salpetersaͤure; sie wirkt
weniger auf den Apparat aus Eisenblech, welches dieser Operation gewoͤhnlich
nur 30 Stunden lang widersteht, wenn sie bestaͤndig unterhalten wird; in
Fabrik-Staͤdten kann man sich uͤberdieß schwache und gefaͤrbte
Saͤure, und Soda-Sulphat um sehr geringen Preis verschaffen, da diese Artikel
im Handel, so zu sagen, keinen Zug haben. Da das Eis gegenwaͤrtigNicht bloß gegenwaͤrtig, sondern seit den aͤltesten Zeiten;
vorzuͤglich bei Blutfluͤßen. A. d. Ueb. ein Arzeneimittel ist; so wird jeder Apotheker, wenn der Winter keines
geliefert haben sollte, oder der Kranke zu weit von den Eisgruben entfernt
waͤre, im Stande seyn, dasselbe um einen, den Umstaͤnden angemessenen,
Preis zu bereiten.
Man wird mit scheinbarem Rechte einwenden, daß, bei meinem Apparate, die
Kaͤlte erzeugende Wirkung bei der Aufloͤsung des Salzes in der
Saͤure, durch die Wirkung der Saͤure auf das Metall vermindert wird;
dieß mag auch der Fall seyn. Ich wollte daher ein glaͤsernes Gefaͤß
statt des von Eisenblech anwenden; allein die geringere Leitungs-Faͤhigkeit
des ersteren verspaͤtet das Resultat stark; ich fand auch, daß die Wirkung
der Saͤure auf das Metall, indem es die Politur desselben zerstoͤrt,
die entwikelte Waͤrme mehr als ersezt, indem sie die
Leitungs-Faͤhigkeit desselben vergroͤßert; die Zeit, welche dasselbe
Volumen-Wasser in einem glaͤsernen Gefaͤße, in einem noch frisch
verzinnten Gefaͤße, und endlich in eben diesem, aber seiner Politur
beraubten, Gefaͤße, zum Gefrieren braucht, beweist mir dieß
hinlaͤnglich.
Die Dimensionen, welche ich dem Apparate gebe, scheinen mir hinlaͤnglich; man
koͤnnte jedoch auch die Hoͤhe desselben vermehren. Die innere
Roͤhre faßt soviel von dem Gemenge, als noͤthig ist, damit das Gefrieren auf ihrer Wand
ebenso schnell erfolgt, als auf der entgegengesezten Wand, und ein groͤßeres
Faß wuͤrde nur mehr von dem Gemenge enthalten, und die Kosten vermehren, ohne
ein vortheilhafteres Resultat hervorzubringen. Der untere Durchmesser des kleinen
Faßes ist kleiner, als der obere; denn daß Gefrieren am Boden erfolgt immer ziemlich
schnell, waͤhrend an der Oeffnung mehr von dem Gemenge noͤthig ist,
und das Niveau desselben hoͤher seyn muß, als jenes des Wassers. Ich will
hier auch noch einen zweiten Apparat angeben, mit welchem man in derselben Zeit mehr
Eis erhaͤlt. (Siehe die Zeichnung.)
Hoͤlzerne Kufen sind zu dieser Arbeit viel besser geeignet, weil sie schlechte
Leiter sind; die einigen sind angestrichen und uͤberfirnißt; vielleicht
waͤre es aber besser sie mit alten, befeuchteten, Lappen Tuches zu bedeken,
oder mit nassen Lumpen zu umgeben. Die Verdampfung des Wassers wuͤrde die
Luft verhindern, etwas von ihrem Waͤrmestoffe an den Apparat abzugeben, und
wuͤrde uͤberdieß auch einen Theil von jenem des Fasses entfernen.
Allein ich muß bemerken, daß dieß die Muͤhe vermehrt, ohne etwas zur
Ersparniß beizutragen; es ist dieß eine Operation, die auf Bestellung gemacht werden
kann; bei einem Versuche hingegen waͤre es anders; denn man wuͤrde
dann mit doppelten, und im Nothfalle mit dreifachen Gemengen arbeiten. Ich versuchte
das Faß in ein anderes, mit kleinen Oeffnungen durchloͤchertes, zu sezen, und
den Zwischenraum mit befeuchteter Kohle auszufuͤllen; dieß Mittel ist gut bis
auf einen gewissen Punct; gießt man aber aus Ungeschiklichkeit etwas Saͤure
auf die Kohle, welche, obschon sie ausgewaschen wurde, nie ganz rein ist, so
entwikelt sich dadurch mehr Waͤrmestoff, als zur Verspaͤtung der
Operation nothwendig ist. Ich bediene mich gegenwaͤrtig einer befeuchteten
Buͤchse, mit welcher ich das Kaͤlte erzeugende Bad bedeke, das ich an
einen kuͤhlen Ort bringe.
Man muß dafuͤr sorgen, daß sich die Saͤuren auf einer niedrigeren
Temperatur befinden, als die der Luft ist, und daß das Salz vorher gut
gepuͤlvert und durchgesiebt ist; denn je feiner zertheilt dasselbe ist, um so
schneller ist der Erfolg, den es hervorzubringen hat, und um so groͤßer ist
die Absorption des Waͤrmestoffes. Man muß die Gemenge auch von Zeit zu Zeit
umruͤhren; denn sonst sezt sich das Salz vermoͤge seiner groͤßeren Schwere auf den
Boden des Fasses ab, und oben hoͤrt die Wirkung auf. Verwitterte Salze
duͤrfen nicht angewendet werden; ich wuͤnschte zu erfahren, ob die
Theorie mit der Wirkung uͤbereinstimme, und es ergab sich mir, daß sie, da es
ausgemacht ist, daß sie das zur Krystallisation noͤthige Wasser wieder
aufnehmen, Waͤrmestoff entwikeln, der die Absorption, des
Waͤrmestoffes beinahe ganz verhindert.
Hat man zufaͤllig ausgekochtes Wasser, so verdient dieses den Vorzug; denn die
Temperatur von diesem kann zwar, ohne daß es gefriert, bis auf – 2°
sinken; allein dann bewirkt auch die geringste Bewegung die Krystallisation
desselben.
Das Sinken des Thermometers, welches ich hier angab, ist viel geringer, als es in den
Tabellen angegeben wird; der Grund davon ist ganz einfach; wenn die Saͤure
und das Salz, waͤhrend sie sich mit einander verbinden, gierig nach
Waͤrmestoff sind, so finden sie welchen in dem Apparate, der Apparat in dem
Wasser, wodurch die thermometrische Wirkung geschwaͤcht wird. Ich glaube noch
erinnern zu muͤssen, daß man die in den Tabellen angegebenen Grade, mit
Ausnahme des ersten, nur durch dreifache Gemenge in sehr gut leitenden
Gefaͤßen erhaͤlt.
Ich will nun mit wenigen Worten den Vortheil anfuͤhren, den Leslie's Versuche bei der Eisbereitung haben
koͤnnen.
Mit einer Luftpumpe, einem Gefaͤße mit Schwefelsaͤure, einem
Gefaͤße mit Wasser, und durch Erzeugung eines leeren Raumes erhaͤlt
man einige Eismassen. Dieser Versuch wird in den physikalischen und chemischen
Vorlesungen immer wiederholt. Allein, Hr. Leslie bediente
sich mit viel mehr Vortheil einiger Stuͤke zersezten, gepulverten und im Ofen
getrokneten, porphyrischen Basaltes. Es gelang ihm innerhalb 5 Minuten ein
Stuͤk Eis zu bilden, indem er unter einer Gloke auf eine, mit Wasser
gefuͤllte. Schale von poroͤser Erde eine andere, mit diesem Pulver
gefuͤllte, Schale sezte, und einen leeren Raum erzeugte; allein dieser
Versuch wird immer mit einer Luftpumpe gemacht, und ich weiß nicht, ob die
Fabrikanten im Stande sind, uns sehr große und gute Luftpumpen um denselben Preis,
wie kleine, zu liefern, mit welchen wir Eis zur Ausfuhr erzeugen, und unsere
Extracte concentriren koͤnnten.
Eine andere, hoͤchst sinnreiche, Entdekung des Hrn. Leslie ist das
Gefrierenmachen des Wassers in einem leeren Raume durch schwach geroͤstetes
Haber-Mehl. Durch Ausbreitung von diesem auf der Oberflaͤche eines
Quadratfußes zu Einem Zoll Hoͤhe, gelang es ihm 20 Unzen Wasser, die sich in
einem hemisphaͤrischen und poroͤsen Gefaͤße befanden, zum
Gefrieren zu bringen. Dieses Resultat ist vollkommener: auch ist es leichter sich
Haber-Mehl zu verschaffen. Ich bin uͤberzeugt, daß andere,
hinlaͤnglich geroͤstete, Pulver dieselbe Eigenschaft besizen. Der
Kalk, z.B. ist sehr wohlfeil, und koͤnnte mit großem Vortheile unter einer
Saugpumpe, wie man sie jezt in den Zuker-Raffinerien anwendet, benuͤzt
werden.
Diese Note laͤßt noch naͤhere Untersuchungen zu. Fortgesezte Versuche
mit anderen Substanzen wuͤrden vielleicht zu einer Entdekung fuͤhren,
welche den Forderungen der Hygiaͤne und der Medicin vollkommner entspricht.
Das Eis, welches ich auf die angegebene Weise bereitete, ist noch zu theuer, als daß
jeder Mann dasselbe benuͤzen koͤnnte.
Erklaͤrung der Kupfer-Abbildungen auf Tabelle III.
17. Doppelte
Röhre.
18. Faß.
19.
Durchschnitt der doppelten Roͤhre.
20. Kufe,
welche das Kaͤlte erzeugende Gemenge enthaͤlt.
21.
Buͤchsen von Eisenblech, welche oben und unten durch 2 Stangen gehalten
werden. Diese mit Wasser gefuͤllten Buͤchsen geben in 1 1/2 Stunde 36
Pfund Eis.