Titel: | Ueber Gyps-Abgüsse in Modeln aus Horn. |
Fundstelle: | Band 17, Jahrgang 1825, Nr. LII., S. 243 |
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LII.
Ueber Gyps-Abgüsse in Modeln aus
Horn.
Von Hrn. Gill in dessen technical Repository. April. 1825.
S. 233. (Im Auszuge.)
Ueber Gyps-Abgüsse in Modeln aus Horn.
Hr. Gill sah neulich einen Abdruk
einer Medaille in Horn in einer Bude in der Naͤhe von London, und kaufte sie.
Er konnte uͤber den Ursprung des Abdrukes dieser Medaille, die zum Andenken
der Kaiserin M. Theresia gepraͤgt war, nichts anderes erfahren, als daß sie
aus der Verlassenschaft eines alten Mannes war. Er gab ihn Hrn. J. Deville, um einen Gyps-Abguß aus demselben zu
erhalten, und dieser bemerkte ihm, daß er die Methode, Medaillen in Horn
auszupraͤgen, wohl kenne; daß man dieselbe aber seit mehreren Jahren in
England gaͤnzlich aufgegeben hat. Der Gyps-Abguß, den er aus diesen
Model erhielt, war ungemein schoͤn, und schaͤrfer, als man denselben
nicht leicht aus irgend einem Model erhalten konnte: kein Atoͤmchen Gyps
blieb in demselben zuruͤk.
Die Weise, Model aus Horn oder Medaillen-Abdruͤke in Horn zu
verfertigen, um aus diesen Gyps-Abguͤsse erhalten zu koͤnnen,
ist folgende:
Man nimmt zwei dike Hornplatten, so wie die Kamm-Macher bei Verfertigung der
Kaͤmme dieselben zu diesen lezteren zuzurichten pflegen, macht sie auf der
Vorderseite mittelst der sogenannten Schweter (floats)
der Kamm-Macher vollkommen glatt und eben, und schneidet an der
Ruͤkseite mehrere tiefe parallele Furchen, welche man mit anderen parallelen
Furchen durchkreuzt, damit die Luft durch dieselben entweichen kann. Die Medaille
wird nun mit Oehl bestrichen, zwischen die beiden Hornplatten gebracht, und sammt
diesen zwischen zwei gehizten Eisenplatten in den Kamm-Macher-Trog,
oder in die Kamm-Macher-Presse gebracht, welche mit zwei eisernen
Keilen, die mit Haͤmmern oder Schlaͤgeln, wie bei Oehlpressen,
eingetrieben werden, geschlossen wird.
Auf diese Weise erhaͤlt man einen Abdruk oder einen Model von der Vorderseite
und Ruͤkseite der Medaille zugleich, ohne daß die Medaille, sie mag Gold, Silber oder Bronze
seyn, im Mindesten dabei litte. Diese Model sind ohne Vergleich besser, als jene aus
Schwefel, Wachs, Siegel-Lak oder Gyps, und in Hinsicht auf Dauerhaftigkeit
jedem anderen vorzuziehen: der alte Model, den Hr. Gill
besizt, ist noch so gut, wie da er aus der Presse kam.
Das Abgießen in Gyps geschieht auf die gewoͤhnliche Weise; man traͤgt,
wie bei den anderen Modeln, eine Mischung aus Oehl und zerlassenen Speke mittelst
eines feinen Haarpinsels auf den Model auf, bringt etwas gehoͤrig angemachten
Gyps in die Mitte desselben, und neigt ihn nach allen Seiten so, daß der Gyps auf
der ganzen Oberflaͤche langsam umher fließen kann, worauf man dann diese
Gypslage durch neuerdings aufgetragenen Gyps bis zur gehoͤrigen Dike
verstaͤrkt, und dieselbe eine gehoͤrige Zeit uͤber ruhen und
sich sezen laͤßt, und dann aus dem Model nimmt.