Titel: | Ueber einen verbesserten Dampf-Kochapparat. Von Hrn. Capitän T. M. Bagnold, R. M. |
Fundstelle: | Band 17, Jahrgang 1825, Nr. XXXVII., S. 164 |
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XXXVII.
Ueber einen verbesserten
Dampf-Kochapparat. Von Hrn. Capitaͤn T. M. Bagnold, R. M.Hr. Bagnold erhielt fuͤr diese Mittheilung die
silberne Vulcan-Medaille. A. d. O.
Aus den Transactions of the Society for the Encouragement of
Arts. XLII. B. In Gill's technical Repository. Februar. 1825. S.
124.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Bagnold, über einen verbesserten
Dampf-Kochapparat.
Obschon die Anwendung der Dampfheizung in der Kuͤche
die groͤßte Reinlichkeit, Ersparung und Leichtigkeit gewaͤhrt,Ausfuͤhrlich hieruͤber handelt unsere Schrift: „Beschreibung und Abbildung mehrerer
Dampf-Apparate zur Benuͤzung der Wasserdaͤmpfe
zum Kochen etc.“ auf S. 60. Es ist in der That
unbegreiflich, daß das Kochen mit Wasser-Daͤmpfen in den
Haushaltungen keinen Eingang findet, da die Speisen doch schmakhafter und
bei der groͤßten Reinlichkeit auch noch die groͤßte
Wohlfeilheit mit der Dampfkochung verbunden ist. D. so ist sie doch nicht so allgemein verbreitet, als sie es zu seyn verdient
dient,
vorzuͤglich in Privat-Familien, und besonders deßwegen, weil der Dampf
zwischen dem Kessel und dem Dekel desselben so oft entweicht, und dadurch sehr
unangenehme Zufaͤlle entstehen. Man suchte die Haͤhne besser
einzurichten; allein diese Vorrichtungen sind bei dem immer wandelbaren Druke so
delicat in der Anwendung, daß der Dampf dadurch zuweilen gaͤnzlich abgesperrt
wurde, und man zur Stunde der Mahlzeit die Speisen roh im Topfe fand. Vor
ungefaͤhr 13 Monaten verfertigte ich mir eine Vorrichtung, die, wie ich
hoffe, alle so eben erwaͤhnten Nachtheile beseitigt. Meine Verbesserung an
dem Dampfkessel besteht in der Anwendung einer 3 Zoll tiefen Rinne innenwendig am
oberen Rande desselben. Diese Rinne wird mittelst eines irgendwo außen an derselben
bequem angebrachten Schnabels mit Wasser gefuͤllt, welcher unten offen ist,
um das Wasser frei durchzulassen. Unter dieser Rinne, oder Wasser-Verbindung,
befindet sich ein kleines Luftloch oder eine Warnungs-Roͤhre, die 1/4
Zoll im Durchmesser haͤlt, durch eine Wand des Kessels laͤuft, und
ungefaͤhr 1/2 Zoll tief in eine kleine mit kaltem Wasser gefuͤllte,
Verdichtungs-Cisterne eintaucht. Diese Cisterne ist an der Seite mit einer
Abzugsroͤhre versehen, damit nicht zuviel Wasser sich in derselben
anhaͤuft, und zu beiden Seiten mittelst eines Zinn-Streifens so
angeloͤthet, daß eine Luftschichte in der Breite eines Viertel-Zolles
oder daruͤber zwischen dem Kessel und der Cisterne bleibt: dadurch wird die
Mittheilung der Hize vermieden, und es wird uͤberfluͤßig,
oͤfter als Ein oder zwei Mahl waͤhrend des Kochens warmes Wasser in
die Cisterne nachzugießen. Wenn man diesen Dampfkessel braucht, so wird er mittelst
seines zugeschliffenen Vorstosses auf die gewoͤhnliche Weise mit dem
Dampfhahne verbunden; die Speisen werden in denselben gelegt, der Dekel darauf
aufgesezt, und mittelst an dem Kessel angeloͤtheter Haken befestigt, damit er
sich nicht heben kann. Die Rinne und die Cisterne werden mit Wasser gefuͤllt,
und wenn der Dampf eingelassen wird, die atmosphaͤrische Luft vorerst durch
die Warnungs- oder Entweichungs-Roͤhre ausgetrieben. Wenn der
Kessel sein Maximum von Waͤrme erhalten hat, entweichen auf demselben Wege, Dampfblasen, und werden
verdichtet. Der Hahn muß nun so gestellt werden, daß diese lezteren auf die moͤglich langsamste Weise entweichen, und
die Koͤchin kann sicher seyn, daß, solange sie einige Blasen aufsteigen
hoͤrt, so langsam auch diese heruͤber kommen moͤgen, sie immer
uͤberfluͤßig genug Dampf hat, und folglich das Kochen seinen
gehoͤrigen Gang fortgeht. Wenn indessen, durch die Laͤnge der Zeit,
der Kessel so heiß werden sollte, daß er den mindesten sichtbaren Dampf von sich
gaͤbe, so ist etwas kaltes Wasser, in die Cisterne oder den Ring, nach
Umstaͤnden, zugegossen, hinreichend, um Alles augenbliklich wieder in Ordnung
zu bringen.
Nach diesem Plane ließ ich einen einfachen Kessel fuͤr Fische, einen doppelten
(d.h. einen uͤber dem anderen) fuͤr Fleisch und Gemuͤse, eine
doppelte Abrauch-Pfanne fuͤr Bruͤhen, und eine
laͤngliche Abtheilung mit drei kleinen Pfaͤnnchen fuͤr Butter,
Saftbruͤhen etc. vorrichten. Da diese leztere oben auf dem Kessel, und
unmittelbar unter dem Schornsteine steht, so ließ ich bloß ein kleines Loch von 1/20
Zoll im Durchmesser uͤbrig, damit der uͤberfluͤßige Dampf
dadurch entweichen kann. Die Dekel der Pfaͤnnchen passen in ihre
zugehoͤrigen Wasserringe auf der Abtheilung, damit kein Dampf verloren geht,
wenn man dieselben gelegentlich wegheben muß. Da der Suppen-Kessel doppelt
ist, so braucht er keine Entweichungs-Roͤhre, sondern hat unten einen
Hahn, durch welchen man das destillirte Wasser abzieht. Der ganze Apparat steht in
der Kuͤche in einer Vertiefung ungefaͤhr 3 Fuß tief, und wird aus
einem Kessel aus Gußeisen, der 13 Zoll im Gevierte haͤlt, und 11 Zoll tief
ist, versehen. Da die Baken des Rostes vorne mit einem Ranfte unter einem Winkel von
ungefaͤhr 45 Graden (wie Hr. Stratton empfahl)
versehen sind, so wird ein Feuer von 13 Zoll von einem Baken zu dem anderen zwei
Braten braten koͤnnen. Hiermit, und mit dem Dampfe und dem Ofen, kann man auf
die reinste und wohlfeilste Weise fuͤr 30, und noͤthigen Falles auch
fuͤr mehrere, Personen kochen. Die Ersparung an Muͤhe und Zeit
fuͤr die Koͤchin laͤßt sich nur von denjenigen berechnen, die beide
verschiedene Arten zu kochen gehoͤrig beobachtet haben.
Erklaͤrung der Figuren.
Fig. 29. auf
Tab. VI. ist der Aufriß des Dampf-Koch-Apparates; Fig. 33. zeigt denselben
von oben.
Fig. 31 und
32. sind
Aufriß und Durchschnitt des Dekels.
Fig. 30. ist
ein Durchschnitt des Dampfgefaͤßes und seines Dekels. Dieselben Buchstaben
bezeichnen dieselben Theile in allen Figuren.
a, ist das Dampfgefaͤß. b, eine Roͤhre, durch welche der Dampf eintritt. c, ein Canal oder hohler Ring, welcher den oberen Theil
des Dampfgefaͤßes umgibt. d, eine Lippe, durch
welcher dieser Canal, c, sein Wasser erhaͤlt. e, eine, unter einem rechten Winkel gebogene
Roͤhre, die sich an einem Ende in das Dampfgefaͤß, a, an dem anderen Ende in die kleine Cisterne, f, oͤffnet. f, eine
kleine Cisterne oben an dem Dampfgefaͤße, mit einer Ausgangsroͤhre,
g: es ist mittelst zweier duͤnnen Platten,
hh, an dem Dampfgefaͤße angebracht. ii, Henkel. k, der
obere, l, der Seitentheil des Dekels.Abbildung und Beschreibung dieser Vorrichtung sind nur fuͤr
diejenigen, welchen das Kochen mit Daͤmpfen schon
bekannt ist, verstaͤndlich. Nach Loͤsung einiger anderer
Aufgaben soll ein Theil unserer Zeit wieder auf diesen Gegenstand verwendet,
und hoffentlich ein Resultat herbeigefuͤhrt werden, das jeder
Haushaltung zugaͤnglich ist. D.