Titel: | Des Hrn. Herzoges de la Rochefoucauld Bericht über die von ihm erbaute Draht-Kettenbrüke zu Liancourt. |
Fundstelle: | Band 17, Jahrgang 1825, Nr. XXXII., S. 144 |
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XXXII.
Des Hrn. Herzoges de la Rochefoucauld Bericht über die von ihm
erbaute Draht-Kettenbrüke zu Liancourt.
Aus dem Bulletin de la Société
d'Encouragement, a. a. O. S. 38.
Rochefoucauld's, Draht-Kettenbrüke.
Die Bruͤke, welche ich im September 1823 zu Liankourt
erbauen ließ, wurde einzig und allein nach den Nachrichten erbaut, welche die Bibliothéque univérselle mittheilte; bis
dahin ist mir kein anderes Werk uͤber diese Art von Bruͤkenbau zu
Gesichte gekommen.
Diese Bruͤke ist 58 1/2 Fuß lang, und 3 Fuß breit; sie haͤngt an
Ketten, oder Drahtbuͤndeln. Dieser Ketten, wovon jede aus 60 Drahten von Nr.
8. besteht, sind drei in einer Entfernung von 8 bis 10 Zoll von einander angebracht.
Verticale Ketten oder Drahtbuͤndel aus 40 Drahten sind an den Hauptketten
befestigt, und bilden die eigentlichen Traͤger der Bruͤke. Sie enden
sich in eine Schraube, deren unten angebrachte Schraubenmutter der kleinsten
Veraͤnderung in dem Niveau des Fußbodens der Bruͤke leicht abhelfen
laͤßt. Die großen Ketten laufen quer durch 7 Fuß hohe Pfosten an beiden Enden
der Bruͤke, und vereinigen sich mit starken eisernen Bindstangen, die in
einem sehr festen Mauerwerke 8 Fuß tief eingemauert sind. Der Theil dieser
Bindstangen, welcher in der Erde ist, ist bis uͤber seine Verbindung mit den
Ketten hinaus mit gestrekten Bleiplatten bedekt, damit er von der Feuchtigkeit der
anliegenden Erde nichts zu befahren hat.
Die Bruͤkenlager bilden bloß eine Mauer von 18 Zoll, und haben keinen anderen
Zwek, als das Einstuͤrzen der Erde an den Ufern zu hindern. Der Fußboden der
Bruͤke ist weder an diesen Lagern befestigt, noch in dieselben eingelassen.
Die Drahtketten sind mit vierfachem Oehlfarben-Ueberzuge angestrichen, und
man wendet die groͤßte Sorgfalt darauf die Abschuppungen dieses Ueberzuges zu
beobachten, und sogleich wieder auszubessern.
Diese, ihrer ganzen Laͤnge nach vollkommen horizontale Bruͤke ist sehr
fest, und sieben bis acht Personen, die zugleich uͤber dieselbe gehen, machen
sie kaum merklich schaukeln.
Ich darf nicht vergessen zu bemerken, daß auch nicht ein einziger Draht in den großen
Ketten, wie in den senkrechten, angewendet wurde, ohne daß man denselben vorher in
Hinsicht auf seine Staͤrke sorgfaͤltig gepruͤft
haͤtte.
Diese Bruͤke kostete mich beinahe 1,400 Franken; sie wuͤrde mich viel
weniger gekostet haben, wenn nicht die Eiligkeit, mit welcher ich mir den Genuß
derselben verschaffen wollte, mich gezwungen haͤtte, fremde Arbeiter kommen
zu lassen, und wenn ich, in der Arbeit, die ich unternommen habe, erfahrener, nicht
waͤhrend derselben einige Fehler begangen haͤtte, die bei einem ersten
Versuche unvermeidlich sind, und die mir nicht bloß mehr Arbeitskosten, sondern
selbst mehr Kosten fuͤr das Material, namentlich fuͤr das Holz,
verursachten: ich glaube sicher zu seyn, daß ich gegenwaͤrtig eine solche
Bruͤke mit 1,000 oder 1,100 Franken bauen koͤnnte. Unsere Zimmerleute
forderten mir fuͤr eine Bruͤke von dieser Groͤße aus Holz 5,000
Franken.Man vergleiche uͤber die Haͤngebruͤken die Werke der
HHrn. Navier, Séguin, Dufour, Ch. Dupin und Cordier, und
die uͤbrigen Aufsaͤze in der Bibliothéque universelle und dem Bulletin de la Société d'Encouragement, welche sich
in unserem polytechn. Journale nebst anderen mitgetheilt befinden. A. d.
Ueb.