Titel: | Ueber schief stehende Brüken- und Kanalgewölber, sowohl von Baksteinen als Quadern oder Werkstüken, und Anweisung zur Verzeichnung der Bögen und Lehren (Chabelonen), um die Werkstüke darnach bearbeiten zu können; dann über das Einschalen und Wölben selbst. Vom k. Kreisbauinspector Voit in Augsburg. |
Autor: | Richard Jakob August Voit [GND] |
Fundstelle: | Band 17, Jahrgang 1825, Nr. II., S. 29 |
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II.
Ueber schief stehende Brüken- und
Kanalgewölber, sowohl von Baksteinen als Quadern oder Werkstüken, und Anweisung zur
Verzeichnung der Bögen und Lehren (Chabelonen), um die Werkstüke darnach bearbeiten zu
können; dann über das Einschalen und Wölben selbst. Vom k. Kreisbauinspector Voit in Augsburg.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Voit, über schief stehende Brüken- und
Kanalgewölber.
Jede Bruͤke, sie mag von Holz oder Stein hergestellt
werden, muß senkrecht auf dem Stromstrich stehen. Dadurch erhaͤlt erstlich,
das Bauwerk die geringst-moͤglichste Laͤnge, und erfordert
folglich den geringsten Kostenaufwand; zweitens wird der Holzverband, so wie das
steinerne Gewoͤlbe ganz regulaͤr, wodurch das Abbinden oder
Woͤlben leicht geschieht, und drittens haben die Stirnpfeiler, und wenn die
Bruͤke Mittelpfeiler hat auch diese, den schwaͤchsten Angriff vom Fluß
auszuhalten.
Daher muß sich der Architekt bestreben, jede neu aufzufuͤhrende Bruͤke
senkrecht auf den Stromstrich zu stellen. Ist das Bauwerk von einem großen Umfange,
so muͤssen oͤfters wichtige Veraͤnderungen deßhalb vorgenommen
werden, und der Baumeister ist in manchen Faͤllen sogar genoͤthigt,
Haͤuser abtragen
zu lassen, und den Landstraßen einen andern Zug zu geben. Es kann aber auch
vortheilhaft werden, dem Flusse eine andere Richtung anzuweisen, wenn die Richtung
der Straße unabaͤnderlich seyn sollte.
Dergleichen Vorarbeiten erfordern indeß einen großen Kostenaufwand, und manchmal kann
dieser sogar der Summe auf das Hauptbauwerk, naͤmlich der Bruͤke
selbst, nahe kommen.
Sobald oͤffentliche Bauten angefangen werden, sind sie der allgemeinen Kritik
ausgesezt, und der Unkundige, welcher dergleichen Anstalten treffen sieht, und deren
Nuzen nicht zu erkennen vermag, tadelt sogleich das ganze Unternehmen. – Nur
solche Baumeister, welche ihrer Sache nicht ganz gewiß sind, lassen sich durch
unzeitige Kritik irre fuhren und in ihren Planen stoͤren; diejenigen, welche
nach Grundsaͤzen handeln und das Ganze umfassen, achten ungerechten Tadel
nicht, und wenn auch die Menge darin uͤbereinkommen sollte. – Aus dem
bisher Gesagten geht hervor, daß man schiefstehende Bruͤken moͤglichst
vermeiden muͤsse, und zur Erlangung einer rechtwinklichten Situation, weder
Kosten noch Tadel scheuen soll. Aber demohngeachtet koͤnnen Falle eintreten,
daß die schiefe Stellung einer kleinern Bruͤke unvermeidlich wird, wenn
naͤmlich, was in Staͤdten bisweilen vorkommt, die Kanal- oder
Flußufer unabaͤnderlich gegeben sind, und eben so die Richtung der
daruͤber fuͤhrenden Straße gegeben ist. Ich sagte absichtlich bei
kleineren Bruͤken, denn dergleichen schiefgestellte Woͤlbungen bringt
man nie bei großen Bruͤkenbauten an, und bei solchen muß schlechterdings
jedes Hinderniß der senkrechten Stellung beseitigt werden. Indessen kann die
Gewoͤlbweite dieser kleinen Bruͤken doch oft 30 und noch mehr Fuß
ausmachen, und die schiefe Richtung 30 bis 35 Grad mit dem Stromstrich oder den
gegebenen Uferwaͤnden betragen.
Wird eine solche Bruͤke auf die gewoͤhnliche Art gewoͤlbt, so
muͤssen die Bruͤkenhaͤupter eine schraͤge Richtung
haben, und die Koͤpfe der Gewoͤlbsteine – wenn man sie auch
moͤglichst lang macht – brechen leicht ab. Ist die Verschiebung der
Bruͤke bedeutend, so finden die Gewoͤlbsteine auf der einen Seite gar keinen
Seitenwiderstand durch die Widerlager mehr, und das Bauwerk muß nothwendig
einstuͤrzen. Daher muß eine besondere Verbindung der Gewoͤlbsteine
angewendet werden.
Peronet hat in seinem Werke uͤber die
Entwuͤrfe und Bauarten der Bruͤken, eine Beschreibung und Zeichnung
des schiefen Bogens uͤber den Bicheretbach bei Lagny auf der Straße nach
Deutschland geliefert, welche bei allen solchen Bruͤken als Vorbild dienen
kann, die eine bedeutende Laͤnge, oder keine allzuschiefe Richtung haben. Ich
werde nun die Bauart schiefgestellter, sowohl von Baksteinen gemauerter, als von
Werkstuͤken oder Quadern zusammengesezter Bruͤken nach meinen
gemachten Erfahrungen naͤher beschreiben. Dabei kommt vor:
a) das Aufzeichnen der
Boͤgen,
b) das Einschalen, naͤmlich
das Aufstellen der Lehrboͤgen, mit den dazu noͤthigen
Vorrichtungen,
c) das Woͤlben mit
Baksteinen,
d) das Aufzeichnen der Lehren oder
Chabelonen, wenn mit Quadern gebaut wird,
e) das Versezen der
Werkstuͤke, und endlich
f) das Ausnehmen der
Lehrboͤgen.
Gemauerte Bruͤken sind in solchen Gegenden, wo es wenig gute Werksteine,
dagegen aber vorzuͤglich gute Baksteine gibt, einheimisch. Unsere Ziegeleien
liefern heut zu Tage kein so gutes Materials wie sonst, und daher mag es kommen, daß
in neuern Zeiten selten Bruͤken von Baksteinen vorkommen. Die
hoͤlzernen Bruͤken sind, wenn ich so sagen darf, nur Behelfe, oder
wohlfeile ephemere Bauwerke, welche in kurzer Zeit zerstoͤrt werden.
Gemauerte Bruͤken stehen lange; vorzuͤglich wenn man wohlgebrannte,
von gutem Thon geformte Steine dazu anwendet.
In mehr als einer Ruͤksicht sollte man daher auf gute Steine sehen, welche die
Feuchtigkeit nicht leicht zerstoͤrt, und die auch ohne Verwurf bestehen
koͤnnen. Daß zu gemauerten Bruͤken auch ein guter Moͤrtel
gehoͤrt, versteht sich wohl von selbst, und wir sind gegenwaͤrtig so
weit, daß wir gute Steine, und einen eben so guten Moͤrtel bereiten konnten,
wenn wir den gehoͤrigen Fleiß darauf verwenden wollten. Nur kommt es nur darauf an, daß ein
solches Bauwerk unter der Leitung eines tuͤchtigen Baumeisters entsteht,
welcher auch fuͤr eine zwekmaͤßige Construction sorgt.
Es ist hier der Ort nicht von der Gruͤndung der Bruͤken zu handeln, und
ich beschraͤnke mich blos auf die Construction des Gewoͤlbes. Nur so
viel muß ich hier erinnern, daß es sehr gut ist, wenn man bis zum Widerlager, oder
so weit der hoͤchste Wasserstand geht, Schichten von Werksteinen anbringt. In
unserer Gegend wendet man zu diesem Behufe einen Tufstein an, welcher im Wasser sehr
dauerhaft, und im Verhaͤltniß zu andern Werksteinen wohlfeil ist. Indessen
kann auch das ganze Gemaͤuer einer Bruͤke von Baksteinen bestehen,
sobald sie die erforderliche Guͤte haben.
Das Gewoͤlbe einer Bruͤke kann aus einem vollen Zirkel, oder aus einem
verdruͤkten Bogen bestehen; in vielen Faͤllen aber ist ein Segment von
einer Kreislinie, naͤmlich ein sogenannter Kreuzzirkel hinreichend. Ich werde
nun die bei einer schief gestellten Bruͤke vorkommende Hauptstuͤke
naͤher beschreiben.
Zu a) vom Aufzeichnen der
Boͤgen.
Fig. 1, A ist eine Bruͤke, deren schiefer Winkel 20 Grad
betraͤgt, und welche von Baksteinen gemauert oder von Werksteinen hergestellt
werden kann.
Zur Aufzeichnung der Boͤgen und zur Bestimmung der Lehren ist ein sogenanntes
Schnuͤrgeruͤste noͤthig, das heißt, ein gebretterter Boden von
der Groͤße, daß alle vorkommende Boͤgen und krumme Linien
aufgeschnuͤrt werden koͤnnen.
Die vorliegende Fig.
1, ist senkrecht gemessen 20' lang und 20 dergleichen breit, und es
muͤssen viererlei Boͤgen dazu aufgeschnuͤrt werden,
naͤmlich die Boͤgen ab oder xy, ac und ad, und
endlich, wenn die Bruͤke von Quadern hergestellt werden soll – wovon
weiter unten mehr vorkommt, auch die uͤber die halbe Walze hinziehende krumme
Linie eg welche senkrecht auf der Linie dm steht. Der Schnuͤrboden dazu muß demnach
36 Fuß lang und 28 Fuß breit seyn.
Nach der senkrechten Richtung, naͤmlich von a nach
b bekommt die Bruͤke einen vollen Zirkel, die
abgeschraͤgten Haͤupter davon aber werden elliptisch. Dadurch entstehen schon
zweierlei Boͤgen. Die Art, wie solche aufgezeichnet werden, ist bekannt, und
aus beigefuͤgten Zeichnungen zu ersehen. Der volle Zirkel nach der Richtung
ab, ist bei fgh. Aus diesem entspringt der Bogen, ikl, dessen Grundlinie, it = md, ist. Die Grundlinien von beiden Boͤgen
wurden hier in drei Theile getheilt, der lezte Theil aber wieder halbirt, und die
senkrechten Linien, nop, den Linien, qrs, gleich gemacht. Die dadurch entstehenden
Punkte werden durch krumme Linien von freier Hand zusammen gezogen. Um aber solche
aus festen Punkten mit einer Schnur oder Latten zusammen ziehen zu koͤnnen,
traͤgt man die gegebene Hoͤhe, tk
nach u, und theilt den Unterschied zwischen der kleinern
und groͤßern Achse, naͤmlich ul, in
zwei gleiche Theile. Drei dieser Theile traͤgt man von t nach u, und eben so viel von t nach i, vier aber auf die
verlaͤngerte Linie, kt. Dadurch werden die
Punkte bestimmt, aus welchen man den Bogen, ikl,
und die dazu gehoͤrigen Fugenschnitte ziehen kann.
Zwischen die Boͤgen, dm und ab, muß noch ein zweiter nach der Richtung, ac, kommen. Dieser wird auf vorgeschriebene Art
gesucht. Nun waͤre nur noch die einzige krumme Linie zu finden,
naͤmlich die nach der Richtung ey, welche
schraͤge uͤber die Walze hingeht und senkrecht auf md sieht. Die Grundlinie dieses Bogens ist tv = ey, und sie
wird nach vorhergehender Beschreibung gesucht. Nur bei einer Woͤlbung von
Werksteinen hat man diesen Bogen zur Auffindung der Lehren oder Brettungen
noͤthig.
Zu b) vom Einschalen der
Boͤgen.
Die Lehrbogen werden aus Hoͤlzern und Brettern zusammengesezt, und man hat
darauf zu sehen, daß sie die gehoͤrige Staͤrke erhalten, um die Last
der Woͤlbung bis zum Schlusse tragen zu koͤnnen.
Bei der Einschalung kleinerer Gewoͤlber, wie das gegenwaͤrtige, werden
die Boͤgen auf Schwellen gesezt, welche unmittelbar an die Widerlager zu
liegen kommen, und unter diese uͤbereinander greifende Keile geschoben, damit man die Boͤgen
niederlassen und herausnehmen kann. Auf die Boͤgen selbst kommen
duͤnne Schalbretter oder Latten. Wollte man sich bei dieser Bruͤke die
Muͤhe nicht geben, die Boͤgen, dm
und ac, aufzuschnuͤren und abzubinden, so
koͤnnte man auf beiden Seiten die Schalung rechtwinklicht verlaͤngern,
und dazu nur gewoͤhnliche Boͤgen einsezen. Dann aber muͤßte die
Linie dm auf die Schalung gezeichnet und darnach
fortgewoͤlbt werden.
Zu c) von der Woͤlbung mit
Baksteinen.
Ich habe schon erinnert, daß es gut ist, wenn man die Widerlager bis an den Bogen von
Werkstuͤken oder Quadern herstellt. Auch die Anschußmauern bei w, w, sollen aus Quadern bestehen, und diese erhalten
eine solche Richtung, daß sie vom Wasser und Treibeis nicht angegriffen werden
koͤnnen, wobei sie die Gewoͤlbboͤgen schuͤzen. Bei Fig. 1, B, ist der Aufriß von einem Theile der Bruͤke,
und aus diesem, so wie aus dem Grundriß B, ist zu sehen,
daß die Steinschichten am Kopfe den gehoͤrigen Fugenschnitt haben; von diesem
aber quer, naͤmlich mit der Richtung der Linie md, senkrecht uͤber die cylindrische Flaͤche der
Bruͤke gehen, um in der Mitte bei ά den Schluß zu bilden. Diese
Schichten behalten die angegebene Richtung bis zur Linie ac, Fig. A, und von
dieser gehen sie wieder quer uͤber die Flaͤche bis zur Linie ab, wo sie sich mit den Schichten der geraden
Woͤlbung verbinden und vereinigen.
Diesen Richtungen folgen die Baksteinschichten. Die erste Schichte a, Fig. B, bekommt
vorwaͤrts eine etwas gesenkte Lage, und daher soll die Anschußmauer bei w, mit einem großen Werkstuͤke, als Ansaz
fuͤr die Woͤlbung versehen werden. Auf der andern Seite des Bogens bei
b, neigen sich die Schichten vom Kopfe nach hinten
etwas, und nach dieser Richtung muß das Widerlager von Werksteinen eingerichtet
werden. Das uͤbrige des Verbandes ist aus der Zeichnung B, zu ersehen. Da die Schichten rechtwinklicht mit der
Bruͤkenschraͤge uͤber die cylindrische Flaͤche gehen, so
muͤssen die Koͤpfe der Steine etwas zugehauen werden, wie bei C, zu sehen ist.
Da, wo die Baksteine auf die Linien ac und ab stoßen, greifen sie
schwalbenschwanzfoͤrmig in einander, und dadurch wird der Verband
hervorgebracht. Wie die Steine dabei etwas zugehauen werden muͤssen, findet
jeder Maurer waͤhrend der Arbeit leicht. Vorzuͤglich aber muß man
darauf sehen, daß die Richtungslinie der Steine und die treffenden Fugenschnitte
durchaus beibehalten werden, weil außerdem eine Verwirrung des Verbandes entsteht,
welches dem ganzen Bauwerke nachtheilig seyn kann.
Auch die schiefstehende Bruͤke, Fig. 2, wozu die
Zeichnungen, ABC, und D, gehoͤren, kann von Baksteinen gemauert werden. Sie sieht mit den
Ufermauern unter einem Winkel von 45 Grad schief, und ihre Breite nach der schiefen
Richtung gemessen, betraͤgt 24 Fuß im Lichte.
Dazu ist blos der Bogen und die krumme Linie Fig. B,
aufzuzeichnen. Der auf den Ufermauern senkrecht stehende Bogen von 17 Fuß 2 Zoll
Laͤnge, ab, Fig. B, hat den sogenannten Kreuzzirkel, und der mit diesem gleich stehende
Bogen auf der Linie cd, hat die Laͤnge,
welche die schiefe Richtung der Bruͤke angibt.
Alle Gewoͤlbschichten gehen mit der schraͤgen Bruͤkenlinie
senkrecht, und laufen daher quer uͤber die Gewoͤlbflaͤche hin.
Der Schluß jeder Schichte faͤllt auf die Linie, ef, und unter dieser wird der Fugenschnitt jeder Schichte senkrecht. Links
und rechts von diesem Punkte neigt sich der Fugenschnitt auf die eine oder die
andere Seite, so wie es der Bogen und die treffenden Centrallinien verlangen. Die
einzelnen Gewoͤlbschichten aͤndern daher mit jedem
fortruͤkenden Punkte ihre Fugenschnitte. Dieses aber verursacht beim Mauern
und bei der Aufzeichnung der Lehren zur Bearbeitung der Werksteine einige
Schwierigkeiten, welche sich nur durch Genauigkeit und Aufmerksamkeit heben lassen.
So hat z.B. die Gewoͤlbschichte, ghi, den
Fugenschnitt von g bis h,
von der rechten zur linken Hand, bei h wird derselbe senkrecht, und von h bis i faͤllt er von
der Linken zur Rechten.
Bei Gewoͤlben von Baksteine muͤssen die Maurer diesen sich
aͤndernden Fugenschnitt durch das Anlegen und Zuhauen der Steine und dann
durch das Moͤrtelband hervorzubringen suchen. Dieß geht im vorliegenden Falle
und bei dem flachen Bogen des Gewoͤlbes deßwegen leicht, weil sich der
Fugenschnitt nicht viel aͤndert, und der groͤßte allenfalls nur 11
Zoll von der senkrechten Linie abweicht. Wenn die Widerlager, die aus Werksteinen
bestehen koͤnnen, gerichtet sind, so ist es leicht, das Mauerwerk des
Gewoͤlbes anzufangen. Die Quader werden so bearbeitet, daß zu beiden Seiten
die Zaken unter Winkeln von 45 Grad entstehen, welche im Grund- und Aufriße
A, und C, mit kkk etc. bezeichnet sind. Die vier Anschußmauern
l, l, werden bis auf die Widerlagerhoͤhe von
Quadern hergestellt, und dienen den ersten Gewoͤlbschichten als Anhalt,
wenigstens von zwei Seiten, wo die Schichten auswaͤrts druͤken. Auf
den beschriebenen massiven Zaken werden nur die Gewoͤlbschichten angefangen
und so fortgesezt, daß sie im Fortruͤken den gehoͤrigen Fugenschnitt
erhalten. Die Arbeiter muͤssen großen Fleiß auf dergleichen Gewoͤlber
verwenden, und stets einen richtigen Verband beobachten.
Zu d) vom Aufzeichnen der Lehren,
wenn mit Quadern gebaut wird.
Bei Bruͤken von Quadern oder Werkstuͤken ist das Aufzeichnen der Lehren
eine Hauptsache, zumal bei solchen, welche eine schiefe Richtung haben.
Nicht jeder Steinbruch liefert die Werkstuͤke von beliebiger Dike und
Hoͤhe, und daher wird es oft noͤthig, die Schichten nach der
moͤglichen Dike der Steine einzurichten. Die Breite der Steine muß aber bei
Bruͤken von so geringen Dimensionen auf alle Faͤlle so stark
ausfallen, daß die Dike des Gewoͤlbes nur aus einer Schichte besteht. Die
Steine dazu muͤssen wenigstens 14–15 Zoll uͤbers Lager messen.
Jede Schichte soll wenigstens 12 Zoll hoch seyn; es ist aber in mancher
Ruͤksicht besser, wenn auch diese 14–15 Zoll betragen kann.
Die Laͤnge der Steine haͤngt ebenfalls von den Bruͤchen ab, und
bei einem gewoͤhnlichen Tonnengewoͤlbe kann man sie so lang machen,
als sie im Bruche ausfallen. Ohngeachtet bei schief stehenden Bruͤken die
Lange der dazu zu verwendenden Steine nicht beschraͤnkt ist, so wird man sie
doch nicht gerne laͤnger als 5 Fuß annehmen. Die Ursache davon wird weiter
unten deutlich werden.
Bei schiefstehenden Bruͤken verursacht das Bearbeiten der Steine einige
Schwierigkeiten, und die Lehren dazu muͤssen mit vieler Genauigkeit angegeben
werden.
Wenn der Lehrbogen, wornach die Bruͤke construirt werden soll, aufgezeichnet
ist, so muß diesem die Dike der Schalung zugegeben werden, welche im vorliegenden
Falle aus Latten oder duͤnnen Brettern besteht. Nun kann man die
Fugenschnitte der Steine bestimmen.
Die Bruͤke, Fig. 1, hat nur zum Theil eine schiefe Woͤlbung, und diese
schließt sich, wie aus der Zeichnung zu sehen ist, an eine regulaͤre an. Die
Lehren der regulaͤren Woͤlbung werden nach den Fugenschnitten des
Bogens, ikl, gezeichnet, und darnach die Steine
zugehauen. Die Laͤngen dieser Gewoͤlbsteine haben kein bestimmtes
Maaß, und man hat nur darauf zu sehen, daß ein guter Verband entsteht. Daher kann
man auch in den untern Schichten manchmal Binder in das Mauerwerk des
Gewoͤlbnakens treten lassen, wie die punktirten Linien bei γ
angeben.
Die Steine, woraus die Woͤlbung, amdcb, Fig. 1,
besteht, haben verschiedene aber bestimmte Langen, und die gegebenen Fugenschnitte
und Kurven werden auf folgende Art gefunden.
Es sollen z.B. die Lehren fuͤr den Stein δ gesucht werden. Da dieser
Stein die dritte Schichte, hier mit Nr. 3 bezeichnet, vom Schlußsteine
abwaͤrts gezahlt, bildet, so sind die Fugenschnitte im Bogen ikl, bei Nr. 3 zu suchen, und da ferner dieser
Stein auch auf dem untern Haupte und zwar nach dem Bogen kv = ey, gebogen
ist, so wird dessen Laͤnge stuf diese krumme Linie getragen, und so der dazu
gehoͤrige erste
und zweite Bogen gesucht. Jeder Gewoͤlbstein wird im Bogen nach seiner
Laͤnge etwas windschief, und zwar um so viel er hinten schiefer auf der
Peripherie des Bogens liegt, als am Schlußsteine. Die Koͤpfe werden auf der
einen Seite winkelrecht, auf der andern nach dem Winkel bearbeitet, den die Linie
ac mit der Schichte macht. Auf die
vorbeschriebene Weise werden auch die Lehren zum Stein ε gesucht. Die
Schichten, welche an den Linien ac, und ab, zusammenstoßen, erhalten wechselsweise eine
Gehrung und einen Binder, z.B. der Stein φ erhaͤlt die Figur, wie die
Zeichnung D, Fig. 1, weist.
Die Bruͤke, Fig. 2, welche in senkrechter Richtung, einen Bogen nach einem
Kreuzzirkel hat, kann leicht von Quadern aufgefuͤhrt werden. Der dazu
gehoͤrige Kreuzzirkel ab, Fig. B, verlaͤngert sich nach dem schiefen Maaße cd, und hat dabei die Hoͤhe des ersten
Zirkels. Die Gewoͤlbschichten laufen mit der schraͤgen Richtung
senkrecht, wie die Linie ghi etc. weist. Die Linie
ef, geht durch die Schlußsteine der beiden
Bruͤkenhaͤupter, und alle Fugenschnitte stehen unter solcher
senkrecht; links und rechts, von diesen Punkten, nehmen sie die ihnen zukommende
Schraͤge an. Die Gewoͤlbschichten bilden daher nach ihrer
Laͤnge em = on, den Bogen op, und fuͤr jede
einzelne Laͤnge des Steines wird die Brettung fuͤr eine Seite darnach
geschnitten. Auf diese Art wird der vordere Bogen fuͤr die Laͤngen der
Steine gefunden. Da aber auch hier jeder Stein auf dem untern Haupte, mit welchem er
auf die Einschalung kommt, windschief wird, so muß auch diese Verschiefung gesucht
werden. Z.B. die Schichte e m, verschiebt sich
ohngefaͤhr 7 Zoll. Diese aber wird gefunden, wenn man vom Bogen der lezten
Schichte bei o, eine Tangente zieht, und mit dieser eine
Parallele aus dem Punkte r des Schlußsteines. Hier zeigt
sich nun die Hoͤhe der Verschiefung.
Alle Koͤpfe der Steine werden senkrecht bearbeitet, und der Seitenfugenschnitt
ist z.B. beim Steine α, am vordern Haupte der bei
r, und am hintern der bei s; beim Steine β am vordern Haupte bei s, und hinten bei t, dann endlich beim Steine
γ, der vordere bei t, und der Hintere bei u. Fuͤr die Schichte e m, ist die Lehre
des Steins am Bruͤkenhaupte bei D, abcd und die hintere dazu, mit der Verschiefung
efgh. Aus dem Bogen, B, koͤnnen daher alle Fugenschnitte gesucht, und die Lehren darnach
gemacht werden. So beschreibt, um noch ein Beispiel zu geben, die Schichtenlinie dxc bei A, den Bogen
dxc bei B, und aus
diesem kann man die treffenden Fugenschnitte zu den Lehren finden.
Zu e) vom Versezen der
Werksteine.
Die Werksteine muͤssen vollkommen genau und und scharf bearbeitet werden, so
daß kaum bemerkbare Fugen entstehen. Dann ist es nicht noͤthig, ein starkes
Moͤrtelband zu geben. Viele Baumeister lassen die Steine ganz troken
versezen, und die Fugen mit einem sehr duͤnnen Moͤrtel ausgießen. Sind
aber die Steine genau bearbeitet, so dringt der Guß nicht in die Fugen. Ich lasse
den Steinen duͤnnen Moͤrtel geben, solchen aber wieder abziehen, so
daß der Stein gleichsam nur damit angefeuchtet wird. Jede Fuge und jede
Flaͤche lasse ich auf diese Art behandeln. Der Moͤrtel dazu besteht
aus feinem Quarzsande, und wird ziemlich fett gemacht, und so ist es
moͤglich, daß eine Cohaͤsion entsteht.
Sind die Steine gut bearbeitet, so ist es auch nicht noͤthig starke eiserne
oder hoͤlzerne Keile einzutreiben, denn dadurch wird das Gewoͤlbe nur
erschuͤttert, und vielleicht auch die Steine gesprengt.
Zu f) vom Ausschalen der
Woͤlbung.
Jedes Gewoͤlbe, vorzuͤglich wenn es aus Baksteinen besteht, soll einige
Zeit auf den Boͤgen ruhen, ohne ausgeschalt zu werden, bis der Moͤrtel
angezogen hat. Wenn man erst nach 10–12 Tagen ein gut gemauertes
Gewoͤlbe ausschalt, so ist eine Senkung kaum bemerkbar.