Titel: | Ueber die pyrometrische Ausdehnung des Eisens in hohen Hizgraden. Von J. L. Späth, K. Hofr. und Prof. |
Autor: | Prof. Johann Leonard Spaeth [GND] |
Fundstelle: | Band 15, Jahrgang 1824, Nr. XL. XXXIX. , S. 222 |
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XL.
XXXIX.
Ueber die pyrometrische Ausdehnung des Eisens in
hohen Hizgraden. Von J. L.
Späth, K. Hofr. und Prof.Sr. K. Majestaͤt von Baiern geruhten unterm 10. October diesen verdienten
Gelehrten zum außerordentlichen Mitglieds der mathematisch-physikalischen Klasse
an der k. Akademie der Wissenschaften zu ernennen. D.
Späth, über die pyrometrische Ausdehnung des Eisens in hohen
Hizgraden.
Nach der Ansicht, die ich mir waͤhrend eines 36
jaͤhrigen Betriebs der Physik, uͤber den mineralischen Koͤrper
abgenommen, und in diesem Journal hin und wieder fragmentarisch aufgestellt habe
– bestehet das tropfbar Fluͤßige und feste Mineralische, wenigstens
aus einem Verband von zweierlei Grundstoffen verschiedener Art; die sich in ihrem
urspruͤnglich gasartigen Zustande, in ihren elastisch fluͤßigen, sie
umgebenden Huͤllen, durch ihre angestammte Kraͤfte, bis auf einen
gewissen Grad auf nassen, oder auch troknen Weg, das ist, im gluͤhenden
Zustande sich zersezten, und so in ihren Huͤllenresten, zu jener Substanz
zusammen traten, die wir in ihrem natuͤrlichen Zustande mit eigenen Namen
belegen.
1. In diesem natuͤrlichen Zustande, in welchem der Koͤrper von der Luft
beruͤhrt oder umgeben, nur von der Atmosphaͤre
unserer Erde erleuchtet ist, spannen sich nun die Huͤllenreste ihrer
Grundstoffe, durch die Elasticitaͤt ihrer Stoffe wechselseitig mit
Kraͤften gegeneinander, die den
Cohaͤrenzkraͤften der Grundstoffe selbst gleich sind, durch
welche sich diese, durch ihre Ziehkraͤfte, nach
den Abstaͤnden wechselseitig anziehen, in welche sie nach der Groͤße
ihrer Huͤllenreste an und fuͤr sich, und nach der Deformation ihrer
Huͤllen durch den Druk der Atmosphaͤre, kommen mußten. –
Vermindert sich daher der Druk der Luft auf den mineralischen Koͤrper, wie
z.B., wenn in dem Recipienten die Luft, welche ihn in
demselben beruͤhret, immer mehr verduͤnnet wird, so blaͤhet er sich in seinem Volumen durch die
Spannung seiner
Huͤllen um so mehr auf, je geringer an und fuͤr sich, wie bei tropfbar
fluͤßigen Substanzen, die Cohaͤrenz seiner Grundstoffe, oder leichtfluͤßiger er von Natur ist; und je mehr die
Huͤllen der Grundstoffe nach ihrer Groͤße, durch die Luft seither
zusammengedruͤkt oder deformirt wurden.
Anmerkung.
Unter dem Recipienten, blaͤhen sich zunaͤchst in dem Wasser und anderem
Fluͤßigen, die luftartigen Stoffe, welche diese
eingesogen, und in den Zwischenraͤumen oder
Poren (welche zwischen der Anreihung der
Huͤllen, wie z. E. bei Kugelhaufen uͤbrig bleiben) sich incollirend gewacht haben, durch die Spannung ihrer
Huͤllen um so mehr auf, und steigen in dem Fluͤßigen blaͤschenartig auf, je mehr die Luft
verduͤnnet wird – die Aether, welche nach
ihrem geringen specifischen Gewicht ihrem gasartigen Zustand noch naͤher, als
das Wasser sind, blaͤhen sich dabei noch gleichzeitig
in ihren Huͤllen selbst, um so staͤrker auf, und aggregiren
sich schaumartig, je schneller in dem Recipienten der
Druk der Luft abnimmt.
––––––––––
2. Dabei behaͤlt ferner der mineralische Koͤrper alle Kraͤfte
fuͤr sich vorraͤthig oder vacant, die er an
den natuͤrlichen Kraͤften seiner Grundstoffe nicht auf ihre
Cohaͤrenz unter sich selbst, und auf die Erhaltung ihrer Huͤllen
verwenden muß – und aͤussert durch die Totalitaͤt dieser
vacanten Kraft, eine Massenanziehung rings um sich, bis
auf eine gewisse Wirkung-Weite, die mit dem Quadrat des Abstands von ihm stets abnimmt;
waͤhrend gleichzeitig die Grundstoffe seiner Oberflaͤche, durch die
uͤber ihre Huͤllen hinausreichende oder dieselbe excedirende Kraͤfte, sich mit einer luftartigen Deke uͤberziehen, und eine um so staͤrkere Flaͤchenanziehung, oder Adhaͤsion zeigen, je groͤßer jene Kraͤfte, und
kleiner die Huͤllen der Grundstoffe an und fuͤr sich sind; es sauget
eben so der Koͤrper durch die excedirende Kraͤfte seiner Elementar-Schichten, Substanzen, die mit seiner
Oberflaͤche in Beruͤhrung kommen, in der natuͤrlichen
Groͤße ihrer
Huͤllen, oder physisch ein; oder er sauget sie
auch chemisch ein, nachdem er die Huͤllen der einzusaugenden Substanz, zuvor
durch ihre Zersezung verkleinert hat.
3. Neben dem zeigen auch die elastisch fluͤßigen Stoffe der activen Schichten
der Huͤllenreste des mineralischen Koͤrpers, durch ihre
Elasticitaͤt ein stetiges Bestreben ihres Orts von den
Huͤllen sich zu trennen, das die Temperatur des Koͤrpers
constituirt – es ist diese deßwegen um so hoͤher, je mehr elastische
fluͤßige, das ist, sogenannte Waͤrme- oder
Feuerstoffe, oder auch Lichtstoffe sich den Huͤllenresten schichtenweise zugelegt haben – es reißen sich diese Stoffe selbst
sichtbar bei einem hohen Hizgrad des Koͤrpers, wie z. E. bei Eisen in der Schweishize in stetiger Folge los, und zerstreuen sich
von ihm dadurch nach allen Seiten strahlend.
4. Wird der Koͤrper, z. E. eine metallene Stange in
ein fluͤßiges Medium gebracht, das ihn ganz
umgibt, und dabei eine hoͤhere Temperatur als er selbsten hat, so fließen
seine Waͤrme-, Feuer- oder Lichtstoffe in ihn nach
jenem Nestreben ein – es stießen anfaͤnglich in einem gegebenen
Zeittheil am meisten, und um so mehr ein, je kaͤlter der Koͤrper gegen
das Medium ist; es stießen nach und nach in den folgenden gleichen Zeittheilen um so
weniger ein, je mehr sich durch die eingestoßenen die Temperatur der Stange gehoben
hat, oder je geringer der Ueberschuß der Temperatur des Medii
uͤber die gleichzeitige Temperatur des Koͤrpers noch ist
– das ist: das Einstießen der elastisch fluͤßigen Stoffe geht logistisch vor sich; weil fuͤr gleiche Zeitabscißen, jede folgende Ordinate, welche hier den Ueberschuß der Temperatur vorstellen, wie die ihr zunaͤchst vorangehende sich
verhaͤlt – es endet das Einfließen, wann der Ueberschuß der
Temperatur des Medii und des Koͤrpers = 0 wird, in dem Moment, in welchem die
elastischen Stoffe aus dem Koͤrper eben so stark auszufließen, als die des Medii oder der Waͤrme, Feuer, oder licht
Quelle gleichzeitig in ihn einzufließen streben.
5. Diese in den Koͤrper uͤbergehende elastisch fluͤßige Stoffe
werden nun von den Grundstoffen des Koͤrpers durch ihre vacante Kraͤfte angezogen, und
legen sich dadurch ihren Huͤllen schichtenweise
zu; so daß sich um jede solche Huͤlle eine Zone
von solchen elastisch fluͤßigen Stoffen constituiret, die durch ihre
Elasticitaͤt gleich anfaͤnglich sich activ
zeiget, und die Grundstoffe des Koͤrpers selbst um die Breite dieser Zone weiter auseinander zu draͤngen strebet, so daß
sich dadurch der Koͤrper in seiner Laͤnge und Breite um das Integrale
der Zonen seiner saͤmmtlichen auf diese Dimensionen treffenden Huͤllen
verlaͤngert, oder der Koͤrper in der Sprache der Physik sich in so
weit pyrometrisch ausdehnen wuͤrde; wenn nicht die
Huͤllenreste, uͤber welche sich jene Zonen legten diesem Druke etwas
nachgeben koͤnnten. Diese pyrometrische Ausdehnung geht also nach logistischen Gesezen vor sich, auf welche sich der stetig
abnehmende Ueberschuß der Temperatur der Quelle unter die des durch sie erhizten
Koͤrpers, nach dem stetigen Einfließen der elastischen Stoffe in ihn
geloͤst. sich bringen laͤßt; es dehnet sich der Koͤrper anfaͤnglich am staͤrksten, nach und nach aber in
gleichen Zeittheilen immer weniger aus; bis endlich sein Ausdehnen in jenem
Moment endet, in welchem er mit der Quelle auf gleiche
Temperatur gekommen ist, oder keine elastisch fluͤßige Stoffe mehr aus ihr in
ihn einfließen koͤnnen; oder er sonsten nach Umstaͤnden, wo er von
oben mit der Luft in Beruͤhrung ist aus sich so viel zerstreuet, als
gleichzeitig in ihn aus der Quelle einstießen.
6. Dieß Einfließen der Feuertheile hat nach Umstaͤnden die Aenderung der Form
des Koͤrpers zur Folge!
Draͤngen naͤmlich die elastischen Stoffe, welche den Huͤllen der
Grundstoffe des Koͤrpers bei den Vorgaͤngen der Einsaugung nach und
nach schichtweise sich zulegten, ihre Grundstoffe in Abstaͤnde, in welchen
ihre Cohaͤrenz nach und nach in so weit abnehmen muß, daß sie endlich der
Gravitation der Grundstoffe des Koͤrpers selbst gleich wird so kommt der Koͤrper zum Stoken – er aͤndert wohl gar seinen festen Zustand oder er
schmelzt, wenn die Grundstoffe so weit auseinander gedraͤngt werden, daß ihre
Cohaͤrenz kleiner als ihre Gravitation selbst
werden muß: und nun die Grundstoffe selbst in ihren Huͤllen, durch Druk und Gegendruk, nach
ihrer Gravitation allein, in den statischen
Gleichgewichts-Zustand einer tropfbar fluͤßigen Substanz sich sezen
muͤssen. –
In diesem Zustande behaͤlt nun der Koͤrper die Temperatur oder den
Hizgrad, der ihn zum Schmelzen brachte; weil die Feuertheile von nun an seine
tropfbar fluͤßige Substanz durchstroͤmen;
eben so, wie das Wasser durch ein enges Sieb fließet.
7. Waͤre der geschmolzene Koͤrper in einem luftdichten unzersprengbaren
Gefaͤß eingeschlossen, so wuͤrde er
sich, wie das siedende Wasser in dem Dampfkessel in Daͤmpfe aufloͤsen – er wuͤrde
seinen urspruͤnglich gasartigen Zustand wieder
herstellen, wenn die Feuerquelle jenen Hizgrad haͤtte, in welchem seine
Grundstoffe ihre Urkraͤfte wieder gewinnen, oder
die Kraͤfte wieder completiren koͤnnten, welche sie bei ihrer
Zersezung im gluͤhendsten Zustand bis zu ihrer Schmelzung, und nachmaligen
Uebergang in den erstarrten oder festen Zustand, verlieren mußten – sie
wuͤrden in ihren gasartigen Huͤllen in jenem Moment, in welchem sie
ihre Urkraͤfte hergestellt haͤtten, und das Gefaͤß ein und
andern Gas nicht zersezet wie z. E. das Eisen den Sauerstoff in der Schweishize
– sich durch ihre Urkraͤfte selbst wieder zersezen, und so zu einer
geschmolzenen tropfbar fluͤßigen Substanz dadurch zusammenfließen; die sich
in dem Gefaͤß abermals in Daͤmpfe aufloͤsen wuͤrde,
u.s.w.
8. Kann die Feuerquelle einen von ihr ganz umfloßenen mineralischen Koͤrper
nicht schmelzen, oder ist er fuͤr sie unschmelzbar, so streben doch wenigstens die von ihm eingesogenen den
Huͤllenresten seiner Grundstoffe sich schichtenartig zulegende Feuertheile,
ihn nach allen Seiten pyrometrisch auszudehnen, und es haͤngt meines
Erachtens diese Ausdehnung von der Haͤrte der Substanz
des Koͤrpers, und von der Cohaͤrenz seiner Grundstoffe, von welchem seine absolute Feste eine Funktion
ist, zunaͤchst ab.
Nun ist aber ein metallischer Koͤrper um so haͤrter, je weniger er sich
durch den Bunzen treiben, oder auch sich schmieden laͤsset –
es sind solche um so harter, die bei ihrer Zersezung oder Uebergang aus dem
gasartigen Zustand in den tropfbar fluͤßigen, und bei ihrer darauf
erfolgenden Erstarrung von ihren Huͤllen so viel Schichten verlieren mußten,
daß ihre Huͤllenreste nur noch aus den dem Grundstoff naͤchsten,
mithin dichtesten Schichten sich constituiren, die deßwegen jeder Zusammendruͤkung um so mehr resistiren, je mehr
ihrer in gegebenen Raum, oder je dichter die Substanz des
Koͤrpers ist, und dichter sie in ihren
Schichten selbst sind. Legen sich nun den Huͤllenresten der
Grundstoffe des Koͤrpers in der Feuerquelle ihre Feuerstoffe schichtenartig
(5) zu, so spannen sich die hieraus sich bildende Zonen durch ihre
Elasticitaͤt einander, und druken die Huͤllenreste, unter welche sie
sich legten um so staͤrker zusammen, je mehr diese nach ihrer Weiche ihrem
Druk nachgeben; waͤhrend sie durch jenen Druk
gleichzeitig auch die Grundstoffe selbst aus einander zu draͤngen
streben.
Je weniger sich daher die Huͤllenreste zusammendruken lassen, oder je haͤrter die Substanz des Koͤrpers ist, um
so mehr koͤnnen jene Zonen sich spannen, und die Grundstoffe des
Koͤrpers in groͤßere Abstaͤnde drangen; sie worden sie dabei
noch um so weiter auseinander draͤngen, je geringer die Kraͤfte sind,
durch welche die Grundstoffe selbst sich noch wechselseitig anziehen, oder unter
sich cohaͤriren – sie dehnen auf jeden Fall
jedes Paar der Grundstoffe, um den Ueberschuß der Breite, der den
Huͤllenresten sich zulegenden Zonen uͤber den Theil derselben weiter
auseinander, um welchen sich diese Huͤllenreste durch sie zusammendruken
lassen; und die pyrometrische Verlaͤngerung des Koͤrpers ist so noch
das Integrale jener speciellen Dehnungen! Nach dieser
Ansicht ist daher die pyrometrische Ausdehnung eines mineralischen Koͤrpers
mit den groͤßten Hizgrad, welches er als
umgeschmolzener, oder auch bis zu seiner Schmelzung (6) in ihr erhalten mag –
und dieser mit der Haͤrte seiner Substanz und mit
der Cohaͤrenz derselben jn naͤchster
Beziehung! Bezeichnen daher die Buchstabe H,, h die Haͤrten, C,, c
die Cohaͤrenz zweier gleicher metallener Stangen A und B, von verschiedenen Metallen, die in
der naͤmlichen Feuerquelle einerlei Hizgrad erlangen; und L,, l ihre pyrometrische Ausdehnungen; so wird seyn
L : l = H/c h/c
das Eisen cohaͤrirt 30 Mahl
staͤrker, als weiches Blei; und die Kraft, mit welcher ein eiserner Keil in
weiches Eisen dringt, treibt den naͤmlichen Keil ins Blei, 13 Mahl tiefer,
mithin ist die Haͤrte des Bleies 1/13 der Haͤrte des weichen Eisens;
und sonach
L : l = 30/13 = 1 :
2,308.
9. Wenn sich daher das geschmiedete eiskalte Eisen in
siedendem Wasser um 1/800 seiner vorigen Laͤnge ausdehnet, so wuͤrde
sich das Blei um 2308/800 oder um 0,002882 seiner Laͤnge ausdehnen.
Wirklich sezen auch die HH. La Place und Lavoisiere die Ausdehnungen des Eisens und Bleies, vom
eiskalten bis zum siedenden Wasser in dem Verhaͤltniß 0,00122 : 0,00284 oder
wie 1 : 2,328 an.
Wird eine metallene, z.B. eiserne Stange im gluͤhenden Zustand geschlagen oder gewalzt, so
verlieret jeder ihrer Grundstoffe von seiner Huͤlle um so mehr Schichten, je
staͤrker sie unter dem Hammer, oder auch zwischen den Wellen geschlagen, oder
gedrukt wird; und um so mehr treten die Grundstoffe in ihren Huͤllenresten
zwischen einander ein, oder die Stange wird in ihrer
Substanz um so dichter, mit ihrer nachmaligen
Erkaltung.
Je mehr aber die Stange verdichtet wird, um so dichter, mithin auch harter sind die
Huͤllenreste ihrer Grundstoffe, und sie selbst wird deßwegen um so haͤrter in ihrer Substanz – sie wird
ferner gleichzeitig auch in so weit cohaͤrenter,
als im unendlich Kleinen die Anziehung mit der Annaͤherung der Grundstoffe
zunimmt.
Auf jeden Fall dehnet sich daher auch unser Stabeisen in 1
bis 2 Zoll Vierung in der naͤmlichen Hize weniger als
ein Stuk Eisen aus, das in der naͤmlichen Laͤnge noch mehrere
Zolle dik ist; und deßwegen noch oͤfters unter dem Hammer bearbeitet
werden muͤßte, bis es auf dem Hammer die Form des Stabeisens erhalten
wuͤrde.
10. Um daher die pyrometrische Ausdehnung des Dichtesten, das ist, unsers Stabeisens zu bestimmen, ließ ich einem Stuk desselben
die Schweishize geben, so daß der gluͤhende Zunder von ihm spruͤhete, und ließ es so sich
selbst uͤberlassen, alle Hizgrade unserer Schmid-Eisen, naͤmlich in die Weiße, die Rothe, und in die
Gluͤhehize, die bei Tage noch sichtbar ist,
durchgehen, bis es endlich in der dunkeln Hize bei Tage
nicht mehr leuchtete, und so endlich mit der Luft auf 24 Gr. Reaumur zuruͤk
kam – ich maß dabei fuͤr jeden solchen Hizgrad die Laͤnge des Stuͤks, und fand dieselbe zu
246,, 244,5,, 243,, 241,5,, 240 Theile eines Maßstabs von welchem 300 Theile gerade
389 des in 1000 gleiche Theile abgetheilten Nuͤrnberger Fußes messen.
Als ich ferner von diesem Maßstab 60 Theile, 4 Mahl auf einer geraden Linie als Absciße umschlug, und auf die Theilungs-Puncte die 240,,
241,5,, und 343,, 244,1 und 246 als Ordinaten
aufzeichnete, und durch die Endpuncte der Curve zog, war
diese nach (5) logistisch – und es folgerte sich
daher aus diesem Versuch, daß das Stabeisen von 24 Grad Temperatur bis zu seiner
Schweishize um (246 – 240)/240 oder um 1/40 = 0,025 seiner Laͤnge sich pyrometrisch
ausdehnte; es dehnte sich bis zur weißen Hize um 0,01875; in der rothen um
0,0125 und in der Gluͤhehize um 0,00625 seiner natuͤrlichen
Laͤnge noch aus. Als ich ferner die Abseite um 60 Theile verlaͤngerte,
und die Ordinate fuͤr die Abseite 5.60. oder 300 berechnete, gab sich mir die
Laͤnge des Stuks zu 247,5; und fuͤr 660 Theile zu 248,9. Theilen jenes
Maßstabs; so daß also in der Schmelzhize das Stabeisen
sich hoͤchstens um 0,037 ausdehnet.
Eine Stange von diesem Eisen von 1 Zoll Staͤrke, strekte sich in der
Gluͤhe-Hize von 8 Fuß oder 96 Zollen, auf 7 Linien weiters.
11. Staͤrker dehnet sich das Eisen aus in der naͤmlichen Hize, je weicher es gegen das Stabeisen ist (8). Eine eiserne
aus einem Kloz von geschmolzenen Schmideisen auf dem
Hammer bearbeitete Welle von 5 Zollen Staͤrke und 4 2/3 Fuß Haͤnge,
wird endlich in der Gluͤhe-Hize als fertig sich
uͤberlassen, sie erkaltet nach und nach in der sie umgebenden
Loͤsch, und schwindet
bis dahin um 1 1/2 Linien, oder um 1/4 ihrer Staͤrke ein – sie
wuͤrde sich also auch wieder um eben so viel ausdehnen, wenn sie nach und
nach bis zur Gluͤhehize wieder erhizt wuͤrde.
Wuͤrde diese Welle unter dem Hammer nach und nach auf 30 Fuße zu Stabeisen gestrekt, so wuͤrde ihre Substanz nach
und nach eine Dichte und Cohaͤrenz erhalten, wornach ihr Stabeisen erst in
der Schweishize um 1/40 seiner Laͤnge sich ausdehnte, oder auch einschwinden
wuͤrde.
12. Dagegen schwindet das gegossene Eisen um 1/64 feiner
Gußstaͤrke ein; der Meßing um 1/72; und die
Schmelzgrade sind zunaͤchst mit der Cohaͤrenz und Haͤrte der
Metalle in naͤchster Beziehung; wie ich ein andermal zeige, wenn ich zuvor
das Wedgwoodsche Pyrometer, und dessen seitherigen
irrigen Gebrauch behandelt haben werde.
Muͤnchen den 12. Juli 1824.