Titel: | Verbesserung in der Methode der Krappbereitung, worauf Maurice de Jough zu Kentish-Town, Middlesex, sich den 29ten Novemb. 1813 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 14, Jahrgang 1824, Nr. CVIIICVII., S. 478 |
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CVIIICVII.
Verbesserung in der Methode der Krappbereitung,
worauf Maurice de Jough
zu Kentish-Town, Middlesex, sich den 29ten Novemb. 1813 ein Patent ertheilen
ließ.
Aus dem Repertory of Arts, Manufactures and
Agriculture. Jul. 1824. S. 70.
Maurice de Jough's Verbesserung in der Methode der
Krappbereitung.
Meine Methode und der Apparat bei Anwendung derselben besteht
in Folgendem:
1tens, in einer gewoͤhnlichen Mahl- oder Schrot-Muͤhle
aus zwei senkrechten Muͤhlsteinen oder Stuͤken aus einer anderen
schiklichen Materie, welche mittelst einer senkrechten Spindel uͤber ein
flaches Stein-Lager oder ein Lager aus irgend einem anderen Materials sich
hinrollen, und mit Kehrern oder Wischern versehen sind, welche das zu mahlende
Materiale in die Bahn der Steine kehren, nachdem dasselbe durch den erlittenen Druk
mehr oder minder inner- und außerhalb der Bahn zerstreut wurde. Diese Kehrer
koͤnnen mittelst einer einfachen Vorrichtung gehoben oder gesenkt werden, je
nachdem die Umstaͤnde fordern, daß sie in Thaͤtigkeit erhalten, oder
in Ruhe gesezt werden sollen.
Außer diesen Kehrern oder Wischern sind noch andere von einer anderen Form und
Neigung an dieser Muͤhle angebracht, wodurch das zu mahlende Material aus der
Bahne der Steine gekehrt werden kann, und auch diese koͤnnen gehoben und
gesenkt werden. Form und Lage dieser Kehrer, und der Bau der Muͤhle und ihrer
Theile uͤberhaupt koͤnnen nach Bedarf abgeaͤndert werden, und
sind jedem Muͤhlenmeister bekannt.
2tens, bringe ich an dem Floͤze oder Boden dieser Muͤhle an jenem
Theile, welcher außerhalb der Steine liegt, einen oder mehrere Behaͤlter oder
Raͤume an, in welche ich Schubladen mit Dekeln oder Schiebern, die wie ein
Siebe durchbohrt sind, und 17 Loͤcher im Zolle zaͤhlen,
einfuͤhre. Diesen Dekeln oder Schiebern gebe ich eine schwingende Bewegung,
und zwar mittelst einer Zahnvorrichtung an der obern Kante oder an irgend einem
schiklichen Theile, uͤber welchen die Kehrer wegziehen, und ungefaͤhr
ein Achtel Zoll unter der gemeinschaftlichen Oberflaͤche, damit die Schieber
nicht fangen und gehindert werden; oder ich lasse auch, wenn man will, die
Behaͤlter oder Raͤume ohne Laden, und bringe bloß die
durchloͤcherten Dekel auf denselben an, obschon ich die Laden als die
zwekmaͤßigste Vorrichtung betrachte.
In diesen Laden oder Behaͤltern sammeln sich die feinern Theile des gemahlten
Krappes, so wie die Muͤhle sich dreht, und dadurch wird das Mahlen der
groͤbern Theile des Ruͤkstandes erleichert, und gehindert, daß die
feineren Theile nicht zu fein zermahlen werden: zugleich wird auch Zeit und
Muͤhe an dem weitern Sieben erspart. Diese Vorrichtung von Behaͤltern
mit und ohne Schubladen mit den durchloͤcherten Dekeln sind meine Erfindung:
uͤbrigens mahle ich meinen Krapp mit jeder mir tauglichen Vorrichtung.
3tens, bediene ich mich einer neuen Maschine, die ich, Kreisel nenne. Sie besteht aus
einem Gefaͤße oder Behaͤlter, welcher sich um eine Linie, die
innerhalb desselben durchlaͤuft, drey, und die man die Achse desselben nennen
kann; ferner aus einem dichten Stuͤke, ohne alle Hoͤhlung und von
solcher Form und Groͤße, daß es sich in dem vorigen um dieselbe Linie oder
Achse drehen kann, und ein Raum zwischen beiden uͤbrig bleibt.
Dieses Gefaͤß ist mit einer Menge Loͤcher, welche bis in diesen Raum
dringen, und eine Verbindung zwischen demselben und der aͤußeren Luft
herstellen, und das darin befindlichebefinliche dichte Stuͤk an seiner Oberflaͤche mit vielen Spizen oder
Hervorragungen versehen, die, wenn man will, auch an der inneren Flaͤche des
Gefaͤßes angebracht seyn koͤnnen. Dieses Gefaͤß und das in
demselben enthaltene Stuͤk ist, jedes fuͤr sich so eingerichtet, daß beide sowohl in
derselben Richtung als in entgegen gesezten Richtungen sich drehen koͤnnen,
und zwar mit sehr von einander verschiedenen Geschwindigkeiten.
Die Wirkungen dieser Maschine bestehen darin, daß, wenn man mittelmaͤßig große
Stuͤke Krapp in den Raum derselben hineingibt, sie denselben krazen, schaben,
und die aͤußersten Theilchen an der Oberflaͤche desselben
loͤsreißen, und dadurch und durch die wechselseitige Reibung Staub bilden,
welcher durch die Centrifugal-Kraft der drehenden Bewegung durch die
Loͤcher des Gefaͤßes hinausgeworfen wird in die Stube oder in den
Raum, in welchem diese Arbeit geschieht.
Da die Haut oder der aͤußere Theil der Rinde der Krappwurzel von anderer und
schlechterer Beschaffenheit ist, als die uͤbrigen Theile derselben, oder
wenigstens von denjenigen, die sie brauchen, nicht so sehr geschaͤzt wird, so
wird dieselbe durch diese Vorrichtung, nachdem sie eine hinlaͤngliche Zeit
uͤber auf diese Weise bearbeitet wurde, vollkommen abgenommen, und in Staub
verwandelt, und die inneren Theile werden rein und unvermindert erhalten. Obschon
jeder Muͤhlenmeister oder geschikte Mechaniker einen solchen Kreisel
verfertigen kann, finde ich es doch notwendig zu erklaͤren, daß folgende
Groͤße und Einrichtung desselben sich allen Erfahrungen zu Folge in der
Anwendung am vorteilhaftesten bewaͤhrte: naͤmlich, das Gefaͤß
ist ein Cylinder von 4 1/2 Fuß in der Laͤnge, und 2 1/2 Fuß im Durchmesser,
und dreht sich um eine horizontal-Achse in hohlen Baͤumen, die an den
Enden derselben angebracht sind. Das innere Stuͤk ist ein hoͤlzerner
Cylinder, um zwei Zoll kuͤrzer als die Laͤnge der Hoͤhle des
Gefaͤßes, und achtzehn Zoll im Durchmesser haltend: es dreht sich um seine
eigne Achse, die concentrisch mit der vorigen durch die hohlen Baͤume
laͤuft, und von einem eigenen Triebs Werke getrieben wird. Dieses Triebwerk
kann fuͤr beide Cylinder aus einer Trommel und einem Laufriemen, oder aus
einem Raͤderwerke oder aus irgend einer andern mit der Triebkraft in VerbindungVerbndiung stehenden Vorrichtung bestehen. Die convexe Oberflaͤche dieses
inneren Cylinders ist uͤber und uͤber mit eisernen Spizen beschlagen,
die ungefaͤhr 3/8 Zoll dik und 2 1/2 Zoll von einander entfernt sind, und
ungefaͤhr Einen Zoll lang hervorstehen.
Im Allgemeinen lasse ich den aͤußern Cylinder ungefaͤhr 20 Mahl in
einer Minute herumlaufen, und den inneren in eben dieser Zeit 200 Mahl. Die Stube,
in welcher sich dieser Kreisel befindet, nenne ich die Staub-Kammer: die
Aschen und Lager und das Maschinenwerk, mittelst welcher dieser Kreisel sich bewegt,
bringe ich außerhalb derselben an.
Viertens richte ich zwei Sieb-Stuben vor, in deren einer ich ein Sieb von
ungefaͤhr 6 Fuß Laͤnge und 1 1/2 Fuß Breite aufstelle.
In diesem Sieb kommen 6 Drahte auf den □ Zoll, und es ist so gestellt, daß es
an dem einen Ende hoͤher steht als an dem andern. Durch irgend eine der
bekannten Beutel-Vorrichtungen erhaͤlt es in einer Minute
beilaͤufig 160 Schlaͤge.
An dem hoher stehenden Ende werden die zu reinigenden oder durchzusiebenden
Krappwurzeln ausgeschuͤttet, die hierauf durch das Beuteln an das untere Ende
hinabgelangen, wo das Sieb ohne Rand ist, und wo sie in eine Kiste oder Lade fallen
die zur Aufnahme derselben bestimmt ist.
In der zweiten Siebstube bringe ich ein anderes Sieb an welches dem vorigen in jeder
Hinsicht aͤhnlich ist, nur mit dem Unterschiede, daß die Loͤcher
desselben um vieles kleiner sind, und ungefaͤhr 17 Drahte auf den □
Zoll in demselben kommen.
Ein Sieb lasse ich so einrichten, daß die feineren Loͤcher an dem oberen
Theile, oder an der oberen Haͤlfte desselben zu liegen kommen, und die
groͤberen oder groͤßeren, an der unteren und bediene mich desselben
zur Sichtung der feineren und groͤberen Theile bei einem einmahligen Sieben
in verschiedene untergestellte Laden.
Ich bediene mich auch der gewoͤhnlichen Siebe-Vorrichtungen, und sehe
hierbei nur auf die gehoͤrige Feinheit der Drahte.
Fuͤnftens stelle ich eine Trokenstube zum Troknen des gemahlten Krappes der,
und erzeuge und erhalte in derselben mittelst Oefen oder Zuͤgen, oder auf
irgend eine andere Weise, vorzuͤglich aber durch Dampf, wie es jezt in
mehreren Fabriken gewoͤhnlich ist, einen gehoͤrigen Grad von
Waͤrme. Der zwekmaͤßigste Waͤrmegrad ist zwischen 80 und 120
Fahrenh. (+ 21 bis 148 R.) In dieser Trokenstube wird der Krapp in Koͤrben
oder anderen schiklichen Gefaͤßen aufgehaͤngt, bis er
hinlaͤnglich troken ist.
Mein Verfahren beider Krappbereitung ist Folgendes. Zuerst unterwerfe ich die
Krappwurzeln der Einwirkung des Siebes oder der obigen Siebmaschine
uͤberhaupt. Das Feine, welches durch das feinere Sieb durchfaͤllt, ist
von der ordinaͤrsten und unreinsten Qualitaͤt, und kommt unter dem
Namen Mull vor; dasjenige aber, was durch das
groͤbere Sieb durchlaͤuft, und großen Theils aus kleinen faserigen
Wurzeln besteht muß gemahlen werden, nachdem es, noͤthigen Falles, vorher
getroknet wurde. Es ist gewoͤhnlich auch von derselben Qualitaͤt, von
welchem der Mull ist, waͤren aber die Wurzeln von einer besseren Sorte, so
kann man es zu der naͤchstkommenden Sorte von Krapp schuͤtten, die
unter dem Namen Gaͤmihn (gameen) bekannt ist, oder selbst zu der noch besseren Sorte, genannt Umbro. Oder es kann zwei Mahl gemahlen werden, und
dasjenige, was nach dem zweiten Mahlen uͤbrig bleibt, (was naͤmlich
nach dem ersten Mahle uͤber das feinere Sieb laͤuft und in die Lade
faͤllt, indem es haͤrter ist, und zu den groͤßeren und besseren
Theilen der Wurzeln gehoͤrt) kann zu jener Sorte geschlagen werden, welche
besser als Mull ist, oder uͤberhaupt zu jener, mit welcher sie am meisten
uͤbereinstimmt.
Diejenigen Wurzelstuͤke, welche groͤßer sind, und uͤber das
untere Sieb hinausfallen, weil sie nicht durch die Loͤcher desselben durch
koͤnnen, werden in den Kreisel gebracht, und nachdem sie noͤthigen
Falles vorher getroknet wurden, darin bearbeitet. Ungefaͤhr 56 Pfund
Krappwurzeln sind die gehoͤrige Ladung fuͤr einen Kreissel von obiger
Groͤße, und wenn diese ungefaͤhr eine halbe Stunde lang in demselben
durchgearbeitet wurden, werden sie von der aͤußeren Rinde und von allen an
derselben klebenden Unreinigkeiten befreit seyn, die durch die Loͤcher des
Kreisels in die Staubkammer stiegen. Was durch das feine Sieb durchfaͤllt,
kommt zu dem Mull, und was nicht durch dasselbe durchging, muß gemahlen und dann
gleichfalls zu dem Mull geschuͤttelt werden.
Die in dem Kreisel gereinigten Wurzeln kommen dann auf die Muͤhle, nachdem sie
noͤthigen Falles vorher getroknet wurden, werden daselbst gemahlen, und dann
in dem seinen Sieb gesiebt: dieses Sieben durch das feine Sieb gibt die Sorte,
welche man Umbro nennte Dasjenige, was uͤber
dieses Sieb laͤuft, hat eine helle Farbe und ist haͤrter; es ist das
Herz der Wurzel, und
gilt allgemein fuͤr den besten Theil. Dieß wird bann wieder gemahlen und
gesiebt, (nachdem es vorlaͤufig, noͤthigen Falles, getroknet wurde)
bis alles durch das feine Sieb laͤuft, was dann die beste und erste Sorte,
genannt Krapp (crop)
gewaͤhrt. Je mehr man von diesen harten Theilen mahlt, und unter den Umbro
siebt, desto besser wird der Umbro und desto feiner der Krapp.
Jede Sorte des auf diese Weise erzeugten Krappes, vorzuͤglich die feineren
Sorten, muß gut in Faͤßer gepakt, und in dieselben eingestampft und
eingeschraubt werden.
Da das Troknen der Guͤte des Krappes mehr oder minder schadet, muß dasselbe so
viel moͤglich und thunlich vermieden werden.
Der Patenttraͤger nimmt diese Bearbeitung des Krappes als sein Recht in
Anspruch, der Krapp mag entweder im natuͤrlichen Zustande, oder auf was immer
fuͤr eine chemische oder mechanische Weise vorher behandelt worden seynHier bleibt eine weite Luͤke fuͤr Geheimniß-Kramerei. A.
d. Ueb.. Auch erklaͤrt er die Anordnung der Theile seiner Maschine und
Gebaͤude nicht, und beschrankt sich bloß darauf, dieselben so einzurichten,
wie er es fuͤr gut findetEine vollstaͤndig? Beschreibung uͤber die Cultur des Krapps,
dessen Zubereitung als Handelsgut und die Kenntniß seiner
Guͤte u. f. w. findet man in Bancrofts Farbekunst. Deutsche Ausgabe
von Dingler und Kurrer. Nuͤrnberg 1818 Bd. 2. 218. D.