Titel: | Ueber die Behandlung des Carvioles (Blumenkohles) um denselben während des Winters benuzen zu können. Von den Hrn. G. Cockburn, Gärtner bei Esqu. Poynß und Hrn. J. Drummond. |
Fundstelle: | Band 14, Jahrgang 1824, Nr. LXII., S. 248 |
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LXII.
Ueber die Behandlung des Carvioles (Blumenkohles)
um denselben während des Winters benuzen zu können. Von den Hrn. G. Cockburn, Gaͤrtner
bei Esqu. Poynß und Hrn.
J.
Drummond.
Aus dem V. Bd. III. Th. der
Transactions of the Horticultural
Society in dem Philosophical Magazine and Journal. December
1824. S. 404 und 405, auch im Repertory of Arts Manufactures and Agriculture
Junius 1824. S. 39. (Im Auszuge).
Cockburn, über die Behandlung des Carvioles.
Hr. Cockburn saͤt am Anfange
des Julius den fruͤhen Carviol in ein gegen Suͤden gelegenes Beet.
Nachdem die Pflanzen aufgegangen sind, zieht er so viele davon aus, daß die
uͤbrigen 10–14 Zoll weit von einander entfernt stehen, und
belaͤßt sie daselbst, indem er sie rein haͤlt und gelegentlich
begießt, bis gegen Mitte Novembers, zu welcher Zeit sie alle Koͤpfe von
10–30 Zoll im Umfange haben. Da diese Pflanzen nicht mehr als 3–4 Grad
Kaͤlte ertragen koͤnnen, so nimmt er sie um diese Zeit heraus, und bringt sie in einen
Schuppen, welcher 10 Grad Kaͤlte abzuhalten vermag, mit der Vorsicht, daß er
soviel Erde als moͤglich an ihren Wurzeln laͤßt, und alles welke und
kranke Laub entfernt. In dem Schuppen pflanzt er sie in Erde, und zwar so, daß
zwischen jedem Kopfe ein Zwischenraum von beilaͤufig Einem Zolle bleibt. In
diesem Zustande wird fleißig nachgesehen, die todten Blaͤtter werden
entfernt, und jene Koͤpfe sogleich zum Gebrauche abgeschnitten, welche einige
Neigung zum Verderben zeigen. Bei groͤßerer Kaͤlte bedekt er die
Pflanzen mit kurzem trokenen Heue. Auf diese Weise konnte er den ganzen Herbst und
Winter uͤber die Tafel versehen.
Hrn. Drummond gelang es den Carviol in Erd-Gruben
auf welche er hoͤlzerne Rahmen legte, die er bestaͤndig mit Stroh
bedekte, den ganzen Winter uͤber gegen Frost und Kaͤlte zu
schuͤzen. Er macht seine Gruben an einem gegen Mittag und Morgen gelegenen
Beete in einer Umzaͤunung seines Gartens, welche er fuͤr Mistbeete
bestimmt, und deren Planken die kalten Winde abhalten. Er ebnet den Boden zuerst so
eben und fest, als moͤglich, indem er bei feuchtem Wetter darauf herumtreten
laͤßt; hierauf wird die Grube 10 Fuß lang und 4 breit ausgegraben, und die
Waͤnde und Enden derselben, solang der Boden feucht ist, fest geschlagen. Die
Tiefe ist nach Umstaͤnden, je nachdem die Pflanzen hoch sind, verschieden; 9
Zoll sind fuͤr den Carviol hinreichend. Es muß ferner auch noch eine
hinlaͤngliche Menge Erde in die Grube kommen, damit man die Pflanzen darin
aussezen kann. Jede Grube von der angegebenen Groͤße haͤlt bei 100
Carviol-Pflanzen. Fuͤr Topfpflanzen muß die Tiefe der Gruben der
Hoͤhe der Pflanzen angemessen seyn; die Spizen der Pflanzen muͤssen in
den Gruben unter der Oberflaͤche des Bodens des Gartens zu stehen kommen.
Die Rahmen zum Zudeken dieser Gruben sind 12 Fuß lang und 6 breit; er zieht diese
kleineren den groͤßeren vor, denn sie koͤnnen bequemer von 2 Menschen
gehandhabt, und leicht von einem einzigen geoͤffnet und geschlossen werden um
Licht und Luft in die Gruben zu lassen.
Die Hoͤlzer, welche die Seiten und Enden des Rahmens bilden, muͤssen 3
Zoll im Gevierte haben und vollkommen gerade seyn. Wenn sie mit einander vereinigt
sind, werden sie auf einen ebenen Grund gebracht, und darauf durch 2 Zoll breite und
1 Zoll dike hoͤlzerne Latten in Abstanden von 9 Zoll befestigt. Ist diese
Zimmerung vollendet, so wird das Stroh in Lagen, wie auf einem Dache befestigt und
mit Garn an den Stangen angebunden. Das Stroh, welches man in England dazu braucht,
wird reed genannt; und so bereitet, daß man den Weizen
handvollweise aus dem Bunde herauszieht, und an die Kante einer feststehenden
Thuͤre anschlaͤgt. Auf diese Art zu Dreschen wird das Stroh sehr wenig
zerbrochen, ausgenomen an den Spizen, und es ist daher besser zum Eindeken.
Die Rahmen werden im Sommer unter Dach gehalten, damit sie vollkommen troken sind,
ehe sie aufgelegt werden, und so dauern sie unter gehoͤriger Aufsicht mehrere
Jahre lang.
Nachdem die Pflanzen in die Gruben gesezt sind, bringt man auf leztere die Rahmen.
Hrn. Drummonds Art Luft zu geben besteht darin, daß er in der Mitte einer jeden
Grube eine gabelfoͤrmige, 4 Fuß lange oder laͤngere Stange in den
Boden bringt, welche stark genug ist, die Rahmen zu tragen, wenn sie wie der Dekel
eines Koffers in die Hoͤhe gehoben sind, wo sie dann Tag und Nacht in dieser
Stellung bleiben, ausser es tritt Frost ein, oder es sieht welcher waͤhrend
der Nacht zu befuͤrchten.
Diese Stroh-Rahmen sehen zwar nicht so gut aus, wie Glasfenster, sie haben
aber, außer daß sie wohlfeiler sind, auch noch andere Vortheile, denn hebt man sie
in die Hoͤhe, so genießen die Pflanzen in der Grube die Luft und die Sonne
ganz, und sind doch gegen Naͤsse geschuͤzt, indem der Regen an der
Ruͤkseite der Rahmen ablaͤuft; und wenn sie niedergelassen sind, kann
die Kaͤlte nicht leicht bis zu den Pflanzen eindringen.
Bekanntlich braucht man in strengen Wintern bei Glas-Fenstern auch noch Matten
und andere Bedekungen, deren Abnehmen beim Tage und Auflegen bei der Nacht, viele
Muͤhe verursacht, waͤhrend das Aufheben und Niederlassen der
Strohrahmen in einem Augenblike geschehen ist.
Ich benuͤzte diese Gruben und Rahmen vorzuͤglich zur Aufbewahrung von
Alpen- und andern Pflanzen, welche man in Glashaͤusern ohne
Ofenwaͤrme haͤlt; es koͤnnen jedoch im Nothfalle auch zartere Glashauspflanzen
darin uͤberwintert werden, wie ich vergangenes Jahr erfahren habe. Ich hatte
mehrere Geranium und andere zartere Pflanzen, fuͤr welche ich keinen Plaz in
dem Glashause finden konnte; ich brachte sie also zum Versuche in diese Gruben:
wegen des ungewoͤhnlich strengen Winters war ich gezwungen die Rahmen 14 Tage
lang Tag und Nacht niedergelassen zu halten, und sie noch uͤberdieß mit Stroh
zu bedeken um den Frost abzuhalten. Nur die Geranium mit filzigen Blattern litten
etwas, und selbst diese trieben, nachdem sie im Fruͤhjahre in den Grund
gesezt wurden, an allen Gelenken kraͤftige Zweige. Ich habe oft versucht, die
Geranium in warmen Beeten unter Fenster zu uͤberwintern, jedoch immer mit
schlechtem Erfolge, wann der Winter streng warSolche Gruben haben wir in den großherzogl. Weimar'schen Garten zu Eisenach
bei dem edlen Dr. Dietrich, und zu Weimar bei
Hrn. Sckell schon vor mehreren Jahren gesehen;
nur sind sie daselbst tiefer. Sie leisten treffliche Dienste. A. d. Ueb..