Titel: | Verbesserter Reibstein oder verbesserte Farben-Mühle; nebst einer besseren Methode, Oehlfarben in Blasen aufzubewahren. Von H. Rawlinson . |
Fundstelle: | Band 14, Jahrgang 1824, Nr. XVII.XIIIV., S. 52 |
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XVII.XIIIV.
Verbesserter Reibstein oder verbesserte
Farben-Mühle; nebst einer besseren Methode, Oehlfarben in Blasen aufzubewahren.
Von H. Rawlinson
Hr. Rawlinson erhielt fuͤr diese Erfindung die
silberne Medaille und zehn Guinen. A. d. O..
Aus den Transactions of the society for Encouragement of Art
etc. in Gill's technical Repository. Januari. 1824. S.
34.
Mit Abbildungen auf Tab.
I. Im Auszuge.
Rawlinson's verbesserter Reibstein oder
Farben-Mühle.
Die gewoͤhnliche unmechanische, unbequeme und der
Gesundheit hoͤchst gefaͤhrliche Methode giftige Farben abzureiben,
brachte mich zuerst auf den Gedanken, daß man leicht eine bessere Vorrichtung hierzu
finden koͤnnte. Die gegenwaͤrtige Art Farben abzureiben, wo der
Arbeiter sich uͤber den Reibstein hinneigt, den Kopf daruͤber
hinbeugen und alle giftigen Theile der Farbe einathmen muß, fordert dringend
Abhuͤlfe: man sehe nur die tranken Gesichter unserer Farbenreiber!
Die hier beschriebene Maschine reibt die Farben feiner, schneller, leichter, als es
bisher auf irgend eine andere Weise moͤglich war. Ich brauchte seit mehreren
Jahren viele und sehr feine Farben, bereitete sie alle mit dieser Maschine, und kann
folglich von der Guͤte dieser lezteren aus Erfahrung sprechen. Der Cylinder
der Maschine, deren ich mich bediene, ist 16 1/2 Zoll im Durchmesser, und 4 1/2 Zoll
breit. Das concave Stuͤk, das statt des Laufers dient, und gegen welches der
Cylinder arbeitet, bedekt ein Drittel des Umfanges des Cylinders. Es ist also
offenbar, daß ich an dieser Maschine 72 □ Zoll des hohlen
Marmor-Laͤufers stets in Wirkung auf die Farbe unterhalte, und daß ich
in irgend einer gegebenen Zeit die Farbe oͤfters unter diesen hohlen
Laͤufer bringen kann, als unter den flachen, der selten mehr als 4 Zoll im
Durchmesser haͤlt, und folglich nur 16 □ Zoll in Thaͤtigkeit
hat, waͤhrend bei dem meinigen 72 □ Zoll wirken. Es scheint mir
uͤbrigens, daß man noch groͤßere Cylinder von 2 Fuß im Durchmesser mit
einem verhaͤltnißmaͤßig großen hohlen Laͤufer anwenden kann,
wobei der Vortheil noch groͤßer ausfallen wuͤrde.
Diese Maschine laͤßt sich eben so gut zum Abreiben der Wasserfarben, wie der
Oehlfarben, verwenden, und man wird sie uͤberall, wo man Farben
noͤthig hat, von grossem Nuzen findenMan hat sie mit vielem Nuzen zum Abreiben der Drukerschwaͤrze
angewendet, und in vielen Faͤllen wird man Cylinder und
Laͤufer mit Vortheil aus Gußeisen verfertigen koͤnnen. Gill..
Die Arbeit aus dieser Maschine ist eine wahre Spielerei, und jeder begreift sie, der
die Maschine nur ansieht. Der Arbeiter arbeitet sich viel leichter, und folglich
erspart man dabei an Arbeitslohn.
Auf Tafel 1. Fig.
21. ist der Cylinder aus irgend einer Art von Marmor: schwarzer ist der
beste, weil er haͤrter ist, und die beste Politur annimmt. B ist der concave oder hohle Laͤufer, der ein
Drittel des Umfanges des Cylinders dekt: er ist aus demselben Marmor, und in einem
hoͤlzernen Gestelle b, befestigt, welches an dem
Grundgestelle E bei ii
eingehaͤngt ist. C ist ein Stuͤk Eisen,
ungefaͤhr einen Zoll breit, wodurch der Laͤufer festgehalten wird: es ist bei f mittelst eines Gelenkes befestigt. Die kleine
Bindschraube (mit ihrem Niete) die, bei c, durch den
Mittelpunct der Eisen-Platte laͤuft, dient sowohl, wo es
noͤthig ist, dem Laͤufer mehr Druk zu geben, als denselben fest zu
halten. D ist ein Spatel, Abkrazer, aus einem
Stuͤk-Uhrfeder, ungefaͤhr einen halben Zoll breit, und ist, wie
eine Rahmen-Saͤge, in einem eisernen Gestelle k in einer gegen den Cylinder geneigten Lage angebracht: der Rahmen dreht
sich um Zapfen bei dd. g ist ein Schieber, den man gelegentlich herausziehen kann, um ihn zu
reinigen, wenn etwas von der Farbe von dem Cylinder auf denselben hinabfallen
sollte: er dient auch als Stuͤze fuͤr den Teller, H, welcher die Farbe aufnimmt, so wie sie von dem Spatel
D Herabtraͤufelt, F ist eine Schublade zur Aufbewahrung von Leder-Abfaͤllen
der Leder-Arbeiter, die zum Puzen der Farben-Muͤhlen am besten
taugen. E ist das Gestell der
Farben-Muͤhle.
Ehe man die Farbe auf die Muͤhle bringt, muß man dieselbe in einem
geschlossenen Moͤrser stoßen, dergleichen man in den Apotheken hat, wenn man
Gifte zu Pulver stoͤßtNoch besser ist die verbesserte Muͤhle, deren man sich zu Manchester
in der Callieo-Drukerei des Hrn. Carl Taylor bei dem troknen Abreiben des Indigo bedient, von welchem
wir Zeichnung und Beschreibung unten beifuͤgen. Gill.. Bekanntlich muß man auch
nach der jezt gewoͤhnlichen Methode die Farben zu reiben diese lezteren
troken abreiben. Hierauf wird die Farbe mit Oehl oder Wasser gemengt, und mit einem
Spatel nahe oben bei dem concaven Laͤufer auf den Cylinder aufgetragen, und
lezterer gegen den Laͤufer gedreht, wo sich dann die Farbe ohne alle
Schwierigkeit unter denselben einzieht, und nach einigen Drehungen sich
gleichfoͤrmig uͤber die Oberflaͤche des Cylinders verbreitet.
Sobald man findet, daß sie hinlaͤnglich fein geriebekt ist, wird sie von dem
Cylinder weggeschafft, was mittelst des Abkrazers, den man an den Cylinder
anhaͤlt, waͤhrend man diesen ruͤkwaͤrts dreht, sehr
leicht, schnell und vollkommen geschieht. Den Laͤufer darf man erst dann
puzen, wenn die Arbeit ganz voruͤber ist. Um dieß zu thun, schlaͤgt
man ihn, da er in Zapfen haͤngt, die bei ii
an dem Gestelle befestigt sind, zuruͤk, wo er dann mit einem Spatel sehr bequem
gereinigt werden kann. Wenn man dann noch ein paar Handvoll Leder-Abschabel,
an den Cylinder haͤlt, und diesen zwei bis drei Mahl umdreht, so ist er
hinlaͤnglich gereinigt, und man hat weniger Farbe verloren, als auf dem
gewoͤhnlichen Reibsteine.
Die Menge der Farbe, die man auf dieser Muͤhle waͤhrend einer gewissen
Zeit mahlen kann, haͤngt von der Feinheit ab, die man der Farbe geben will.
Soll diese sehr sein werden, so darf man nur sehr wenig von derselben auf ein Mahl
auf den Cylinder auftragen. Nach meiner Beobachtung reibt ein Farbenreiber auf
dieser Maschine sehr leicht in 3 Stunden eben so viel Farbe, als er, nach der
gewoͤhnlichen Methode, einen ganzen Tag uͤber reibt; dabei wird die
Farbe feiner, und es geht weniger davon verloren.
Der Dekel auf dem Moͤrser ist vorzuͤglich dort noͤthig, wo man
große Quantitaͤten von Farben, die aus Blei, Kupfer und Arsenik bereitet
sind, verarbeitet. Die Farben-Muͤhlen fuͤr die groͤberen
Farben wird meine Maschine allerdings nicht verdraͤngen, wohl aber den
ungeschikten, unmechanischen, und der Gesundheit so gefaͤhrlichen
Reibstein.
Nachdem die Farbe gerieben ist, gibt man sie in Blasen, wobei ich folgende Methode
statt der gewoͤhnlichen empfehle. Statt den Hals der nassen Blase, wie
gewoͤhnlich, bei dem Zubinden zusammenzuziehen, bringe ich vorher ein
duͤnnes walzenfoͤrmiges Staͤbchen in denselben und binde die
Blase rings um dasselbe an. Dadurch entsteht, wenn die Blase troken ist, eine Art
von Hals oder Roͤhre, durch welche, wenn man das Staͤbchen
herauszieht, die Farbe herausgedruͤkt werden kann. Dieses Verfahren ist nicht
bloß netter und reinlicher, als das gewoͤhnliche, wo man die Blase mit einem
Nagel durchsticht, und verschließt oder, zum Nachtheil der Farbe, gar offen
laͤßt, sondern man kann auch die Blase, die hier unverlezt bleibt,
oͤfters zu neuen Farben wieder brauchen. Statt des Staͤbchen kann man
sich auch einer Federspule bedienen, deren geschlossenes Ende nach außen steht,
wodurch die Farbe, selbst auf Reisen eingeschlossen bleibt. Bei dem Gebrauche
schneidet man dieses Ende weg und verschließt es dann mit einem Stuͤkchen
Holz.
Hr. Rawlinson fuͤhrt am Ende einige Zeugnisse uͤber die Brauchbarkeit
seiner Maschine an.
Herrn Taylor's verbesserte Muͤhle
zum Mahlen des Indigo und anderer Farben.
Taf. 1. Fig.
22. und 23. ist L ein Moͤrser aus Marmor oder
hartem Steine: auch ein gewoͤhnlicher Moͤrser dient hierzu. M ist ein Laͤufer oder Stoͤßel in Form
einer Birne. In dem obern Theile desselben ist eine eiserne Achse gehoͤrig
befestigt, welche bei NN in den Einschnitten
zweier eichener Querhoͤlzer laͤuft, die horizontal aus einer Wand
hervorstehen. Wenn die eine Achse laͤuft, wird sie durch die eisernen Stifte,
OO, in den Einschnitten erhalten. P ist der Griff; ein Theil der Achse; wie man den Griff
dreht, so laͤuft der Stoͤßel. Q ist die
Mauer, in welcher die eichenen Querhoͤlzer eingelassen sind. R ist ein Gewicht, welches man, wo mehr Kraft nothwendig
ist, aufsezen kann.
Fig. 22.
zeigt den Stoͤßel einzeln mit seiner Achse: er muß unten so sehr zugedreht
seyn, daß er in den Moͤrser paßt. S ist eine
durch denselben durchgeschnittene Furche.
Wenn man mit dieser Muͤhle den Indig oder andere Farben troken mahlt, so sezt
man den Stoͤßel in dem Moͤrser ein, und befestigt denselben mittelst
der Stifte in den eichenen Querhoͤlzern, und wirft den Indig oder die zu
mahlende Farben auf den Stoͤßel. Wenn man die Achse desselben dreht, so
faͤllt der Indig in die in demselben eingeschnittene Furche, und kommt von da
unter die Einwirkung desselben und wird an die aͤußere Kante innerhalb des
Moͤrsers vorgestoßen. Die groͤbern Theilchen kommen wieder in die
Furche des Stoͤßels, und werden unter demselben zermahlen. Diese Operation
wird so lang fortgesezt, bis die Farbe zu einem sehr feinen Pulver zermahlen ist, wo
man dann den Stoͤßel, und hierauf die Farbe heraus nimmt. Der Moͤrser
bekommt einen hoͤlzernen, aus 2 Haͤlften bestehenden, Dekel mit einem
Loche in der Mitte, durch welches die Achse laͤuft, welchen man
waͤhrend des Mahlens zur Vermeidung alles Verlustes an Farbe und aller Gefahr
fuͤr die Gesundheit auf den Moͤrser aufsezt.