Titel: | Verbesserungen in der Gärberei, worauf Franz Gybbon Spilsbury, zu Walsall in der Grafschaft Stafford, sich am 22. April 1823 ein Patent ertheilen ließ |
Fundstelle: | Band 13, Jahrgang 1824, Nr. LXXII., S. 343 |
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LXXII.
Verbesserungen in der Gärberei, worauf Franz Gybbon Spilsbury, zu
Walsall in der Grafschaft Stafford, sich am 22. April
1823 ein Patent ertheilen ließDieses Patent ist auch in Gill's technical Repository December
1823 S. 361 enthalten. Die Zeichnung ist daselbst in einem
groͤßeren Maaßstab gegeben. Hiemit vergl. man polyt. Journal Bd. 12. S. 383. wo sich diese
Erfindung, schon fruͤher von uns ausgegangen, erwaͤhrt findet.
D.
Aus dem London Journal of Arts and Science, Nro. 36.
S. 285.
Mit Abbildungen auf Tab.
VII.
Spilsbury's Verbesserungen in der Gärberei.
Die hier vorgeschlagenen Verbesserungen zur Erleichterung des
Gaͤrbe-Processes unterscheiden sich von dem gewoͤhnlichen Verfahren nur durch
Anwendung eines Drukes, wodurch das fluͤssige Gaͤrbe-Mittel in
und durch die Poren der Haute durchgetrieben, statt nach der alten Methode
eingesogen wird.
Die gewoͤhnliche von den Gaͤrbern befolgte Methode besteht darin, daß,
nach Abnahme der Haare von den Haͤuten, leztere In Gruben versenkt werden,
welche mit einem waͤsserigen Aufgusse der Gaͤrberinde gefuͤllt
sind. Da aber die thierische Faser an der Oberflaͤche der Haut zuerst den
Gaͤrbestoff aufnimmt, so wird der Aufguß geschwaͤcht, und die Rinde
geht verloren, ehe sie auf die ganze Substanz der Haut gehoͤrig gewirkt hat.
Das bereits eingesogene Wasser hindert die neu hinzugethanene Rinde in das Innere
der Haut einzudringen. Dadurch wird der Gaͤrbe-Proceß sehr
verzoͤgert, und der Gaͤrbestoff kann nur sehr unvollkommen und
ungleich auf die Haut selbst wirken.
Die Mittel, welche der Patent-Traͤger zur Beseitigung dieser Nachtheile
und zur Beschleunigung des Gaͤrbe-Processes vorschlaͤgt, sind
folgende: nachdem die Haͤute oder Felle von den Haaren gereiniget und
uͤbrigens gehoͤrig nach den bekannten Verfahrungs-Weisen
zubereitet wurden, werden sie hinsichtlich auf ihre Gesundheit genau untersucht, und
wenn sich Loͤcher in denselben befinden sollten, werden diese wasserdicht
zugenaͤhet. Man richtet nun drei Rahmen von Holz oder von irgend einem
anderen schiklichen Materiale und von gleichem Umfange so zu, daß sie genau auf
einander passen, wie abc auf Fig. 11, wo diese Rahmen
von der Kante und durch Schraubenbolzen zusammen gehalten vorgestellt werden: Fig. 12 zeigt
dieselben von der Seite. Eiserne Rahmen taugen nicht, ausser sie sind stark mir
Firniß bekleidet oder verzinnt, indem das Eisen die Haͤute mit der Zeit
schwaͤrzen wuͤrde. Man legt nun eine zum Gaͤrben bestimmte Haut
uͤber den Rahmen, a, und strekt sie uͤber
die Kanten desselben, sezt den zweiten Rahmen, b,
darauf, und richtet ihn so, daß die Kanten der beiden Rahmen die Haut ringsumher
druͤken, und gehoͤrig festhalten. Hierauf wird eine zweite Haut, die
gegaͤrbt werden soll, uͤber die obere Flaͤche des zweiten
Rahmens auf aͤhnliche Weise, wie die erste Haut auf dem ersten Rahmen ausgestrekt, und ein
dritter Rahmen, c, auf obige Haut gelegt, so daß diese
gleichfalls gehoͤrig gespannt wird. Nun werden die drei Rahmen, welche die
beiden Haute halten, mittelst einer Reihe von Schrauben, Bolzen, die durch Ohren
laufen, welche an den aͤußeren Kanten des Rahmens angebracht sind, fest
zusammen geschraubt, und die Haut aus solche Art befestiget, daß die
Gaͤrbefluͤssigkeit auf dieselbe wirken kann.
Man wird nun einsehen, daß zwischen den beiden Hauten ein Raum uͤbrig bleibt.
In diesen Raum wird, nachdem man die Rahmen in eine senkrechte Lage gebracht hat,
die Gaͤrbe-Fluͤssigkeit mittelst einer Roͤhre, d, eingelassen, welche an ihrem oberen Ende mit einer
Cisterne, oder mit einem Fasse, e, in Verbindung steht;
die Luft wird durch den Sperrhahn, f, ausgelassen,
welcher geschlossen werden muß, wenn der durch die Fuͤllung mit der
gaͤrbenden Fluͤssigkeit aus den Hauten gebildete Sak voll ist. Der
Sperrhahn der Roͤhre, d, bleibt aber offen, und
dadurch wird eine Verbindung mit der Cisterne oder mit dem Fasse unterhalten,
wodurch das Gewicht der in derselben enthaltenen Fluͤssigkeit auf jene
zwischen den Hauten wirkt, und durch diesen hydrostatischen Druk wird die
Gaͤrbe-Fluͤssigkeit in die Poren der Felle oder Haute
getrieben, so daß sie endlich durch dieselben durchschwizt: indessen ist der
Garbestoff durch die thierische Faser aufgenommen, und die Gaͤrbung der Haute
auf eine sehr schnelle Weise vollendet worden.
Der hydrostatische Druk kann, nach der Menge der in der Cisterne enthaltenen
Fluͤssigkeit, vermehrt oder vermindert und nach Umstaͤnden durch die
bekannten Mittel abgeaͤndert werden: die
Gaͤrbe-Fluͤssigkeit wird wie Thau, oder in kleinen Tropfen auf
der aͤußeren Oberflaͤche der Haut erscheinen.
Nachdem die Haͤute hinlaͤnglich gegaͤrbt wurden, wird der
Sperrhahn, d, geschlossen, und die
Garbefluͤssigkeit durch den Hahn, g, abgezogen.
Die Bolzen werden nun losgeschraubt, die Rahmen werden abgenommen, und die
aͤußersten Enden der Haut, insofern sie zwischen den Ruͤhmen
eingeklemmt waren, weggeschnitten, worauf die Haut getroknet und auf die
gewoͤhnliche Weise zugerichtet wird.
Die zur Vollendung der Gaͤrbung noͤthige Zeit haͤngt von der
Dichtigkeit der Haut ab, welche gegaͤrbt werden soll, von der Staͤrke
der Gaͤrbe-Fluͤssigkeit und von der Gewalt des hydrostatischen
Drukes. Da wir bei keinem nach diesem Verfahren angestellten Versuche
gegenwaͤrtig gewesen sind, so koͤnnen wir durchaus keinen mittleren
Durchschnitt der hierzu noͤthigen Zeit angeben, und der
Patent-Traͤger schweigt hieruͤber gaͤnzlich. Man sagt
aber, daß dieses Verfahren desselben sehr gut und sehr leicht und schnell geht, und
die Gaͤrbekunst maͤchtig foͤrdert.
Der Patent-Traͤger erklaͤrt, daß er das hier angegebene
Verfahren und die hier beschriebene Vorrichtung immer anwendete und fuͤr die
beßte Methode haͤlt: er ist jedoch der Meinung, daß unter bestimmten
Umstaͤnden sowohl die Form als die Lage der Rahmen abgeaͤndert werden
koͤnne, und daß man zwischen dem inneren Rahmen und den beiden
aͤußeren noch eine oder mehrere Haͤute anbringen kann.