Titel: | Gewisse Verbesserungen um Leder, Leinwand, Flachs, Segeltuch und andere Waaren wasserdicht zu machen, worauf Joh. Mills, in St. Clements Danes, Middlesex und in der Silver-street, City of London, und Herman Wilh. Fairman, gleichfalls in Silver-Street (nach einer Mittheilung von einem im Auslande wohnenden Fremden) sich am 31. Mai 1823 ein Patent ertheilen ließen. |
Fundstelle: | Band 13, Jahrgang 1824, Nr. XLIII., S. 211 |
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XLIII.
Gewisse Verbesserungen um Leder, Leinwand,
Flachs, Segeltuch und andere Waaren wasserdicht zu machen, worauf Joh. Mills, in St. Clements
Danes, Middlesex und in der Silver-street, City of London, und Herman Wilh. Fairman, gleichfalls in
Silver-Street (nach einer Mittheilung von einem im Auslande wohnenden Fremden)
sich am 31. Mai 1823 ein Patent ertheilen
ließen.
Aus dem London Journal of Arts and Sciences. Nro. 33.
S. 119.
Mills's wasserdichtes Leder, Leinwand etc.
Die Patent-Traͤger bemerken, daß die
gegenwaͤrtige Bereitung der Schiffsdeken deßhalb schlecht ist, weil die
Stoffe, durch welche man sie wasserdicht machen will, klebrig sind, und daher bei
warmen Wetter und in heißen Klimaten diese Deken an einander kleben machen. Die
sogenannte Wachsleinwand wird, der Luft ausgesezt, steif, und springt ab, und schalt
sich. Die Patent-Traͤger schlagen daher eine Composition vor, welche
diese beiden Fehler vermeidet; die hinlaͤnglich hart und troken wird, um
nicht klebrig zu bleiben, und doch den verlangten Grad von Biegsamkeit
behaͤlt, um nicht abzuspringen; die keinen unangenehmen Geruch hat, und die
Faden und die Zwischenraͤume desselben durchdringt ohne dem Gewebe des
Stoffes selbst zu schaden.
Diese Composition der Patent-Traͤger besteht vorzuͤglich aus
Pfeifenthon und Oehl-Firniß nebst einigen anderen Ingredienzen.
„Zuerst,“ sagen die Patent-Traͤger,
„wird der Firniß aus Leinsamen-Oehl bereitet, welchem man auf
hundert Pfund sechs und ein halbes Pfund Bleizuker, ein und ein Viertel Pfund
gebrannten Umher, ein und ein Viertel Pfund Bleiweiß, und ein Pfund feinen
Bimsstein zusezt.“ Alle diese Ingredienzen werden nachdem sie
gehoͤrig gepuͤlvert und abgerieben wurden, zehn Stunden lang
uͤber einem schwachen Feuer gesotten, wobei man die Hize waͤhrend der
beiden lezten Stunden nach und nach vermehrt, das Oehl aber nicht, was es so gern
thut, wenn man nicht darauf Acht gibt, nach und nach dik werden laͤßt. Wie
man hierbei zu verfahren hat, kann man nur durch Versuche und Beobachtung lernen,
indem sehr viel von der Beschaffenheit des Oehles abhaͤngt, welches, wenn es
verfaͤlscht ist, leicht gerinnt. Der Oehl-Firniß muß, wenn er mit
obigen Ingredienzen bereitet ist, in einem solchen Zustande von Fluͤssigkeit
bleiben, daß, wenn man ihn mit einem Drittel seines Gewichtes Pfeifenthon mengt, er
nur die Consistenz eines Syrupes bekommt.
Nachdem der auf diese Weise bereitete Firniß sich wenigstens eine Woche lang gesezt
hat, wird er durch Mousselin in ein reines Gefaͤß durchgestiegendurchgesiegen. Man gibt hierauf den dritten Theil des Gewichtes des anzuwendenden
Firnisses fein gepulverten und durchgesiebten Pfeifenthon in eine Tonne oder in ein
anderes Gefaͤß, und sezt demselben nach und nach soviel duͤnnen leim
zu, bis er die Consistenz einer Salbe bekommt, worauf der Firniß zugegossen, und mit
einem hoͤlzernen Spatel umgeruͤhrt und gehoͤrig gemischt wird.
Hierauf laͤßt man das ganze Gemenge auf einer Farbenmuͤhle
gehoͤrig und mehrere Mahle so lang abreiben, bis es in fluͤssiger
Gestalt aus der Muͤhle laͤuft.
In diesem Zustande kann man nun demselben irgend eine beliebige Farbe ertheilen,
indem man die verlangte Oehlfarbe damit, ungefaͤhr in dem
Verhaͤltnisse von einem Viertel Farbe auf drei Viertel dieses Gemenges,
abreibt.
Die Leinwand, oder die Stoffe, welche wasserdicht werden sollten, werden in
hoͤlzernen Rahmen ausgespannt, und das Gemenge mit großen Messern auf der
Oberflaͤche desselben ausgebreitet. Die Messer sollen aus Guß-Stahl,
drei Zoll breit und acht Zoll lang seyn. Das Gemenge oder die Composition sikert nun in die
Zwischenraͤume des Gewebes, fuͤllt diese aus, und laͤßt,
nachdem sie in dieselben eingedrungen ist, eine glatte Oberflaͤche
zuruͤk. Man lehrt nun den Rahmen, in welchem das Gewebe ausgespannt war, um,
und verfaͤhrt mit der Ruͤkseite desselben eben so, worauf man den
Rahmen in eine Lage bringt, in welche das Gewebe binnen ungefaͤhr einer Woche
vollkommen troknen kann, nach welcher Zeit man dasselbe aus dem Rahmen nimmt, und
zum Gebrauche aufbewahrt.
Canevaß, Leinwand und Calicos dienen, wenn sie auf diese Weise zubereitet sind, sehr
gut statt der gewoͤhnlichen Schiffs, deken (tarpaulings and awnings), als Kutschen-Ueberzuͤge,
Both-, Tuͤcher- und Seeroͤke, und zu allem, was
wasserdicht seyn soll. Eben diese Composition laͤßt sich auch auf Leder an
Schuhen und Stiefeln anwenden, welchen man, so wie auch den obigen Artikeln, dadurch
Glanz geben kann, daß man fuͤnfzig Pfund des obigen Firnisses leicht mit
fuͤnf Pfunden gereinigten Harzes kocht, bis alles Harz aufgeloͤst ist,
und bei dem Abkuͤhlen noch zwei Pfund Terpenthin zusezt. Man kann irgend
eine, mit der auf der Waare bereits befindlichen correspondirende, Farbe mit diesem
Glanz-Firnisse abreiben, und denselben hierauf zum Gebrauche durch Mousselin
durchseihen.
Nachdem dieser Ueberzug auf der Waare vollkommen troken geworden ist, kann man
denselben mit Bimsstein und Wasser abreiben, und, nachdem man denselben gewaschen
hat, wieder troken werden lassen. Zwei- oder dreimahliges Ueberziehen mit der
lezteren Composition (die man Lakfirniß, (Japan) nennen kann) mittelst großer
Buͤrsten-Pinsel gibt, wenn man jede Lage einzeln zwei bis drei Tage
troknen laͤßt/ eine vollkommen harte, und glaͤnzende Lakirung.