Titel: | Ueber vergleichende Cultur von sieben Arten Erdäpfeln, über den für sie schiklichen Boden, über die ergiebigsten Arten, über die Menge Wasser und Nahrungsstoff, welche sie enthalten; nebst vergleichenden Methoden dieselben zu pflanzen; von den HHrn. A. Payen und A. Chevallier. Eine von der Société d'agriculture des Département de la Seine in der öffentlichen Sizung am 6. April 1823 gekrönte Preisschrift. |
Fundstelle: | Band 12, Jahrgang 1823, Nr. LXXXI., S. 440 |
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LXXXI.
Ueber vergleichende Cultur von sieben Arten
Erdäpfeln, über den für sie schiklichen Boden, über die ergiebigsten Arten, über die
Menge Wasser und Nahrungsstoff, welche sie enthalten; nebst vergleichenden Methoden
dieselben zu pflanzen; von den HHrn. A. Payen und A. Chevallier. Eine von der
Société d'agriculture des Département de la
Seine in der öffentlichen Sizung am 6. April 1823 gekrönte
Preisschrift.
Aus dem Journal de Pharmacie. Nro. IX. 1823. S.
397.
Payen's und Chevallier's vergleichende Cultur der
Erdäpfel.
Die Société
d'agriculture, deren menschenfreundliche Absichten Alles umfassen, was zur
Erhoͤhung des Ertrages des Bodens und des Reichthumes von Frankreich irgend
etwas beitragen koͤnnte, hat folgende Preis-Frage ausgeschrieben:
„Man solle das Erzeugniß von wenigstens sechs
verschiedenen Erdaͤpfelsorten im Vergleiche mit dem gemeinen groben
weißen Erdapfel (grosse blanche commune)
bestimmen.“
Die Société d'agriculture zeigt, indem sie
neue Untersuchungen uͤber die Erdapfel veranlaßte, die große Wichtigkeit,
welche man auf die Cultur dieser kostbaren Knollen zu verwenden hat.
Es ist auch in der That, bekannt, daß ein mit Erdaͤpfeln bepflanzter Hectar im
Durchschnitte wenigstens 25.000 Kilogrammen dieser Knollen traͤgt, welche
8000 Kilogrammen Nahrungsstoff (10 Mahl mehr als eine gleiche mit Getreide bebaute
Oberflaͤche), und 6000 Kilogrammen troknes Staͤrkmehl enthalten, aus
welchen man, wenn bei der Umwandlung kein Verlust Statt haͤtte, 3000 Litres
Alkohol von 22°, und, nach Abzug des bei der Fabrikation gewoͤhnlichen
Verlustes, 2,400 Litres bekommen koͤnnte, und dieß ist so viel als das
Maximum des Erzeugnißes an Brantwein, den man erhielte, wenn man den ganzen Korn-Ertrag eines
Hectars Landes in einem unserer beßten Departements der Destillation
unterwuͤrfe.
Die Erdaͤpfel haben uͤberdieß noch den Vortheil, daß von denselben
Traͤber zuruͤkbleiben, welche sehr vortheilhaft zur Maͤstung
des Rindviehes verwendet werden koͤnnen.
Dieses Nebenproduct, welches, wenn es troken ist, mehr als 95/100 seines Gewichtes
Nahrungsstoff enthaͤlt, wird bald auf eine noch vortheilhaftere Weise
benuͤzt werden, als es bisher geschehen ist, und dieses Resultat wird man der
Societe d'agriculture verdanken, wenn man eine
Aufgabe ihres Programmes loͤst; wir haben einige Erfahrungen in dieser
Absicht gemacht; allein es fehlte uns an Zeit um alle vorgeschriebenen Bedingungen
zu erfuͤllen; wir hoffen bei einer kuͤnftigen Preis-Ausschreibung
gluͤklicher zu seyn, wenn dieser Preis nicht zuruͤkgenommen werden
sollte.
Damit die Resultate, welche wir gegenwaͤrtig der Société d'agriculture vorzulegen die Ehre haben, mehr
Sicherheit gewaͤhren, haben wir nicht nur alle in dem Programme angegebenen
Vorschriftsmaßregeln beobachtet, sondern es war auch bestaͤndig einer von uns
bei den verschiedenen Operationen des Baues, bei dem Pfluͤgen, Sezen,
Haͤufeln und Jaͤten gegenwaͤrtig.
Wir glaubten unsere Arbeit in drei verschiedene Theile abtheilen zu muͤssen: im ersten Theile sind die Producte von 6 Varietaͤten
Erdaͤpfeln im Verhaͤltnisse mit dem gewoͤhnlichen weißen
rothgeflekten Erdapfel, der sogenannten Patraque
blanche, verglichen, und zwar sowohl in einem mit der herkoͤmmlichen
Sorgfalt und dem gewoͤhnlichen Haͤufeln bebauten, als auch auf einem
angebauten, d.h. bloß einfach gepfluͤgten, Boden; wir dachten, daß diese
Verschiedenheit uns einigen Aufschluß uͤber die negative Kraft geben
koͤnnte; eine Eigenschaft, welche die starken
Pflanzen uͤberhaupt, und die staͤrksten Individuen unter den
verschiedenen Varietaͤten auszeichnet.
In dem zweiten Theile befinden sich vergleichende
Resultate uͤber die Menge Wassers, welche in den verschiedenen und auf
verschiedenem Boden gewachsenen Varietaͤten enthalten ist. Es schien uns, daß
aus diesen Verhaͤltnissen zwischen dem Wasser und der troknen Materie, welche
in denselben enthalten ist, der wirkliche Werth der Erdaͤpfel hervorgehen muͤßte, indem das
Gewicht dieser Knollen, wenn man nicht auf das erstere Verhaͤltniß
Ruͤksicht nimmt, einen truͤgerischen Werth anzeigt: sezen wir
naͤmlich, daß das ganze Gewicht der Erd-Aepfel von einem dieser Producte
gleich 90 ist, und 0,32 trokene Materie gibt, waͤhrend eine andere unter
gleichen Umstaͤnden hervorgebrachte Menge ein Gewicht von 150 besizt und 0,15
trokene Materie liefert, so ist wohl einleuchtend, daß das erste Product dem
Anscheine nach, geringer ist, als das zweite, und zwar im Verhaͤltnisse von
90: 150 oder von 100: 166; oder daß es nur 2/3 von dem zweiten Producte ausmacht;
waͤhrend man, wenn man die in diesen beiden Producten enthaltene Menge
trokener Materie erwaͤgt, ganz entgegengesezte Resultate erhaͤlt; denn
das erste, welches geringer schien, enthaͤlt, indem es 0,32 gibt, wirklich
28,8 feste Materie, und das zweite Product, welches nach den ersten Angaben das
groͤßere zu seyn schien, enthaͤlt in der That, bei 0,15 trokener
Materie, nur 22,5; es steht daher hier der wirkliche Werth, was das Gewicht des
naͤhrenden Stoffes betrifft, in umgekehrtem Verhaͤltnisse zu dem
anscheinenden Werche, der bloß von der Menge des ganzen Ertrages hergenommen
ist.
Endlich scheint es uns, daß die Menge der trokenen Materie als Maßstab fuͤr
den relativen Werth der Erdaͤpfel dienen kann, weil 100 Gewichtstheile dieser
Knollen hoͤchstens 1,5 Holz-Faser enthalten, welche nicht zur
Ernaͤhrung der Thiere dienen kann.
In dem dritten Theile haben wir uns vorgenommen, einige
Untersuchungen uͤber die vergleichende Cultur der Erd-Aepfel anzustellen,
welche auf drei verschiedene Arten gepflanzt werden, uͤber die man, wie es
uns schien, noch nicht ganz einig war; diese drei Pflanzungsmethoden sind:
1tens. Mit ganzen Erdaͤpfeln.
2tens. Mit Schalen von 1/4 Linie oder 0,51 Metre Dike.
3tens. Mit dem Auge der Erdaͤpfel allein.
Der Zwek dieses Versuches war der, zu beweisen, ob es ein Vortheil waͤre, den
groͤßeren Theil der naͤhrenden Substanz des Erdapfels zu
benuͤzen, und nur die Schalen oder Augen derselben zu ihrer Wiedererzeugung
zu verwenden.
Da die Jahreszeit fuͤr den Erdapfelbau nicht sehr guͤnstig war, so
koͤnnte es seyn, daß unsere Produkte nicht Maximum waͤren, oder daß
wir keinen mittleren Durchschnitt erhielten; da aber die Bedingungen fuͤr
alle unsere Resultate gleich waren, so haben sie wenigsten, als vergleichende
Versuche, ihren Werth.
Erster Theil.
Auf einem an den Ufern def Seine in der Ebene von Grenelle gelegenen Grunde, theilten
wir 100 Quadrat-Ruthen in 7 gleiche Theile, und bepflanzten jeden Theil mit
folgenden Varietaͤten:
1. Patraque blanche.
2. Patraque jaune ronde.
3. Jaune longue, sogenannte Hollande Jaune.
4. Rouge longue, sogenannte Hollands rouge.
5. Violette.
6. Rouge ronde.
7. Vitelotte.
Diese 7 Varietaͤten wurden auf der Halle zu Paris gekauft, wo sie sehr gemein
sind (die Patraque blanche ausgenommen).
Die Sezlinge dieser Warten wurden 2 1/2 Fuß (81 Centimetres) weit von einander
entfernt gelegt; die ganze Summe aller Fuß betrug 754; die Pflanzung geschah in den
ersten Tagen des Monats April und waͤhrend des ganzen Wachsthumes wurden sie
3 Mahl gehaͤufelt (geharkt binage) und wieder
aufgerichtet (rechaussages); wir erhielten dem Gewichte
nachWir glaubten aus diese Art messen zu muͤssen, weil die Hohlmasse keine
genauen Resultate in Hinsicht auf die Mengen geben koͤnnen, wann die
Formen und einige andere Umstaͤnde verschieden sind. A. d. O. folgende Produkte:
Kilogramen
Nro. 1.
Patraque blanche
1029,400
Nro. 2.
Patraque jaune ronde
904,800
Nro. 3.
Hollande jaune
754,200
Nro. 4.
Hollande rouge
716,300
Nro. 5.
Violette
361,921
Nro. 6.
Rouge ronde
784,160
Nro. 7.
Vitelotte
740,260
Das zweite Stuͤk Grundes, welches an dem Ende von Vaugirard, das dem Dorfe
Issy am naͤchsten ist, in einem eingeschlossenen Raume, dem sogenannten clos Payen lag, wurde, so viel es sich thun ließ, auf
dieselbe Weise, wie bei dem ersten Versuche zugerichtet; man maß zwei Beete von 50
Ruthen (oder 17 Ares 10 Centiares) aus, welche man in 7 gleiche Theile theilte. Die
Sezlinge wurden, wie oben, 2 Fuß und 6 Zoll weit von einander gelegt. Das erste Beet
wurde mit all der Sorgfalt cultivirt, welche die Erdaͤpfel erfordern, wenn
sie einen hohen Ertrag geben sollen. Das zweite Beet uͤberließ man, nachdem
es auf die gewoͤhnliche Weise bepflanzt worden war, waͤhrend des
ganzen Wachsthumes der Natur.
Man erhielt von denselben Varietaͤten verschiedene Producte, deren
Verhaͤltnisse in folgenden Tabellen aufgezeichnet sind:
Erstes Beet.
Bearbeiteter Grund.
Kilogrammen.
Patraque blanche
537,450
Patraque jaune
430,375
Hollande jaune
327,350
Hollande rouge
317,500
Violette
151,450
Rouge ronde
350,250
Vitelotte
310,500
Zweites Beet.
Unbearbeiteter Grund.
Kilogramen.
Patraque blanche
440,200
Patraque jaune
221,450
Hollande jaune
206,230
Hollande rouge
150,360
Violette
60,255
Rouge ronde
151,320
Vitelotte
210,180.
Es wurde ein schlechter fester Grund gewaͤhlt, den man in drei Theile theilte,
welche vergleickungsweise auf folgende Art behandelt wurden; auf jedem dieser Theile
wurden 70 Fuß mit einer jeden Varietaͤt von Erdaͤpfeln bepflanzt; den
ersten Theil duͤngte man mit thierischer Kohle, welche zum Raffiniren des
Zukers gedient hatteDieser Duͤnger ist, wenn man ihn in sehr geringer Menge anwendet, und
jaͤhrlich erneuert, sehr gut fuͤr seuchten Boden und hat auch
eine
sehr gute Wirkung, wenn man ihn in tiefliegenden Gegenden auf
kuͤnstliche Wiesen streut. Hr. Mallet de la
Varenne Saint-Maur bedient sich desselben mit großem Vortheile. Hr.
Santerre, Raffineur, und H...... machen
gegenwaͤrtig einen haͤufigen Gebrauch davon..
Das erste Quadrat gab folgende Resultate.
Kilogrammen.
Patraque blanche
175,670
Patraque jaune
130,640
Hollande jaune
70,128
Hollande rouge
61,250
Violette
63,120
Rouge ronde
100,705
Vitelotte
78,550
Das zweite mit der gewoͤhnlichen Sorgfalt bebaute, aber
nicht geduͤngte Quadrat gab:
Kilogrammen.
Patraque blanche
84,250
Patraque jaune
70,500
Hollande jaune
60,225
Hollands rouge
70,200
Violette
49,135
Rouge ronde
71, –
Vitelotte
60,650
Das dritte, waͤhrend des ganzen Wachsthumes nicht
bearbeitete Quadrat, gab:
Kilogrammen.
Patraque blanche
46,700
Patraque jaune
43,140
Hollande jaune
41,200
Hollande rouge
50, –
Violette (wurde nicht reif)
31,580
In einem Gemuͤsgarten gezogene
Erdaͤpfel.
Ein Theil des Gartens wurde auf derselben Oberflaͤche bepflanzt; man machte
fuͤr jede von den 7 Varietaͤten 126 Loͤcher, in welche 126
Erdaͤpfeln gelegt wurden, die 7 Kilogrammen wogen, und deren Produtt
folgendes war:
Erster nicht bearbeiteter Theil.
Kilogrammen.
Patraque blanche
40, –
Patraque jaune
50,250
Hollande jaune
33,400
Hollande rouge
46,150
Violette
mißrathen
Rouge ronde
24,400
Vielotte
21, –
Zweiter bearbeiteter Theil.
Kilogrammen.
Patraque blanche
62,125
Patraque jaune
69,240
Hollande jaune
44,120
Hollande rouge
46,235
Violette
23,112
Rouge ronde
37, –
Vitelotte
15, –
Wir haben auch einige andere Varietaͤten, welche uns die Société d'agriculture uͤbergab,
gebaut, und wir glauben, daß die Resultate, welche wir erhielten, von einigem
Interesse seyn koͤnnten.
Die Pflanzung geschah auf gleiche Weise und in einerlei Boden; es wurde auch so viel
als moͤglich getrachtet, daß sie alle waͤhrend des Baues gleichen
Umstaͤnden ausgesezt waren; die Pflanzen waren ein Metre weit von einander
entfernt, und von jeder Art wurden 6 gesezt.
Eingeerntete Erdaͤpfel.
1. Nro.
63 Patraque blanche
5,600
2. –
79 Patraque jaune
2,600
3. –
34 Patraque rouge
2,500
4. –
80 Divergente
2,400
5. –
83 Le Blok
3,400
6. –
129 Le Shaw
6,400
7. –
148 La Philadelphie
3,300
8. –
152 Fruit pain
1,700
9. –
157 La Turlusienne
2,700
10. –
182 La Mayençaise
2,800
11. –
190 La New-Yorck
2,520
12. –
298 La Jersey
2,300
Zweiter Theil.
Versuche uͤber die Menge Gaͤhrungsstoffe trokner
Materie, welche in den verschiedenen Varietaͤten von Erdaͤpfeln
enthalten ist, uͤber deren Bau wir oben die Resultate angegeben haben.
Textabbildung Bd. 12, S. 447
Namen; Patraque rouge; blanche;
jaune; Divergente; Bloc; Schaw; Philadelphie; Fruit pain; Turlusienne;
Mayencaise; New-York; Jersey; Tag der Pflanzung; Nach der Ernte; Menge des
Wassers; Gewicht des troknen Ruͤkstandes
Vergleichende Tabelle der Menge des Wassers und der trokenen
Substanz, welche in sieben Varietaͤten von Erdaͤpfeln, vor den
Pflanzen und nach der Ernte derselben, und auf verschiedenem Boden gezogen,
enthalten sind.
Textabbildung Bd. 12, S. 447
Namen; Patraque blanche; jaune;
Hollande rouge; Violette; Rouge ronde; Vitelotte; Vor der Pflanzung; Nach der
Ernte; Menge des Wassers; Gewicht des Ruͤkstandes; Feuchter Boden; Noch
feuchteterer Boden; Sandiger Boden
Man sieht aus dieser Tabelle, daß die Erdaͤpfel bei der Pflanzung im
Allgemeinen weniger Wasser enthalten, als unmittelbar nach der Ernte; daß dieselben
Pflanzen auf feuchtem Boden ein weit mehr waͤsseriges Product geben, und daß
gewisse Varietaͤten, wie z.B. die Hollande jaune, Hollande rouge u.s.w., bei uͤbrigens
ganz gleichen Umstaͤnden, im Allgemeinen eine geringere Menge Wassers
enthalten.
Wenn man die ersteren Resultate zusammenstellt, welche man dem Gewichte nach
uͤber die 7 Varietaͤten von Erdaͤpfeln durch die Versuche
erhielt, die angestellt wurden um die Menge der in jeder Varietaͤt
enthaltenen trokenen Materie herauszubringen, und welche Resultate in der lezten
Tabelle vorgelegt wurden, so erhaͤlt man aus diesen zusammengesezten
Verhaͤltnissen die Menge der festen oder troknen Materie, welche von jeder
dieser Varietaͤten auf verschiedenem Boden erzeugt wird. Es ist genug, wenn
man auf die hier unten angegebene Weise verfaͤhrt.
Textabbildung Bd. 12, S. 448
Namen; Patraque blanche; jaune;
Hollande rouge; Violette; Rouge ronde; Vitelotte; Sandiger Boden; Sehr feuchter
Boden
Aus dieser Tabelle ersieht man:
1tens, daß die Patraque blanche und die Patraque jaune am ergiebigsten sind;
2tens, daß zwischen diesen zwei Varietaͤten in dem Verhaͤltnisse keine
große Verschiedenheit Statt hat;
3tens, daß dieser Unterschied auf einem leichten und fandigen Boden beinahe null
wird;
4tens, daß ein leichter und sandiger Boden dem Anscheine nach ein geringeres Product
liefert, als ein schwerer sehr feuchter Boden waͤhrend das wahre Product im
umgekehrten Verhaͤltnisse steht.
Dritter Theil, welcher ewige vergleichende Versuche
uͤber verschiedene Pflanzungsarten enthaͤlt:
Die meisten Oekonomen pflegen die Erdaͤpfel in zwei oder vier Stuͤke zu
zerschneiden, damit sie eine geringere Menge der, selben zum Pflanzen noͤthig
haben; einige haben es aus Sparsamkeit versucht nur die Schalen der Erdaͤpfel zu pflanzen;
wir haben uns vorgenommen zu untersuchen, ob diese Mittel auch wirklich
oͤkonomisch seyen? in dieser Absicht haben wir solgende Versuche
angestellt.
Wir pflanzten auf demselben Boden dieselbe Varietaͤt von Erdaͤpfeln
(la blanche commune à vaches, patraque
blanche) unter verschiedenen Formen, und machten alle uͤbrigen
Umstaͤnde so gleich als moͤglich.
1tens. 6 Erdaͤpfel von mittlerer Groͤße, in 6 beilaͤufig 70
Centimeter von einander entfernte Loͤcher.
2tens. 6 kleinere Erdaͤpfel.
3tens. 6 Stuͤke von großen Erdaͤpfeln, welche, der Masse nach, den 6
kleinen gleich waren.
4tens. Die Schalen von 6 mittelmaͤßig großen Erdaͤfeln.
5tens. Die Augen von 6 beilaͤufig eben so großen Erd-Aepfeln.
Bei den drei ersten Nrn. erhoben sich die Staͤngel schnell, und behielten
waͤhrend des ganzen Wachsthumes viele Kraft; die schoͤnsten waren
jedoch unter denen von Nro. 1; die von Nro. 3 waren im Allgemeinen nicht so stark.
Die Staͤngel der beiden lezteren waren schwach, und konnten sich kaum
aufrecht halten, die meisten von Nro. 5 waren sogar unter ihrer Last
gekruͤmmt.
Naͤch der Reife wurden sie alle mit der groͤßten Sorgfalt eingeerntet;
das Erzeugniß derselben an Knollen, gab, genau gewogen, folgende Resultate:
Nro.
1. Mittlere Erdaͤpfel
6 Kilogr.
500 Gramm.
–
2. Kleine Erdaͤpfel
6 –
100 –
–
3. Stuͤke
5 –
590 –
–
4. Schalen
– –
500 –
–
5. Augen
– –
400 –
Wir wuͤrden vergleichende Angaben, die wir bei mehreren Versuchen dieser Art
erhielten, geliefert haben, wenn verschiedene Zufaͤlle, die
vorzuͤglich von der Schwaͤche einiger Pflanzen herruͤhrten, uns
nicht gehindert haͤtten, die gesuchten Verhaͤltnisse ausfindig zu
machen; uͤbrigens scheinen diese Resultate, welche nach dem Boden, nach der
Bewirthschaftung desselben, nach der Trokenheit oder Feuchtigkeit der Jahreszeit und nach verschiedenen
Umstaͤnden bei dem Baue sehr verschieden seyn koͤnnen, wenigstens zu
beweisen, daß die Erd-Aepfel von mittlerer Groͤße den
betraͤchtlichsten Ertrag liefern, und daß man keine Ersparung hoffen kann,
wenn man die Schalen oder Augen der ErdaͤpfelEs scheint uns, daß das in dem Erdapfel enthaltene Wasser nicht nur der
Entwikelung des Keimes zutraͤglich ist, sondern auch einige Zeit
hindurch zur Ernaͤhrung der Pflanze selbst beitragen muß; die
Vegetations-Kraft entwikelt sich waͤhrend dieser Zeit bei dem
Erdapfel durch die Puncte, bei welchen der Staͤngel mit dem Knollen
zusammenhaͤngt; dieser gibt sein Wasser gradweise ab; wann er
erschoͤpft ist, so hat die Pflanze schon ein ziemliches Wachsthum
erreicht, und besizt Staͤrke genug, um sich alle ihr
zutraͤgliche Nahrung zu verschaffen, welche die Wurzeln und die
Blaͤtter in der Erde und in der Luft suchen. A.d. O. anwendet, weil unter den oben angefuͤhrten Resultaten der geringste
Unterschied, welchen man zwischen den Produkten, dem Gewichte nach, bemerkt, einer
groͤßeren Menge gleich ist, als das ganze Gewicht der zum Pflanzen
verwendeten Erdaͤpfel betraͤgt. Jede Ersparung in dieser Hinsicht
waͤre also wahrscheinlich am unrechten Orte, und alle bedeutenden Oekonowen
sollten bei der Anpflanzung mit allem Fleiße dafuͤr sorgen, die
gesuͤndesten Erdaͤpfel, und zwar solche zu waͤhlen, welche eine
mittlere Groͤße besizen.
Wenn man die Schluͤsse durchlaͤuft, welche man aus den in dieser
Abhandlung enthaltenen Thatsachen zu ziehen im Stande ist, so wird man sehen:
1tens: daß die Verschiedenheit des Bodens, der Bewirtschaftung und Duͤngung
desselben einen großen Einfluß auf die Producte haben, welche man aus den
Erdaͤpfeln erhalten kann.
2tens: daß der Einfluß dieser Umstaͤnde auf verschiedene Varietaͤten
der Erdaͤpfel verschieden ist, und daß dadurch die staͤrksten und
ergiebigsten bezeichnet werden;
3tens: daß die Patraque blanche im Allgemeinen dem Gewichte nach den groͤßten
Ertrag gibt;
4tens: daß die Patraque jaune (und manches Mahl, aber selten, eine der anderen
Varietaͤten) unter mehreren Umstaͤnden einen groͤßeren
wahrhaften Ertrag, d.h. eine groͤßere Menge trokener nuͤzlicher
Substanz, geben kann;
5tens: daß bei einer und derselben Varietaͤt das Verhaͤltnis zwischen
dem Wasser und der trokenen Materie nach dem Boden, und selbst bei gleichem Boden
nach den verschiedenen Varietaͤten abweicht, und zwar in dem Maße, wie es
obige Tabellen zeigen;
6tens: daß der Zwek ganz verfehlt waͤre, wenn man, um etwas zu ersparen,
kleine Stuͤke Schalen oder Augen von Erdaͤpfeln anwenden
wuͤrdeAehnliche Versuche hat der Professor de Candolle in Genf im Jahr 1821 und der
Prof. Vauchier das. im Jahre 1822 angestellt. Ein Auszug der Resultate ist
aus der Bibliotheque Universelle in dem
Juli-Hefte der Verhandl. des Wuͤttemb. landwirtschaftlichen Vereins
1823 enthalten. D..
Anmerkung. Wir haben Muster von den verschiedenen
Varietaͤten, mit welchen wir unsere Versuche anstellten, aufgehoben, damit
die Société d'agriculture, wenn sie es
wuͤnsche, dieselben auf eine zuverlaͤßigere Weise, als durch die
Benennungen, die wir waͤhlten, erkennen kann.