Titel: | Ueber Kadmium. Von Wilh. Herapath, Esq. |
Fundstelle: | Band 12, Jahrgang 1823, Nr. LXXII., S. 405 |
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LXXII.
Ueber Kadmium. Von Wilh. Herapath, Esq.
Aus dem Philosophical Magazin and Journal. September
1823. S. 166 (im Auszuge.)
Herapath, über Kadmium.
Herr Herapath theilte in dem
Junius-Stuͤke 1822 der Annals of Philosophy einige Notizen uͤber die
Gewinnung dieses Metalles in reinem Zustande mit. Er bemerkt nun in einem Schreiben
an die Hrn. Herausgeber des Philos. Magaz. den 16. August 1823, daß Hrn. Stromeyer's Verfahren zur Bereitung des reinen Kadmium
viel zu muͤhsam und kostbar ist, indem bei derselben viel kohlensaures
Ammonium zur Wideraufloͤsung des Zinnes und Kupfers erfordert wird, und, wenn
Eisen zugleich mit vorkommt, dasselbe noch uͤberdieß bei dem Kadmium bleibt.
Auch Hrn. Wollaston's Methode findet er unzuverlaͤßig, indem er Eisen in die
Aufloͤsung zu bringen vorschlaͤgt, um die uͤbrigen Metalle von
minder starker Verwandschaft niederzuschlagen, und spaͤter Zink in eben
dieser Absicht anwendet. Wenn das Eisen etwas niederschlaͤgt, so wird auch
etwas davon aufgeloͤst, und dieß gesellt sich dem Kadmium als Arid oder als
kohlensaure Verbindung zu. Diese Methode kann nur durch Sublimation des zulezt
erhaltenen Productes auf die unten angegebene Weise ein reines Metall liefern.
„In dem oben angefuͤhrten Aufsaze, „sagt Hr. Herapath.“ beschrieb ich einen Staub,
den man in den Zinkwerken findet. Wenn man diesen in eine eiserne Flasche und
Roͤhre (wie man Sauerstoffgas aus Braunstein bereitet) bringt, ein
Stuͤk Papier darauf niederstoͤßt, und diesen Apparat bis
uͤber den Hals in einen Ofen bringt, in welchem man eine starke
Rothgluͤh-Hize unterhalten kann, so findet man das Kadmium in dem kalten
Theile der Roͤhre, oder auf dem ausgestopften Papiere, wenn eine
groͤßere Menge davon sublimirt wurde. Dieses Kadmium ist beinahe rein,
und wenn es nicht rein genug waͤre, so kann dieser Proceß wiederholt
werden. In diesem Zustande erscheint es in Gestalt kleiner Kuͤgelchen,
die an der innern Wand des Sublimir-Gefaͤßes haͤngen, und auf die
in den Annals of Philosophy, Jun. 1822, S. 436 (Polyt. Journ. B. 9. S. 446) angegebene Weise zu einem Korne gebracht werden
koͤnnen.“
„Man muß etwas von irgend einer Substanz, welche den Sauerstoff der
Atmosphaͤre, in welcher die Sublimation geschiebt, zerstoͤrt, bei
der Hand haben, wie Wachs, Oehl, Papier u. d, gl.; denn sonst erscheint das
Kadmium als braunes Oxid. Papier ist das beßte, weil es das Metall hindert, auf
dasjenige zuruͤkzufallen, aus welchem es ausgeschieden wurde. Alles
Radmium ist indessen noch nicht aus diesem Staube ausgeschieden. Um den
Ruͤkstand zu erhalten, loͤse man denselben in
Kochsalzsaͤure auf, und schlage die Aufloͤsung mit einer
Zinkplatte nieder. Dieser Niederschlag, der aus Eisen und Kadmium besteht, kann
dann sublimirt werden. Oder, wenn man ein reines Salz von diesem Metalle
noͤthig hat, kann es in Salpetersaͤure aufgeloͤst und zur
Trokenheit so abgeraucht werden, daß man ein Eisen-Peroxid enthaͤlt,
welches zuruͤckbleibt; wenn man das salpetersaure Kadmium in Wasser
aufloͤst.“
„Dieses Metall hat, ausser den von Strohmeyer und mir bekannt gemachten
Eigenschaften desselben, auch noch diese, daß es, wenn es gebogen wird, knarrt
wie Zinn, jedoch nicht so stark, und daß es daher von Uneingeweihten in der
Chemie bei seiner großen Aehnlichkeit mit diesem Metalle leicht mit demselben
verwechselt werden kann. Ein sicheres Unterscheidungs-Merkmahl zwischen beiden
ist dieses: Zinn wird in Salpetersaͤure schnell in weißes Arid
verwandelt, aber nicht aufgeloͤst; Kadmium
wird aber in dieser Saͤure mit Schnelligkeit
aufgeloͤst.“
„Durch Sublimation“, sagt Hr. Herapath, „kann die Gewinnung des reinen Kadmiums beinahe nicht
mißlingen, und wenn irgend etwas Fremdartiges dazu gekommen waͤre, so
laͤßt sich dieß leicht dadurch entdeken, daß reines Kadmium sich mit
Drathzaͤngelchen weich, wie Blei schneiden laͤßt, und scharfe
Kanten bildet; wo es aber unrein ist, biethet es beim Durchschneiden Widerstand
dar; das Zaͤngelchen schnappt, und die Kanten werden uneben, weil das
Metall bricht, ehe es durchschnitten ist. Dieses Kennzeichen ist beinahe eben so
gut, wie Folgendes um naͤmlich zu sehen, ob dieses Metall vom Zinke rein
ist, von welchem es am haͤufigsten verunreinigt wird. Man loͤst
etwas von diesem Metalle in Salpeter- oder in Kochsalzsaͤure bis zur Saͤttigung
auf, und troͤpfelt etwas chromsame Pottasche in dieselbe. Wenn nur ein
Atom Zink in demselben enthalten war, so bildet sich ein gelber Niederschlag; es
entsteht aber kein solcher, wenn es rein war.“
Die Hrn. P. George und Comp., Zinkschmelzer zu Bristol,
leisteten Hrn. Herapath allen moͤglichen Vorschub,
und hoffen, wenn es moͤglich ist, Kadmium metallisch darzustellen.
Schwefel-Kadmium (nicht Kadmium-Oxid, wie der sel. Dr. Clarke glaubte) liefert eine Farbe, die dem chromsamen Blei wenig
nachsteht.
Waͤhrend Hr. Herapath die Producte der Fabrik
dieser Herrn untersuchte, fand er die Roͤhre, die aus der Retorte ableitet,
innenwendig mit einer Legirung von 92, 6 Zink und 7,4 Eisen uͤberzogen, deren
specifische Schwere bei 62° F, = 7, 172 war. Sie war ausserordentlich hart
und sproͤde; zeigte im Bruche breite Flaͤchen wie Zink, aber von recht
dunkelgrauer Farbe, und mehr koͤrniger und rauher Oberflaͤche.
„Dieses Vorkommen,“ sagt Hr. Herapath, „kann uns vielleicht einen Wink geben, daß Metall
Legierungen, die man im offenen Feuer nicht zu bilden vermag, auf eine andere
Weise wirklich moͤglich sind.“