Titel: Bemerkungen über einen anonymen Angriff auf unseren Artikel, über Löthung des geschlagenen Eisens mit Gußeisen. Von Hrn. Gill.
Fundstelle: Band 12, Jahrgang 1823, Nr. XLII., S. 226
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XLII. Bemerkungen über einen anonymen Angriff auf unseren Artikel, über Löthung des geschlagenen Eisens mit Gußeisen. Von Hrn. Gill. Aus dessen technical Repository. Julius 1823. S. 20. Gill's Bemerkungen über Löthung des geschlagenen Eisens mit Gußeisen. Wir haben in unserem lezten Bande S. S. 110 (Polytechnisches Journal Bd. 11. S. 246) Nachricht gegeben, wie walzenfoͤrmige Roͤhren aus duͤnnem geschlagenen Eisen an ihren Kanten mit Feilspaͤnen aus Gußeisen, mit Borax, der seines Kristallisations-Wassers beraubt ist, und mit Salmiak zusammen geloͤthet werden. Da wir noch nicht Gelegenheit hatten, dieses Verfahren in Anwendung bringen zu sehen, so beschrieben wir eine Methode, von deren guter Wirkung wir gewiß sind. Nun geht aber aus den Bemerkungen eines anonymen Journalisten (der Gelegenheit hatte, das zu sehen, was wir nicht gesehen haben,) hervor, daß die von uns beschriebene Methode nicht diejenige ist, die man wirklich anwendet. Dieser Journalist beschreibt das, was er sah, so gut er es konnte, und aus seiner Beschreibung geht soviel hervor, daß diese Methode ein wahres Loͤthen, und nicht, wie er sagt, ein bloßes Schweißen von duͤnnem Eisenbleche ist.“ Wir wollen einen Auszug aus seinen Bemerkungen zum Behufe fuͤr unsere Leser hier mittheilen. „Das Verfahren“ sagt er „die Kanten von duͤnnem Eisenbleche zusammen zu schweißen, ist, wie wir vermuthen, in unserem Lande neu, und von der Art, daß wir es nicht glauben wuͤrden, wenn wir es nicht mit eigenen Augen gesehen haͤtten. Man sagt, daß Hr. Pettybone, aus Boston in Nordamerika, dasselbe zuerst anwendete, und er mag fuͤr den Erfinder desselben gelten: gegenwaͤrtig wird es in den Werkstaͤtten der HHrn. Hancourn, Willcoughby und Comp., zu Birmingham, und in einigen Manufacturen zu Sheffield in der Nachbarschaft mit dem beßten Erfolge angewendet.“ Nach einigen groben 83) Bemerkungen, die es nicht der Muͤhe werth ist, hier anzufuͤhren, faͤhrt er fort, einen Auszug aus unserem Artikel zu geben, und sagt: „da diese Erfindung in mancher Hinsicht nuͤzlich seyn kann, so wollen wir hier dieselbe im Detail beschreiben, so, wie wir sie zu Birmingham von einem gemeinen Schmiede anwenden sahen.“ „Ein Stuͤk duͤnnes Eisenblech wurde in seinem schwarzen Zustande mit dem Hammer in Form eines Cylinders zusammen gebogen, so daß die Kanten, eben nicht ganz genau, an einander stießen“ (? uͤbereinander zu liegen kamen?). „Etwas von einem harten, glaͤnzenden Materiale, das beinahe aussah wie Pech, wurde in einem Moͤrser gepuͤlvert, und etwas von diesem Pulver auf die Stelle gelegt, die zusammen geschweißt werden sollte. Hierauf wurde der Cylinder mit einer Zange in das Feuer der Esse gehalten, und darin zum Roth gluͤhen gebracht, wo dann das Pulver schmolz, und das Eisen sogleich aus dem Feuer genommen wurde, um uͤber einem walzenfoͤrmigen Arme, der an dem Ambosse angebracht war, so lang an der Stelle der Vereinigung mit dem Hammer geschmiedet zu werden, als die Hize es erlaubte. Auf die noch unvereinigten Kanten des Eisenbleches wurden wieder geringe Mengen von diesem Pulver gestreut, das Eisen wurde neuerdings in der Esse roth gegluͤht, und dann schnell aus dem Feuer gethan, und so lang mit dem Hammer geschmiedet, bis die Kanten vollkommen zusammen geschweißt waren, und der Cylinder ausgebildet ist.“ „Diese Arbeit scheint fuͤr einen geschikten Arbeiter sehr leicht, und obschon man oͤfters Eisenblech, das kaum ein Siebzigstel Zoll dik ist, zusammen schweißt, so wird doch im Durchschnitte unter fuͤnfzig Roͤhren kaum eine verbrannt, oder waͤhrend der Operation verdorben. Das Pulver, das man hier anwendet, oder der Fluß, ist ein Geheimniß, das nur wenige wissen; soviel ist indessen gewiß, daß es kein Metall ist, und daß es nur die schwarzen Schuppen und das Oxid von der Oberflaͤche des Bleches wegnimmt, und der Luft den Zutritt zu demselben verwehrt, waͤhrend die Kanten des Metalles unter einer weit niedrigeren Temperatur, als einer der Schmelzhize, mittelst des Klammers in vollkommenen Zusammenhang gebracht werden.“ Wir muͤssen gestehen, daß diese Weise, eine Sache „im Detail zu beschreiben, und die Schwierigkeiten der Enthuͤllung des Geheimnisses, die Kanten des Eisenbleches zu vereinigen, zu beseitigen, hoͤchst sonderbar ist; wir wuͤnschten herzlichst, daß der Verfasser sich etwas mehr Muͤhe gegeben haͤtte, die Natur dieses geheimen Mittels zu erspaͤhen, welches, wie er sagt, nur als Fluß gebraucht wird; wir glauben festiglich, daß es als Fluß und Loth zugleich dient, und aus Gußeisen-Feile besteht, die mit Borax-Glas geschmolzen wird. Wenn dieß der Fall ist, so hoͤrt das Wunder auf, und die Angabe, die unser Freund von Hrn. Perkins erhielt, daß, wie wir sagten, die Vereinigung durch Feile von weichem Gußeisen, mit Borax, der seines Kristallisations-Wassers beraubt ist, und Salmiak geschieht, wird sich endlich als die richtige zeigen; so wie, daß die ganze Operation ein Loͤthen und nicht ein Schweissen ist: denn in der Beschreibung dieses ganzen Verfahrens, das unter den Augen des Verfassers geschah, ist nie von einer Schweiß-Hize die Rede. Er spricht immer nur vom Rothgluͤhen, und vom Rothgluͤhen, was zur Schweiß-Hize nicht zureicht, wo man Weißgluͤhhize braucht84). Wir muͤssen noch bemerken, daß die Amerikaner zu Birmingham, die die Blech-Cylinder loͤtheten, die wir gesehen haben, fuͤr eine von Hrn. Perkins erfundene Maschine Naͤgel verfertigten, und unser Freund hatte diese Angabe von Hrn. Perkins, was uns die Sache um so glaubwuͤrdiger machte. Da wir aber dieses Verfahren nicht mit eigenen Augen sahen, so beschrieben wir es auf eine Art, die die verlangte Wirkung gewiß hervorbringt. Sollte indessen das vorlaͤufige Schmelzen des Borax mit der Gußeisen-Feile zu einer harten glaͤnzenden Masse, bei gelinder Hize, damit das Gußeisen nicht schmilzt, und die Anwendung desselben als trokenes Pulver sowohl als Fluß, wie als Loth, besser seyn als jene Methode, so freuen wir uns, daß dieser Streit eine weitere Erklaͤrung uͤber dieses nuͤzliche Verfahren zum Besten des Publicums veranlaßte85).