Titel: | Ueber Statuen und Bildnisse aus Erz (Bronze) und über Kanonen, Gloken etc. |
Fundstelle: | Band 12, Jahrgang 1823, Nr. XXXVIII., S. 188 |
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XXXVIII.
Ueber Statuen und Bildnisse aus Erz (Bronze) und
über Kanonen, Gloken etc.
Aus dem Dictionnaire
Technologique. Bei Gill's technical Repository. July 1823. S.
44. (Im Auszuge uͤbersezt).
Ueber Statuen aus Erz etc.
(Fortsezung.)
Versuche, die Medaillen heiß zu praͤgen. Die
bedeutende Erhabenheit des Gepraͤges, die man auf einigen antiken Medaillen
findet, und die Unvollkommenheit der Instrumente, deren die Alten sich bedienten,
veranlaßte die Idee, daß sie dieselben im heißen Zustande
mittelst Zangen, Haͤmmern und Praͤgestoͤken von Bronze, die
20 bis 25 Hundertel Zinn hielten, verfertigt haben mochten; daß diese Operation
erst nach einer
vorlaͤufigen Modellirung oder Bildung der Masse
vollbracht wurde, so daß die Wirkung des Praͤgestaͤmpels
eigentlich das Werk bloß vollendete, welches wir so sehr bewundern.
Die erste dieser beiden Meinungen, die sich auf die Veraͤnderungen
gruͤndet, welche die Hize an der Haͤrte der Metalle hervorbringt,
gehoͤrt Hrn. Mongez an, welcher auf einem sehr
sinnreichen Wege zu derselben gelangte: sein Verfahren ist in dem Dictionnaire Enciclopaͤdique des
Antiquités beschrieben. Hr. de Puymaurin
versuchte dasselbe im Großen auszufuͤhren; da aber der Raum unserer
Blaͤtter uns nicht gestattet, das ganze Detail seiner uͤber diesen
Gegenstand gemachten Versuche hier aufzufuͤhren, wollen wir uns nur auf die
Vorzuͤglichsten derselben beschraͤnken.
Als er mit Beihuͤlfe der Staͤmpel und Presse die Versuche des Hrn. Mongez auf verschiedene Weise wiederholte, fand er
Mittel, das haͤufige Anlassen zu vermeiden, und warf, diesem zu Folge, die
Medaillen, sobald sie geschlagen waren, alsogleich in kaltes Wasser, wodurch auch
die uͤbrigen Operationen sehr erleichtert wurden. Auf diese Weise wurden
unter dem Staͤmpel zwischen 6 und 7 Stuͤke in einer Minute geschlagen,
waͤhrend man mit der Presse in derselben Zeit nur zwei praͤgen
konnte.45)
Die vorteilhafteste Beschikung fuͤr die Staͤmpel zeigte sich zwischen
74 und 78 Kupfer auf 26 bis 22 Zinn. Mehr Zinn machte die Composition
bruͤchig, und bei wenigerem Zinne blieb sie zu weich. Einige dieser
Staͤmpel haben an 800 Medaillen von 18 Linien im Durchmesser geschlagen,
waͤhrend andere, die vollkommen gleich schienen, nur 30 oder 40 Medaillen
schlagen konnten46) . Im Durchschnitte kann man annehmen, daß sie zwischen 250–300 Medaillen schlagen
koͤnnen.
Die auf diese Weise geschlagenen Stuͤke lassen sich leicht unter die Maschine
bringen, und auf diese Weise ist zwei oder dreimaliges Anlassen erspart.
Auf diese Art laͤßt sich allerdings die Verfertigung kupferner Medaillen
beschleunigen; bei Medaillen aus Bronze entstehen aber allerlei Schwierigkeiten und
Unbequemlichkeiten. Es ist sehr schwer, den Grad der Hize zu bestimmen, der hiezu am
tauglichsten ist: wenn der Bronze roͤthlich weiß oder gelb gluͤht,
wird er springen, und ist er tief roch, so wird der Abdruk nicht deutlich genug. Die
Composition darf nicht mehr als 6 Hunderttheile Zinn enthalten, wenn man anders
stets eines gluͤklichen Erfolges sicher seyn will. Wir finden also, daß diese
Methode, die bei Kupfer vollkommen gelingt, auf Bronze nicht angewendet werden kann;
wenigstens nicht mit demselben Vortheile47) .
Verfertigung der Bronze-Medaillen durch Modellirung und
Guß. Viele Antiken-Kenner glaubten, daß diese Operation nur
vorlaͤufig geschah, um die Masse so zu bilden, daß die Staͤmpel nur
noch darauf schlagen durften, um die Medaille zu vollenden. Dadurch konnten sie eine
so wenig haͤmmerbare Masse, wie den antiken Bronze, zu Medaillen verwenden.
Nach diesem Grundsaze wurden die Versuche der Hrn. Jeuffroy und Chaudit angestellt, und die Resultate, welche sie
erhielten, bestimmten Hrn. de Puymaurin ihre Arbeiten zu
vollenden.
Wir werden unsere Bemerkungen uͤber Modellirung und Guß der Bronze-Medaillen nicht zu weit ausdehnen, weil diese Operation
von dem Gusse uͤberhaupt nicht sehr verschieden ist; wir muͤssen
jedoch bei den hiebei vorkommenden Eigenheiten etwas verweilen48) .
Der Sand muß so duͤnn als moͤglich gehalten werden, damit die Hize des
Bronzes desto leichter verfliegen kann; der Sand oder Lehmen muß ferner etwas
feucht, innenwendig fein und dicht, nach Aussen allmaͤhlich etwas
groͤber und lokerer feyn, damit die entwikelten Gasarten leichter entweichen
koͤnnen. Das gewoͤhnliche sogenannte Ponsif oder der Ueberzug kann mit
sehr fein gemengtem Schiefer, oder mit anderen Substanzen, die sich sehr fein
zertheilen lassen und auf welche die Hize wenig wirkt, gemengt werden; indessen ist
die Beinasche, welche Hr. Chaudet empfiehlt, das beßte
Ponsif, indem es aus einer Materie besteht, welche sich in Hydrochlor- (Kochsalz)
Saͤure, die man zum Puzen aller Art von Medaillen braucht, vollkommen
aufloͤsen laͤßt, naͤmlich aus Phosphor und kohlensaurem
Kalke49) .
Ehe man das geschmolzene Metall in den Model gießt, uͤberzieht man die innere
Flaͤche derselben mit einer Lage von Lampen-Schwarz, indem man sie einige
Minuten lang uͤber die Flamme einer angezuͤndeten Fakel
haͤlt.
Anlage der Eingußroͤhre. Wenn man Zierrathe, kleine
Figuren etc. aus Bronze oder sogenanntem gemahlenen Golde (or
moulu) gießt, welche ihre Vollendung erst durch den Graveur oder den Meißel
erhalten muͤssen, muß man eine Composition waͤhlen, welche
fluͤssig und hart genug ist, um nicht unter dem Meißel sich zu beugen, aber
auch nicht bruͤchig ist, und zu leicht Spruͤnge bekommt. Die Farbe muß
von der Art seyn, daß die Medaille sich mit der moͤglich geringsten Menge
Goldes vergolden laͤßt, und von dem sogenannten vert
antique eine schoͤne gruͤne Farbe annimmt. Die beim Gießen
entstandenen Fehler lassen sich leicht mit kleinen Stuͤken Metalles aus der
Eingußroͤhre verbessern, und werden auch, wo sie nicht sehr bedeutend sind,
unter dem Vergolden oder Faͤrben verschwinden50) . Bei dem Gusse der Medaillen hingegen geht es nicht so leicht; die kleinsten
Fehler lassen sich hier oft nicht mehr verbessern. Man muß hier vor Allem auf das
Einschrumpfen eines jeden Stuͤkes Ruͤksicht nehmen, und die
Metall-Composition muß nicht nur allein außerordentlich dicht, fest und dauerhaft,
sondern auch fluͤssig genug seyn, um jeden Eindruk des Models aufzunehmen,
und zugleich noch eine solche Haͤmmerbarkeit besizen, daß sie, ohne im
Mindesten dadurch zu leiden, sich durch den Staͤmpel schlagen laͤßt.
Ein Theil dieser Bedingungen haͤngt von der Bereitung des Models ab.
Die Eingußroͤhre (jet) wird gewoͤhnlich mit
einem eisernen Haken oder Werkzeuge gebildet, wenn der Model bereits fertig ist;
allein, durch Anwendung dieses Instrumentes wird der Sand laͤngs dem Laufe
der Roͤhre meistens rauh, und ein Theil desselben kann selbst mit dem
geschmolzenen Metalle in den Model kommen.
Es waͤre daher gut, den ersten Guß gaͤnzlich zu opfern und ein Modell
der Eingußroͤhre zu verfertigen. Dieß geschieht dadurch, daß man diese
Roͤhre in dem ersten Model sehr sorgfaͤltig formt, dann eine Mischung
aus Blei und Spießglanz in fluͤssigem Zustande in dieselbe gießt, und sich
auf diese Weise einen
Model einer Eingußroͤhre verschafft, der hart genug ist, um denselben
abformen und zum Gießen der Medaillen gehoͤrig anwenden zu koͤnnen.
Dieser Gußroͤhren-Model wird mit Patronen geformt; der Sand ist dann weich
und legt sich uͤber die ganze Oberflaͤche des Models gehoͤrig
an, und man erspart sich die Muͤhe, die Eingußroͤhre mittelst des
eisernen Hakens zu bilden; ein Verfahren, das immer langweilig ist, und lang
hergeht.
Man sollte, um den Gasarten freien Austritt zu lassen, ein besonderes Luftloch
fuͤr jede Medaille lassen. Um dieß zu bewerkstelligen, ist es genug, wenn man
kurze Stuͤke Eisen-Draht oder Blei zwischen die Patrone und das Gestell
einbringt, und dieselben herauszieht, wenn der Model fertig ist. Die Groͤße
der Eingußroͤhre muß mit der Groͤße der Medaille im
Verhaͤltnisse stehen: die Weite derselben aͤußert keinen Einfluß auf
den Druk, welcher lediglich von der Hoͤhe derselben uͤber der Medaille
abhaͤngt.
Wenn die Eingußroͤhre zu nahe an der Medaille angebracht ist, und die
Abfuͤhrungsgaͤnge aus derselben zu weit sind, so verursacht die
Zusammenziehung, die das Metall bei seinem Erstarren vor der Medaille erleidet (es
wird naͤmlich oben von dem kegelfoͤrmigen Halse zuruͤkgehalten,
der sich an dem Eingange des Models oder Gestelles findet), eine Zusammenziehung
nach Aufwaͤrts; diejenigen Theile, welche in dem Gusse noch immer
fluͤssig sind, heben sich und steigen in der Eingußroͤhre hinauf, und
die Medaille wird ungleich. Dieser Verlust an Masse kann durch die Presse nicht mehr
ersezt werden, denn das Loch, das dadurch entstand, bleibt auch nach Einwirkung
derselben noch sichtbar.
Dieser Unfall hat nie Statt, wenn die Abfuͤhrungsgaͤnge breit und
duͤnn sind, und von der Eingußroͤhre entfernt stehen, weil sie schnell
dicht werden, und auf diese Weise alle Verbindung zwischen den fluͤssigen
Theilen der Eingußroͤhre und jenen der Medaille unterbrochen wird.
Die Abfuͤhrungsgaͤnge, welche von der Eingußroͤhre auslaufen,
koͤnnen entweder so eingerichtet seyn, daß sie das fluͤssige Metall
dem Model der Medaille von Unten zufuͤhren, wo sie dann die Form eines Hebers
erhalten, oder so, daß sie dasselbe unmittelbar in die oberen Theile leiten. In dem ersten
Falle wird das Metall, wenn es in den Model hinaufsteigt, den Gasen freien Ausgang
gestatten, und den Sand weniger in Unordnung bringen. Diese Methode kann dann bei
dem Bronzegusse angewendet werden, wenn die Temperatur des geschmolzenen Metalles
hinlaͤnglich hoch gehalten werden kann; wir haben aber gesehen, daß sie mit
Unbequemlichkeiten verbunden ist, und wir muͤssen zur Vermeidung derselben
das Metall unmittelbar bei den hoͤheren Theilen einlaufen lassen, indem wir
sodann eine niedrigere Temperatur anwenden koͤnnen, und Medaillen erhalten,
welche von allen Loͤchern und Makeln an ihrer Ober-Flaͤche rein
sind51) .
Der Model darf hier nicht so vollendet seyn, wie bei anderen Gußwerken, die der
Einwirkung der Presse nicht mehr ausgesezt seyn duͤrfen. Es ist, im
Gegentheile, vielmehr nothwendig, daß diese Massen ohne sehr scharfe Umrisse
bleiben, und das Metall muß in denselben so vorkommen, daß, wenn man sie nach dem
Zusammenschrumpfen aus dem Model nimmt, ein Volumen von Masse uͤbrig bleibt,
die jenem des Models gleich ist, indem die Medaille gleiche Dimensionen mit dem
Model haben muß. Wollte man nun den Model genau so groß als den Umfang der Medaille
machen, so wuͤrde das gegossene Stuͤk hoͤchstens diesem Umfange
gleich seyn, solang es naͤmlich in dem Model und in dem Zustande der
hoͤchsten Ausdehnung bei seinem Erstarren ist; dieses Volumen wuͤrde
sich folglich bei dem Kaltwerden vermindern, und das Zusammenschrumpfen, das an
jedem Theile der Massen Statt hat, wuͤrde die Umrisse der Zeichnung um ein
Bedeutendes kleiner machen, so daß, wenn die Medaillen zwischen die Staͤmpel
kommen, und gepreßt werden, alle Umrisse der Zeichnung sich doppelt zeigen wuͤrden.
Es ist also klar, daß, um die gegossenen Medaillen vollkommen identisch mit ihren
Modeln zu machen, wir das moͤgliche Zusammenschrumpfen des Bronzes genau in
Rechnung bringen muͤssen, und, da dieses mit dem Umfange derselben im Verhaͤltnisse
steht, so muß es sich nach der Dimension der Medaillen und der Menge der auf
denselben erhaben da liegenden Massen richten. Hierin besteht die Schwierigkeit Medaillen zu gießen, welche durch die Presse ihre Vollendung
erhalten sollen, vorzuͤglich wenn die Metall-Composition nicht
haͤmmerbar genug ist, um die doppelten Eindruͤke wegzuschaffen, und
das Metall durch den Druk in die Hoͤhlungen der Staͤmpel eindringen zu
lassen. Es ist dann durchaus nothwendig, daß die Model groͤßer seyn
muͤssen, als der Zwischenraum zwischen den Staͤmpeln; es ist ferner
eben so nothwendig, daß alle Umrisse der Guͤsse zugerundet, und nur
hinlaͤnglich ausgedruͤkt seyn muͤssen, um gehoͤrig in
die Staͤmpel eingesezt werden zu koͤnnen: auf diese Weise kann man
dann die doppelten Eindruͤke vermeiden, da keine anderen Spuren
zuruͤkbleiben koͤnnen als jene, welche die Einwirkung der Presse
hervorbringt.
Hr. Jeuffroy war der Erste, welcher sich bemuͤhte,
fuͤr das Einschrumpfen der gegossenen Medaillen Ersaz zu leisten. Als ihm die
Ausfuͤhrung der Medaille auf die drei Consule uͤbertragen wurde, hatte
er mit vielen Schwierigkeiten zu kaͤmpfen indem die Erhabenheit sehr stark
war. Er kam, um diese Medaille der Einwirkung der Presse aussezen zu koͤnnen,
auf die Idee, einen fremden Koͤrper auf die Oberflaͤche des Models
aufzusezen, und dadurch den Umfang desselben zu vermehren; er legte daher ein
duͤnnes Blatt Blei auf, welches er mittelst eines Polir-Holzes auf alle
Theile der Figuren genau andruͤkte: dadurch erhielt er eine Medaille, welche
groͤßer als der Raum in den Staͤmpeln war, deren er sich zur
Verfertigung feiner Abguͤsse aus denselben bediente. Die Metall-Composition,
die er anwendete, bestand aus 75 Theilen Kupfer und 25 Theilen Messing, welches ein
Verhaͤltniß von 89,282 Kupfer zu 10,718 Zink gibt: eine hoͤchst
fluͤssige Mischung, die beinahe so haͤmmerbar, wie reines Kupfer ist,
die sich aber auch nach dem Gusse mehr zusammenzieht, als Bronze. Dieses Verfahren
war indessen sehr complicirt, um es bloßen Handwerkern anvertrauen zu
koͤnnen, und die Schwierigkeiten, das Bleiblaͤttchen gehorig
aufzulegen, war bei einigen Medaillen nicht unbedeutend, und desto groͤßer,
je kleiner die Medaille gewesen ist. Es ist zu bedauern, daß Hr. Jeuffroy seine Versuche an den verschiedenen Metall-Compositionen, die
dauerhafter sind als Kupfer, und auch an verschiedenen Modeln nicht fortgesezt
hat.
Herr de Puymaurin versuchte spaͤter statt des
Bleiblaͤttchens einen oder den anderen Ueberzug von Firniß; allein dieser
klebte, wegen des hygromerischen Zustandes der Luft und des Sandes, nicht lang genug
an dem Kupfer; er wurde weich, und blieb an den Modeln haͤngen. Er versuchte
hierauf mittelst zerlassenen Wachses ein Blatt Papier anzukleben, das in die
Staͤmpel eingeschlagen wurde, so daß es die Form der Erhabenheiten annahm.
Hiernach ließ sich dann der Model sehr leicht bilden, und je nachdem er dikeres oder
duͤnneres Papier nahm, konnte er das staͤrkere oder geringere
Einschrumpfen des Metalles sehr leicht ersezen. Diese Art von Vergroͤßerung
des Models gewaͤhrte zugleich den Vortheil, daß die Umrisse so abgerundet
wurden, daß sie nur durch die Einwirkung der Staͤmpel in der Presse scharf
ausgedruͤkt werden konnten. In einem anderen Versuche ließ er die Medaille an
ihrer ganzen Oberflaͤche uͤberzinnen, wodurch das Volumen derselben
gleichfoͤrmig vergroͤßert wurde. Die Resultate, die er erhielt, waren
im Allgemeinen sehr befriedigend, und das Verfahren ward außerordentlich
vereinfacht, indem man dadurch in wenigen Minuten die Model herrichten konnte; die
Dike der Verzinnung ersezte Dasjenige, was an den gegossenen Medaillen durch das
Einschrumpfen verloren ging; die Umrisse wurden rund, so daß man nach Einwirkung der
Presse die Eindruͤke des Models nicht mehr bemerken konnte, und doch alle
Hervorragungen deutlich genug waren, um die gegossenen Medaillen in die
Staͤmpel zur Vollendung einzusezen. Da diese Methode bei einer großen Menge
von Versuchen immer gelang, so schloß Hr. de Puymaurin, daß sie bei gegossenen
Medaillen aller Art angewendet werden koͤnnte52) .
Um dieses Verfahren auch bei dem Gusse jener Medaillen anwenden zu koͤnnen,
die sehr erhabene Theile besizen, und an welchen diese Theile einander
gegenuͤber stehen, bedekte Hr. de Puymaurin nur
diese Theile mit Papier, und drukte in dieser Absicht mittelst der Staͤmpel
in der Presse die Umrisse auf dem Papiere ab. Da die scharfen Kanten des
Staͤmpel rings um die Zeichnung der Medaille das Papier zum Theile
durchschnitten, so ward es ihm leicht, das Uebrige mit der Hand nach zu schneiden,
und sonach das Papier auf die correspondirenden erhabenen Theile der Medaille
aufzulegen. Er hizte die Medaille auf einer Platte von Gußeisen zu beilaͤufig
80° am hundertgraͤdigen Thermometer, uͤberzog die erhabenen
Theile mittelst eines feinen Haarpinsels mit einer duͤnnen Lage zerlassenen
Wachses, und legte die abgeformten Stuͤke Papier so auf dieselben, daß sie
vollkommen darauf haͤngen blieben, was er dadurch bewirkte, daß er sie mit
einem Wikel aus nasser Leinwand niederdruͤkte. Das Wasser, mit welchem die
Oberflaͤche des Papieres befeuchtet wurde, kuͤhlte das Wachs, und
machte dadurch, daß es das Papier fest hielt. Hierauf entfernte er
sorgfaͤltig mit einem eigenen Messer alles Wachs, welches uͤber die
nahe gelegenen Theile sich verbreitet haben mochte, und reinigte dieselben sodann
noch mit einem Laͤppchen feiner in Terpenthingeist getauchter Leinwand53) . Auf diese Art laͤßt sich dieses Modelliren bei Verfertigung aller
Arten von Bronze-Medaillen anwenden54) .
Wir haben gezeigt, daß eine Menge alter Bronze-Stuͤke, wie Statuͤen,
Vasen, Medaillen, Waffen etc., die man an verschiedenen Orten gefunden hat, gewisse
Mengen von Kupfer und Zinn und zuweilen auch noch eine Beschikung von anderen
Metallen enthielten. Um nun die Verhaͤltnisse der Bestandtheile einer
Metall-Composition zu bestimmen, die hiezu am dienlichsten ist, muͤssen wir
diejenigen aufsuchen, welche ein Metall liefern, das zugleich das dichteste und
haͤrteste ist, und doch am leichtesten jeden an einer Medaille erfoderlichen
Eindruk sowohl von dem Model als von dem Staͤmpel aufzunehmen im Stande
ist55) . Diesen Gegenstand hat Hr. de Puymaurin im
zweiten Theile seiner Denkschrift behandelt, der noch nicht vollendet ist, obschon
er mit seinem Gehuͤlfen, Hrn. Francfort, eine
Menge von Versuchen angestellt hat. Das Resultat scheint indessen dieses, daß bei
Compositionen aus Kupfer und aus Zinn die Haͤrte im Verhaͤltnisse des
angewendeten Zinnes zunimmt: das Verhaͤltniß, in welchem diese Zunahme an
Haͤrte Statt hat, war man jedoch bisher noch nicht im Stande zu bestimmen,
indem sehr bedeutende Abweichungen hiebei bemerkt wurden. Es scheint jedoch
erwiesen, daß die Dichtheit des Kupfers durch eine Beschikung von Einem bis zwanzig
Hunderttheilen Zinn um ein Siebenzehntel vermehrt wird. Aus denselben Versuchen
erhellt ferner, daß die Graͤnzen, zwischen welchen diese Beschikungen gelegen
sind, sehr eng sind. Fuͤnf Hunderttheile Zinn erzeugen eine
haͤmmerbare Composition, die aber zu schwammig ist; und siebzehn
Hunderttheile bilden einen Bronze, der zu hart ist, als daß er auf die
gewoͤhnliche Weise verarbeitet werden koͤnnte56) . Da es nun aber erwiesen ist, daß Medaillen von der hoͤchsten
Qualitaͤt geschlagen werden koͤnnen; und folglich auch von allen dazwischen
liegenden, so ist es offenbar, daß das Problem geloͤset, und daß es
wahrscheinlich ist, daß diese neue Methode, deren Vortheile so groß sind, allgemein bei Verfertigung der Bronze-Medaillen angenommen
werden wird.
Die Composition, welche hiezu am tauglichsten scheint, besteht aus 8 bis 12
Hunderttheilen Zinn, und 92 bis 88 Hunderttheilen Kupfer: ihr Korn ist sehr
gedraͤngt und ihre Ober-Flaͤche gleichfoͤrmig; sie ist sehr
dicht und klingend; sie ist hinlaͤnglich haͤmmerbar, um von den
Staͤmpeln unter der Presse mit Leichtigkeit die vollendetsten
Eindruͤke aufzunehmen, und ist hart genug, um durch Reibung nicht zu leiden.
Zwei bis drei Hunderttheile Zink koͤnnen dieser Composition zugesezt werden,
ohne die Eigenschaften derselben bedeutend zu aͤndern, lassen sie aber desto
leichter eine schoͤne Bronze-Farbe annehmen. Der Zusaz von etwas Eisen
scheint die brauchbaren Eigenschaften derselben nicht zu vergroͤßern, obschon
der Anwendung dieses Metalles nichts im Wege steht.
Die vierfache Composition der Gebruͤder Keller, die
so leicht die herrliche Farbe des antiken Gruͤn (vert
antique, patine antique) annimmt, gelingt eben so gut. Es ist offenbar, daß
alle diese Bronze-Compositionen zur Verfertigung der Medaillen nach diesem Verfahren
angewendet werden koͤnnen, vorausgesezt, daß sie nicht weniger
haͤmmerbar sind, als eine Composition aus 16 Hunderttheilen Zinn und 84
Kupfer, und im Gusse nicht weniger fluͤssig, als eine Composition aus 5
Theilen Zinn und 95 Kupfer.
Guß der Bronze-Medaillen. – Die nothwendigen
Bedingungen zum Gelingen des Gusses der Medaillen sind, im Allgemeinen, dieselben,
die beim Bronze-Gusse jeder Art erfuͤllt werden muͤssen. Wir wollen
sie hier kuͤrzlich auffuͤhren, und dann einige Bemerkungen in Bezug
auf den hier behandelten Gegenstand beifuͤgen. Da diese Operation keine große
Menge von Metall erfodert, so kann dieses in Schmelztiegeln geschmolzen werden, die
mitten in Holzkohlen oder noch besser in Cokes, und zwar von der haͤrtesten
Art, eingesezt werden, so daß in dem mindesten Umfange des Brenn-Materiales die
groͤßte Menge von Hize entwikelt werden kann: hiedurch wird ein schneller Fluß erzeugt, und die
Nothwendigkeit, immer neue Kohlen nachzuschuͤren, erspart, wodurch zugleich
Zeit und Feuermaterial gewonnen wird.
Wind- oder Zugoͤfen taugen am beßten zum Schmelzen des Bronzes. Die ersteren,
die zum Schmelzen des Goldes und Silbers aͤußerst brauchbar sind, besizen
jedoch nicht immer Zug genug, um den Bronze mit hinlaͤnglicher Schnelligkeit
in den Fluß zu bringen; eine wesentliche Bedingung zum Gelingen dieser Operation.
Denn, wenn eine hoͤhere Temperatur laͤngere Zeit uͤber
unterhalten wird, ohne daß das Metall schnell den gehoͤrigen Grad von
Fluͤssigkeit erhaͤlt, so leidet der Bronze dabei; der Ueberzug von
Oxid, der sich an seiner Oberflaͤche bildet, vertheilt sich durch das
Ruͤhren in die ganze Masse, die Composition wird poroͤs, und die
Saͤure, in welche die Medaillen geworfen werden, loͤst das Oxid auf;
ein Theil der hiedurch entstehenden Metall-Salze bleibt, alles Waschens ungeachtet,
in dem Metalle, und die Presse macht, daß bei dem Schlagen der Medaillen diese Salze
in Beruͤhrung mit den ausgearbeiteten Oberflaͤchen der Staͤmpel
gerathen; der Stahl wird dadurch von der Saͤure angegriffen, und das Kupfer
erscheint in seiner metallischen Gestalt. Ein Theil des gebildeten
Kupfer-Protosulphates und die uͤbrigen Salze bleiben in dem Inneren der
Medaille, und veraͤndern sehr bald die schoͤne Politur der
Oberflaͤche derselben, indem sie dieselbe an mehreren Stellen mit einer Art
von Auswitterung bedeken. Um diese Nachtheile zu vermeiden, muͤssen 5
Kilogramme Bronze in Zeit von 12 bis 15 Minuten in Fluß gebracht werden57) .
Der Bronze muß bei einer gewissen Temperatur in den Model gebracht werden, die man
durch Erfahrung nach dem Aussehen des Metalles bestimmen lernt. Die Hauptmerkmale,
welche sich zeigen, sind folgende: die Farbe ist roͤthlich weiß; die
Oberflaͤche des Metalles wird mit einer duͤnnen Lage hier und da
geschmolzenen Oxides belegt; das Metall, welches man hier und da zwischen den Spruͤngen
wahrnimmt, hat eine etwas glaͤnzende weiße Farbe. Sobald das Metall sich so
zeigt, muß das Oxid abgeschaͤumt, das Metall in dem Tiegel umgeruͤhrt
und in die Model gegossen werden58) .
Sobald der Bronze in die Model gegossen ist, oͤffnet man augenbliklich die
Fassung, nimmt den Guß heraus, und schlaͤgt mit einem hoͤlzernen
Hammer, den Einguß mit einer Zange festhaltend, einige leichte Schlaͤge auf
jede Medaille, wodurch diese sodann augenbliklich davon abspringt und in ein
Gefaͤß mit Wasser faͤllt, worin sie abkuͤhlt. Dadurch wird der
Bronze mehr haͤmmerbar, und es ist nicht mehr noͤthig, denselben
anzulassen59) .
Die Medaillen werden mit einer Krazbuͤrste gereinigt, alle Stuͤk genau
untersucht, diejenigen, welche unverbesserliche Fehler haben, wieder eingeschmolzen,
und dadurch wird unnoͤthige Arbeit unter der Presse beseitigt.
Auspraͤgen der Bronze-Medaillen60) . Um die
gegossenen Medaillen fuͤr den ersten Schlag der Presse herzurichten, muß der
Praͤger dieselben mit der groͤßten Sorgfaͤlt in die
Staͤmpel einsezen. Da die Umrisse in dem Model und durch den Guß, wie wir
eben gezeigt haben, nur leicht angedeutet sind, so ist der erste Schlag nicht so
leicht zu fuͤhren: die folgenden Schlaͤge haben aber keine
Schwierigkeiten mehr, indem die Stempel durch den ersten bereits die
noͤthigen Eindruͤke gemacht haben. Mit drei oder vier
Schlaͤgen, je nachdem der Model naͤmlich eingerichtet ist, kann die
Medaille fertig seyn62) . Zwischen jedem Schlage muß die Medaille angelassen und geloͤscht
werden, damit die Bronze hinlaͤnglich haͤmmerbar wird, und durch den
Schlag der Presse aufsteigt63) .
Man sieht, daß man aus Metallen, welche sehr haͤmmerbar sind, wie aus Gold,
Silber, Kupfer64) etc. ohne alles vorlaͤufige Modelliren und Gießen Medaillen
verfertigen kann: wenn die zu praͤgenden Stuͤke, die in gleich großen
kreisfoͤrmigen Scheiben aus den Blechen, in welche man diese Metalle
ausgehaͤmmert hat, ausgeschnitten werden, unter die Presse kommen, so werden
die Theilchen derselben stark zusammen gedruͤkt, und durch den Ring oder
Reifen, der sie umgibt, zusammengehalten, so daß sie sich nicht in horizontaler
Richtung verbreiten koͤnnen; wenn sie daher dem Druke nachgeben muͤssen, so
koͤnnen sie sich nur in senkrechter Richtung aufsteigend uͤbereinander
schieben, und dadurch die Hoͤhlungen der Staͤmpel ausfuͤllen.
Obschon nun uͤbrigens gehaͤrteter Stahl viel haͤrter ist, als
diese Metallstuͤke, so geschieht es doch oͤfters, daß diese, zuviel
oder zu wenig gehaͤrteten Staͤmpel, eine groͤßere Anzahl von
Preßschlaͤgen nicht aushalten, vorzuͤglich wenn die Erhabenheiten auf
den Medaillen sehr groß sind, und einander gegenuͤber stehen: dadurch wird
die Verfertigung solcher Medaillen langwierig und schwierig65) . Die Staͤmpel oder Praͤgestoͤke praͤgen in
diesem Falle die Medaillen eine lange Zeit uͤber nur sehr unvollkommen aus,
weil ihre Hoͤhlungen sich nur allmaͤhlich ausfuͤllen, und nach
einer Reihe von Schlaͤgen wird endlich das Metall nicht laͤnger mehr
aushalten koͤnnen; es wird zu hart und bekommt Spruͤnge. Da nun die
Haͤrte des Metalles der Einwirkung der Praͤgestoͤke entgegen
arbeitet, so wird es durchaus nothwendig, daß die zu praͤgenden Stuͤke
alle, wie wir oben sagten, gegossen werden, so daß fuͤr die
Praͤgestoͤke so wenig als moͤglich mehr zu thun uͤbrig
bleibt66) .
(Fortsezung folgt).