Titel: | Ueber die Ursachen des hohen Vorzuges der Fischangeln von Limerick. |
Fundstelle: | Band 12, Jahrgang 1823, Nr. XII., S. 53 |
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XII.
Ueber die Ursachen des hohen Vorzuges der
Fischangeln von Limerick.
Von Hrn. Gill, in deren technical Repository. August 1823.
S. 102.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Limerick's Ursachen des hohen Vorzuges der Fischangeln.
Wir haben in dem vorigen Hefte S. 67 noch weitere Nachrichten
uͤber diesen Gegenstand versprochen.
Sir Thomas Frankland, Baronet, (dessen Verdienste zu allgemein bekannt sind, als daß
sie nicht uͤber unser Lob erhaben waͤren) hat uns im J. 1810 folgende
Notizen uͤber die Verfertigung dieses Fischangeln mitgetheilt.
Er sagte, daß die Fischangler, vorzuͤglich zum Lachsfange u. d. gl., die
Fischangeln von Limerick allen anderen vorzoͤgen; daß sie aus Gußstahl
waͤren, den die Nagelschmide vierekig schmiedeten mit dichten
keilfoͤrmigen Stuͤken an jedem Ende, woraus dann die Haken mittelst
der Feile ausgefeilt, und die Schenkel rund zugefeilt wuͤrden. Nachdem die
Angeln hierauf in gehoͤriger Kruͤmmung gebogen wurden, werden sie
sorgfaͤltig gehaͤrtet und angelassen, was dadurch geschieht, daß man
sie auf eine Eisenplatte legt, und solang hizt, bis ein Tropfen Talg, den man auf
die Platte fallen laͤßt, zu rauchen oder zu zischen anfaͤngt, was die
gehoͤrige Hize zur Haͤrtung des Stahles, nach seiner verschiedenen
Guͤte naͤmlich, anzeigt.
Sir Thomas schrieb die Hauptursache des Fehlers an den Haken der englischen Angeln
dem Umstande zu, daß sie mit dem Messer geschnitten, und
nicht aus dem Stuͤke gefeilt werden, und wir
stimmen hierin vollkommen mit ihm uͤberein.
Auf Tab. II. theilen wir in Fig. 28 eine Abbildung
einer stark vergroͤßerten Limericker-Angel, die uns ein sehr achtbarer
Correspondent, A. M. zugesendet hat, mit. Man wird daraus entnehmen, daß der Haken
wirklich aus dem Stuͤke gefeilt wurde, und zwar aus einem Stuͤke
Stahl, wie Fig.
29., und wie Sir Thomas Frankland angegeben hat. Die englischen Angeln
werden aber zuerst mit einem Messer geschnitten, wie Fig. 30 zeigt, so daß
dadurch eine tiefe Einkerbung in den Draht gebildet wird, und dann wird erst der
Haken zugefeilt.
Als ich einige der sogenannten Londner Limericker Angeln mit einem
Vergroͤßerungs-Glase untersuchte, fand ich, daß, obschon man den Haken eine
den echten Limericker Angeln etwas aͤhnliche Form gegeben hat, sie
urspruͤnglich doch zuerst mit dem Messer nach der gewoͤhnlichen Weise,
nach welcher die englischen Angeln verfertigt werden, geschnitten hat. Wir haben
dieses Verfahren zu Redditch bei Bromsgrove in Worcestershire (wo die
vorzuͤglichsten englischen Nadel- und Fischangel-Manufakturen sich befinden) selbst gesehen:
die Weiber schneiden dort die Angeln mit einem sehr groben Instrumente. Es kann
also, vorzuͤglich wenn man das lange Anlassen des Drahtes, woruͤber
wir in unserem vorigen Artikel sprachen, bedenken will, gar nicht befremden, daß die
Limeriker Angeln weit staͤrker sind, als die englischen. Wir haben indessen
das Mittel, diesen Fehler zu verbessern, in den Haͤnden, und wenn auch bei
Befolgung des zu Limerik uͤblichen Verfahrens die Angeln etwas theurer werden
sollten, so wuͤrden Angelfischer, die ihre Zeit und Muͤhe nicht mit
Verfertigung kuͤnstlicher Fliegen, wie es in England Sitte ist, verlieren
wollen, doch gewiß lieber etwas mehr fuͤr solche Angeln bezahlen.
Ein Stuͤk der Limericker-Angeln, die unser Correspondent uns sandte, ist
sogenannter Schar-Stahl, (shear-steel), und wenn es gleich nicht so nett ausgearbeitet ist, wie die
Angeln aus Guß-Stahl, so ist es doch sehr brauchbar. Wir fanden, daß alle
Stuͤke, die unser Correspondent nachgemacht hatte, ihren Haken aus dem
Drahtstuͤke gefeilt und nicht geschnitten hatten, so daß, obschon einige derselben bloß
aus Caͤment-Draht waren, wir sie doch weit besser fanden, als die in England
auf die gewoͤhnliche Weise aus Stahl-Draht verfertigten.
Wir vermuthen, daß der Draht an dem einen Ende vorlaͤufig mit dem Hammer
geflaͤtscht wurde, ehe der Haken mit der Feile aus demselben ausgefeilt
worden istMan hat vor einigen dreyßig Jahren ungemein schoͤne, gute und
wohlfeile Angeln zu Waidhofen an der Yps in Oesterreich verfertigt und nach
Holland und England ausgefuͤhrt. Ob dieser Zweig der Industrie in
Oesterreich jezt noch so bluͤhend ist, wie ehemals, kann Hr. Dir. Prechel unseren Lesern sagen. A. d. Ueb..