Titel: | Ueber die Behandlung der Obstbäume in Töpfen. |
Fundstelle: | Band 10, Jahrgang 1823, Nr. LXIV., S. 359 |
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LXIV.
Ueber die Behandlung der Obstbäume in Töpfen.
Knight's Behandlung der Obstbäume in Töpfen.
Herr Knight, Esq. und Praͤsident der Londoner
Horticultural-Society, theilte im IV. Bande der Transactions dieser Gesellschaft
einige sehr interessante Bemerkungen uͤber die Behandlung der
Obstbaͤume in Toͤpfen mit, welche Herr Gill im techn. Repository, Sept.
1822 S. 169 gleichfalls bekannt machte. Treu dem aus Erfahrung
abgezogenen Grundsaze, daß an Baͤumen, welche man treiben will, die
Erregbarkeit vermehrt werden muͤsse, stellte Herr Knight eine
Chasselas- und eine Verdelho-Rebe, die im Julius in seinem Rebenhause im Topfe
reichlich Trauben getragen hatte, nachdem er sie einige Zeit uͤber wenig
begoß, in den Schatten an der Nordseite einer Mauer, und ließ sie daselbst bis in
den Herbst, wo er sie abschnitt. Mit dem Eintritte des Winters fingen die Knospen,
obschon die Stoͤke immer in dieser Lage blieben, an zu schwellen, und waren
am 12. Jaͤnner bereits so sehr angelaufen, daß Herr Knight, die Wirkungen des
Frostes auf dieselben fuͤrchtend, die Stoͤke in sein Treibhaus nahm.
In wenigen Tagen entfalteten Knospen, und am 36sten Tage, nachdem die Stoͤke
in das Haus gebracht waren, waren die Beeren an dem Verdelho bereits so groß, daß
man die Trauben lichten konnte. Mitte Aprils waren die Chasselas so reif und gelb,
als die beßten Fruͤhtrauben auf dem Londoner Markte. Bei diesem Versuche war
die Witterung in der ersten Haͤlfte noch uͤberdieß sehr
unguͤnstig. Herr Knight hofft, durch
aͤhnliches Verfahren, noch einmal in diesem Jahre Trauben von diesen
Stoͤken zu erhalten. Ein Topf, der 14 Kubik Zoll Erde hielt, naͤhrte
eine Rebe, deren Blaͤtter eine Wand von 20 □ Fuß bedekten: er ward
reichlich mit Wasser begossen, in welchem Duͤnger aufgeloͤst war.
Um das laͤstige Versezen der Obstbaͤume, die in Toͤpfen gezogen
werden, zu ersparen, mengte Herr Knight der Erde solche
Stoffe bei, die sich sehr langsam zersezten. Er nahm fuͤr einige
Toͤpfe duͤnne, halb verwitterte Baumreiser; fuͤr andere frische
gesunde Apfelzweige, und mengte sie in so reichlichem Verhaͤltnisse unter die
Erde, daß sie beinahe den vierten Theil des Topfes ausfuͤllten. In dem
Verhaͤltnisse, als die Wurzeln der Pflanze sich vermehren, wirb dieses Holz
zu Erde, und naͤhrt sie und gibt ihnen Raum zur Ausbreitung. Herr Knight hielt auf diese Weise einen Pfirsichbaum 9 Jahre
lang in demselben Topfe, und dieser Baum bluͤhete im neunten Jahre freudiger
als jemals. Es wachsen allerdings in solchen Toͤpfen gern Pilze, doch dieß
schadet dem Baume nicht164) .