Titel: | Versuche über die Stärke und Unbiegsamkeit und die specifische Schwere verschiedener Holz-Arten. Im Auszuge aus dem „Ersten Berichte des Ausschusses zur Untersuchung der Mittel, den Handel Großbritanniens mit dem Auslande zu erhalten und in Aufnahme zu bringen.“ |
Fundstelle: | Band 10, Jahrgang 1823, Nr. XXX., S. 178 |
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XXX.
Versuche über die Stärke und Unbiegsamkeit und die specifische Schwere verschiedener Holz-Arten. Im Auszuge aus dem „Ersten Berichte des Ausschusses zur Untersuchung der Mittel, den Handel Großbritanniens mit dem Auslande zu erhalten und
in Aufnahme zu bringenWir finden diese Versuche nicht sowohl des unmittelbaren Nuzens wegen, den
sie fuͤr uns haben koͤnnten, als wegen des heilsamen
Beispiels, das sie unseren Holzhaͤndlern und Baulustigen und wohl
auch denjenigen geben moͤgen, die bei uns mit Foͤrderung des
Handels beauftragt sind, einer Uebersezung und Mittheilung in unseren
Blaͤttern werth. D..“
Aus dem Philosophical Magazine and Journal by A. Tilloch, N. 277.
White's Versuche über Stärke, Unbiegsamkeit und Schwere verschiedener Holzarten.
Johann
White, Esq., ein Gentleman, der den Bauholzhandel im Großen treibt,
wurde vorgerufen und befragt:
„Sie haben sich mit einigen Versuchen uͤber die Staͤrke und
den Werth verschiedener Arten von Holz, wie man sagt, beschaͤftigt? Ja;
seit ungefaͤhr zwei oder drei Jahren.“
„Haben Sie die Guͤte, uns das Resultat ihrer Versuche mitzutheilen.
Ich glaube, daß ein kurzer Auszug dieser Versuche hieruͤber Auskunft
geben kann. Herr Lack schrieb mir ein Billet, in
welchem er mir sagte, es koͤnnte moͤglich seyn, daß ich
hieruͤber vorgerufen werden wuͤrde. Er las nun folgendes:
Resultate der Versuche uͤber die Unbiegsamkeit und Staͤrke
verschiedener Holz-Arten.“
Die Versuche wurden an Stuͤken von auserlesener Guͤte angestellt. Diese
Holzstuͤke waren zwei Fuß lang, und ein Zoll im Gevierte; alle von
gespaltenem Holze. In Hinsicht auf Unbiegsamkeit folgten sie in folgender Ordnung
auf einander:
1.
Langes gesundes Bauholz bog sich in derMitte um Einen halben Zoll bei
261 Pfund AvoirdupoisDas heißt, das Pfund zu 32 Loth. A. d. Ueb..
2.
Weiße Tanne (spruce fir) aus Christiania
261 –
3.
Englisches junges Eichenholz von ungefaͤhr60 Jahren, von King's Langley, Herts
237 –
4.
Americanische Foͤhre, gelbeDie gelbe Foͤhre, (Yellow pine)
ist Pinus variabilis Lambert. A. d.
Ueb. oder weichevon Quebec
237 –
5.
Riga'sche Eiche, (gewoͤhnlich Dielen, Wainscot, genannt)
233 –
6.
Weiße TanneDie weiße Tanne (White spruce) ist Pinus alba Lambert. A. d. Ueb. aus Quebec
180 –
7.
Englisches Eichenholz von Godalmin,ungefaͤhr 200 Jahre alt; altes Holz
103 –
In Hinsicht auf Staͤrke, die man durch die Groͤße des Gewichtes
bestimmte, bei welchem das Holz brach, standen bis Holzarten in folgender Reihe:
1.
Englisches Eichenholz von King's Langleybrach bei
482 Pfund
2.
Langes gesundes gelbes Foͤhrenholz
396 –
3.
Riga'sche Eiche (Dielen)
337 –
4.
Weiße Tanne „(Pin. picea L.)“ ausChristiania
343 Pfund
5.
Amerikanische Foͤhre aus Quebec
329 –
6.
Weiße Tanne (White spruce) aus Quebec
285 –
7.
Englische Eiche von Godalmin
218 –
Andere Versuche uͤber Starke gaben folgende Resultate:
1.
Alice Holt forest, ausgereiftesElsbeer-Holz N. 1
455 Pfund
2.
Danziger Fichte, „(pin abies Linn?)“
435 –
3.
Alice Holt forest ausgereiftesElsbeer-Holz N. 2
405 –
4.
Gelbe Fichte aus Christiania
370 –
5.
Gelbe Fichte aus Archangel
330 –
Nach der Weise, wie diese Angaben hier in dem Berichte gestellt wurden, sollte man
glauben, daß die angefuͤhrten Versuche wirklich von Herrn White selbst gemacht worden sind, waͤhrend sie
indessen Herr Tredgold angestellt, und im Jahr 1820 in
seinen Elementar-Grundsaͤzen der Zimmermannskunst
(Elementary principles of Carpentery
Ein klassisches Werk, das baldige Uebersezung verdiente. A. d. Ueb.) S. 34, 35 und 44 beschrieben hat. Soviel wir wissen, besteht der ganze
Anspruch, den Herr White auf diese Versuche hat, darin,
daß er Herrn Tredgold mit den Holzarten versah.
Folgendes ist eine Abschrift des Anhanges:
Navy office, 19. Hornung 1821.
„Bericht uͤber die specifische Schwere, Staͤrke und Biegung
verschiedener auslaͤndischer Nadelhoͤlzer, wie Herr Peter Barlow dieselben bei den unter seiner Aufsicht
angestellten Versuchen an dem aus den koͤnigl. Werften zu Woolwich
gelieferten Holze gefunden hat.“
„NB. Die Stuͤke Holzes, mit welchen die
Versuche vor-genommen wurden, waren 8 Fuß lang, zwei Fuß im Gevierte, wurden von
sieben Fuß weit entfernten Stuͤzen getragen, und das Gewicht ward genau
in der Mitte eines jeden Stuͤkes aufgesezt.“
Namen der Holz-Arten
Specifisch. Gewicht.
Gewicht beim Bruche.
Lezte Biegung.
Rothe amerikanische FichtePinus resinosa Lamb. rubra Michaux
. A. d. Ueb.
657
511 Pfd.
5,82 Zoll
Neu England Foͤhre oder gelbe Fichte
553
420 –
4,66 –
Nigger Foͤhre
753
422 –
6,00 –
Norwegische Sparren
577
665 –
4,00 –
„Diese Versuche scheinen nicht auf die Danziger Foͤhre ausgedehnt
worden zu seyn; allein, soviel ich hieruͤber mit Sicherheit urtheilen
kann, kommt das Danziger Holz an Guͤte und Staͤrke dem Rigaer
gleich, wenn es eben so frei von Knorren ist.
Rt. Seppings“
Die Aussagen des Lancelot Holland, Esqu., bieten einige sonderbare Thatsachen dar.
Folgendes ist ein Auszug:
„Womit beschaͤftigen Sie sich? Ich bin ein
Holzhaͤndler.“
„Sind Sie auch Baumeister?“ Nein, das war ich nie.
„Sind Sie mit dem Nord-EuropaͤischenMan scheint in England das Mittel-Europaͤische Holz noch gar nicht
zu kennen, und das Vorurtheil zu haben, das man auch in Deutschland
besizt, daß norwegisches Holz besser ist, als suͤdliches.
Moͤchte doch ein baierischer Zimmermann die Staͤrke
unserer Foͤhren, Fichten und Tannen und Lerchen mit jener der
hier angegebenen vergleichen: jener am Fichtelberge und im
Boͤhmerwalde wie jener in unseren Alpen! Man wird sehen, daß die
Mastbaͤume, die in unseren Waͤldern verfaulen, besser sind
als Rigaer und Danziger Holz, und daß es uns nur an einem Canale fehlt,
der die Donau mit dem Maine verbindet, um vor jeder Concurrenz sicher zu
seyn. A. d. Ueb. und Nord-Amerikanischen Holze bekannt?“
„Ich kaufe und verkaufe eine bedeutende Menge auslaͤndischen
Holzes.“
„Koͤnnen Sie uns sagen, welche Holzarten
verhaͤltnißmaͤßig die beßten sind?“
„Das beßte Holz, welches nach London kommt, ist, wie ich glaube, das
Rigaer. Das Danziger ist groͤßer gewachsen; es ist von einer
Groͤße, wie man es aus Riga nicht erhalten kann, und die Guͤte ist
vielleicht dieselbe. Indessen glaube ich, daß das allgemeine Vorurtheil einmal
fuͤr Rigaer Holz ist, und daß diesem das Memeler am naͤchsten
kommt, das genau von derselben Groͤße, aber groͤber, ist. Es ist
mehr knorrig, und bricht daher leichter. Dann kommt das Schwedische Holz, und
zunaͤchst
nach diesem die rothe amerikanische Fichte. Ich ließ das Norwegische Holz weg,
weil die Nachfrage nach demselben nur sehr gering ist; der Zoll darauf ist gar
so schwer; es wird kaum soviel eingefuͤhrt, daß es der Muͤhe
lohnte, daran zu denken; die rothe Fichte steht beinahe in gleichem Preise, und
ist meines Erachtens eben so gut als schwedisches Holz.“
„Welchen Rang wuͤrden Sie dem Norwegischen Holze in Hinsicht auf
seine innere Guͤte einraͤumen?“
„Vielleicht den ersten: ich wuͤrde es sicher keinem anderen nach
sezen. Nach der rothen Fichte kommt man in ein weites Feld verschiedener
amerikanischer Holzarten, die alle, unter dem Namen gelbe Foͤhre
vorkommen, und alle, wegen des weicheren Holzes, von geringer Guͤte
sind.“
„Was gibt es hier fuͤr Unterschiede?“
„Ich finde, daß das Holz, welches von Miramichi herbeigefuͤhrt
wird, etwas staͤrker ist, als jenes von Quebec.“
„Sie sehen also das amerikanische Bauholz fuͤr weit schlechter an,
als das aus dem balthischen Meere?“
„Die rothe Fichte nicht. Ich glaube, daß, wenn die rothe Fichte gut
verarbeitet wird, sie so gut ist, als irgend ein Bauholz, das nach London kommt.
Wenn die rothe Fichte so bearbeitet werden koͤnnte, daß sie dem Rigaer
Holze genau gleich kaͤme, so wuͤrde bei der Last nicht mehr als
10, ja ich darf sagen, nicht mehr dann, 5 Schilling Unterschied zwischen dem
Preise derselben und jenem des Memeler Holzes seyn: allein es kommt hier wohl zu
bemerken, daß alles Bauholz auf dem hiesigen
Zimmerplaze abgemessen wird, und ist es nicht vollkommenes Parallelopiped, so
entsteht ein sehr großer Verlust, weil die Winkel so genommen werden, als ob es
ein Parallelopiped waͤre; dieser Verlust kann 10 v. H.
betragen.“
„Halten Sie das gelbe Holz seiner Guͤte nach fuͤr sehr
gering?“
„Ich glaube, daß es nicht als Bauholz taugtPursch sagt aber in seiner Flora septents. Americ. 2. Theil S.
643. „Die gelbe Faͤhre wird am meisten zum Baue von
Haͤusern und Schiffe verwendet. (The yellow Pine is the mort in use for
building of houses as well as shipping). A. d. Ueb., Zu einigen
Zweken ist es uͤbrigens sehr gut; es ist noch gut genug zur Auskleidung
der inneren Waͤnde der Gemaͤcher, aber nie stark genug, sondern
ein sehr schwaches Holz. Dieß gilt sowohl von dem Quebec als von dem Miramichi
Holze.“
„Wie reihen Sie die Hoͤlzer in Bezug auf
Dauerhaftigkeit?“
„Nach Unterschied des Zwekes; dieser Tisch hier wird lang genug dauern, er
wag aus einem oder aus dem anderen dieser Hoͤlzer gemacht werden; bringen
Sie aber amerikanisches Holz an feuchte Oerter, so verdirbt es schneller als
jedes andere.“
„Ist es dem Moder (der Troken-Faͤulniß, dry-rot) mehr unterworfen?“
„Jedes Holz ist dem Moder ausgesezt; allein ich glaube die gelbe
Foͤhre ist ein dem Moder hoͤchst gedeihlicher Boden; dieses Holz
ist demselben mehr ausgesezt.“
„Mehr als das der rothen Fichte?“
„Mehr als jedes andere Holz.“
„Ist die rothe Fichte mehr demselben ausgesezt?“
„Ich glaube kaum mehr als die schwedische.“
„Glauben Sie, daß die Laͤnge der Reise von Amerika heruͤber
zu dem Moder beitraͤgt?“
„Wenn das Holz feucht auf das Schiff kommt, was unter zehnmal neunmal der
Fall ist, so werden Sie bei dem Abladen des Holzes immer eine Neigung zum Moder
finden, d.h. Sie werden den Anfang des Moders an der Oberflaͤche sehen
koͤnnen.“
„Verstehen Sie unter nassem Holze gruͤnes Holz?“
„Nicht so ganz. In Memel haͤlt man das Holz, wo man es gut
aufbewahren will, lange Zeit unter Wasser: man glaubt, daß es auf diese Weise
sich besser aufbewahren laͤßt, als wenn es abwechselnd in Naͤsse
und Trokne kommt.“
„Haben Sie an dem amerikanischen Holze dieß mehr als an dem Holze aus dem
balthischen Meere beobachtet?“
„Da die Reise (von Amerika her) laͤnger ist, so hat der Moder mehr
Zeit zu wachsen; wenn das Holz aber vollkommen troken eingeschifft wird, so
kommt es auch vollkommen gut und gesund an.“
„Kennen Sie die verschiedenen Zweke, zu welchen die verschiedenen Arten
Holz verwendet werden?“
„Die erste Art dient vorzuͤglich als Bauholz, d.h. zu dem
Geruͤste des Gebaͤudes; hiezu ist die gelbe Foͤhre durchaus
nicht brauchbar, wohl aber die rothe.“
„Wozu ist die gelbe Foͤhre zu gebrauchen?“
„Die Kutschen-Macher, die Jalousien-Macher (blind-makers) koͤnnen sie benuͤzen; sie taugt
fuͤr die musikalischen Instrumenten-Macher besser als jedes andere Holz;
sie taugt zu Bildhauer-Arbeit, wo man zum Ausschneiden der Figuren weiches Holz
noͤthig hat; zu Kisten und Kistchen, wozu eine ungeheuere Menge
verbraucht wird.“
„In welchem Verhaͤltnisse steht das zu diesen Zweken bei uns
eingefuͤhrte Holz?“
„Der Ausschuß wird erstaunen, wenn er die Menge Holzes erfaͤhrt,
die zu London allein bloß zu Pak-Kisten verbraucht wird; wenn ich dieselbe
schaͤzen sollte, so muͤßte ich sagen, daß sie den vierten Theil
der Gesammt-Masse des Holzes betraͤgt, welches jaͤhrlich nach
London eingefahren wird.“
„Ist zu diesen untergeordneten Zweken diese Art von Holz eben so gut, als
die obige?“
„Nein; was die Pak-Kisten betrifft, nicht durchgaͤngig; ein großer
Theil derselben muß, wenn sie zu langen Reisen bestimmt sind, aus balthischen
Dielen verfertigt werden, weil das amerikanische Holz so weich ist, daß es kaum
die Naͤgel haͤlt; die indische Compagnie braucht die
Haͤlfte oder mehr als die Haͤlfte balthisches Holz; man braucht es
nur bei kupfernen Kisten; denn fuͤr alle Lager-Artikel und
uͤberhaupt fuͤr Alles, was man sorgfaͤltig aufbewahrt
wissen will, und wo das Spalten des Holzes von nachtheiligen Folgen seyn
wuͤrde, kann man das amerikanische Holz nicht brauchen.“
„Braucht man das baltische Holz jezt haͤufig zu aͤhnlichem
Zweke?“
„Balthische Dielen werden haͤufig hiezu gebraucht: der Preis ist
nicht sehr verschieden.“