Titel: | Statik von Natur flüßiger und geschmolzener mineralischer Körper. Von Joh. Leonh. Späth, königl. baier. Hofrath und Professor. |
Autor: | Prof. Johann Leonard Spaeth [GND] |
Fundstelle: | Band 10, Jahrgang 1823, Nr. XXIX., S. 169 |
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XXIX.
Statik von Natur flüßiger und geschmolzener mineralischer Körper. Von Joh. Leonh. Späth, königl. baier. Hofrath und Professor.
Späth über Statik von Natur flüßiger und geschmolzener mineralischer Körper.
In meinem Aufsaze uͤber die Verdichtung des Wassers,
Band VIII. Heft 2. dieses Journals, habe
ich den Saz aufgestellt, daß alles, was auf unserer Erde tropfbar fluͤßig und
feste ist, in seinen
Grundstoffen uranfaͤnglich gasartig aufgeloͤst,
und durch Zersezung dieser Gase fluͤßig und feste geworden sey!
Indem ich nun dermalen den Vorsaz habe, den statischen Zustand des von Natur
fluͤßigen, so wie des geschmolzenen, oder den Zustand
des Ruͤkstandes der Zersezung zu erwagen, um hieraus in der Folge
fuͤr die gasartige Aufloͤsung desselben Schluͤße
ruͤkwaͤrts folgern zu koͤnnen; so bemerke ich hieruͤber
Folgendes:
a) Hatten naͤmlich die noch vollstaͤndig
gasartig aufgeloͤsten Grundstoffe des Ruͤkstandes ihre
Urkraͤfte, und durch dieselbe gewonnene elastisch
fluͤßige oder sogenannten Waͤrmehuͤllen noch ganz complett, so verloren sie durch die
Zersezung eines Theils ihrer Huͤllen jene Waͤrmestoffe, welche die
verlornen Huͤllenschichten constituirt hatten. – Sie verloren
gleichzeitig auch noch von ihren Urkraͤften den Theil derselben, welchen die
Grundstoffe auf die Erhaltung der durch die Zersezung verlornen Schichten in jenem
Zustande verwendet hatten; zugleich mit den Kraͤften, durch welche auch die
elastischen Stoffe der verlornen Huͤllenschichten gleichzeitig auch von ihrer Seite ihren Grundstoff angezogen hatten;
es behielten die Grundstoffe nach der Zersezung nur die dichtern Schichten ihrer vorhin gasartigen Huͤllen um so mehr
uͤbrig, je mehr ihre Huͤllen nach der unter den Kraͤften der
gasartig aufgeloͤsten Grundstoffe bestehenden Ueberwucht zersezt werden mußten, bis saͤmmtliche Grundstoffe sich
unter sich selbst neutralisirten in dem Moment, wo jeder
am Ende der Zersezung nur noch Huͤllenreste um sich hatte, deren
aͤußere Schichten jeder mit dem Rest seiner Urkraft eben so stark an sich
haͤlt, als seine benachbarten Grundstoffe durch die Reste ihrer
Urkraͤfte diese Schichten ihm gleichzeitig zu entziehen streben.
Auf jeden Fall ging daher an Waͤrmestoffen und an
Kraͤften durch die Zersezung der Gase um so
mehr verloren, je mehr die Grundstoffe von ihren gasartigen Huͤllenschichten
zusezen, und je kleiner deßwegen ihre Huͤllenreste ausfallen mußten. –
Nur die Elasticitaͤt der sogenannten
Waͤrmestoffe nahm fuͤr die Huͤllenreste in so weit zu, als
diese eine um so groͤßere Schnellkraft aͤußern, je staͤrker sie bei einem
kleinem Halbmesser der Huͤllenschichten gekruͤmmt sind.
In dem noch tropfbar fluͤßigen Ruͤkstand ziehen sich nun die
Grundstoffe unter sich mit Kraͤften an, die von den Resten ihrer
Urkraͤfte auf die Abstaͤnde treffen, in welche sie nach ihren
Huͤllenresten kommen koͤnnen; sie constituiren durch diese
Kraͤfte ihre Cohaͤrenz, die immer noch
kleiner als ihre Schwerkraft ist. – Sie afficiren sich eben so durch diese
Kraͤfte in ihren Huͤllenschichten, und sezen diese dadurch in
Umstaͤnde, durch die Elasticitaͤt ihrer Waͤrmestoffe sich activ zu zeigen, oder sich wechselseitig gegen
einander zu spannen. – Es bleiben deßwegen alle und jede
Huͤllenschichten latent, oder gebunden, die ihrem Grundstoffe in einer Huͤlle so
nahe sind, daß die Kraͤfte, mit welchen die benachbarten Stoffe diese
Schichten anziehen, gegen die Kraͤfte selbst verschwindend sind, mit welchen
ihr Grundstoff durch den Rest seiner Urkraft in ihrem Abstand von ihm sie an sich
haͤlt oder bindet.
b) Immer hat daher jede Huͤlle des
Ruͤkstandes gebundene und auf diese folgende active
Schichten, und ihre Waͤrmestoffe aͤußern in leztern eine um
so groͤßere Schnellkraft oder Elasticitaͤt, je mehr sie bei einem
kleinen Halbmesser jener Schichten gekruͤmmt oder gebogen sind; – es
streben nach dieser Kraft die active Schichten um so mehr, von dem Grundstoffe
selbst sich zu entfernen, oder sich zu dilatiren oder
sich zu blaͤhen, je elastischer die
Waͤrmestoffe jener Schichten sind, – sie spannen sich durch ihre
summarische blaͤhende Kraͤften gegen einander selbst, und
draͤngen ihre Grundstoffe in so weit von sich, als sie die Cohaͤrenz
durch die Reste ihrer Urkraͤfte, und den Druk der Luft
uͤberwaͤltigen koͤnnen; – es ist
deßwegen auch die Spannung der Huͤllen unter sich immer der
Cohaͤrenz der Grundstoffe, und dem Druk der Luft auf das Fluͤßige
gleich. Dabei ist jene Spannung immer eine Function der Dichte der activen Huͤllen, und ihrer specifischen Elasticitaͤt; und es streben
gleichzeitig die Waͤrmestoffe, sich von den Huͤllen um so mehr
loszureisen und sich als strahlende zu zerstreuen, je groͤßer die mittlere
Dichte und Elasticitaͤt der activen Schichten ist; d.i.: sie theilen sich
einem Thermometer in um so groͤßere Menge in einerlei Zeit mit, je dichter und elastischer
die activen Schichten sind; oder sie heben ihn auf eine um so hoͤhere Temperatur.
Immer mißt daher der Thermometer in der Temperatur die Intensitaͤt der sogenannten Waͤrme des fluͤssigen,
wie des festen Koͤrpers, – und es befindet sich derselbe in seinem
natuͤrlichen Zustande, wenn er mit der ihn beruͤhrenden Luft bei
mittlerem Druk derselben, die Temperatur = 10 0 nach Reaumur, an einem der Sonne und
dem Luftzuge nicht ausgesezten Ort hat!
c) Bestehet nun der Ruͤkstand nur aus zweierlei
unter sich heterogenen Grundstoffen, wie z.B. unser Wasser, Saͤuren, Oele, so
ist seine Mischung die einfachste, – er ist dabei um so fluͤssiger, in
seinem natuͤrlichen Zustande, je groͤßer der Ueberschuß der
Schwerkraft seiner Grundstoffe uͤber ihre Cohaͤrenz, nach der
Groͤße ihrer Huͤllen ist, und je leichter sie in ihren Huͤllen
nach ihrer Form uͤber einander abgleiten.
Sind die Grundstoffe in bestimmter Groͤße rund, so legen sie sich in ihren
runden oder sphaͤrischen Huͤllenresten, durch ihren statischen Druk
und Gegendruk, so auf und uͤber einander, wie Kugeln aufwaͤrts auf und
neben einander geschlichtet werden, oder seine Formation ist columnarisch; und die
Staͤrke einer seiner horizontal liegenden Elementarschichten in die andere
ist immer dem Abstand der Mittelpuncte ihrer Sphaͤren, oder der Grundstoffe
selbsten gleich: es bilden sich dabei zwischen den Elementarschichten selbst,
gewisse Zwischenraͤume oder Zellen, deren Volumen
immer 1 – 1/6 π oder 0,4764 des Volumens des Ruͤkstandes, oder
der fluͤssigen Substanz selbsten sind.
Sind die Grundstoffe fadenartig gestaltet, oder ist ihre Staͤrke in ihrer
Laͤnge einigemal enthalten wie z.B. bei allen Koͤrpern, die vor andern
elastisch sind, so legen sich auch diese in ihren ovalen
Huͤllen horizontal, wie Cylinder uͤber einander, und bilden
deßwegen zwischen sich kanal- oder roͤhrenfoͤrmige Zwischenraͤume von dem Inhalt 1
– 1/4 π oder 0,2146; wonach solche Koͤrper fuͤr den
natuͤrlichen Magnetismus sich vorzuͤglich eignen; wie ich in meiner
neuesten Abhandlung uͤber den natuͤrlichen
Magnetismus, uͤber das Nordlicht, uͤber Feuerballen und
Cometen, Nuͤrnberg bei Stein 1821 gezeigt und ausgefuͤhrt
habe.
Zersezen sich mehrere heterogene Gase in ihrem
gluͤhenden Zustande, so ist der Ruͤkstand der Zersezung geschmolzen; und dabei in seiner Substanz um so zaͤher, je
naͤher die Cohaͤrenz seiner Grundstoffe ihrer Gravitation kommt.
Es treten dabei die Grundstoffe in ihren Huͤllenresten immer parthienweise, wie sie sich wechselseitig unter sich nach
den Ueberwuchten ihrer Kraͤfte zersezt hatten, zu
Convoluten von gewisser Form zusammen, die als Prismen, Pyramiden oder auch
als Cylinder sich in der Masse schwimmend erhalten, so lange die Substanz noch
tropfbar fluͤssig, mithin auch die von ihr strahlende Waͤrmenmenge
dichter oder intensiver, als die der auf ihr liegenden Luft ist.
In diesem Zustande reißen sich daher die von der geschmolzenen Substanz sich
trennende Waͤrme- oder Feuerstoffe durch die Luft um so rappider hindurch, je mehr diese Stoffe uͤber den kleinen
Huͤllenresten der Grundstoffe gebogen sind; von welchen die Grundstoffe
unserer Luft so viele an sich saugen, als sie arripiren koͤnnen; sie legen
diese ihren Huͤllen schichtenweise zu; wornach also auch die den
Huͤllen zugelegte Stoffe sich um so mehr loszureißen streben, je mehr ihrer,
und elastischer sie auf den Huͤllen der Grundstoffe unserer
Atmosphaͤre sind.
Unter solchen Umstaͤnden verliert daher der geschmolzene Ruͤkstand von
seinen Huͤllen nach und nach immer mehr Schichten, und erkaltet mit deren
Verlust um so mehr, je mehr solcher Schichten seine Grundstoffe verloren haben;
waͤhrend gleichzeitig die das Fluͤssige beruͤhrende luftartige
Stoffe eine erhizte Atmosphaͤre uͤber jener bilden; es vermindert sich
so die Intensitaͤt der strahlenden Waͤrme oder die Temperatur auf der
einen Seite, waͤhrend sie auf der andern gleichzeitig zunimmt; bis endlich
ein Moment eintritt, in welchem der Ruͤkstand an die Luft so viel strahlende
Waͤrme absezt, als diese gleichzeitig ihm mittheilt, oder beide auf einerlei Temperatur kommen.
Waͤhrend aber der geschmolzene Ruͤkstand so nach und nach erkaltet,
kommen sich die Grundstoffe, jedes seiner Conflicte um die Breite ihrer verlornen
Huͤllenschichten einander naͤher, und fuͤgen sich in ihren
Flaͤchen dermaßen zusammen, wie ihre Formen sich am naͤchsten
zupassen, – sie werden in dieser Fuͤgung feste, so wie ihre
Cohaͤrenz ihre Gravitation nach ihrer Annaͤherung uͤbertreffen muß, und
constituiren so die jene Formen eigenthuͤmliche Cristallisation des nunmehr festen Koͤrpers, der bei dem Antritt
seines natuͤrlichen Zustandes, waͤhrend dieser Vorginge um das Volumen
der von den Huͤllen seiner saͤmmtlichen Grundstoffe verlornen
Schichten eingeschwunden ist.
d) In diesem Zustande haben nun die Grundstoffe jeder
Elementarschicht des Koͤrpers, an den Urkraͤften, welche sie in ihrem
noch gasartigen Zustande gehabt haben, so viel verloren, als die Grundstoffe jeder
Schicht in jenen Umstaͤnden auf die Erhaltung der verlornen
Huͤllenschichten Kraͤfte verwendet hatten, mit den Kraͤften,
durch welche auch diese Schichten ihre Grundstoffe selbst wechselseitig eingezogen
hatten; – sie haben außerdem auch die elastisch fluͤssigen Stoffe
verloren, welche jene verlorne Schichten constituirt hatten; – es verwenden
dabei die Grundstoffe jeder Schicht die Reste ihrer Urkraͤfte auf die
Erhaltung ihrer Huͤllenreste, und auf ihre Cohaͤrenz, welche sie in
denselben unter sich eingehen mochten, und jede Schicht behaͤlt daher jene
Kraͤfte als vacante uͤbrig, welche sie von
jenen Resten auf ihre Cohaͤrenz, und auf die Erhaltung ihrer
Huͤllenschichten nicht weiter verwenden koͤnnen.
Diese vacante Kraͤfte des Koͤrpers stellen nun in seinen Schichten
unter sich eine stetige Continuitaͤt her; sie
durchkreuzen sich insbesondere in den Zellen der Huͤllen, und constituiren
dort, wo sie in diesen am dichtesten sind, Attractionspuncte oder Ziehknoten; es wirket so der Koͤrper durch diese
Kraͤfte rings um sich durch Anziehung eben so, als ein Conflict von
Kraͤften von der Dickte seiner vacannten, in seinen Volumen wirken
wuͤrde; oder er aͤußert eine Massenanziehung oder Attraction in die Ferne,
die sich wie sein Volumen in die mittlere Dichte jenes Kraͤfte-Conflicts
verhaͤlt; indem er gleichzeitig auf seiner Oberflaͤche mit andern
Koͤrpern durch die uͤber ihre Huͤllen hinausreichende oder
excedirende Kraͤfte seiner dieselben constituirenden Grundstoffe adhaͤriret, und neben dem allen die Waͤrme,
das Licht, die elektrischen und anderen mioasmatische Stoffe, neben andern
gasartigen und tropfbar fluͤssigen Substanzen einsauget; die als ihm nicht
wesentliche, sich in den Zellen einer Huͤllen habilitiren, oder diesen incoliren.
e) Haben die Gase in ihrem vollstaͤndigen
Zustande sehr hohe Temperaturen, so wie z.B. unsere Metalle und Urgesteine, so hat nach ihrer
Zersezung ihr Ruͤkstand, als geschmolzene Substanz, noch einen um so
hoͤheren Schmelzgrad; und seine Substanz ist dabei
um so strengfluͤssiger, je staͤrker die urspruͤnglich
gasartigen Huͤllen ihrer Grundstoffe zersezt werden muͤssen, bis jeder
die aͤußerste Schicht seines Huͤllenrestes eben so stark an sich
haͤlt, als die benachbarten diese Schicht afficiren.
Soll daher eine solche geschmolzene Substanz von ihrer hohen Temperatur auf den 10 0
Grad, oder in ihren natuͤrlichen Zustand herunter kommen, so muͤssen
ihre Grundstoffe noch um so mehr von den Huͤllen ihres geschmolzenen
Zustandes Schichten, und mit diesen auch an ihren Kraͤften nach und nach um
so mehr verlieren; – es greifen, nachdem die activen Schichten ihrer
Huͤllen bereits verfluͤchtigt sind, die dadurch sich um so viel
naͤher kommenden Grundstoffe durch ihre Kraͤfte in ihre latende Schichten ein, und machen sie um so freier, so daß nun
einige dieser Schichten activ werden.
Je mehr aber die Grundstoffe auf ihren Huͤllen nach und nach Schichten
verlieren, um so mehr verlieren sie mit denselben auch an Kraͤften, und die
Pressung, welche die inneren Schichten durch die aͤußern dadurch erlitten
hatten, daß diese auch von ihrer Seite den Grundstoff anzogen, wird um so geringer,
und die nunmehr activen Schichten der Huͤllen finden dadurch Veranlassung
durch ihre Elasticitaͤt sich zu blaͤhen.
Haben nun die Kraͤfte der Grundstoffe und der Druk der Huͤllen so stark
abgenommen, daß ihre dermalige active Schichten durch ihre Elasticitaͤt die
Kraͤfte uͤberwuchten koͤnnen, durch welche die Grundstoffe
diese Schichten an sich halten, so blaͤhen sich
deßwegen jene Huͤllenschichten durch ihre Ueberwucht auf, und draͤngen
ihre Grundstoffe in so weit von sich, als diese Ueberwucht mit sich bringt, und der
Koͤrper hat mit dem Beginnen dieses Momentes sein kleinstes Volumen
erstanden, – er beginnt von diesen Momenten auf
einmal um das Integrale der sich blaͤhenden Huͤllenschichten
seiner saͤmmtlichen Grundstoffe sich aufzublaͤhen, und blaͤhet
sich noch nachgehends so lange, als jene Motive des Blaͤhens andauern; bis er
endlich mit der Luft sich auf gleiche Temperatur gesezt, oder er seinen natuͤrlichen Zustand
angetreten hat.
f) Je mehr daher die Grundstoffe bis zum Antritt dieses
Zustandes von ihren Huͤllen Schichten verlieren muͤßten, um so mehr
bestehen ihre Huͤllenreste aus den dichtern in
seinem ehemals gasartigen Zustand ganz latenten Schichten; sie sind daher auch um so
haͤrter; und die elastischen Stoffe ihrer aͤußersten activ gewordenen
Schichten, sind nach ihrer starken Biegung um so reagenter; – es zerspringen daher solche Koͤrper um so
leichter unter dem Hammer mit einer Ueberwucht, je dichter die activen Schichten,
und elastischer ihre Stoffe sind durch den Druk und Gegendruk; oder solche
Koͤrper sind um so sproͤder, oder bruͤchiger; – sie reißen um so leichter auf
der Ziehbank ab, und zerbrechen um so baͤlder, je geschwaͤchter die
Kraͤfte ihrer Grundstoffe sind, und je weniger der Koͤrper nach der
Haͤrte seiner Huͤlle sich biegen
laͤßt.
Auf jeden Fall aber ist der statische Druk der Huͤllenreste eines solchen
Koͤrpers durch ihre Elasticitaͤt immer der Cohaͤrenz seiner
Grundstoffe gleich; und die Quantitaͤt der von den Huͤllen der
Oberflaͤche sich losreißenden elastischen, dem Thermometer sich mittheilender
Stoffe, ist immer jener gleich, welche von der luftartigen Tangentalschicht sich
seiner Oberflaͤche gleichzeitig mittheilen.
Ueberhaupt aber blaͤhen sich mineralische Koͤrper bei ihrem Erkalten um
so staͤrker, je hoͤher ihr Schmelzgrad ist, von welchen sie bis auf
die Temperatur = 10 0 herunter kommen muͤssen, indem sie ihren
natuͤrlichen Zustand antreten.
Dieß Phaͤnomen des Aufblaͤhens zeigen uns insbesondere gegossenes Eisen, und sonstige Metalle, die hohe Schmelzgrade haben, wie z.B. Platina, Kupfer, Messing, Wismuth; – es blaͤhen sich eben so
solche Koͤrper, die nach ihren feinen Grundstoffen, in ihrem gasartigen
Zustand auch kleine Huͤllen haben, und deßwegen jeden Verlust an denselben um
so baͤlder verspuͤhren: wie z.B. Schwefel, Pech,
Glas; – insbesondere aber beginnt unser Wasser feste oder Eis zu werden, wenn seine
Grundstoffe an ihren Huͤllen so viel Schichten verloren haben, daß ihre
Cohaͤrenz ihre Schwerkraft uͤbertrifft; es blaͤhet sich als Eis noch um so mehr in seinen Huͤllen in so weit auf,
als seine Huͤllen durch ihr Blaͤhen an ihrem Volumen mehr zunehmen,
als sie gleichzeitig durch den fernem Verlust an den Schichten derselben
abnehmen.
g) Wird ein metallischer strekbarer Koͤrper durch
den Hammer so stark geschlagen, oder durch eine Walze, oder auch durch den Sattel
eines Zieheisens so stark gedruͤkt, daß die Huͤllen seiner
aͤußern Schichten aufspringen muͤssen, so wird dadurch die
Waͤrme der sich losreißenden Schichten frei; – der Koͤrper erhizet sich um so mehr, je, mehr aus ihm Waͤrme
frei wird, und seine Grundstoffe verlieren dadurch an ihren Kraͤften jene,
welche sie fuͤr die Erhaltung der abgesprungenen Schichten bisher aufgewendet
hatten, mit jenen, durch welche diese Schichten selbst auch gleichzeitig ihre
Grundstoffe angezogen hatten; – er wird um so
sproͤder, je mehr nur die dichtern Schichten der Huͤllen
seiner Grundstoffe ihm verblieben sind, und je mehr diese an den Kraͤften
verloren haben, die ihnen im natuͤrlichen Zustand noch zukommen.
Gluͤhet man einen solchen Koͤrper nach und
nach in einem schwachen Feuer aus, oder behandelt ihn sonsten durch's Caͤmentiren, so verliert er seine angenommene
Sproͤdigkeit wird wieder biegsam und in seiner Substanz weicher: – er
laͤßt sich wieder haͤmmern und streken, bis er wieder sproͤde
wird, und deßwegen auf vorige Art behandelt werden muß. –
In dem Feuer muß daher etwas vorhanden seyn, wodurch der
sproͤd gemachte Mineralische Koͤrper seine verlorne
Kraͤfte wieder restauriren, und in seinen Huͤllen erweichet werden
mag!! Einen aͤhnlichen Effekt machen auf Metalle, die durch den Druk erhizt
sind, auch Wachs, Harz Talg; indem diese ihre Sproͤdigkeit verlieren und sich
erweichen wenn sie mit solchen Substanzen gestrichen werden; – selbst der
Stahl kann in der Gluͤhhize durch Umschlaͤge von oͤligten
Substanzen außerordentlich erweicht; und durch darauf folgendes schnelles
Abkuͤhlen in einer Lauge auf's Sproͤdeste gemacht werden.
Dieß Etwas, welches der in die Waͤrme oder
Feuerquelle versezte Koͤrper aus ihr profitiret, scheinet den Feuertheilen
mehr zu adhaͤriren, als eigentlich ihnen substantiel zu seyn!
Denn so wie der Koͤrper, der sich durch seine Erkaltung blaͤhen mußte,
in die Quelle versezt wird, saugen seine Grundstoffe aus ihr soviel Feuertheile nach und nach ein,
und entnehmen von ihnen des Etwas soviel, als fuͤr die Restitution der
Kraͤfte nothwendig ist, die sie von dem Moment ihres Blaͤhens bis zum
Antritt ihres natuͤrlichen Zustandes verloren haben, ohne daß sich die
Spannung ihrer Huͤllen dadurch aͤndert; – es muͤssen
also die Feuertheile, nach denen sie ihr Etwas verloren haben, sich aus dem
Koͤrper unsichtbar zerstreuen, oder sonsten entkraͤftet in ihm sich
erhalten; – es verschlukt also ein solcher
Koͤrper in der physikalichen Sprache soviel Waͤrme, als fuͤr die Restitution der durch sein Blaͤhen
verlornen Kraͤfte nothwendig ist; waͤhrend er stetig durch fernere
Ansaugung jenes Etwas aus der Flamme die Urkraͤfte seiner Grundstoffe zu
restauriren strebet.
Anmerkung.
Ueber dieß Etwas werde ich mich in der Folge naͤher
erklaͤren, wenn ich die chemischen Prozesse der Zersezung, Einsaugung und
Faͤllung, nach statischen Gesezen bearbeiten werde.
Muͤnchen, den 28. Oktober 1822.