Titel: | Ueber die Gewerbschule oder das technische Institut in Preußen. |
Fundstelle: | Band 9, Jahrgang 1822, Nr. LVII., S. 381 |
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LVII.
Ueber die Gewerbschule oder das technische Institut in Preußen.
Aus den Verhandlungen des Vereins zur Befoͤrderung des Gewerbfleißes in Preußen. Fuͤnfte Lieferung 1822. S. 133.
Ueber die Gewerbschule oder das technische Institut in Preußen.
Bericht des Geh. Ober-Finanzrathes Beuth an den Herrn Minister fuͤr Handel und
Gewerbe, uͤber die auf dessen Befehl zur Ausbildung der Gewerbtreibenden
getroffenen EinrichtungenWir glauben den Lesern des polyt. Journals durch die Mittheilung dieses
umfassenden Berichtes einen wesentlichen Dienst zu erweisen, da die
Entwikelung des fuͤr andere Staaten nachahmungswerthen Gegenstandes
ganz mit unsern Zweken und unserm Streben in der innigsten Verbindung steht.
D..
Die besondere Ausbildung der Gewerbtreibenden fuͤr ihr Fach sollte eigentlich
nur eine hoͤhere seyn, und sich an die Elementarbildung der Nation
anschließen. Wenn indeß die Vorkenntnisse, deren der Gewerbtreibende bedarf,
großenteils kein Gegenstand der Elementarbildung sind, so verdient derjenige immer
den Dank des Gewerbstandes, der ihm Gelegenheit gibt, sich diese Kenntnisse in
besonderen Lehranstalten zu erwerben.
Bis auf wenige ruͤhmliche Ausnahmen fehlt es uns an Buͤrgerschulen, aus
welchen der Gewerbtreibende mit den noͤthigen Kenntnissen der Mathematik, des
Zeichnens hervorginge, selbst nur um den Federungen zu genuͤgen, welche der
Staat an ihn macht, insofern sein Gewerbe zu denen gehoͤrt, die er nur auf
den Grund einer Pruͤfung betreiben darf. Jene Wissenschaften, so wie die
unentbehrliche Physik und Chemie, werden entweder gar nicht, oder nur zum Theil in
den hoͤhern Klassen der Gymnasien gelehrt, welche eine Kenntniß der alten
Sprachen voraussezen, auf welche der Gewerbstand, als zu zeitraubend und kostbar,
verzichten muß, wenn er auch nicht wie Agesilaos denkt,
der, als man ihn fragte, was die Kinder lernen sollten, sehr vernuͤnftig
antwortete: „was sie einst brauchen, wenn sie Maͤnner
werden,“ – oder wenn er glaubt, daß es Unzufriedenheit mit dem
Stande, worin man lebt, und Staben nach andern Dingen erzeuge, wenn man seine Jugend
mit dem Lernen von Gegenstaͤnden zubringt, von denen man nur in einem andern
Stande Gebrauch machen kann. Diese Betrachtungen scheinen schon fruͤher
die Stiftung der Kunst- und Baugewerkschulen veranlaßt zu haben, um
Kuͤnstler und Bauhandwerker zu ziehen. Unter der Leitung der Akademie der
Kuͤnste beschraͤnken sie sich auf Unterricht im Zeichnen und
Modelliren; Geometrie wird nur in einigen betrieben. Solche Schulen bestehen nur an
wenigen Orten. Noch wird fuͤr einzelne Zweige der Technik in folgenden
Anstalten Unterricht ertheilt: in der hiesigen Bauakademie, unter besonderer Kuratel der Akademie der Kuͤnste, und
in dem Haupt-Bergwerksinstitute, unter
Oberaufsicht der Ober-Berghauptmannschaft.
Fuͤr die Verbesserung der chemischen Gewerbskunde geschahen schon unter dem
Ministerio des Herrn von Struensee bedeutende Schritte.
Es ward auf Befehl Sr. Majestaͤt, des jezt regierenden Koͤnigs, im
Jahre 1801 hier ein Gebaͤude aufgefuͤhrt, welches Laboratorien,
Hoͤrsaͤle und eine Wohnung fuͤr den Chemiker des
Fabrikendepartements enthielt, und worin dieser, Herr Geheimerath Hermbstaͤdt, sich so wesentliche Verdienste um den
Gewerbstand durch seine Vorlesungen erworben hat, daß es hinreicht, seinen Namen zu
nennen.
So viel auch diese Maßregeln fuͤr die Ausbildung von Fabrikanten und
Handwerkern gefruchtet haben, so waren sie doch theils an sich unzureichend, theils
hatten sie nicht den Erfolg, dessen sie sich unter andern Umstaͤnden
haͤtten erfreuen koͤnnen. Die Baugewerksschule suchte nur
Bauhandwerker theilweis auszubilden; der besondere technologische Unterricht in
Berlin beschraͤnkte sich aber auf die chemische Technologie, und umfaßte
nicht die mechanische; dann aber mußten die Zuhoͤrer der praktischen
Vorlesungen mehrentheils zugleich in den theoretischen Vorkenntnissen unterrichtet
werden. Es fehlte an einer gruͤndlichen Schule der noͤthigen
Vorkenntnisse, es fehlte mitbin bei dem auf akademische Weise eingeleiteten.
Unterrichte fuͤr die Gewerbtreibens den die Basis
desselben. Denn so thoͤrigt man es finden wuͤrde, in der Philologie
die Schule zu verbannen, und durch Unterricht, nach Art des akademischen, sich
Philologen zu ziehen: so verkehrt scheint es mir (abgesehen davon, daß die Schule
Fleiß und Ordnung zur Gewohnheit macht, ohne die kein Gewerbtreibender bestehen
kann), eine tuͤchtige Schule der Naturwissenschaften als
uͤberfluͤßig fuͤr das gruͤndliche Studium derjenigen
anzusehen, welche diese weitumfassenden Wissenschaften taͤglich brauchen, und
sich mit akademischen Vorlesungen zu begnuͤgen. Bis dahin also, daß bei uns
Buͤrgerschulen verbreitet sind, die nach dem einfachen Grundsaze des Agesilaos eingerichtet sind, worin der Gewerbtreibende
lernt, was er braucht, hat es Ew. Excellenz noͤthig geschienen, in dem
Hauptorte eines jeden Regierungsbezirks eine besondere Gewerbschule zu errichten,
auf welche ich unten zuruͤkkommen werde, in Berlin aber nicht allein eine
solche Schule zu begruͤnden, sondern derselben auch uͤberdieß eine
hoͤhere Klasse zu geben.
Unter den Mitteln, Kenntniße unter dem Gewerbstande zu verbreiten, muß ich ferner die
technische Deputation des Ministeriums fuͤr Gewerbe
und Handel erwaͤhnen, da sie bestimmt ist, wissenschaftliche und
praktisch-technische Kenntnisse zu sammeln und zum Beßten der Gewerbsamkeit
zu verbreiten. Diesen Zwek zu erreichen hatte diese Behoͤrde stets eine Bibliothek, Modellsammlung und ein
Waarenkabinet. Theils aber war nie darauf hingearbeitet worden, durch jene
Sammlungen eine vollstaͤndige Uebersicht des neusten und beßten Zustandes der
Haupt-Zweige der Fabrikation zu gewahren, theils aber war von 1806 bis 1819
fuͤr deren Vervollstaͤndigung nichts geschehen, und hatte zum Theil
nichts geschehen koͤnnen. Große entscheidende Versuche anzustellen fehlte es
an Raum, und selbst das im Eingange erwaͤhnte, vom Herrn etc. Hermbstaͤdt bewohnte, Gebaͤude reichte
fuͤr große technisch-chemische Versuche nicht aus, theils seiner
Einrichtung nach, theils wegen der Frequenz der Zuhoͤrer. Belehrung durch die
Deputation uͤber einzelne Zweige der
Fabrikation, durch den Druk oder bildliche Darstellung, fand nicht Statt.
Der fuͤhlbarste Mangel bei dem Streben zum Bessern war der eines Raums, und
diesem ward von des Koͤnigs Majestaͤt, auf Ew. Excellenz Antrag, im
vorigen Jahre durch Genehmigung zum Ankauf des graͤflich von Haalschen Hauses abgeholfen, dessen jezige Inschrift:
„Friederich Wilhelm III. dem Gewerbfleisse“ seinen Zwek
ausspricht.
Ich glaubegaube, diesem Berichte keine einfachere Folge geben zu koͤnnen, als in
dem ich die Darstellung dessen, was neuerdings zur Befoͤrderung des
Gewerbfleißes geschehen ist, mit der Beschreibung, dieses neuen Dienstlokals der
technischen Deputation verbinde, wie es theils vollendet dasteht, theils in wenigen
Wochen vollendet da stehen wird.
Dieses Gebaͤude enthaͤlt, außer einem Zimmer fuͤr die
Sizungen,
1) die Bibliothek und eine Sammlung von Zeichnungen und
Kupferstichen;
2) die Modellsammlung;
3) die Maschinensammlung;
4) die Produkten- und Fabrikatensammlung;
5) große und kleine Laboratorien, einen physikalischen und
chemischen Apparat;
6) die Modellwerkstatt;
7) die Kupferstecherei;
8) das Gewerbinstitut;
9) den Raum zur Versammlung des Vereins zur Befoͤrderung
des Gewerbfleißes;
10) die Wohnung des Aufsehers uͤber das Ganze und
fuͤr einen Hausknecht;
11) haben die zu 1, 2, 3, 4, 9, erwaͤhnten Raͤume,
waͤhrend der dießjaͤhrigen Ausstellung vaterlaͤndischer
Fabrikate, welche am 1. September begonnen hat, eine andere Bestimmung erhalten,
und sind fuͤr diese benuzt worden.
1) Was die Bibliothek betrifft, so war sie fruͤher
sehr unvollstaͤndig. Was seit vier Jahren dafuͤr geschehen ist, ergibt
das gedrukte Verzeichniß derselben, worin die neu angeschafften Buͤcher mit
einem Sterne verzeichnet worden. Bei Beurtheilung der Ankaͤufe ist zu
beruͤksichtigen: daß fuͤr das Bauwesen eine besondere Bibliothek der
Koͤnigl. Ober-Baudeputation aus den Fonds Ew. Excellenz Ministerii
unterhalten wird; daß ein anderer Zweig der Technologie, das Berg- und
Huͤttenwesen, nicht zum Ressort der technischen Gewerbedeputation
gehoͤrt, weßhalb von den besonders dahin einschlagenden Schriften, so wie von
bloß wissenschaftlichen uͤber Naturlehre etc. nur so viel angekauft worden,
als der Unterricht in dem Gewerbinstitute noͤthig macht. – Dieß
vorausgeschikt, duͤrfte die Bibliothek fuͤr alles; was chemische und
mechanische Technologie betrifft, in Schriften des In- und Auslandes, einen
ziemlichen Grad von Vollstaͤndigkeit erreich: haben. Die Bibliothek hat ein
Lesezimmer, und sieht an bestimmten Wochentagen zur oͤffentlichen Benuzung
offen.
Seit Reorganisation der technischen Deputation ist das Realrepertorium uͤber
alle zur Kenntniß der technischen Deputation kommenden Gegenstaͤnde durch
Herrn Fabriken-Kommissionsrath Servin mit
ausgezeichneter Sorgfalt gefuͤhrt worden, und erleichtert die Benuzung der
Bibliothek fuͤr den Gewerbstand.
2) Die Modellsammlung. Eine Modellsammlung wie das Conservatoire des Arts et des Métiers fehlt in
Berlin.
Es ist zu wuͤnschen, daß das Brauchbare, in den Sammlungen verschiedener
Behoͤrden zerstreute, wie neuerdings in Baiern geschehen, in einem
Lokale zur oͤffentlichen Benuzung vereinigt werde. Die Modellsammlung der
technischen Deputation bestand vor zwei Jahren in demjenigen, was sich im Laufe der
Zeit gesammelt hatte, wie der Geschaͤftsgang Eins oder das Andre
herbeifuͤhrte. Es war aber nie darauf hingearbeitet worden, einzelne
Hauptzweige der Fabrikation, nach den neusten und beßten Methoden in ihrem ganzen
Zusammenhange, in genau nach einem bestimmten Maßstabe gearbeiteten und selbst
arbeitenden Modellen darzustellen. Die neuerdings angefertigten Modelle haben in der
Regel 1/3 der natuͤrlichen Groͤße; alle Theile sind in demselben
Materiale ausgefuͤhrt, wie das Original; auf die Ausfuͤhrung ist die
moͤglichste Sorgfalt verwendet, damit sie auch in dieser Hinsicht als Muster
dienen koͤnnen.
Bei der planmaͤßigen Fertigung sind zunaͤchst diejenigen Fabrikzweige
in's Auge gefaßt worden, welche fuͤr den preuß. Staat die wichtigsten sind,
die Zeug- und Metallfabrikation. Unter der
Zeugfabrikation ist wiederum mit der Wollenfabrikation der Anfang gemacht. In einem
Zeitraͤume von zwei Jahren sind vollstaͤndig dargestellt worden:
Ein vollstaͤndiges Tappertsches
Spinnassortiment fuͤr Streichwolle, in der Werkstatt des Herrn Tappert gefertigt;
Ein vollstaͤndiges Cokerillsches
Spinnassortiment fuͤr Streichwolle, groͤßtenteils aus der eigenen
Modell, Werkstatt der Deputation;
Eine Hoppensche Spinnvorrichtung, von
Hoppe; Verbesserte Tuchwebestuͤhle von Herrn
Frank und Cokerill;
Eine Rauhmaschine vom Herrn Weber,
gefertigt durch den Mechanikus Biram;
Eine Cokerillsche Scheermaschine, die
Scheere mit aufgeschrobenen Blaͤttern, aus der eigenen Werkstatt der
Deputation;
Eine Cylinder-Scheermaschine von Davis, gefertigt durch den Mechanikus Hummel;
Eine Tuchwaschmaschine von Davis,
gefertigt durch den Mechanikus Egells;
Ein Modell der engl. in der Grafschaft York uͤblichen Walke, im Großen ausgefuͤhrt bei Herrn Tappert, durch den Mechanikus Biram.
Groͤßtentheils fertig sind in der eigenen Werkstatt: das Modell der engl.
Tuchwalke von Davis, die bei Herrn Tappert ausgefuͤhrt worden; Modell der neuen
niederlaͤndischen Walke in Cottbus.
Fuͤr die Wollenfabrikation sind ferner vorhanden:
Zeugstuͤhle, die Vorrichtungen zum Appretiren mit der Hand; fuͤr die
Weberei uͤberhaupt: Leinen-,
Seidenstuͤhle, Bandstuͤhle etc. Ein, vom Seidenwirker Queva gefertigtes, vorzuͤglich gearbeitetes Modell
eines mit einer Vorziehmaschine versehenen, selbst webenden, Jacquardschen Stuhls ist angeschaft.
Noch wurden gefertigt: durch den Faktor der hiesigen Koͤnigl. Eisengießerei
Schmahel ein Modell einer Dampf-Maschine mit 2
zoͤlligem Cylinder; durch den Mechanikus Egells
eines einer Dampfmaschine von seiner eigenen patentirten Erfindung mit 1 1/2
zoͤlligen Cylinder; von dem Mechanikus Foster eine
rotirende kleine Dampfmaschine.
Modelle von Rammen, Krahnen, von einer Bramahschen
Feuersprize, von einer Sprize mit doppelt wirkendem Cylinder, von engl.
Flachs-Spinnmaschinen, von Maschinen das Leder zu spalten und duͤnn zu
schaben, von Gußoͤfen, Kuppeloͤfen, von einem Brennaparte des Herrn
Pistorius (ein Geschenk), von einer
nordamerikanischen Ziegelstreichmaschine u.s.w. sind theils fertig, theils in
Arbeit.
3) Diejenigen Maschinen werden in der Maschinensammlung
aufgestellt, welche hier gefertigt, oder aus dem Auslande von Ew. Excellenz bezogen
werden, um ihre Anwendbarkeit zu pruͤfen, sie demnaͤchst, wenn sie
sich bewaͤhren, nachbilden zu lassen und an Gewerbtreibende, als
Auszeichnung, und zur Verbreitung besserer Methoden, unentgeldlich zu vertheilen.
Bewaͤhrte Maschinen, die nachgebaut werden, werden modellirt,
unbewaͤhrte der Nachricht wegen gezeichnet. Zu beiden Fallen ist daher die
Aufstellung nur voruͤbergehend, da die Originale verschenkt, oder zur
Raum-Ersparung auseinander genommen werden.
Im Bestande sind eine Sammlung aller bekannt gewordenen Maschinen, um den
ungeroͤsteten Flachs zu brechen, zu kaͤmmen etc., womit Versuche im
Großen angestellt wurden; so wie ein Assortiment der Flachsspinnmaschine der Fabrik
der Gebruͤder Alberti in Waldenburg; eine Maschine
das Tuch in die Laͤnge zu scheeren; eine von dem Schmidt Leyes erbaute Haͤksel-Schneidemaschine;
eine Maschine eine Weberriethe einzutheilen; eine Maschine dem Tuche Glanz ohne
Pressen zu geben.
4) Die Sammlung der Produkte und Fabrikate ist
vorlaͤufig unveraͤndert in ihrem alten Zustande geblieben. Sie wird
durch die Allerhoͤchste Bestimmung, daß derselben Proben derjenigen Fabrikate
einverleibt werden, die in diesem Jahre einen Preis bei der Ausstellung gewinnen,
eine Uebersicht des
jezigen Zustandes unserer Fabrikation gewaͤhren.
5) Laboratorien etc. Um die Deputation in den Stand zu
sezen, kleinere und groͤßere Versuche anzustellen, und um zugleich die
noͤthigen Huͤlfsmittel fuͤr den Unterricht zu gewaͤhren,
sind folgende Einrichtungen getroffen: An die fuͤr den Unterricht bestimmten
Raͤume stoßt ein kleines vollstaͤndig mit allen Beduͤrfnissen
eingerichtetes Laboratorium, und mit diesem stehen die Zimmer in Verbindung, welche
einen vollstaͤndigen, in großem Maßstabe neu angefertigten, physikalischen
Apparat enthalten, groͤßtentheils aus der Werkstatt des Herrn Geheimerath Pistor.
Außerdem sind vorhanden: ein Raum mit einer großen hydraulischen Presse, zwei große
und hohe gewoͤlbte Laboratorien, mit drei hohen innerlich von feuerfesten
Chamotte-Steinen aufgefuͤhrten Schornsteinen, eingerichtet, um darin
große Versuche uͤber Glasfabrikation, Stahlschmelzen u.a.m. anstellen zu
koͤnnen, auch zu Hoͤrsaͤlen brauchar.
6) Die Modellwerkstatt ist zunaͤchst, wie oben
erwaͤhnt, bestimmt, die Modelle der neusten und beßten Maschinen
planmaͤßig zu fertigen, dann aber solchen Schuͤlern des
Gewerbeinstituts, die das Zeugniß der Reife erhalten haben, Gelegenheit zu geben,
sich praktisch mit dem Gebrauche der neusten und beßten Werkzeuge bekannt zu machen;
wovon unten mehr. Diese Werkstatt enthaͤlt in hellen gewoͤlbten
Kellerraͤumen eine Schmiede, eine Tiegelgießerei, den Kessel einer
Dampfmaschine von zwei Pferden Kraft, einen Oelgasapparat von Deville in London, daruͤber die Werkstatt fuͤr Tischler,
Dreher, Feiler. In der Werkstatt steht die Dampfmaschine, deren Kessel vorher
erwaͤhnt worden, von Herrn etc. Schottelius nach
eigener Angabe und eigenhaͤndig ausgefuͤhrt; sie hat einen
Dampfersparungshahn, und ist so eingerichtet, daß die Daͤmpfe nach Belieben
mit oder ohne Einsprizwasser condensirt werden koͤnnen. Diese Dampfmaschine
treibt, wie es das Beduͤrfniß mit sich bringt, eine vertikale Ziehbank mit
Gestell von Gußeisen, eine horizontale Ziehbank mit Gestell von Gußeisen und
Stahlkette ohne Ende, mit den Vorrichtungen der engl. Muͤnze, um
Baͤndern von Metall eine gleiche Starke zu geben; eine Stokscheere, eine
Kreisscheere, zwei kleine Walzwerke, die Drehbaͤnke, eine
Kreissaͤgen-Maschine zur Fertigung von Tischlerarbeiten. Sie kann auch
im oberen Stokwerke die Kraft und Bewegung zu Versuchen hergeben. Die Werkstatt hat
vier Drehbaͤnke, wovon drei von ausgezeichneter Konstruktion mit mechanischen Vorlagen und
durchaus von Metall, deren eine von Rich in London, die anderen in Berlin
(eine von dem Mechanikus Hummel, die dritte von dem
Mechanikus Staedler, mit Zugrundlegung der Einrichtung
engl. Drehbaͤnke von Hague und Tobham und Maudsley) erbaut
sind. Sie hat ferner die erwaͤhnte Sagemaschine von Alexander Galloway in London. Stoßwerke mit Schrauben und nach dem Prinzip
der kombinirten Hebel von dem Mechanikus Uhlhorn; eine
schoͤne vertikale Bohrmaschine vom Mechanikus Hummel, Kreissaͤgen, Theilscheiben, wovon eine ein Geschenk des
Herrn Fabrikanten Cokerill, die andere in der Werkstatt
gefertigt, Kluppen von jeder Groͤße, Gewinde aller Art, kurz, was zu einer
vollstaͤndigen Werkstatt und zur Belehrung gehoͤrt, duͤrfte
groͤßtenteils darin vorhanden seyn. – Vier Arbeiter sind darin
fortdauernd beschaͤftigt, und durch Geschiklichkeit geeignet, Andere zu
unterrichten.
7) Die Kupferstecherei. In dieser werden die
Blaͤtter zu den Werken gestochen, mit deren Herausgabe sich die Deputation
beschaͤftigt, insofern der Stich mit Zuhuͤlfenahme von Maschinen und
mit Diamanten geschieht. Zwei Maschinen sind zu dem Ende in Bewegung, deren eine in
England, die andere hier nach demselben Prinzips gebaut worden.
Die Deputation ist mit Herausgabe folgender Werke beschaͤftigt:
a) Um theils in denjenigen
Gewerbschulen, die von dem Hansdelsministerio abhaͤngen, auf die
Ausbildung des Geschmaks zu wirken, theils einzelne Fabrikanten, die sich in
ihren Produkten durch Geschmak hervorthun, auszuzeichnen und zu Fortschritten
aufzumuntern, haben Ew. Excellenz unter dem Titel: „Vorbilder fuͤr Fabrikanten und
Handwerker,“ ein Werk heraus geben lassen, dessen erste
Lieferung erschienen ist. (Vergl. Goethe uͤber
Kunst und Alterthum, Band 3. S. 176.) Dieß Werk zerfaͤllt in drei
Abtheilungen; die erste enthaͤlt architektonische und andere
Verzierungen, die zweite Geraͤthe und Gefaͤße, die dritte
Vorbilder fuͤr die Wirkerei. Die Platten sind 1 1/2 Fuß lang, 1 Fuß
breit. Die Zeichnungen sind nach den ausgezeichnetsten Vorbildern der Antike von
dem Kondukteur Mauch gezeichnet; die Anwendung der
aus der Antike geschoͤpften Grundsaͤze auf die Fertigung jezt
gebraͤuchlicher Geraͤthe und Gefaͤße hat der Geh.
Ober-Baurath Schinkel durch mehrere Zeichnungen erlaͤutert. Die
Blaͤtter haben bei der Unterstuͤzung, welche Ew. Excellenz dem
Werke haben angedeihen lassen, mit der groͤßten Sorgfalt theils hier,
theils von beruͤhmten Kuͤnstlern in England, Frankreich und Italien
gestochen werden koͤnnen, und der hiesige Kupferdruker Prêtre, ein Schweizer, der seine Kunst in
Paris lernte, und von dem Ministers hergezogen wurde, hat sie auf eine
ausgezeichnete Weise gedrukt. Das Werk konnte nicht in den Buchhandel
kommen, weil einmal das, was zu kaufen ist, nicht zugleich eine Auszeichnung
seyn kann, weil ferner manche der Platten nur wenig gute Abdruͤke
aushalten, und weil das Werk, so wie es ausgefuͤhrt ist, nicht
aufhoͤren wird, klassisch zu seyn und nuͤzliche Dienste zu
leisten. Diejenigen Blaͤtter dieses Werks, die von den Herren Funke,
Mauch und Berger hier
mit Huͤlfe der Parallelmaschine gefertigt sind, geben, wie es mir
scheint, den Englischen, z.B. in den Arabian Antiquities
of Spain von Murphy, sowohl in
Ruͤksicht auf die Richtigkeit der Theilung, als des seidenartigen Tons,
nichts nach. Ich hoffe im Stande zu seyn, Ew. Excellenz in diesem Jahre eine
zweite Lieferung dieses Werks vorlegen zu koͤnnen.
b) Sind zwei Mitglieder der
Deputation beschaͤftigt, sowohl fuͤr Zimmerleute und andere
Bauhandwerker, als fuͤr Maschinenbauer, Vorbilder fuͤr die verschiedenen Constructionen der
Maschinentheile herauszugeben, die in gleicher Art gestochen werden, und zum
Gebrauche der Gewerbschulen im Linearzeichnen bestimmt sind, außerdem aber zu
nuͤzlichen Preisen fuͤr die beßeren Schuͤler.
c) Endlich ist die Deputation mit
der Herausgabe von Abhandlungen uͤber
verschiedene Gegenstaͤnde der Gewerbsamkeit, zur Verbreitung
nuͤzlicher Kenntnisse und erprobter besserer Fabrikationsmethoden,
beschaͤftigt. Der erste Theil dieser Abhandlungen wird einen Aufsaz
uͤber die Dampfmaschinen, ihre Geschichte, genaue Beschreibung einzelner
Maschinen nach eigenen Aufnahmen, und ihre Theorie enthalten, und hat Herrn
Fabr. Kommissionsrath Severin zum Verfasser.
Anderweitige uͤberhaͤufte Dienst-Geschaͤfte des
Leztern, so wie die Menge der Kupfer und die Sorgfalt bei ihrer
Ausfuͤhrung, haben die Herausgabe verzoͤgert. Der Text ist indeß
groͤßtentheils vollendet, auch sind vollendet und abgedrukt: Achtzehn Platten in groß Quart, zwei Platten 13 Zoll lang 19 Zoll breit, vier Platten 27 Zoll lang 19 Zoll hoch, die zu diesem Aufsaze
gehoͤren, so wie die Platten zur Erlaͤuterung von
Rauh-Maschinen, Scheermaschinen, Webestuͤhlen, die in anderen
Aufsaͤzen beschrieben werden. Ein großer Theil der Blaͤtter ist
ganz ausgefuͤhrt, und alle sind mit den mechanischen Huͤlfsmitteln
gestochen, deren fruͤher erwaͤhnt worden, ein einziges
ausgenommen. Sie werden an Eleganz zu erreichen suchen, was man in den engl.
Blaͤttern zu sehen gewohnt ist und fuͤr den Unterricht der Gewerbe
schulen brauchbaren Stoff liefern; den Nuzen abgerechnet, den Ew. Excellenz
durch unentgeldliche Vertheilung dieses Werks an die Fabrikanten des Inlandes
beabsichtigen.
8) Die Gewerbeschule oder das technische Institut. Bereits
oben ist der Einrichtung der Gewerbschulen in den Provinzen gedacht, und derselbe
Plan liegt der untern Klasse des seit einem Jahre hier bestehenden Gewerbinstituts
zum Grunde.
Untere, oder zweite Klasse. Erfordernisse zur Aufnahme
sind: Ein Alter von wenigstens 14 Jahren, inlaͤndische Geburt, eine gute
Handschrift, die Faͤhigkeit sich in der deutschen Sprache richtig und
fehlerfrei auszubruͤten, um dem muͤndlichen Unterrichte zu folgen,
Kenntniß des Rechnens bis zu den sogenannten vier Species. Die Absicht ist, den
Schuͤlern, welche diese Faͤhigkeiten haben, die Mittel an die Hand zu
geben, die uͤbrigen Kenntnisse sich zu erwerben, welche man von Rechtswegen
von einem tuͤchtigen Gewerbtreibenden fuͤr den gewoͤhnlichen
Gewerbsbetrieb zu fodern berechtigt ist, und dabei als Maßstab die Foderungen zu
nehmen, welche der Staat gesezlich an seine Baushandwerker macht.
Gelehrt wird waͤhrend eines einjaͤhrigen Lehrganges:
Geometrie (Planimetrie und Stereometrie) ohne Beweise,
woͤchentlich in vier Stunden.
Rechnen. Die gemeine Arithmetik, Proportionalrechnungen,
Decimal- und gemeine Bruͤche, Gebrauch der gemeinen Logarithmen;
woͤchentlich in vier Stunden.
Naturkunde. Physik und Chemie, jedes in einem
halbjaͤhrigen Lehrcurs, erstere in besonderer Beziehung auf die mechanischen
Wissenschaften, leztere mit Ruͤksicht auf Technologie; woͤchentlich in
vier Stunden.
Zeichnen, taͤglich vier Stunden, von 3 bis 12 Uhr,
abwechselnd an einem Tage Linear-, am andern freies Handzeichnen. Beides wird
nur so lange nach in der Ebene entworfenen Mustern getrieben, als erfoderlich ist,
um die Hand in dem Gebrauche der Werkzeuge zu uͤben, und die angemessenste
Behandlung des Zeichnens zu lehren. Es wird sodann je eher je lieber zu dem Zeichnen
nach aufgestellten Koͤrpern, dem Aufnehmen von Maschinen, geometrisch, ohne
Theorie der Perspektive, geschritten, und auch Schattenconstruction nach Maßgabe der
Fortschritte gelehrt. Beim Linearzeichnen machen die Modelle der Holzverbindungen
den Anfang, und es wird
zu dem Schwerem vorwaͤrts geschritten, so daß nach der bisherigen Erfahrung
ein Drittheil der Schuͤler, die fruͤher nie gezeichnet hatten,
einfachere Werkzeuge, z.B. Fallwerke, Drehbaͤnke, Kunstrammen u. dergl. nach
4 bis 6 monatlichem Unterrichte aufnehmen, und zum Theil sorgfaltig austuschen
koͤnnen. Eben so geschieht das freie Handzeichnen sehr bald nach
Abguͤssen antiker Verzierungen, in der Absicht, die Schuͤler zu
uͤben, genau zu sehen, und das Gesehene genau zu Papier zu bringen.
Durch die Wahl der Lehrer, die nicht bloße Zeichnenlehrer sind, sondern sich als
ausfuͤhrende Baumeister und Mechaniker ausgezeichnet haben, ist dafuͤr
gesorgt, daß dem Schuͤler die Construction und der Gebrauch dessen, was er
zeichnet, vollstaͤndig erlaͤutert werde, und daß Schuͤler,
welche besondere Anlagen fuͤr das Zeichnen haben, nicht aufgehalten werden,
sondern schon in der zweiten Klasse uͤber die fuͤr die erste Klasse
vorbehaltenen Gegenstande des Zeichnenunterrichts belehrt werden. Außer den
bestimmten Lehrstunden sind die Schuͤler gehalten, das Gelernte schriftlich
auszuarbeiten, und diese Arbeiten werden regelmaͤßig gepruͤft.
Noch gelten folgende allgemeine Bestimmungen:
Mehr als dreißig Schuͤler werden nicht zugleich
unterrichtet. Der Unterricht wird kostenfrei ertheilt.
Die Disciplin ist streng; nachlaͤssige Schuͤler, oder solche, die dem
Unterrichte nicht folgen koͤnnen, werden in den ersten Monaten entlassen,
damit sie die Lehrer nicht ermuͤden und Andern kein schlechtes Beispiel
geben. Ueber denselben Wissenschaftlichen Gegenstand wird in zwei aufeinander
folgenden Stunden gelehrt; in der einen werden die Schuͤler uͤber das
in der vorigen Stunde Gelernte gepruͤft, in der andern wird mit dem
Unterrichte fortgefahren. Geuͤbte Schuͤler sollen Vorschaͤler
(Repetitoren unter Aufsicht des Lehrers) seyn.
Jeder Schuͤler ist verpflichtet, dem Unterrichte uͤber alle
Gegenstaͤnde beizuwohnen, ohne Ruͤksicht auf seine kuͤnftige
Bestimmung; denn bei dem jezigen Zustande der Gewerbsamkeit ist das, was gelehrt
wird, jedem Gewerbtreibenden ohne Ausnahme nuͤzlich. Bei dem Eintreten in die
Schule befreit erworbene Faͤhigkeit in einzelnen Zweigen des Unterrichts
nicht von dem Besuche der betreffenden Stunden, sondern begruͤndet einen
Anspruch auf die Stellung als Vorschuͤler fuͤr diesen Zweig. Das
Wiederholen des einjaͤhrigen Lehrkurses findet nur ausnahmsweise bei solchen
Schuͤlern Statt, die sich in den meisten Zweigen des Unterrichts sehr
ausgezeichnet haben, und alle Eigenschaften besizen, Vorschuͤler darin zu
seyn.
Am Schluße des Lehrjahrs findet eine Preisbewerbung um eine eherne, zu dem Ende
gestiftete, Denkmuͤnze Statt. Sie stellt auf der einen Seite den Kopf der
Minerva, nach einer griechischen Kamee, vor, auf der anderen einen
Eichen-Kranz, und oben in diesem eine Biene. Der Name des Empfaͤngers,
die Veranlassung, die Jahrzahl werden in den Kranz gestochen. In jeder einzelnen
Disciplin des Unterrichts ist fuͤr die beßte Bearbeitung der Aufgaben ein
Preis ausgesezt.
Diejenigen Schuͤler, welche es verdienen, erhalten ein Zeugniß der Reife nach
Ablauf des Lehrkurses, oder, wenn sie es verlangen, ein Zeugniß, daß sie die Schule
besucht haben, aber ohne jenes Zeugniß entlassen wurden. Schuͤler, welche das
Zeugniß der Reife erhalten haben, koͤnnen sich in der Werkstatt oder im
Laboratorium in praktischen Arbeiten fuͤr ihr Fach ausbilden. Bei der
Aufnahme in die Werkstatt wird besonders auf Schuͤler aus den Provinzen
Ruͤksicht genommen, und bei ihrer Beschaͤftigung dahin gesehen werden,
daß die Schuͤler sich gemeinschaftlich bei der Fertigung von Werkzeugen
helfen, von denen sie zu Hause Gebrauch machen koͤnnen, und deren Anwendung
eine Verbesserung des Gewerb-Betriebes ihres Wohnorts
herbeifuͤhrt.
Hoͤhere, oder erste Klasse. Die Disciplin ist
dieselbe, und die Schulform wird auch hier streng beobachtet. Diese Klasse wird
vorzugsweise aus den vorzuͤglichsten Schuͤlern der unteren Klasse des
hiesigen Instituts oder der Provinzial-Gewerbschulen gebildet, und wenn diese
fehlen, ist Andern, nach vorgaͤngiger strenger Pruͤfung ihrer
Kenntnisse, der Zutritt gestattet, so lange die Zahl der dreißig Schuͤler nicht uͤberschritten wird.
Gegenstaͤnde des Unterrichts sind:
Mathematische Wissenschaften. Im ersten halben Jahre
Arithmetik und Algebra, bis zu den Gleichungen des zweiten Grades einschließlich,
woͤchentlich in sechs Stunden. Geometrie mit Beweisen (Stereometrie), in
sechs Stunden; Perspektive ohne Rechnung mit den Vorkenntnissen der Geometrie der
zweiten Klasse, verbunden mit dem Zeichnen-Unterrichte. Im zweiten halben
Jahre Trigonometrie, in zwei Stunden; Statik und Mechanik, praktische Maschinenlehre
ohne Beweise, verbunden mit den dahin einschlagenden Theilen der Technologie, (auf
die Gewerbe angewendete Mechanik, Waarenkunde der dadurch erzeugten Fabrikate), in
zehn Stunden.
Naturwissenschaften. Im ersten halben Jahre Wiederholung
des physikalischen Unterrichts der untern Klasse, als Examinatorium, mit
Zusaͤzen und Erlaͤuterungen; woͤchentlich in sechs Stunden.
Naturgeschichte mit vorzuͤglicher
Beruͤksichtigung der Produkte, die von Interesse fuͤr den Technologen
sind, und deren Waarenkunde; woͤchentlich in zwei Stunden.
Im zweiten halben Jahre theoretische Chemie. Examinatorium uͤber das in der
untern Klasse Gelernte, erweitert durch Zugaben. Anwendung auf Gegenstaͤnde
unsers Beduͤrfnisses und der einzelnen Gewerbe; Kostbarkeit der verschiedenen
Darstellungsarten, Waarenkunde chemischer Fabrikate, in Verbindung mit Anleitung zu
den praktischen Arbeiten in den Laboratorien des Instituts; woͤchentlich in
sechs Stunden.
Zeichnen. Das Maschinenzeichnen und das Handzeichnen geht
hier, mit Ruͤksicht auf den oben erwaͤhnten Unterricht in der
Perspektive, in erweitertem Maße fort. Fuͤr das Zeichnen nach Gips, in dieser
Klasse, sind Abguͤsse von den vorzuͤglichsten Verzierungen,
Kandelabern etc. des Vatikans gefertigt, und werden erwartet; die Logen des Raphael und aͤhnliche Werke sind theils schwarz,
theils illuminirt vorhanden, so wie ein Theil der auf Ew. Excellenz Befehl
herausgegebenen „Vorbilder“ sich besonders zum Nachzeichnen
fuͤr die hoͤhere Klasse eignet. Einzelne werden auch im Aezen
geuͤbt werden, in sofern ihr kuͤnftiges Gewerbe diese Uebung
noͤthig macht.
Modelliren. Das Modelliren von Gegenstaͤnden in
Thon wird sich jedoch lediglich auf Verzierungen erstreken, und ausnahmsweise auf
einzelne Schuͤler.
Die als Preis fuͤr diese Klasse ausgepraͤgte Denkmuͤnze ist von
Silber.
An diesen Unterricht reihen sich die Vorlesungen an, welche Herr etc. Hermbstaͤdt und der Chemiker Herr Accum aus London, den Se.
Majestaͤt zum Professor am Gewerbinstitute zu ernennen geruht haben,
uͤber einzelne Gegenstaͤnde der technischen Chemie halten; auch werden
brauchbare Schuͤler bei den Versuchen, welche die technische Deputation
macht, zugezogen werden.
Nach meiner Einsicht wird ein Gewerbtreibender so viel lernen, als er braucht, und
fuͤr denjenigen, der mehr lernen will, bleibt der Besuch der
Universitaͤt, oder der Bauakademie fuͤr die mathematischen
Wissenschaften oder einzelne Felder der Technik.
Ew. Excellenz haben durch die Verfuͤgung, daß faͤhige Subjekte aus dem
Gewerbstande, eins aus jedem Regierungs-Bezirke, einberufen werden, und neben
dem freien Unterrichte in dem Institute eine Unterstuͤzung genießen, die zu
ihrem Unterhalte ausreicht, dem Gewerbstande ein Mittel zur Vervollkommnung gegeben,
das derselbe gewiß dankbar anerkennen wird, wenn es gleich hin und wieder unbenuzt
geblieben ist.
9) Der Verein fuͤr Gewerbfleiß hat von Ew.
Excellenz die Erlaubniß erhalten, sich in einem Saale des oftgedachten
Dienstgebaͤudes zu versammeln. Es ist diese Beguͤnstigung von
demselben um so dankbarer anerkannt worden, als die Mitbenuzung der bereits vom
Staate aufgestellten Huͤlfsmittel ihn in den Stand sezt, seinen Zwek leichter
zu erreichen, seine Geldmittel weniger zu versplittern, und diese um so
kraͤftiger auf einzelne Zweige seiner Thaͤtigkeit zu verwenden.