Titel: Ueber die Silos oder Erdgruben zur Aufbewahrung des Getreides
Fundstelle: Band 9, Jahrgang 1822, Nr. XLIX., S. 329
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XLIX. Ueber die Silos oder Erdgruben zur Aufbewahrung des GetreidesVergl. hiemit polyt. Journal B. 5. S. 223. 334. u. f. D. Mit einer Abbildung auf Tab. V. Ueber Erdgruben zur Aufbewahrung des Getreides. Befindet sich eine Nachricht, welche Graf de Lasteyrie im Bulletin de la Société d'Encouragement. Nr. 216. Juni 1822. S. 195 im Namen eines Ausschusses der Gesellschaft uͤber die Silos zu St. Ouen bei Hrn. Ternaux mittheilt. Das Resultat der Untersuchung dieser Erdgruben war, daß das Getreide darin im ersten Jahre und im zweiten Jahre und im dritten Jahre unvergleichlich gut erhalten war. Der deutsche Referent des Bulletin fuͤr Hrn. Dr. Dingler's polyt. Journal kann den Hrn. Grafen Lasteyrie und Hrn. Ternaux, her jezt wieder eine neue Grube anlegt, versichern, haß das Getreide darin auch im tausendsten Jahre noch eben so gut seyn wird: denn er hat aus Siebenbirgen Korn vor sich, das neben einer unter Trajan erbauten Villa ausgegraben wurde, und jezt noch vielleicht auf die Muͤhle haͤtte geschikt werden koͤnnen. Es fiel dem Referenten auf, daß in diesem Aufsitze mit keinem Worte der Ungern Erwaͤhnung geschieht, bei welchen diese Art, das Getreide aufzubewahren, noch heute zu Tage ziemlich allgemein ist: wahrscheinlich lernten die Franzosen erst durch ihre Gefangenen diese beßten Kornspeicher unter allen bisher bekannten kennen; sie verdienen allerdings das Lob, welches der Herr Graf und Herr Ternaux denselben ertheilt. Allein der Herr Graf scheint, mit den uͤbrigen Ausschußmaͤnnern, sich zu taͤuschen, wenn er gegen Hrn. Ternaux, der hier Recht hat, gemauerte Gruben den gegrabenen vorzieht. Mauern werden leichter feucht als Erde an trokenen, hoch liegenden Orten in einer etwas bedeutenden Tiefe. Es scheint, daß dem Herrn Grafen und Hrn. Ternaux die Weise, wie die Korngruben in Ungern bereitet werden, nicht ganz genau bekannt ist, sonst wuͤrde lezterer derselben gewiß treu geblieben seyn, da er mit Recht den ungemauerten Gruben den Vorzug gibt. Man graͤbt in Ungern diese Gruben nach Bedarf von verschiedener Groͤße, immer nur an vollkommen trokenen und gegen alles Wasser geschuͤzten Gegenden. Nachdem man sie in gehoͤriger (gewoͤhnlich Manns) Tiefe und Weite ausgegraben hat, ebnet man die Waͤnde mit dem Grabscheite so gut wie moͤglich, und fuͤllt dann die Grube zur Haͤlfte mit Stroh und Reisig, und zuͤndet dasselbe an. Dieses Ausbrennen der Grube wird so oft wiederholt, bis die Waͤnde nicht bloß vollkommen troken, sondern zu einer Art von Ziegel gebrannt sind. Die Grube wird hierauf von aller Asche sorgfaͤltig rein gekehrt, am Boden mit trokenem Strohe belegt, an den Waͤnden mit demselben ausgefuͤttert, mit dem Kerne gefuͤllt, dieses oben wieder mit Stroh belegt, und wo man Bretter hat, auf dem Strohe mit Brettern, auf welche dann so viele Erde aufgeschaufelt wird, daß die Naͤsse nimmermehr durchdringen kann. Viele Korngruben in Ungern sind Jahre lang Mit Gras uͤberwachsen. Es ist zu bedauern, daß die Franzosen fuͤr diese, der Natur, den Hamstern und der Zieselmaus, abgelernte Methode mehr Sinn haben als wir Deutsche, die wir unsere Kornboͤden erstens fuͤr die Kornwuͤrmer, zweitens fuͤr das Feuer, und drittens fuͤr uns und unsere Kinder bauen. Daß die ungrischen Korngruben nicht abbrennen, ist offenbar; daß kein Kornwurm in dieselben kommt, kann jeder sehen, der nach Ungern geht. Referent theilt hier noch den vertikalen Durch schnitt der Korngrube des Herrn Ternaux zu St. Ouen Mit. Tab. V. Fig. 32, ABCD ist ein umgekehrter aus der Erde ausgegrabener Kegel, von 3 Metre 30 Cent, im Durchmesser, und 2 Metre 30 Cent. Hoͤhe. EE gemauertes Gewoͤlbe, welches den oberen Theil dieser Grube bildet. FF Schornstein aus Ziegeln gebaut, der sich auf 20 Centimetres uͤber den Boden erhebt. G Dekel aus Eichenholz, der die Oeffnung der Grube schließt. H Strohdeke am Boden derselben, welche auf Faschinen und Stroh ruht. J innere Bekleidung der Grube aus trokenem Rokenstrohe, KKK eiserne Klammern, auf welche die Latten aus Weiden-Holz sich stuͤzen, die die Stroh-Bekleidung fest halzen.

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Tafel Tab. V
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