Titel: | Ueber Siderography, oder die Kunst auf Gußstahl zu gravieren; demselben den Kohlenstoff zu entziehen und wieder zuzusezen; denselben zu härten, und zu temperieren. Von den HHrn. Perkins, Fairman und Heath. |
Fundstelle: | Band 7, Jahrgang 1822, Nr. LXXVI., S. 480 |
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LXXVI.
Ueber Siderography, oder die Kunst auf Gußstahl zu gravieren; demselben den Kohlenstoff zu entziehen und wieder zuzusezen;
denselben zu härten, und zu temperieren. Von den HHrn. Perkins, Fairman und Heath.
Aus dem 38 B. der Transactions of the Society for the Encouragement of Arts etc. In Hrn. Thom. Gill's technical Repository. N. III. Maͤrz 1822. S. 195.
Perkins, Fairman und Heath über Siderography.
Nachdem die Society for the
Encouragement of Arts, Manufactures et Commerce soviel von ihrer kostbaren
Zeit auf Untersuchung der verschiedenen Mittel, die Verfaͤlschung der
Banknoten zu verhuͤten, verwendet hat, glauben wir, Eigenthuͤmer der
siderographischen Kunst, daß ein vollstaͤndiger Bericht uͤber unser
Verfahren, welches bereits seit vielen Jahren in Amerika angewendet wurde, und
gegenwaͤrtig auch bei vielen Banken in England angewendet wird, ihrer
Aufmerksamkeit nicht ganz unwerth seyn wird.
Wir wollen zuerst dasjenige, was die große Basis der Sicherheit (security) bei diesem Verfahren gruͤndet, und dann
die Mittel der Ausfuͤhrung betrachten. Wenn auch die Idee, daß die
moͤglich groͤßte Sicherheit, welche gegen Verfaͤlschung
erreicht werden kann, die Anwendung einer Verbindung der Talente von
Kuͤnstlern ersten Ranges bei Verfertigung der Platte zu einer Banknote und
die Moͤglichkeit ist, immer identisch gleiche
Banknoten zu erhalten, nichts weniger als neu genannt werden kann; so glauben wir
doch daß folgender Plan der Ausfuͤhrung dieser Idee durchaus neu ist: er
besteht naͤmlich in der Leichtigkeit, die Werke der groͤßten
Kuͤnstler immer wieder neu zu erzeugen und zu vervielfaͤltigen.
Hierauf beruht seine ganze Staͤrke, und dieß ist die Basis, auf welche wir
unsere Hoffnungen bauen. Die Methode die Platten zu vervielfaͤltigen, ist
folgende:
Eine Stahlplatte, (deren Bereitung wir unten beschreiben werden) wird, auf die
gewoͤhnliche Weise, geaͤzt oder graviert, und dann gehaͤrtet.
Ein Cilinder von sehr weichem Stahle und 2 bis 3 Zoll im Durchmesser wird auf dieser
Stahlplatte so lang vor- und ruͤkwaͤrts gerollt, bis der ganze
Sprung in der Paginierung, in der Seitenchronolgie aber richtig.Abdruk der
Gravierung sich auf demselben erhaben zeigt, und in alto
relievo dasteht. Dann wird dieser Cilinder gehaͤrtet, und
vor- oder ruͤkwaͤrts auf einer Kupfer- oder weichen
Stahlplatte gerollt, und auf diese Weise ein vollkommenes Fac-Simile des Originales in gleicher Scharfe erhalten. Folgende
Berechnungen werden zeigen, wie weit dieses Sistem, aller Verfaͤlschung
entgegen zu arbeiten, getrieben werden kann.
Man nehme an, daß 20 der beßten historischen und anderer Graveurs verwendet werden,
und jeder derselben eine Vignette, die Vignette zu 4 Quadratzoll, zu stechen
bekommt; jeder Kuͤnstler soll zu seiner Vignette 6 Monate brauchen. Diese 20
Vignetten lasse man auf zwei Stahlplatten uͤbertragen, wovon die eine
fuͤr die Vorder-, die andere fuͤr die Ruͤkseite der
Banknote bestimmt ist. Das Resultat wird seyn, daß Ein Mann (wenn man einen solchen
finden koͤnnte,) zehn Jahre, oder daß zwanzig Kuͤnstler 6 Monate zur
Verfertigung einer Banknote von gleicher Guͤte brauchen wuͤrden. Kann
es einen besseren Plan geben, um alle Theilnahme an Verfaͤlschung
uneintraͤglich zu machen? Wenn man machen kann, daß eine Platte zu einer
Banknote 10,000 Pfund kostet (und dieß ist der Fall, wenn 20 Kuͤnstler, deren
Verdienst man fuͤr jeden zu 1000 Pfund des Jahres uͤber anschlagen
kann, 6 Monate lang beschaͤftigt werden) wird es dann nicht weniger
wahrscheinlich, daß eine solche Platte nachgestochen werden kann, als wenn sie bloß
5–10 Pfd. kostet? Wenn eine Platte zu Banknoten das Werk von 20 der beßten
Kuͤnstler in der Welt ist, kann ein anderer eine Platte von gleicher
Guͤte auftreiben, ohne dieselben Kuͤnstler zu verwenden? Es
laͤßt sich doch kaum vermuthen, daß zwanzig solche Kuͤnstler sich zur
Fertigung einer falschen Banknote sollten brauchen lassen; und wenn dieß auch
moͤglich waͤre, so wuͤrden sie doch kein Fac-Simile zu Stande bringen, (? d. Ueb.) und jeder, der mit dem
Originale vertraut ist, wuͤrde die falsche Banknote leicht von der echten
unterscheiden koͤnnen. Ein anderer Vortheil bei dieser Erfindung ist der, daß
jeder mit einem vollkommenen Fac-Simile der
ganzen Original-Banknote sowohl, als jedes einzelnen Theiles derselben sich
versehen, und darnach jede Banknote pruͤfen kann, ob sie echt ist, oder
nicht: denn es laͤßt sich auf diese Weise eine unendliche Anzahl von
Abdruͤken der Originalplatte erhalten. Wenn indessen auch die Platte 10,000
Pfund kostet, so kommen die einzelnen Abdruͤke doch noch immer wohlfeiler,
als auf die gewoͤhnliche Weise, zu stehen. Um die Ersparnisse, die bei diesem
Plane statt haben, in ihrem vollen Lichte zu zeigen, muß man uns erlauben, denselben
in seiner beßten Anwendung zu zeigen, bei einer Bank z.B. die taͤglich 25,000
Banknoten braucht.
Wenn die erste Stahlplatte 10,000 Pfund kostet, so kommen die folgenden 999 Platten
nur mehr auf 10,000 Pfund: man hat also 1000 Stahlplatten fuͤr 20,000 Pfund.
Nun kann man mit jeder Stahlplatte wenigstens 150,000 Banknoten druken, folglich mit
1000 Stahlplatten 150 Millionen Banknoten erhalten, also gerade so viel, als man in
20 Jahren braucht, wenn man taͤglich 25,000 Banknoten ausgibt. Nun betragen
aber die Drukkosten bei Stahlplatten (wo man obige Anzahl von Zetteln noͤthig
hat) einen Penny (7 1/2 Pfg. saͤchs.) fuͤr 31 1/4 Abdruͤke,
waͤhrend, wo man Kupferplatten, die nur 3 Pfund das Stuͤk kosten,
abdruken laͤßt, man fuͤr einen Penny nur 8 1/3 Abdruͤke liefern
kann, indem eine Kupferplatte nach 6000 Abdruͤken unbrauchbar wird.
Eine andere sehr wichtige Bemerkung ist diese, daß Stahlplatten einer verbesserten
Drukmethode faͤhig sind, welche, so gut wie moͤglich vervollkommnet
und angewendet, 50 pC. erspart, wodurch folglich an Drukkosten der obigen Zahl von
Banknoten, in 20 Jahren allein 75,000 Pfund erspart werden, so daß also nicht bloß
die ganzen Kosten der Platten wieder hereinkommen, sondern noch ein Ueberschuß von
55,000 Pfund bleibt.
Dieses Verfahren, Platten zu fertigen und zu druken, laͤßt sich eben so gut
auf Verzierungen von Werken, welche einen bleibenden Werth besizen, wie Bibeln,
Gebethbuͤcher, Fibeln, Katechismen, Buchstabir-Buͤcher,
naturhistorische und philosophische Werke anwenden. Je mehr man hievon Exemplare
gebraucht, desto groͤßer ist der Vortheil, den man durch Anwendung dieses
Verfahrens erhaͤlt. Es ist in unserem Lande (in England) oft der Fall, daß
man zu einer einzigen Auflage dieselbe Kupfertafel 4 bis 6 mal muß stechen lassen,
und doch noch die Haͤlfte der Abdruͤke unvollkommen bleibt. Eine
gehaͤrtete Stahlplatte kann mehr Muster-Abdruͤke, als alle
obigen Kupferplatten liefern, die schlechten Abdruͤke der lezteren
miteingerechnet. Diese Thatsache ist durch die zwei Abdruͤke einer und
derselben Platte erwiesen, welche diesen AufsazIn den Transactions of the Society for the Encouragement
etc. Das Repository bedauert, daß es
sich dieselben nicht mehr verschaffen konnte; verbuͤrgt aber die
Gleichheit derselben. A. d. Ueb. begleiten: der eine derselben
ist von den ersten Abdruͤken, der andere wurde dann erst gedrukt, nachdem
bereits 35,000 Exemplare davon abgezogen worden sind.
Seite ist falsch paginiert, in der Seitenchronolgie aber richtig.
Diese Abdruͤke zeigen zugleich, daß Identitaͤt praktisch
moͤglich ist. Die 4 Medaillons sind, wenn man sie ansieht, Zeile fuͤr Zeile und Punkt fuͤr Punkt einer
wie der andere. Wenn man diese Maschinen-Gravierung, vorzuͤglich die
Kette, betrachtet, wird man finden, daß die beiden Stile des Werkes, naͤmlich
Kupferplatten- und Letternpresse-Druk, hier auf das Schoͤnste
vereinigt sind. Dieß geschieht aber bloß durch Uebertragen und
Wideruͤbertragen. Diese Art von Gravierung ist aͤußerst schwer
nachzuahmen. Die Maschine hiezu, welche die geometrische Drehebank (geometrical lathe) heißt, wurde in Amerika, von Herrn
Asa Spencer erfunden. In
Bezug auf Faͤhigkeit, verschiedene Formen hervorzurufen, kommt ihr nur das
Kaleidoskop gleich; in Bezug auf Schoͤnheit der Muster uͤbertrifft sie
alles in ihrer Art. Sie hat eine Eigenheit des Kaleidoskopes, naͤmlich diese,
daß durch das Drehen einer Schraube, wie durch das Drehen des Kaleidoskopes, ein
neues Muster erzeugt wird, das man niemals vorher gesehen hat, und vielleicht nicht
wieder sehen wird. Diese Muster koͤnnen indessen hier durch das Uebertragen
verewigt werden. Wir druken gegenwaͤrtig eine Platte von der feinsten
Zeichnung, die bereits mehr als 100,000 Abdruͤke lieferte, und die noch immer
vollkommen gut ist. Wir koͤnnen sogar im gegenwaͤrtigen Augenblike
noch nicht sagen, wie lang eine gut gehaͤrtete Stahlplatte dauern kann, da
wir bisher nie mehr als 500,000 Abdruͤke von einer Platte gemacht haben:
wobei wir jedoch bemerken muͤssen, daß diese Platte vorzuͤglich aus
Schrift oder etwas, was wenigstens eben so stark war, bestand, und daß die
Abdruͤke davon noch immer gut sind. Calicot- und
Band-Drukereien, so wie die Manufakturen von Erden-Waaren
wuͤrden gut dabei bestehen, und wir haben das Vergnuͤgen zu
versichern, daß bald Versuche hieruͤber werden angestellt werden. Diese
Verbesserung in der Kunst des Grabstichels wird vielleicht den vierten Theil der
gegenwaͤrtigen Arbeiten desselben umfassen: die uͤbrigen werden immer
Kupfer bleiben muͤssen, indem man nicht so viele Abdruͤke braucht, als
zur Entschaͤdigung der Auslagen fuͤr eine Stahlplatte noͤthig
waͤren. Denn nur so viele Abdruͤke, als drei Kupferplatten nicht zu
liefern vermoͤgen, koͤnnen die Kosten einer Stahlplatte sichern. Dieß
ist aber gerade der Fall bei denjenigen Artikeln, auf welche diese Kunst sich
anwenden laͤßt, und bei denjenigen Verlegern, welche Werke von großen
Auflagen verschoͤnern wollen, was sie jezt bei groͤßerer Wohlfeilheit
dieser Verzierungen leichter koͤnnen: die Kupferstecher werden dabei nicht
leiden, sondern ihre Kunst wird vielmehr gefoͤrdert werden.
Man hat dem feinen und zarten Stiche der Banknoten den Vorwurf gemacht, daß sie sich
auf Papier von so starker Appretur nicht ohne Schwierigkeit abdruken lassen. Dieser
Einwurf wird aber dadurch gaͤnzlich beseitigt, daß wir auf das ungeleimte
Papier druken (in the water leaf) und erst nach dem
Druke dem Papiere seine Appretur geben (size). Diese
Verbesserung hat einen dreifachen Vortheil: daß naͤmlich der Druk
schoͤner ausfaͤllt; daß das Papier nach dem Druke eine bessere
Appretur an seiner Oberflaͤche bekommt, und daß die Schwaͤrze nicht so
leicht davon abgetragen wird.
Um unser Verfahren bei Zubereitung und Haͤrtung der Stahlplatten und
Staͤmpel gehoͤrig zu beschreiben, muͤssen wir Folgendes
bemerken.
Damit die Oberflaͤche der Gußstahlplatten, Cilinder und Staͤmpel
gehoͤrig weich und zur Aufnahme uͤbertragener oder gravierter
Zeichnungen gehoͤrig geeignet werde, muß derselben der Kohlenstoff entzogen
werden, und in dieser Hinsicht bedienen wir uns der reinen Eisenfeile, die von aller
fremdartigen Materie vollkommen frei und rein ist.
Die Schichte Stahles, welcher der Kohlenstoff entzogen wurde, darf nicht zu dik seyn,
wenn feine und zarte Gravierungen uͤbertragen werden sollen; z.B. nie mehr
als dreimal so tief als die Gravierung: in anderen Faͤllen kann der
Kohlenstoff unter der Oberflaͤche so tief man will der Stahlplatte entzogen
werden.
Wenn man der Gußstahlplatte den Kohlenstoff in einer fuͤr feine Gravierungen
schiklichen Tiefe entziehen will, so muß sie vier Stunden lang der
Weißgluͤhehize ausgesezt werden, und zwar in einer Buͤchse von
Gußeisen, die mit einem genau schließenden Dekel versehen ist. Die Seiten dieser
Buͤchse sind wenigstens drei Viertel Zoll dik, und die Oberflaͤche,
welche entkohlt werden soll muß wenigstens ein halb Zoll hoch mit reiner Eisenfeile
bedekt, oder umgeben werden. Die Buͤchse darf nur sehr langsam
abkuͤhlen, was durch Abschließung alles Zutrittes der Luft von dem Ofen, und
durch Bedekung desselben mit einer 6–7 Zoll hohen Lage von feiner Asche
geschehen kann. Jede Seite der Stahlplatte, des Cilinders oder Staͤmpels, muß
gleichfoͤrmig entkohlt werden, damit sie sich beim Haͤrten nicht
wirft, oder gar springt. Man hat auch wahrgenommen, daß die sicherste Art, Platten,
Cilinder und Staͤmpel zu hizen, die ist, daß man sie in eine senkrechte
Stellung bringt.
Der beßte Gußstahl ist jeder anderen Art von Stahl Vorzuziehen, sowohl zu Platten als
zu Cilindern, zu kreisfoͤrmigen und zu anderen Staͤmpeln, besonders dann, wenn
diese entkohlt werden muͤssen, was, wie oben bemerkt wurde, bloß darum
geschieht, um den Stahl weicher und zur Aufnahme irgend eines darauf anzubringenden
Eindrukes geschikter zu machen. Es wird daher nothwendig, daß man diesen Platten,
Cilindern, Staͤmpeln, ehe man mit denselben drukt, den entzogenen Kohlenstoff
wieder zuruͤkgibt, damit sie wieder zu haͤrtungsfaͤhigem Stahle
werden. Um sie wieder in Stahl zu verwandeln, verfaͤhrt man auf folgende
Weise: man brennt eine hinlaͤngliche Menge Leder zu Kohle, indem man
dasselbe, nach bekannter Art, in einer eisernen Retorte der Rothgluͤhehize
eine gehoͤrige Zeit uͤber aussezt, oder wenigstens so lang, bis alles,
was von dem Leder verduͤnsten kann, abgetrieben ist. Diese so bereitete Kohle
verwandelt man in ein sehr feines Pulver, und nimmt dann eine Buͤchse von
Gußeisen, die groß genug ist, die Platte, den Cilinder oder den Staͤmpel, der
wieder in Stahl verwandelt werden soll, in solcher Weite aufzunehmen, daß ringsumher
um das eingesezte Stuͤk und die Buͤchse 1 Zoll Raum bleibt. Diese
Buͤchse wird nun mit dem Kohlenpulver gefuͤllt, und nachdem sie mit
einem wohl schließenden Dekel bedekt wurde, in einen Ofen gestellt, der denjenigen
aͤhnlich ist, in welchem man Messing schmilzt: das Feuer wird
allmaͤhlich vermehrt, bis die Buͤchse etwas uͤber die
Rothgluͤhehize gebracht ist, und in diesem Zustande muß sie bleiben, bis
alles, was von der Kohle verduͤnsten kann, abgetrieben worden ist. Dann hebt
man den Dekel von der Buͤchse, und senkt die Platte, den Cilinder, oder
Staͤmpel in Kohlenpulver, und zwar so, daß sie so genau als moͤglich
in die Mitte kommen, und an allen Seiten mit einer gleichdiken Lage von Kohlenpulver
umgeben sind. Nachdem der Dekel wieder aufgesezt wurde, muß die Buͤchse mit
der Platte, dem Cilinder oder dem Staͤmpel, in dem vorher beschriebenen Grade
von Hize bleiben, 3 bis 5 Stunden lang, je nachdem die Platte, der Cilinder oder der
Staͤmpel dik ist. Drei Stunden reichen fuͤr eine einen halben Zoll
dike Platte hin; fuͤnf Stunden, wenn der Stahl anderthalb Zoll dik ist.
Nachdem die Platte, der Cilinder oder der Staͤmpel auf diese Weise dem Feuer
die gehoͤrige Zeit uͤber ausgesezt wurde, nimmt man sie aus der
Buͤchse, und stoͤßt sie alsogleich in kaltes Wasser. Es ist wichtig,
hier zu bemerken, daß es Erfahrungssache ist, daß Platten und andere
Stahlstuͤke, wenn sie in kaltes Wasser getaucht werden, sich, in senkrechter
Lage, oder nach der Richtung ihrer Laͤnge in dasselbe eingefuͤhrt,
weniger leicht werfen. Wenn ein Stuͤk Stahl, welches bis zu dem
gehoͤrigen Grade der Haͤrtung gehizt ist, in Wasser getaucht wird, und
so lang darin bleibt, bis es kalt wird, so weiß man aus Erfahrung, daß es leicht
reißt oder springt, und in vielen Faͤllen wird man es zu den Diensten, zu
welchen es bestimmt ist, zu hart finden. Bekommt der Stahl Risse oder
Spruͤnge, so ist er verdorben. Um ihn, wenn er bei dem Haͤrten nicht
gebrochen ist, zum Gebrauche tauglich zu machen, pflegt man ihn gewoͤhnlich
wieder zu hizen, um seine Temperirung herabzustimmen oder zu vermindern (to reduco or lower its temper) wie es technisch heißt.
Der Grad von Hize, welcher jezt angewendet wird, bestimmt den kuͤnftigen Grad
der Haͤrte des Stahles, oder seine Temperirung (hardness or temper), und wird durch die Veraͤnderung der Farbe an
seiner Oberflaͤche angezeigt.
Waͤhrend dieser Hizung zeigen sich alle Nuͤancen von den blassen
Strohfarben bis zum Dunkelblau. Man weiß indessen aus vieljaͤhriger
Erfahrung, daß, wenn man den heißen Stahl in kaltes Wasser stoͤßt, und
denselben nicht laͤnger darin laͤßt, als noͤthig ist um die
Temperatur desselben bis zu jenem Grade herabzubringen, bis zu welchem ein
Stuͤk harten Stahles erhoben werden muß, wenn es auf die gewoͤhnliche
Art temperirt werden soll, dadurch nicht bloß derselbe Grad von Haͤrte an dem
Stahle erzeugt wird, sondern, was noch wichtiger ist, beinahe alle Gefahr, daß er
Risse oder Spruͤnge bekommt, verschwindet. Es ist unmoͤglich durch
Worte das Kennzeichen anzugeben oder zu beschreiben, durch welches wir beurtheilen
oder bestimmen koͤnnen, wann der Stahl nach seinem Eintauchen in kaltes
Wasser den gehoͤrigen Grad von Temperatur erreicht hat; man kann dieß nur
durch wirkliche Beobachtung lernen, indem der Arbeiter hier einzig und allein von
der Art des Zischens und Summens geleitet wird, welches der erhizte Stahl in dem
Wasser waͤhrend des Abkuͤhlens hervorbringt. Von dem Augenblike an, wo
er zuerst in's Wasser getaucht wird, laͤßt sich ein abwechselnder Ton
hoͤren, der, ehe das Geraͤusch aufhoͤrt, in einen gewissen Ton
uͤbergeht, an welchem man erkennt, daß die gehoͤrige Wirkung
hervorgebracht wurde. Die einzigen Winke, die wir hier zum Vortheile des Arbeiters
geben koͤnnen, sind folgende: man nehme ein Stuͤk Stahl, das durch
Verweilen in kaltem Wasser bis zur Abkuͤhlung bereits gehaͤrtet worden
ist, und bringe dasselbe auf die gewoͤhnliche Hizungsweise bis zur blaßgelben
oder Strohfarbe, welche die verlangte Temperirung der Stahlplatte, die auf obige
Weise gehaͤrtet werden soll, andeutet: sobald man sieht, daß diese Farbe
hervortritt, tauche man den Stahl in Wasser, und gebe genau auf das zischende Geraͤusch,
oder, wie einige es nennen, auf das Singen acht, welches dadurch hervorgebracht
wird; dann wird man leichter und mit wenigeren Versuchen im Stande seyn den
gehoͤrigen Augenblik zu beurtheilen, in welchem der Stahl herausgenommen
werden muß. Es ist hiemit nicht gesagt, daß die Temperierung, welche die Strohfarbe
anzeigt, diejenige ist, auf welche die Stahlplatte, der Cilinder, oder der
Staͤmpel zulezt zuruͤkgebracht werden muß, weil diese dann zu hart
werden wuͤrden; sondern bloß, daß die Temperatur, welche diese Farbe erzeugt,
diejenige ist, durch welche jener eigenthuͤmliche Ton hervorgebracht wird,
der da anzeigt, wann der Stahl zum ersten Male aus dem Wasser gezogen werden muß.
Unmittelbar nach dem die Stahlplatte, der Cilinder oder der Staͤmpel aus dem
Wasser gezogen wurde, muͤssen sie auf Feuer gelegt, oder uͤber
dasselbe gehalten, und gleichfoͤrmig gehizt werden, bis sie ungefaͤhr
jene Temperatur erreicht haben, in welcher Talg schmilzt; oder, mit anderen Worten,
bis man von der Stahlplatte, von dem Cilinder oder Staͤmpel Rauch aufsteigen
sieht, wenn man dieselben mit Talg gerieben hat. Dann muͤssen sie wieder in
Wasser getaucht und so lang darin gehalten werden, bis der Ton etwas
schwaͤcher, als vorher wird. Hierauf nimmt man, sie wieder heraus, und hizt
sie zum zweiten Male bis auf denselben Grad nach derselben Regel, bis
naͤmlich der Talg, wie zuvor, anfaͤngt zu rauchen, und stoͤßt
sie zum dritten Male in Wasser, bis der Ton wieder schwaͤcher wird als das
lezte Mal. Man sezt sie noch ein drittes Mal, wie vorher, dem Feuer aus, und bringt
sie dann zum lezten Male in das Wasser, um sie, darin abkuͤhlen zu lassen:
nachdem sie abgekuͤhlt worden sind, reinigt man die Oberflaͤche der
Stahlplatte, des Cilinders oder Staͤmpels, und hizt sie uͤber dem
Feuer, bis die Temperirung endlich so weit gebracht ist, daß eine braune Farbe oder
jener hellere oder dunklere Ton von Farbe entsteht, welcher fuͤr die Art von
Stahl, die man so eben behandelt, oder zu dem Zweke, den man vor Augen hat, am
dienlichsten istHr.
Karl Warren, ein
ausgezeichneter historischer Graveur, hat dieses schaͤzbare Verfahren
zum Theile, und mit sehr bedeutendem Erfolge angewendet. Statt seine Platten
so dik zu machen, wie Hr. Perkins, entkohlstofft er bloß sogenannten Pit-saw Gußstahl, und formt daraus seine
Platten, auf welche er, nachdem sie an ihrer Oberflaͤche geschliffen
und poliert wurden, graviert. Er sezt weiters keinen Kohlenstoff zu und
haͤrtet sie nicht, sondern laͤßt sie weich, indem er schon
hiedurch seinen Zwek vollkommen erreicht, da er dadurch unendlich mehr
Abdruͤke als durch jede Kupferplatte erhalten kann, und die
Schwaͤrze sich auch weit leichter von der Oberflaͤche abpuzen
laͤßt. A. d. Hrn. Th. Gill..