Titel: | Beschreibung eines Apparates, welcher die Stelle des gewöhnlichen, bei mehreren Operationen der Medaillen-Fabrikation gebräuchlichen Herdes weit vortheilhafter vertritt. Von Herrn de Puymaurin, dem Sohne, adjung. Direktor der königl. Münze. |
Fundstelle: | Band 7, Jahrgang 1822, Nr. XIII., S. 129 |
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XIII.
Beschreibung eines Apparates, welcher die Stelle des gewöhnlichen, bei mehreren Operationen der Medaillen-Fabrikation gebräuchlichen
Herdes weit vortheilhafter vertritt. Von Herrn de Puymaurin, dem Sohne, adjung. Direktor der königl. MünzeNicht wegen der
unter besonderer Aufsicht der Regierungen stehenden Medaillen und
Muͤnzen, sondern wegen der vielen deutschen Fabriken, die
aͤhnliche Arbeiten und Apparate, wie auf den Muͤnzen,
foͤrdern und liefern, theilen wir diese herrliche Verbesserung der
gewoͤhnlichen Muͤnzherde mit..
Aus dem Berichte des Hrn. Mérimée im Namen einer Special-Kommission im Bulletin de la Société pour d'Encouragement de l'Industrie nationale. N. CCVI. 1821. Im Auszuge uͤbersezt.
Mit Abbildungen auf Tab. IV.
Puymaurin's Beschreibung eines Herdes zur Medaillen-Fabrikation.
Daß die gewoͤhnlich gebraͤuchlichen
Muͤnzherde viele Kohlen umsonst verbrennen, langsam arbeiten, und die
Gesundheit der Arbeiter gefaͤhrden, ist Thatsache.
Gewoͤhnlich brauchte man das Feuer dreier Herde, um die Zaine,
Schroͤtlinge und Medaillen auszugluͤhen, zu reinigen, und
glaͤnzend zu machen, und die uͤbrigen Feuerarbeiten zu vollenden. Man
konnte nur Holzkohlen dazu brauchen, indem die wohlfeilere Steinkohle, ja sogar die
Cokes, die Medaillen stetig machen, welches leztere sogar oͤfters durch
Holzkohlen noch so stark geschieht, daß man die Medaillen deßwegen mehrere male
ausgluͤhen muß.
Man legte die Medaillen auf gluͤhende Kohlen, und wann sie roch
gluͤhten, nahm man eine nach der anderen, um sie zu reinigen. Außer dem, daß
auf diese Weise manches Stuͤk zwischen den Kohlen verloren gieng, und nur
geschmolzen wieder hervorgezogen wurde, gieng auch die Gesundheit der Arbeiter bei
dieser Reinigungs-Methode zu Grunde. Die rothgluͤhenden Stuͤke
wurden in ein Gefaͤß geworfen, in welchem sich Schwefelsaure mit Wasser
verduͤnnt befand, und es stiegen so gefaͤhrliche und verderbliche
Daͤmpfe aus demselben auf, daß die Muͤnz-Administration zwei
Arbeiter waͤhrend zehn Jahren an den Folgen derselben verlor, und denjenigen,
die an ihre Stelle traten, den Gehalt erhoͤhen mußte, damit sie Milch zum
Tranke waͤhrend dieser den Tod drohenden Arbeit trinken konnten.
Herr de Puymarin bemerkt auf eine, ihm eben so sehr als
dem Erfinder ehrenvolle Weise, daß Hr. Bréant ihm zuerst die Idee mittheilte, die Medaillen in
Muffeln auszugluͤhen, um sie gegen die Kohlenfleken zu schuͤzen. Er
versuchte nach dieser Idee zu arbeiten, und es gelang ihm die Medaillen in der
Muffel selbst mit den unreinen Pariser Cokes ohne alle Fleken
auszugluͤhen.
Der erste Schritt war auf diese Weise gluͤklich geschehen; allein die Arbeit
forderte groͤßere Schnelligkeit. Da die Hize nicht uͤberall gleich
war, mußten die Stuͤke, die vorne lagen, ruͤkwaͤrts gebracht
werden, um gehoͤrig auszugluͤhen. Es war hierdurch auch noch nicht
fuͤr die Gesundheit der Arbeiter gesorgt.
Herr de Puymarin ließ nun einen Ofen erbauen, welcher,
neben dem Aschenherde, an einem geschlossenen Orte ein Gefaͤß mit der
verduͤnnten Saͤure enthaͤlt, in welche die
rothgluͤhenden Stuͤke fallen, um darin gereinigt zu werden. Die
Daͤmpfe, welche hieraus aufsteigen, werden von dem Luftstrome weggetrieben,
der das Feuer auf dem Herde unterhaͤlt, und durch die gluͤhenden Kohlen gejagt. Wenn
Kupferstuͤke gereinigt werden, sieht man an der gruͤnen oder blauen
Flamme deutlich, daß ein Theil des Metalles verfluͤchtiget wird, und man
sieht, wie nothwendig es ist, daß diese Dampft so abgeleitet werden, daß sie den
Arbeitern nicht auf die Lungen fallen koͤnnen.
In einer Muffel, die durch den Ofen geht, werden nun die Medaillen
ausgegluͤht. Die Muffel ist auf beiden Seiten offen; das vordere
Thuͤrchen ist, wie gewoͤhnlich; die Hintere Oeffnung aber hat einen
Schnellbalken, der dem leichtesten Druke nachgibt.
Im Anfange der Operation stellt man an den Eingang der Muffel eine gegossene
Buͤchse, welche eine gewisse Anzahl Medaillen enthaͤlt; sobald diese
roͤthbraun geworden sind, sezt man eine zweite Buͤchse ein, die die
erste in den Hintergrund der Muffel schiebt, wo die Medaillen sehr bald vollkommen
roth gegluͤht werden; hierauf schiebt man diese zweite Buͤchse mit
einer kleinen Kehrstange zuruͤk auf die erste, welche, von dieser geschoben,
die hintere Thuͤre der Muffel aufstoͤßt, aus der Muffel austritt, und
uͤber eine schiefe Flaͤche an eine Gosse oder einen Trichter gelangt,
durch welchen die Medaillen in das Gefaͤß fallen, in welchem sie gereinigt
werden.
Um das Fortgleiten der Buͤchsen zu erleichtern, hat man in der Muffel zwei
Leisten von Platina angebracht, und die schiefe Flaͤche ist mit zwei
metallnen scharfen Kanten versehen. Die Buͤchse, welche hinabgegleitet ist,
wird von einer kleinen Klampe aufgehalten, umgestuͤrzt, und die Medaillen
fallen durcheinander in das Gefaͤß, in welchem sie gereinigt werden sollen.
Wo man besorgen muͤßte, daß sie durch die Reibung leiden koͤnnten,
muͤssen sie Stuͤk vor Stuͤk einzeln herausgenommen werden.
Damit durchaus nichts von den verderblichen Daͤmpfen durch die Oeffnung am
Trichter oder an der Gosse entweichen kann, ist diese mittelst einer Klappe
geschlossen, welche sich bei dem Druke der auffallenden Medaillen leicht
oͤffnet, und, nachdem diese durchgefallen sind, sich von selbst wieder
schließt. Herr de Puymarin besorgte naͤmlich, daß,
wenn die Entwikelung dieser Daͤmpfe zuweilen zu stark waͤre, der
Luftzug, welcher indessen immer stark genug zieht, sie nicht alle wegfuͤhren
koͤnnte. Die Medaillen fallen in dem Reinigungs-Gefaͤße auf ein
Sieb von Platina, auf welchem sie, nachdem sie gereinigt worden sind, herausgenommen
werden.
Der Ofen des Hrn. de Puymarin ist so vortheilhaft gebaut,
daß auch kein Plaͤzchen in demselben verloren geht. In dem uͤber der
Muffel befindlichen Theile, in welchem die Kohlen eingeschuͤret werden,
gluͤht er die Zaine aus, aus welchen die Schroͤtlinge gemacht werden.
Er hat ferner daselbst auch noch einen beweglichen Rost angebracht, auf welchem ein
laͤngliches Castrol, worin die Kupferstuͤke bronzirt werden, eingesezt
werden kann.
Ueberdieß befindet sich an der Seite noch ein anderer mittelst eines
Thuͤrchens geschlossener Raum, in welchen man ein zweites Castrol einsezen
kann, wenn man Kupfer- und Silberstuͤke zugleich ausgluͤhen
will. Zugleich ist auch ein blechernes Sieb daselbst angebracht, in welchem man die
Muͤnzen nach der Reinigung derselben troknet.
Um alle Waͤrme zu benuͤzen, welche in einem solchen Ofen sich im
Uebermaße entwikelt, befindet sich, neben dem Aschenherde, eine Trommel, in welche
die aͤußere Luft einfaͤllt, sich erhizt, und durch ein
Waͤrmeloch an dem Seitenstuͤke herausfaͤhrt. Ein mit Wasser
gefuͤlltes und in diese Heizroͤhre gestelltes Gefaͤß fieng in
wenigen Minuten an zu kochen.
Die Erspanung an Feuemateriale, welche durch diesen Ofen erzielt wird, ergibt sich
aus Folgendem. Im Jahre 1820. brauchte man fuͤr 4200 Franken Kohle, um 2929
KilogrammeEin Kilogramm
= 1000 Grammen ist = 2 Pfund, 5 Quent 49 Gr. A. d. Ueb., und 232
Gramme Muͤnzen von allem Schrote auszupraͤgen: dieß giebt fuͤr
ein Vierteljahr 1050 Franken Kohle auf 643 Kilogramme Metall. Bei dem neuen Ofen des
Hrn. de Puymarin brauchte man in einem Vierteljahre um
663 Franken 80 Centime Kohlen zu 2002 Kilogrammen und 950 Grammen Muͤnzen.
Waͤhrend man also im Jahr 1820. um 1 Franken und 57 Centime Kohlen auf ein
Kilogramm Muͤnze noͤthig hatte, brauchte man bei diesem neuen Ofen nur
fuͤr 34 Centime Kohlen auf ein Kilogramm Metall. „Und so wird es
Hr. de Puymarin in Erzeugung der Muͤnze eben
so weit bringen, als unsere Nachbarn, bei welchen die Industrie in diesem Zweige
so große Fortschritte machte.“
Mérimée.
Herr de Puymarin glaubt, daß sich noch einige
Verbesserungen an diesem Ofen anbringen lassen. Er schlaͤgt vor, die
Woͤlbung des Ofens zu druͤken, auf jeder Seite ein Loch des Ofenkamins
anzubringen, das Seitenthuͤrchen aufzugeben, zwei Muffeln einzusezen, die 4
Zoll weit von der Mauer des Ofens, und 3 1/2 Zoll weit von einander entfernt sind.
Die schiefe Flaͤche am Ende der Muffeln soll eine schiefe Richtung bekommen,
und die Gefaͤße sollten fuͤr die groͤßte Menge der
Muͤnzen berechnet seyn, die in sie gelangen koͤnnen. Die beiden Ofen
muͤssen daher etwas weiter, als in der Zeichnung, von einander entfernt
werden. Es ist gut, wenn sie isolirt und mitten in der Werkstaͤtte stehen,
und, damit der Zug regelmaͤßiger wird, ihre Roͤhren nach zwei
verschiedenen Schornsteinen geleitet werden.
Jede Muffel wird zwei Buͤchsen, zu 240 Schroͤtlingen jede, enthalten,
da eine Buͤchse von 490 Stuͤken die Medaillen nicht so leicht fallen
ließe: man kann also 1920 Schroͤtlinge in den Muffeln auf Einmal
ausgluͤhen. Der obere Theil jedes Ofens wuͤrde ungefaͤhr 520
fassen, so daß, in 20–30 Minuten, man 2960 Stuͤke ausgluͤhen
koͤnnte, was, den Tag zu 10 stuͤndiger Arbeit gerechnet, wenigstens
59,200 Schroͤtlinge oder 296,000 Franken giebt. Dieser
Medaillen-Apparat auf Muͤnzoͤfen angewandt, wuͤrde
fuͤr 2 Oefen 9–10 Franken Cokes kosten.
Erklaͤrung der Abbildungen.
Fig. 1. Tab.
IV. Aufriß des Ofens von vorne.
Fig. 2.
Durchschnitt des Planes in Fig. 3. nach der Linie xy.
Fig. 3.
Grundriß, nach der Linie ST des Aufrisses
durchgeschnitten.
Fig. 4.
Grundriß nach der Linie VU, oder nach der
Hoͤhe der Roͤste genommen; die schiefe Flaͤche und die Gosse
sind abgenommen.
Fig. 5.
Seitenaufriß von der Seite des Ofenthuͤrchens.
Fig. 6.
Seitendurchschnitt.
Dieselben Buchstaben bezeichnen dieselben Gegenstaͤnde in allen Figuren.
A Raum in dem Ofen, in welchem die Zaine
gegluͤht, bronzirt werden etc.
B kleine Seitenthuͤre in eben derselben
Hoͤhe mit dem vorigen Raume, in welche man ein kleines Castrol schieben kann,
wann der Raum besezt ist.
C in Grade getheiltes Register, wornach die Hize des
Ofens regulirt wird.
D Thuͤre der Muffel, durch welche die
Buͤchsen eingeschoben werden.
E Thuͤre mit dem Schnellbalken, durch welche die
Buͤchsen aus der Muffel heraus kommen.
ED irdene Muffel.
F Oeffnung fuͤr einen Windzug, in welcher die
Luft sich erhizt und durch ein Hizloch an der Seite heraustritt.
G Eintritt des Luftzuges in den Ofen.
G' Ausgang der erhizten Luft.
H Trichter oder Gosse, an welche die Buͤchsen
gelangen, nachdem sie uͤber die schiefe Flaͤche EHE hingleiteten.
I Klappe, welche die Entweichung der Daͤmpfe
durch den Trichter hindert.
K Untertheil des Ofens, wo die Reinigung geschieht.
L Topf, welcher die Saͤure zur Reinigung der
Medaillen enthaͤlt.
M Rost des Ofens.
N Luftzug, welcher das Feuer im Ofen unterhalt, und die
sauren metallischen Daͤmpfe abfuͤhrt.
O blecherne Thuͤre, welche das Waͤrmeloch
des Aschenherdes abschließt.
P Waͤrmeloch. Wenn man die Thuͤre O oͤffnet, kann man aus diesem Loche die Asche,
und jeden Abend auch das Feuer herausziehen.
Q Lade, in welcher man das in der Werkstaͤtte
gebrauchte Leinenzeug troknet.
R Aufbewahrungsort fuͤr den taͤglichen
Kohlenbedarf.
a Sieb, welches man in das Loch am Ofen stekt,
worin man die Medaillen troknet.
b Kehrhaken zum Herausziehen der Asche und des
Feuers durch die Thuͤre P.
c Kehrhaken zum Herausschieben der
Buͤchsen aus der Muffel.
d Zange.
e Schaufel.
f kleiner Kehrhaken zum richten der Kohlen in
dem Inneren des Ofens.
g beweglicher Arm an der Thuͤre R.
h in Grade getheiltes Register.
i gegossene Buͤchse.
k Castrol zum Puzen und Reinigen durch
Sieden.
k' kleines Castrol zu demselben Zweke, welches
durch die Thuͤre B in den oberen Theil des Ofens
geschoben wird.
l Dekel fuͤr den Reinigungstopf.
m Sieb aus Platina.
n irdener Topf oder Gefaͤß.
o Karren fuͤr n.
p beweglicher Rost, welcher die Castrole im
Ofen traͤgt.