Titel: | Beschreibung eines von M. Taylor verfertigten Apparates zur Beleuchtung des Theaters von Covent-Garden zu London mit Oelgas. Von M. Hoyau, Mechaniker. Paris, Strasse Saint Martin Nr. 248. |
Fundstelle: | Band 6, Jahrgang 1821, Nr. XLV., S. 294 |
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XLV.
Beschreibung eines von M. Taylor verfertigten Apparates zur Beleuchtung des Theaters von Covent-Garden zu London mit Oelgas. Von M. Hoyau, Mechaniker. Paris, Strasse Saint Martin Nr. 248.
Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement pour l'Industrie nationale. Juli 1821. S. 208.
Mit Abbildungen auf Tab. V.
Hoyau's Beschreibung eines Oelgas-Apparates.
Die Beleuchtung mit Wasserstoffgas gewahrt in Hinsicht auf
Bequemlichkeit so große Vortheile, die Vertheilung desselben ist so leicht, und sein
Licht so schoͤn, daß man gegenwaͤrtig alle Mittel versucht sie in
oͤffentlichen und in Privat-Haͤusern einzufuͤhren. Diese
sinnreiche Erfindung, welche bei uns ihren Ursprung nahm, und welche bei unseren
Nachbarn mit so vielem Erfolge angewendet wurde, muß in ihrem Vaterlande ihre
Vollendung erhalten; wir duͤrfen dieß um so mehr hoffen, als unsere
gelehrtesten Chemiker ihre Talente dem Streben nach seiner Vollendung weihen, und
oͤffentliche herrlich beleuchtete Gebaͤude die schoͤnen
Resultate ihrer Arbeiten beweisen.
Ungeachtet der, gegen dieses Beleuchtungs-System erhobenen, Einwuͤrfe
und der gelehrten Berechnungen, durch welche man zu beweisen gesucht hat, daß
dasselbe fuͤr Frankreich nicht zutraͤglich sey, sehen wir
taͤglich solche Apparate errichten, deren Oekonomie von den Errichtern
derselben anerkannt wird, und die Erfahrung wird bald alle jene Schwierigkeiten,
welche sich der Anwendung desselben entgegenzusezen scheinen, siegreich zum
Schweigen bringen.
Aber, wenn auch die durch Destillation der Steinkohlen erhaltene Beleuchtung in
gewissen Faͤllen geringe Vortheile gewaͤhrt, so laͤßt die mit
Oelgas veranstaltete weniger Einwuͤrfe uͤbrig, und gibt uns ein Mittel
an die Hand, selbst Oele von geringerer Qualitaͤt und von jeder Art, ja sogar
die Ruͤkstaͤnde, von welchen man bei Lampen keinen Gebrauch machen
kann, nuͤzlich zu verwenden.
Das zur Destillation dieser Fette noͤthige Brennmaterials, so wie die
Erneuerung der Retorten, vergroͤßern allerdings die Ausgabe, und die Kosten
der Anschaffung des Apparates wuͤrden eine Rente geben, die man mit in
Rechnung bringen muß; wenn man jedoch bemerkt, daß die destillirten Materien um 2/3
wohlfeiler sind als jene, die man zu den Lampen anwendet, so wird man einsehen, daß
die Anwendung derselben ein Ersparniß gibt, welches die Kosten der Anschaffung und
der Unterhaltung aufzuwiegen vermag: uͤberdieß scheint es bekannt, daß der
Taglohn fuͤr das Puzen, die Anschaffung der Dochte und
Glasrauchfaͤnge, die Ausbesserung der Lampen, ein ziemlich
betraͤchtliches Capital fordern um der Bedienung und Unterhaltung des
Apparates mehr als gleich zu kommen, und daß der Ankauf dieser Lampen, der den Preis
der Gaslampen um Vieles uͤbersteigt, einen großen Theil des Preises des
Apparates dekt.
Wir werden uns in keine weitlaͤufigeren Details uͤber die Kosten eines
Oelgasapparates im Vergleiche mit jenen einer gleichen Anzahl Argand'scher Lampen
einlassen; diese Untersuchungen wuͤrden uns zu weit fuͤhren und
koͤnnten der Inhalt eines eigenen Werkes uͤber diesen Gegenstand
werden; wir wollen uns damit begnuͤgen, den Apparat zu beschreiben den
neulich Taylor zur Beleuchtung des Theaters von
Covent-Garden zu London verfertigte, und der alle die Vollkommenheiten in
sich zu vereinigen scheint, welche sein Erbauer nach und nach dieser Art von
Beleuchtungs-Maschinen zu verschaffen wußte.
Alle zur Hervorbringung des Oelgases noͤthigen Operationen lassen sich auf die
Destillation des Oeles, auf die Verdichtung der Daͤmpfe, die sich mit dem
Gase erheben, und auf die Reinigung dieses Gases zuruͤk fuͤhren.
Beim ersten Anblike scheint es, daß das Oelgas dieselbe Arbeit erfordert, wie das
Steinkohlengas; allein man wird aus der Beschreibung dieses Apparates ersehen, daß
jede dieser Operationen bei dem Oelgase viel einfacher ist als bei der Destination
der Steinkohlen.
Die Retorte von gegossenem Eisen A.
Fig. 9. Taf.
V. stellt eine Roͤhre vor, die wie ein Hufeisen, dessen Arme sehr
verlaͤngert waͤren, gebogen ist; die Enden der beiden Arme sind durch
die Platten B geschlossen; sie haben die Form eines
Kugeldurchschnittes, dessen hervorspringender Guͤrtel sich an einen
aͤhnlichen holen Guͤrtel, welcher am Ende einer jeden Roͤhre
sich befindet, anlegt. Durch diese sehr sinnreiche Einrichtung paßt die Platte immer
genau auf die Oeffnung, selbst dann, wann die Achse der Kugel, von welcher sie ein
Ausschnitt ist, wegen ihrer Lage nicht genau auf jene der Roͤhren der Retorte
paßt: nicht so waͤre es bei einer konischen Vorrichtung; denn die geringste
Aenderung wuͤrde verursachen, daß der Dekel nicht mehr paßt und wuͤrde
die Schließung unvollkommen machen. Die Platten werden durch die Kegel C, die man zwischen die aͤußere
Oberflaͤche derselben und eine horizontale Eisenstange D bringt, welche queer vor den Oeffnungen der beiden Roͤhren der
Retorte voruͤberlaͤuft, an die Oeffnungen angedruͤkt. Diese
Stange ist an ihren Enden an 2 gegossenen Stuͤken befestigt, die Einen
Koͤrper mit der Retorte bilden, und deren zweigabeliges Ende zwischen seinen
Armen die Stange aufnimmt, welche mit 2 Bolzen durchschossen ist. Die Platten B haben zwei kleine Henkel E,
welche das Ausnehmen und Einsezen derselben erleichtern.
Nachdem die Retorte eine solche Lage erhielt, daß ihre Arme in derselben horizontalen
Ebene sich befinden, so bekommen diese an ihren Enden, so wie die Beugung der
Retorte, kleine Oeffnungen, in welchen man gegossene Roͤhren anbringt, die an
ihrem oberen Ende offen und mit kegelfoͤrmigen mit Thon umgebenen und mit
Hammerschlaͤgen hineingetriebenen Stoͤpseln zugepfropft sind. Die
erste, F,
Fig. 10.
dient zur Einlassung des Oeles, die zweite, G,
laͤßt das Gas entweichen und die dritte, H, ist
dazu bestimmt, die Reinigung der Beugung, in deren Mitte sie sich befindet, zu
erleichtern; endlich hat die Retorte hervorspringende Brazen, die auf dem
Gemaͤuer des Ofens ruhen und ihr als Stuͤze dienen.
Der Bau des Ofens zeigt nichts Besonderes; er ist so breit wie die Retorte, und
erweitert sich noch auf jeder Seite der Arme, indem er einen Raum von 2 Zollen
fuͤr den Ausgang der Flamme laͤßt. Derselbe Raum hat zwischen den
beiden Armen der Retorte statt. Der Boden des Heerdes L
ist erhaben, und naͤhert sich der Retorte, um die Wirkung der Flamme, die
sich vom Heerde erhebt, und die der Luftzug gegen den Rauchfang reißt, zu
verstaͤrken. In der Naͤhe dieses Punktes bringt man kleine Oeffnungen
M von 2 Quadratzoll Oberflaͤche an, sie sind
dazu bestimmt, die Verbrennung der nicht verbrannten brennbaren Gasarten, welche
sich aus der Kohle entwikeln, zu bewirken. Ohne diese Vorrichtung wuͤrden
diese Gase in den Rauchfang gehen, und waͤren so fuͤr die Erhizung der
Retorte verloren. Der Ofen wird also hierdurch fast ganz rauchfressend, und das
Brennmaterial hat den groͤßten Theil der Wirkung hervorgebracht, die man von
demselben erwarten konnte. Wir bemerken bei dieser Gelegenheit, daß der beste Ofen
der waͤre, dessen
Rauchfang weder Rauch noch Flammen von sich gaͤbe; denn der Rauch ist das
Zeichen einer unvollkommnen Verbrennung, und die Flamme, die sich uͤber der
Roͤhre erhebt, zeigt, daß die entzuͤndbaren Gasarten aus Mangel an
Sauerstoff, der ihre Verbrennung unterhalten muß, nicht im Ofen verbrannt wurden,
weil sie sich sogleich entzuͤnden, so wie sie mit der Luft in
Beruͤhrung kommen.
Ein Apparat hat immer zwei Retorten, damit die Reinigung oder Ausbesserung der einen
nicht den Dienst der anderen verhindere, und damit die Gaserzeugung nicht
unterbrochen werde.
Auf dem Ofen bemerkt man einen Behaͤlter N,
welcher das Oel enthaͤlt, und dasselbe mittelst der 2 Roͤhren O den beiden Retorten zufuͤhrt; auf diesen
Roͤhren befinden sich Haͤhne mit Zeiger und Quadranten, wodurch man
ihre Oeffnung nach Beduͤrfniß regelt, d.h. so, daß die Menge Oeles, welche
sich in der Retorte verbreitet, in dem Verhaͤltnisse ihres Eintrittes in
Dampf verwandelt werde.
Das Gefaͤß N hat oben einen Trichter P, dessen Roͤhre von einem Hahne und einer
Roͤhre Q unterbrochen ist, die mit einer
gegossenen Buͤchse zusammenhaͤngt, von welcher wir sogleich sprechen
werden. Dieser Behaͤlter wird von einem eisernen Ringe R gehalten, welcher in die Mauer eingesezt und mit 4 kleinen Brazen S, die zu seiner Befestigung dienen, umgeben ist.
Das Gas geht beim Austritte aus der Retorte durch die Roͤhre T, welche sich in den Dekel des aus Eisen gegossenen
Behaͤlters U endet, der die tropfbar
fluͤssigen Produkte der Destillation des Gases aufnimmt. Diese Produkte
werden durch die Roͤhre Q wieder in den
Behaͤlter N zuruͤkgefuͤhrt um dort
neuerdings destillirt zu werden.
Die Einfuͤgung der Roͤhren in die Oeffnung gleicht ungefaͤhr
jenen bei den physischen Instrumenten; das Ende der Roͤhre hat einen Ansaz;
dieser ist mit einem Schraubenringe V umgeben, besten
Durchmesser jenem des Ansazes gleich ist; dieser Schraubenring wird in eine
walzenfoͤrmige Hoͤhlung X
eingefuͤhrt, deren Boden flach und mit einem Loche durchbohrt ist, welches
gleichen Durchmesser mit der Hoͤhlung der Roͤhre besizt, und dessen
untere Waͤnde die Mutter des Ringes V bilden. Der
Ansaz dieses Ringes ist ein Sechsek, um Mittelst eines Schluͤssels den Ring
auf eine kleine Platte von Bley schrauben zu koͤnnen, die man zwischen den
Ansaz der Roͤhre und den Boden der Schraubenmutter X legt. Das Gas steigt bei seinem Austritte aus dem Behaͤlter,
durch die Roͤhre Y, welche man als
Schlangenroͤhre betrachten kann.
In dieser Schlangenroͤhre geschieht die Verdichtung der Daͤmpfe, welche
sich mit dem Gase aus der Retorte erheben; die tropfbar fluͤssigen Produkte
dieser Verdichtung liefern, von neuem der Destillation unterworfen, wieder Gas,
welches bei der ersten Destillation sich noch nicht bilden konnte.
Dieser Theil des Apparates zeigt eine sehr sinnreiche Einrichtung, die wir sogleich
darstellen werden, und die uns das Kuͤhlgefaͤß auf den
hoͤchsten Grad von Vollkommenheit zu bringen scheint.
Wenn man die Bedingungen bedenkt, die ein Kuͤhlgefaͤß, es mag was immer
fuͤr eine Form haben, erfuͤllen muß, so wird man sehen, daß das zur
Abkuͤhlung bestimmte Wasser seine Wirkung um so vollkommner hervorgebracht
hat, als es waͤrmer aus dem Apparate herauskommt, weil dieß Wasser sich des
Waͤrmestoffes bemaͤchtigen muß, womit die Gase impraͤgnirt
sind. Wenn nun der Dampf, so wie er in die Schlangenroͤhre tritt, auf Wasser
stoͤßt, welches kaͤlter ist als er, so wird sich dieses in's
Gleichgewicht sezen, und
der Dampf wird zum Theile verdichtet werden. Wenn der Dampf auf seinem Wege nach und
nach kaltes Wasser trifft, so wird er endlich ganz verdichtet werden; also wird bei
diesem Durchgange, wo der Lauf des Wassers dem der Daͤmpfe entgegengesezt
ist, das Wasser den moͤglich groͤßten Grad von Waͤrme erhalten,
und diese Daͤmpfe werden sich ganz verdichtet haben.
Nach diesen Ansichten hat Hr. Taylor seine Schlangenroͤhre eingerichtet; sie
ist aus 3 oder mehreren diken gegossenen Roͤhren zusammengesezt, durch welche
kleine mit diesen concentrische Roͤhren von derselben Materie laufen. Der
durch Fig. 9.
Tab. V. dargestellte Durchschnitt zeigt die Lage und Zusammenstellung dieser
Roͤhren. Die aͤußere Roͤhre Z hat
bloß zwei Raͤnder. Die kleine innere Roͤhre a ist mit einem einzigen Ansaze an dem einen Ende umgeben, und dieser
Ansaz ist eben so breit als jener der großen Roͤhre Z; das andere Ende, welches walzenfoͤrmig ist, geht in eine
Wergbuͤchse, die den entgegengesezten Ansaz der Roͤhre a bildet. Um dieses lezte Rohr zu uͤberpichen,
bringt man zwischen die aͤußere Oberflaͤche und die Buͤchse b etwas Hanf, den man mit einer Drukzange (matoir
Eine Art Schere, deren Enden aber, statt schneidend, vierekig sind, und die
dazu dient, biegsame Materien in einen Raum hineinzudruͤken, in den
sie hineingezwengt werden muͤssen. A. d. O.) hineintreibt bis ungefaͤhr die Haͤlfte der Tiefe mit dieser
Materie umgeben ist; dann gießt man einen bleyernen Ring, der den Strik bedekt, und
druͤkt ihn mit einer Drukzange eben so zusammen, wie man den Hanf
zusammengedruͤkt hat. Diese Art die Roͤhre zusammenzufuͤgen ist
in England allgemein angenommen; sie ist oͤkonomisch und vorzuͤglich
sehr einfach; ihr Hauptvortheil ist der, daß sie den verschiedenen Temperaturen
zuzuschreibenden Verlaͤngerungen und Verkuͤrzungen widersteht und dadurch die
Hauptursache der mangelhaften Zusammenfuͤgungen bei Leitungen von einiger
Ausdehnung verhindert.
Die auf die angegebene Weise zubereiteten Roͤhren bekommen die doppelten
Beugungen c, welche sie vereinigen und eine
Schlangenroͤhre aus denselben bilden, in welche das Gas durch die
Roͤhre Y hinein und bei der Roͤhre d herausgeht, um in den Reinigungsbehaͤlter zu
kommen, wie man gleich sehen wird.
Das Wasser, welches zur Verdichtung der mit dem Gase in die Schlangenroͤhre
tretenden Daͤmpfe bestimmt ist, kommt durch die Roͤhre e (Fig. 10.) die einen Hahn
f hat; bei g tritt es in
die große Roͤhre Z''; es umgibt die kleine innere
Roͤhre, und fließt an das entgegengesezte Ende der Roͤhre Z'', wo es durch die Roͤhre h hinausgeht um in die Roͤhre Z'' zu gelangen. In dieser Roͤhre tritt es
zwischen die kleine Roͤhre, welche das Gas leitet und zwischen die große die
sie umgibt; aus dieser kommt es auf dieselbe Weise bei h', um die Roͤhre Z zu durchlaufen und
bei der kleinen Roͤhre h'' heraustreten zu
koͤnnen. Das Gas kommt im Gegentheile bei der Roͤhre Y herein, die es zuerst in die Roͤhre Z fuͤhrt, geht dann in die Roͤhre Z', und endlich in die Roͤhre Z'', wo es heraustritt, um durch die Roͤhre d in den Reinigungs-Bottich zu gelangen. Die bei
dem Durchschnitte der Roͤhre gezeichneten Pfeile deuten den Gang des Gases
und des Wassers an.
Ich habe das Innere der Roͤhren Z nicht sehen
koͤnnen, und man hat mir nur ihre Zusammenfuͤgung erklaͤrt,
aber es schiene mir zwekdienlich, das Wasser zu zwingen sich um die Roͤhre,
die das Gas enthaͤlt, herumzudrehen, und dazu waͤre es
hinlaͤnglich, diese Roͤhre mit einer im Schneken gewundenen
Oberflaͤche, welche sich bis an die Wand der Roͤhre Z ausdehnte, zu umgeben. Durch diese Zurichtung, die man Fig. 4. sieht,
wuͤrde das Wasser zwischen beiden Roͤhren circulieren, indem es sich
um die Roͤhre drehen wuͤrde, und da es laͤnger im Apparate
bliebe, so wuͤrde es seine Wirkung vollkommener hervorbringen.
Es ist bei diesem Apparate leicht zu erkennen, ob die Verdichtung vollkommen ist, und
ob man nicht eine zu große Menge Wassers angewendet hat. Wirklich ist es, wenn die
Roͤhre d warm ist, ein Zeichen, daß das Gas nicht
hinlaͤnglich abgekuͤhlt wurde, und daß man die Menge des
abkuͤhlenden Wassers vermehren muß. Hat aber das Wasser, das aus dem Apparate
herauskommt, weniger als 70–80° Reaumur, so hat man zu viel Wasser
hineingelassen, das man also unnuͤzer Weise angewendet hat.
Die Roͤhren der Schlangenroͤhre sind leicht gebogen, so daß sie den
Lauf der fluͤssigen Produkte in den Behaͤlter U erleichtern.
Die Roͤhre d, in welche die Schlangenroͤhre
sich endet, biegt sich, nachdem sie sich erhoben hat, und steigt in den
Behaͤlter i hinab, wo sie 10–12 Zoll unter
das Wasser taucht. Sie endet sich in einen Sprizkopf, welcher das Gas bei seinem
Ausgange zertheilt. Der Behaͤlter ist innenwendig durch die Brettchen k, k', k'', k''' durchschnitten, die leicht gebogen und
mit kleinen Untersaͤzen, die sich nicht auf die ganze Breite der Brettchen
ausdehnen, besezt sind. Das Gas ist also genoͤthigt, die kleinen von den
Untersaͤzen gebildeten Rinnen zu durchlaufen, und bleibt laͤnger in
Beruͤhrung mit dem Wasser, das zur Reinigung bestimmt ist. Wann sich endlich
das Gas uͤber die Oberflaͤche des Wassers erhoben und in dem leeren
Raume des Behaͤlters verbreitet hat, so geht es bei der Roͤhre l hinaus, die es in das Gasometer fuͤhrt.
Da dieser lezte Theil des Apparates nichts Besonderes enthaͤlt, so haben wir
es nicht fuͤr noͤthig erachtet, ihn zu zeichnen, sondern werden ihn
bloß beschreiben. Er besteht aus einem großen blechernen Behaͤlter, der von
einem inneren eisernen Gerippe gestuͤzt wird. Er erhaͤlt das Gas durch
seinen oberen Theil, an welchem das Leitungsrohr angebracht ist. Diese
Roͤhre, die gebrochen ist, bildet ein Scharnier, wie jenes an einem Zirkel;
der Knoten ist ein Hahn, dessen Pfropf ausgekehlt und folglich bestaͤndig
offen ist. Diese Art Hahnes, die man Verbindungsknoten (noeud
de communication) nennen koͤnnte, wird uͤberall angewandt, wo
man bewegliche Theile beleuchten muß; so sind z.B. die Coulissen im Theater, die
Beleuchtungsroͤhren hinter den Decorationen, mit diesen Arten von Scharnieren
verbunden, welche wegen Ihrer Festigkeit und Genauigkeit viel zwekmaͤssiger
sind, als die biegsamen Roͤhren. Was die Gegengewichte des Gasometers
betrifft, so sind diese an einer schweren Kette befestigt, die, indem sie sich
abrollt, das Gegengewicht des Gasometers in dem Verhaͤltnisse
vergroͤßert, als der Behaͤlter des Gasometers, wenn er sich
uͤber das Wasser erhebt, schwerer wird.
Um keine Unterbrechung im Dienste des Apparates herbeizufuͤhren, pflegt man
noch 2 Gasometers zu haben, um sich des einen bedienen zu koͤnnen, wann man
das andere ausbessert.
Wenn die gegebene Beschreibung hinreicht, um die Anordnung aller Theile des Apparates
kenntlich zu machen, so wird man den Gang der Operationen leicht begreifen. Das Oel,
welches in den Behaͤlter N gegossen wurde, geht
also durch die Roͤhre O in die Retorte, wo es in
Dampf verwandelt wird, welcher sich daraus erhebt, wird durch die Roͤhren T in den Behaͤlter U
geleitet, tritt aus diesem Behaͤlter in die Schlangenroͤhre Z, Z', Z'', steigt durch die Roͤhre d in den Behaͤlter i
herab, wo es gereinigt wird, indem es bis an die Oberflaͤche Abfaͤlle bildet;
endlich geht es durch die Roͤhre l in das
Gasometer selbst.
Die tropfbar fluͤssigen Ruͤkstaͤnde der Destillation laufen aus
der Schlangenroͤhre Z, Z', Z'' in den
Behaͤlter U, woraus sie durch die Roͤhre
Q entweichen, und in den Behaͤlter N zuruͤkkehren, um von neuem destilliert zu
werden.
Obschon die Destillation des Oeles, so wie jene der Steinkohlen, in gegossenen
Retorten geschehen kann, so hat man doch gefunden, daß die Zersezung desto schneller
vor sich geht, je mehr die Beruͤhrungspunkte vervielfaͤltigt sind; man
hat deßwegen Stuͤke von sehr schwammigen Ziegelsteinen in die Retorte
gebracht, welche mit den Retorten gluͤhen, und durch welche das Gas
nothwendig gehen muß, ehe es in die Schlangenroͤhre tritt.
Wir koͤnnen diesen Aufsaz nicht ohne die Bemerkung schließen, daß zur
Unterhaltung derselben Anzahl von Oelgaslampen man weit weniger
betraͤchtliche Zurichtungen braucht, als zur Destillation der Steinkohlen;
wirklich ist es bekannt, daß die Consumption eines Brenners, der einer
gewoͤhnlichen Lampe gleich ist, ungefaͤhr einen Cubikfuß fuͤr
die Stunde betraͤgt, waͤhrend man 3 Cubikfuß Steinkohlengas
fuͤr dieselbe Zeit noͤthig hat. Ferner ist die Flamme des Oelgases
weniger blau, als die des Steinkohlengases und naͤhert sich mehr dem
Lampenlichte, was die Farben des beleuchteten Gegenstandes besser erhaͤlt und
sie nicht bleicher macht, wie das Steinkohlengas.
Da die Consumption des Oelgases geringer ist als die des Steinkohlengases, wie wir
eben gesagt haben, so sind die Lampen oder Brenner mit sehr feinen und entfernter,
als bei den gewoͤhnlichen Lampen, stehenden Loͤchern durchbohrt,
dessen ungeachtet ist die Flamme eben so voll, und ihr Glanz ist staͤrker als
der der besten Lampen.
Den uͤblen Geruch, den man in den auf diese Weise beleuchteten Oertern zu finden
behauptet, kann man nur in dem Falle bemerken, wo der Hahn einer nicht
angezuͤndeten Lampe aus Nachlaͤssigkeit offen geblieben ist. So lange
die Lampen angezuͤndet werden, es moͤgen deren noch so viel seyn, ist
es unmoͤglich etwas zu riechen, und ich glaube sogar bestaͤtigen zu
koͤnnen, daß eine gleiche Zahl gewoͤhnlicher Lampen mehr Geruch und
vorzuͤglich mehr Rauch verbreiten wuͤrde. Ich war laͤnger als
einen Monat im Theater zu Covent-Garden, ohne ein einziges mal einen Geruch
des Gases bemerkt zu haben, obschon die Scene und der Saal von mehr als 200
Oelgaslampen beleuchtet waren.
Wir glauben nach der Untersuchung, die wir uͤber verschiedene Apparate zur
Gasbeleuchtung angestellt haben, versichern zu koͤnnen, daß die Beleuchtung
mit Steinkohlengas nur zur oͤffentlichen Beleuchtung oder fuͤr große
Etablissements, die wenigstens 1000 Lampen fodern, zwekmaͤßig seyn kann,
waͤhrend jene mit Oelgas bei Gebaͤuden mit 100 Lampen angewandt werden
kann; man koͤnnte diese, dadurch, daß man sie groͤßer macht, selbst
auf eine geringere Zahl reducieren, ohne daß die Kosten des Ankaufes und des
Unterhalts deshalb groͤßer wuͤrden.
Erklaͤrung der Figuren auf Tab. V .
Dieselben Buchstaben bezeichnen dieselben Gegenstaͤnde an den verschiedenen
Figuren.
Fig. 9.
Seitenaufriß und Durchschnitt der verschiedenen Theile des Apparates.
Fig. 10. Plan
des Apparates und horizontaler Durchschnitt der Retorte.
Fig. 11.
Aufriß des Ofens, der Retorten und des Oel behaͤlters, von vorne (es ist nur
die Haͤlfte des Ofens gezeichnet, da die andere ganz symetrisch ist).
Fig. 12.
Durchschnitt eines Theiles der Schlangenroͤhre in welcher man eine in Schneken
gewundene Flaͤche angebracht hat, um das Wasser um das Gasrohr circulieren zu
machen.
A. Die Retorte; man sieht die Ziegelsteine, mit welchen
sie gefuͤllt ist.
B. Die Platten, welche das Ende der Arme der Retorte
verschließen.
C. Keile, welche man zwischen die Eisenstange D und die Platten treibt, um sie auf die Oeffnung der
Retorten zu druͤken.
D. Stangen, die zum Zuruͤkhalten der Platten B dienen.
E. Kleine eiserne Henkel, mittelst welcher man die
Platten ergreift, um sie wegzuheben und an die Oeffnungen der Retorte anzulegen.
F. Oeffnung um das Oel in die Retorte zu bringen.
G. Oeffnung durch welche das Gas aus der Retorte
entweicht.
H. Oeffnung um die Saͤuberung des Buges der
Retorte zu erleichtern.
I. Stuͤzen der Retorte; sie sind in das
Gemaͤuer des Ofens versenkt.
K. Der Ofen.
L. Erhoͤhter Boden des Feuerherdes.
M. Kleine Roͤhren oder Zugloͤcher, welche
Luft hereinfuͤhren, um das Verbrennen der Gasarten, welche sich
waͤhrend der Verbrennung entwikeln, zu erleichtern.
N. Der Behaͤlter des Oeles.
O. Kleine Roͤhre, welche das Oel in die Retorte
fuͤhrt; sie ist durch einen Hahn mit einem Zeiger unterbrochen.
P. Trichter zur Einfuͤhrung des Oeles in den
Behaͤlter.
Q. Roͤhre, welche die tropfbar fluͤssigen
Produkte der Destillation in den Behaͤlter leitet.
R. Krone in die Mauer eingesezt, welche dem
Behaͤlter des Oeles als Stuͤze dient.
S. Kleine Fuͤßchen, welche den Behaͤlter
N. hindern uͤber seine Stuͤzen
abzugleiten.
T. Roͤhre, welche das Gas in die
Schlangenroͤhre leitet; sie ist durch einen Hahn unterbrochen.
U. Behaͤlter aus Gußeisen zur Aufnahme der
tropfbar fluͤssigen Produkte der Destillation bestimmt.
V. Schraubenring fuͤr die Roͤhren.
X. Kleiner hohler Cylinder, der der erwaͤhnten
Schraube als Mutter dient.
Y. Roͤhre, welche das Gas in die
Schlangenroͤhre leitet.
Z. Z'. Z''. Roͤhren des
Kuͤhlgefaͤßes der Schlangenroͤhre.
a. Schlangenroͤhre, in welcher die Verdichtung der
mit dem Gase gemischten Daͤmpfe vorgeht.
b. Wergbuͤchse, welche das Ende der Roͤhre
a umgibt.
c. Doppelte Beugungen, welche die Verbindung zwischen den
verschiedenen Theilen der Roͤhre a
herstellen.
d. Roͤhre, welche das Gas in den
Reinigungsbehaͤlter fuͤhrt.
e. Roͤhre, welche kaltes Wasser in das
Kuͤhlgefaͤß leitet.
f. Hahn, dessen Oeffnung die zur Abkuͤhlung
noͤthige Menge Wassers regelt.
g. Oeffnung, durch welche Wasser in das
Kuͤhlgefaͤß fließt.
h. h'. Verbindungsroͤhren zwischen einer
Schlangenroͤhre und der anderen.
h'', Roͤhre zur Auslerung des warmen Wassers, das
zur Verdichtung gedient hat.
i. Behaͤlter zur Reinigung des Gases. k. k'. k''. k'''. Abfaͤlle welche den Aufenthalt
des Gases im Wasser verlaͤngern; sie sind mit kleinen Untersaͤzen
besezt, welche den Gang des Gases verzoͤgern.
l. Roͤhre, welche das Gas in das Gasometer
leitet.
m. Hahn zur Auslassung des wesentlichen Oeles, welches
das Gas bei seinem Durchgange durch das Wasser verliert.
n. Hahn zur Ausleerung des Wassers im Behaͤlter
i.
o. Roͤhre, um Wasser in denselben Behaͤlter
zu fuͤllen.
p. Gezimmertes Gestell der Schlangenroͤhre Z und des Behaͤlters U.
q. Rauchroͤhre.
r. Wesentliches Oel, welches beim Waschen des Gases
zuruͤkbleibt.