Titel: | Erklärung des dem Joh. Sinclair, Manufakturisten in Edinburgh, ertheilten Patentes auf eine gewisse Verbesserung in der Verfertigung der Shawls, gestreiften Zeuge (plaids), Scherpen (scarfs), Saktücher, Rokzeuge für Weibsleute (gown-pieces) und andere Artikel, in welchen farbige Faden zu Blumen oder anderen Figuren gewebt werden, mögen sie nun Seide, Baumwolle, Wolle, Flachs, Hanf oder was immer, oder eine Mischung aller dieser seyn. Dd. 18. November 1819. |
Fundstelle: | Band 5, Jahrgang 1821, Nr. LI., S. 295 |
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LI.
Erklärung des dem Joh. Sinclair, Manufakturisten in Edinburgh, ertheilten Patentes auf eine gewisse Verbesserung in der Verfertigung der Shawls, gestreiften
Zeuge (plaids), Scherpen (scarfs), Saktücher, Rokzeuge für Weibsleute (gown-pieces) und andere Artikel, in welchen farbige Faden zu Blumen oder anderen Figuren gewebt werden, mögen sie nun Seide, Baumwolle,
Wolle, Flachs, Hanf oder was immer, oder eine Mischung aller dieser seyn. Dd. 18. November 1819.
Aus dem Repertory of Arts, Manufactures et Agriculture. II. Series. N. CCXXVIII. May 1821. S. 347.
Mit einer Abbildung auf Tab. VI.
Sinclair's Verbesserungen in der Verfertigung der Shawls.
Ich erklaͤre, daß meine Erfindung in Folgendem besteht. Da die bisher
gebraͤuchliche Art Shawls, gestreifte Zeuge, Scherpen, Saktuͤcher,
Rokzeuge fuͤr Weibsleute und andere aͤhnliche Artikel zu weben, in
welchen Faden von verschiedener Farbe zu Blumen oder anderen Figuren eingewebt
werden sollen (welche Art von Weberei man
Indiennen-Nachahmungs-Manufaktur (manufacture
in innitation of the Indian) nennt) mittelst Zwillich-Trittes (tweel) an der rechten Seite des Musters geschieht, und
die Wirkung dieses Zwillich-Trittes an der rechten Seite diese ist, daß die kleinen Punkte und
Adern des Musters dadurch gebrochen werden, und durch das Heraufziehen der
Werfte- und anderer Grund-Faden, welche nothwendig von einerlei Farbe
sind, und durch ihre Stellung in Diagonalen und schiefen Linien, die uͤber
die zeichnenden Faden hinlaufen, die Reinheit der Farbe beleidigt und das durch
dieselbe hervorgebrachte Muster geschwaͤcht wird: so bilde ich, durch
Anwendung einer verschiedenen Art von Weberei, die Punkte und Adern des Musters mit
der kleinlichsten Genauigkeit, und halte die zeichnenden Faden auf der
Oberflaͤche viel reiner und unvermengt mit den Werfte- und anderen
Grund-Faden, indem bei mir mehr nicht von den lezteren an die
Oberflaͤche hinauf kommen duͤrfen, als noͤthig ist um die
zeichnenden Faden zu einem Gewebe zu binden, und diejenigen Faden, welche auf diese
Weise notwendig an die Oberflaͤche gebracht werden muͤssen, so zu
liegen kommen, daß das freie Auge dieselben kaum bemerken kann.
Um die Natur meiner verbesserten Weberei deutlich zu erlaͤutern, habe ich hier
einige erklaͤrende Zeichnungen beigefuͤgt. Ehe ich aber auf dieselben
verweisen kann, muß ich im Allgemeinen bemerken, daß das, was ich fuͤr die
wesentliche Eigenheit dieser neuen Weberei halte, das Aufbewahren oder Zupassen
einer gewissen Menge von Werfte ist, welche zwischen den zeichnenden Faden her
Oberflaͤche und dem, was man Eintrag (ground,
weft oder woof) nennt, kommen soll. Ein Theil
der Werfte, wenn sie so verwendet wird, bringt wirklich die Faden des Eintrages von
der Oberflaͤche weg, auf welcher sie nie erscheinen koͤnnen, ohne der
Reinheit und Kraft wesentlichen Schaden zu bringen. Dadurch, daß man auf diese Weift
dem Stuͤke ein freieres und mehr offenes Gewebe geben kann, ertheilt man
demselben auch mehr
Geschmeidigkeit und Weichheit, und es scheint mir noch uͤberdieß, daß dadurch
eine mehr gleiche und regelmaͤßige Oberflaͤche erhalten wird, indem
man den zeichnenden Faden ein ebenes und gleiches Lager gibt.
Die Zeichnung Fig.
3. zeigt ein Stuͤk Tuch, an welchem meine Verbesserung angebracht
ist. Der Raum zwischen zwei Amen stellt jedes mal einen einzelnen Faden vor. Die
Raͤume oder Faden aa etc. stellen den Theil
der zugepaßten Werfte (Kette, Zettel) dar, welche zwischen die Eintrag- oder
Grundfaden bb, und die zeichnenden Faden an der
Oberflaͤche cc kommen. Diesen Theil der
Werfte nenne ich den Binder. Die mit dd
bezeichneten Faden der Werfte, die an die Oberflaͤche des Zeuges kommen,
wirken, wie man sehen kann, regelmaͤßig und gleichfoͤrmig nach dem
Grundsaze einfacher Webung, und die zeichnenden Faden cc sind Eintrag fuͤr dieselben; die Faden der Werfte dd und ee,
welche die Kehr- oder Grundseite bilden, wirken gleichfalls auf eine der
einfachen Webung nahe kommende Weise. Der Binder aber, waͤhrend er die Faden
des Eintrages von der Oberflaͤche abhaͤlt, traͤgt zugleich bei,
dieser freien und offenen Anreihung der Faden des Zeuges Staͤrke und
Festigkeit zu geben, und macht das Lager, auf welchem die zeichnenden Faden der
Oberflaͤche zu liegen kommen, gleich und eben. Was ich also als meine
Erfindung in Anspruch nehme, ist der Theil her Werfte oder der Kette, den ich Binder
nenne, insofern er in oben benanntem Zweige der Manufaktur angewendet und so
angelegt ist, daß er zwischen die Faden des Eintrages und die zeichnenden Faden der
oberen Flaͤche kommt.
Was die Weise betrifft, in welcher ich meine besagte Erfindung anwende, so wird jeder
verstaͤndige Weber nach dem, was ich bisher davon sagte, im Stande seyn, davon Gebrauch
zu machen. Fuͤr diejenigen aber, welche weniger Kenntniß von der Kunst
besizen, habe ich hier drei Zuͤge dar, gestellt, welche zeigen, wie der Stuhl
gezogen, eingerichtet und gearbeitet werden muß: ihre Ansicht wird jeden praktischen
Weber in den Stand sezen, dieses verbesserte Gewebe zu verfertigen. An diesen
Zuͤgen bezeichnet ff das Lochbrett (the holeboard); die Raͤume zwischen den Linien
hh stellen die Lizen (heddles) vor; der Raum gg die Lade mit
dem Kammblatte (reed); die Raͤume zwischen den
Linien kk sind die Trittlinge; die Linien ll stellen die Werfte dar, und der Punkt auf jeder
Linie zeigt die Lize, durch welche jeder Faden geht. Die Kreuze xx, wo die Trittlinge kk durch die Lizen gehen, stellen die aufsteigenden, die Punkte .. die
fallenden Schnuͤre (cords) vor. Die zwei
Trittlinge zur Rechten, ab, arbeiten den Grund,
die uͤbrigen 1, 2, 3 die Figuren.
Der Zug Fig. 4.
stellt die Weise dar, wie der Stuhl gezogen, eingerichtet und gearbeitet werden muß,
wenn das in der Zeichnung Nr. 1. dargestellte Gewebe gefertiget werden soll.
Der Zug Fig. 5.
stellt die Weise dar, wie der Stuhl gezogen, eingerichtet und gearbeitet werden muß,
um dasselbe Gewebe, jedoch mit einiger Abaͤnderung, die ich von bedeutender
Wichtigkeit fand, zu verfertigen. Folgendes dient als Erklaͤrung. Man nehme
an, daß der Koͤrper des zu fertigenden Stuͤkes weiß seyn soll, so
werden, wenn ich in zwei Lizen oder Blaͤtter weiße Faden einfuͤhre,
und mit diesen beiden Lizen arbeite, wenn weißer zeichnender Eintrag durchgeschossen
wird, die Theile, in welchen der weise Eintrag an der oberen Flaͤche
erscheint, mit weißer Werfte in dem Zeuge gebunden seyn, und die Farbe dieser Theile wird
unvermischt weiß seyn. Und wenn ich wieder in zwei andere Lizen oder Blaͤtter
eine Mittelfarbe eintrage, z.B. orangegelb oder roth, und mit diesen Lizen arbeite,
wenn zeichnende Faden von anderen Farben, nur nicht weiß eingetragen werden, so
werden die Theile dieser gefaͤrbten Faden, welche in dem Muster an der oberen
Flaͤche des Zeuges erscheinen, weniger in ihrem Ausdruke durch die
orange- oder rothfarbigen Faden geschwaͤcht werden, als wenn dieser
Theil der Werfte gleichfalls weiß gewesen waͤre. Genaue Ansicht des Zuges 5,
wird das erklaͤren, was ich hier aufgestellt habe. Wollte man den Grund oder
unfigurirten Theil des Zuges im Zwillichtritte arbeiten, so muͤßte dieß durch
Einrichtung des Zuges, wie in Nr. 6.(Diese
Figur fehlt im Originale). geschehen.
Zum Schlusse muß ich noch bemerken, daß ich meistens den Binder mit doppelten, statt
mit einfachen Faden, anwende, wie in der Zeichnung Nr. 1. Ich habe indessen auch
haͤufig von einfachen Faden Gebrauch gemacht, und der Unterschied zwischen
beiden Zeugen scheint mir unbedeutend. Urkunde dessen etc.