Titel: Uebersicht der italienischen landwirthschaftlichen Literatur.
Fundstelle: Band 5, Jahrgang 1821, Nr. XXIII., S. 120
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XXIII. Uebersicht der italienischen landwirthschaftlichen Literatur. Aus Acerbi's Biblioteca Italiana. Maͤrz 1821 S. 405. Uebersicht der italienischen landwirthschaftlichen Literatur. Wenn die Zahl der Buͤcher uͤber landwirthschaftliche Gegenstaͤnde als sicherer Maaßstab des Interesses dienen kann, das man in Italien an diesem Zweige des National-Wohles nimmt, so koͤnnen wir mit Sicherheit schließen, daß dieses Interesse bei uns sehr lebhaft ist. Ueberall neue Auflagen der Werke unserer Filippo Re, Conte Dandolo, Fantoni etc, uͤberall neue Versuche, neue Ideen, und auch neue Werke. Marquis Fagnani schrieb uͤber verschiedene landwirthschaftliche Gegenstaͤnde im Mailaͤndischen41); einer der gelehrtesten Minister, jener zu Turin (S. E. Graf Prospero Balbo) uͤber die Fruchtbarkeit Piemonts42); Doctor Poklini zu Verona schenkte uns eine Reihe von landwirthschaftlichen Beobachtungen43), nachdem er vorher den schoͤnsten Akerbau-Katechismus herausgegeben hat, den die Landwirtschaft sich wuͤnschen konnte44). Hr. Angelini, auch ein Veroneser, studirte die dem Oelbaume schaͤdlichen Insekten45); Dr. Bassi zu Lodi bemuͤhte sich die Kunst der Kaͤsebereitung zu vervollkommnen46); hier suchte man das Futter47) dort die Rassen der Hausthiere, vorzuͤglich die der Schweine48), zu verbessern; Varese studirte den von Gelehrten so oft bestrittenen, und vom Landmanne allgemein geglaubten, Einfluß des Mondes49); Catlinetti beschrieb seine privilegirte Flachs-Brechmaschine und Ritter Cesaris jene von Christian 50); Prandi eine neue Saͤemaschine51). Nur die Georgofili zu Florenz scheinen an dem Mittagsschlaͤfchen der Accademia della Crusca Theil zu nehmen: Acerbi meint aber, man sollte die Herren nicht aufweken; denn sie haben auch wachend in ihren 7 Heften nicht viel mehr gethan als geschlafen52). Desto, thaͤtiger war man im Koͤnigreiche beider Sizilien, wo am Geburtstage des Koͤniges, am 12. Jaͤner 1820, eine landwirthschaftliche Schule53) eroͤffnet wurde. Hr. Capponi schrieb eine landwirthschaftliche Statistik der Gegend von Avellino54); Hr. de Angelis eine aͤhnliche von den Umgebungen von Caramico55); Hr. Silvagni eine solche uͤber die Calabria citeriore56); Baron Durini eine uͤber die Umgebungen von Vasto und Paglietta in Abruzzo citeriore 57). Hr. Mizzi schrieb uͤber den Holzmangel in der Terra di Bari 58); Hr. Rizzi uͤber die Ursachen eines Fehljahres an Haselnuͤssen im Principato ulteriore 59); Hr. Strozzi uͤber Oel aus Weinkernen60); Hr. Carena uͤber Christian's Flachsbreche61) und der Canonikus Tripaldi di Molfetta uͤber die Insekten, die den Oelbaum verwuͤsten62). Sizilien wetteifert mit Neapel um landwirthschaftliche Kenntnisse zu foͤrdern, und den Akerban zu heben. Fuͤrst di Castelnuovo schrieb einen herrlichen Calendario dell' agricoltura per l'anno 1820 und errichtete auf seine Kosten auf seiner Villa ai Colli bei Palermo ein landwirthschaftliches Institut zum Unterrichte 12 junger Leute. Baron Fridani haͤlt auf seine Kosten vier junge Leute bei Hrn. v. Fellenberg zu Hofwyl. Die Bienenzucht wird, wie Hr. Acerbi richtig bemerkt, in den sehr bevoͤlkerten und sehr kultivirten Gegenden Italiens nie jenen Vortheil gewahren, wie in den wuͤsten Rußlands und Polens und Griechenlands, weil es diesen Thierchen hier an Futter gebricht. Hr. Acerbi, der selbst einmal seinen Bienenstand auf seiner Villa zu Castelgoffredo bis auf 102 Stoͤke vermehrte und sich Huber's Methode dabei bediente, theilt am a. O. S. 413 u. f. einige sehr interessante Bemerkungen uͤber Bienenzucht mit, und empfiehlt denjenigen, die die Bienen genau studiren wollen, nach dem Beispiele seines Landsmannes Sanctorius, die Wage als das einzige Mittel zu sicheren Resultaten zu gelangen. Hr. Foscarini's Bemerkungen uͤber Seidenraupenzucht haben, leider, fuͤr uns kein Interesse, indem wir in Deutschland in dieser Hinsicht auf eine fuͤrwahr unbegreifliche Weise weder so klug noch so fleißig seyn wollen, als der einfaͤltigste Bauer in Japan und China.