Titel: | Künste und Gewerbe in Italien. |
Fundstelle: | Band 5, Jahrgang 1821, Nr. XXII., S. 112 |
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XXII.
Künste und Gewerbe in Italien.
Künste und Gewerbe in Italien.
Der beruͤhmte Redacteur der Biblioteca Italiana liefert im Maͤrzhefte
des laufenden Jahres S. 423–436 eine sehr interessante Uebersicht der
Bluͤthen und Fruͤchte der Industrie, welche das vorige Jahr in Italien
zierten.
Wir haben, sagt Acerbi, im ersten Theile (dieses Aufsazes)
den Ausspruch der Akademie der schoͤnen Kuͤnste von Venedig bekannt
gemacht, und die Namen der, mit dem Ehrenpreise belohnten, Preißwerber
aufgefuͤhrt. Es ist Forderung der Gerechtigkeit, daß man nicht undankbar die
Namen derjenigen unausgefuͤhrt lasse, welche kraftvoll gewirkt haben auf
Foͤrderung der mechanischen Kuͤnste und des Manufacturwesens. Ein
Auszug soll uns uͤber die Beurtheilung belehren, welche das Institut der
Wissenschaften und Kuͤnste in solcher Beziehung gegeben hat, und welche bei
der feierlichen Preise-Vertheilung zu MailandEs ist eine wahre Ermunterung fuͤr jeden
Freund der Industrie wahrzunehmen, daß beinahe in allen Staaten das Streben
fuͤr Emporhebung der Industrie an die
Tagesordnung koͤmmt, – daß durch oͤffentliche
Verkuͤndung preiswuͤrdiger Erzeugnisse und der Namen
ausgezeichneter Kuͤnstler und Gewerbsleute diesen selbst jener Vorzug
nach Maaß des Verdienstes gesichert wird, dessen sich der Kunststeiß vorhin
beinahe nur in England erfreuen konnte. – Immer mehr wird dieses
Verfahren dahin wirken, daß nuͤzliche Industrie ihre verdiente
Werthschaͤzung erhalte, daß Wetteifer selbst und wohl noch mit
groͤßrer Vollkommenheit erzeuge, was sonst nur dem Auslande abgekauft
werden konnte, daß bei solcher wuͤrdevollen Stellung eine Menge
junger Maͤnner zum Nuzen des Vaterlandes ihre Kraͤfte
industrioͤsen Unternehmungen widmen werden, die vorhin in diesem
schoͤnen buͤrgerlichen Leben keinen Reiz finden wollten.
– Man vergleiche hiemit den kurzen Auszug Bd. 4. S. 244. Anm. d.
Uebers. oͤffentlich verlesen worden ist.
Wir wollen daher, da solche factische Angaben die zuverlaͤßigste Scala bilden,
um das Vorruͤken der Industrie zu messen, in gedraͤngter Kuͤrze
das Interessanteste auch unseren Lesern mittheilen.
Das Institut begann am 6. Sept. v. J. die Versammlungen, welche das Urtheil
uͤber die Erzeugnisse der Industrie vorbereiten sollten. Die goldene Medaille, die silberne
Medaille, und Ehrenerwaͤhnung waren als die Auszeichnungen
bestimmt, welche nach diesem Urtheile zugetheilt werden konnten.
A. Die goldene
Preis-Medaille erhielten mehrere:
Joseph Eduard Bonelli. Schon in dem J. 1818 bezeugte das
Institut diesem Manne fuͤr Bereitung der brennzeligen Holzsaͤure (acido pirolignoso) verdientes Lob; die
verspaͤtete Vorlage der Erzeugniße machte es jedoch nicht moͤglich,
die Zuerkennung der Praͤmie zu gewaͤhren. Vier Produkte im Großen
kamen zur Beurtheilung: Kohlenstoff, durch Destillation
gewonnen, gereinigte Holzsaͤure, essigsaures Bley,
und unterkohlensaure Soda. Die Commission
uͤberzeugte sich an Ort und Stelle von der Vortrefflichkeit und von dem wohl
geregelten Mechanismus dieser Fabrik, von der darin uͤblichen
Verfahrungsweise, und der seltenen Einsicht des Dirigenten, welcher die
Ruͤksicht auf Oekonomie so kuͤnstlich mit der Vollkommenheit der
Erzeugnisse zu vereinigen weiß.
Auch fanden sich noch andere interessante Produkte: fluͤßiger Theer, welcher,
gereinigt von aller salzigen Substanz, zum Kalfatern der Schiffe ausgezeichnet gut
ist, Essig-Aether, essigsaure Soda, essigsaures Kali, essigsaures Kupfer,
kohlensaure Soda, Bleiweiß, und Silberweiß.
Johann Venanz Marc, ein sehr erfahrnes Metallgießer, hat
das ausgezeichnete Verdienst in der großen Eisenfabrik des Herrn Cajetan Rubini, bei
welchem er sich schon lange als Fabrik-Direktor befindet, zwei große
cylindrische Strekwerke von gegossenem Eisen und zwar von solcher Harte zu bereiten,
daß man sie zur Bearbeitung von Kupfer- und Eisenplatten gut gebrauchen
kann.
Die Platten, welche im Instituts-Saale ausgestellt waren, zeichneten sich eben
so sehr durch Regelmaͤßigkeit der Bearbeitung, als durch die vollkommene
Gleichheit, Elasticitaͤt und Biegsamkeit, so wie durch die seine
Glaͤttung aus, Welche der ganzen Oberflaͤche einen Lichtglanz
giebt.
Die Praͤmie, welche Hr. Marc erhielt, gewaͤhrt auch dem verdienstvollen
Fabrik-Unternehmer Lob.
Andreas Vernay, der seit sechs Jahren schon eine große
Seidenband-Fabrik gegruͤndet hat. Dieser Mann hat zum großen Vortheile
des Landes die Maschinen aus Frankreich hierher verpflanzt, auch einen großen Theil
tuͤchtiger Arbeiter von daher bezogen, und bereits andere im Lande selbst
abgerichtet; uͤber 140 Personen beschaͤftiget und ernaͤhret
diese Fabrik.
Pascal Citelli. Die fruͤher gewaͤhrte
Aufmunterung hatte bei diesem Kuͤnstler den besten Erfolg; er gab seiner
Arbeit (Nivellirwagen mit Luftblase) groͤßere Vollkommenheit, und die
besondere Beweglichkeit, welche bei den fruͤhern Versuchen vermißt wurde, ist
nun hergestellt.
Gleichzeitig hat dieser Kuͤnstler eine andere von ihm vervollkommnete Maschine
ausgestellt, welche dazu dient, architektonische Arbeiten, welche Parallellinien
erfordern, auf Kupfer zu zeichnen; mittelst derselben kann man nach Gefallen die
Distanzen zwischen den Linien mit hoͤchster Feinheit und Genauigkeit andern
und vermindern, was der Kupferstecherkunst wesentlichen Nuzen schassen kann;
Zeit-Ersparung und hoͤhere Vollkommenheit sind Vorzuͤge, welche
durch diese Maschine gesichert werden.
Die Gebruͤder Manfredini, haben die zur Zeit des
Benvenuto Cellini bekannt gewesene Kunst, die Formen der Thiere, Pflanzen,
Fruͤchte in Metall nach der Natur selbst zu kopiren, wieder erfunden, sie
haben zwei Koͤrbchen von vergoldetem Bronz ausgestellt; – es fehlt
beim Abdruke der Thiere und Vegetabilien auch nicht der kleinste Zug der zartesten
aͤußeren Formen. Auch zeigten dieselben einen sehr reichen Degen, mit Griff
und Scheide, mit goldenem Schmelzwerke, und mit verschiedenen Verzierungen und
Medaillen herrlich geschmuͤkt.
B. Die silberne Medaille
erhielten:
Graf Ludwig Porro-Lambertenghi. Dem Hrn. Grafen
verdankt man die erste Einfuͤhrung einer vollstaͤndigen Gasbeleuchtung
unter uns; er hat diese mit bestem Erfolge in seinen weitlaͤuftigen
Appartements angebracht.
Diese aͤußerst sonderbare Erfindung, welche in England an's Tageslicht trat
und dort auch ausgebildet wurde, schien bisher bei uns in oͤkonomischer
Hinsicht, wegen des ungeheueren Verbrauches von Brennmaterial Hindernisse zu finden.
Die vom erwaͤhnten Herrn Grafen im Großen gemachten Erfahrungen
koͤnnten vielleicht dazu dienen, unsere Ansichten in Beziehung auf diesen
Punct zu berichtigen, und zugleich die vortheilhafteste Material-Auswahl
naͤher bezeichnen.
Das Institut bezeigte dem Eifer des Grafen Friedr. Confalonieri, dessen Sorgfalt und
einsichtsvoller Mitwirkung der gluͤkliche Erfolg dieser Unternehmung verdankt
wird, die verdienten Lobspruͤche.
Leo Antonini. Die zur Ersezung der chinesischen Tusche
von Leo Antonini bereitete Tusche uͤbertrifft alle bisherigen Erzeugnisse
aͤhnlicher Art, die bisher in Europa verfertiget worden, und in den Handel
gekommen sind, und wetteifert gleichsam mit den Produkten der chinesischen
Fabriken.
Die wiederholten, von Sachverstaͤndigen angestellten, Untersuchungen gaben den
uͤberzeugenden Beweis, daß diese Proben die moͤglich
wuͤnschenswerthesten Eigenschaften hinsichtlich der Reinheit der Materie, der
vollkommenen Aufloͤsbarkeit und Theilbarkeit der Tinte bis auf die zarteste
Stufe, der Beschaffenheit der Tinte endlich selbst, welche dem Auge angenehm ist,
und der vollkommnen Dauerhaftigkeit besizen.
Ludwig Locatelli. Dieser hat es durch fortgeseztes
Studium und beharrlich angestellte Versuche dahin gebracht, von bloßer Seide
harmonische Saiten mittelst eines eben so neuen als sinnreichen Verfahrens zu
bereiten. Die Gleichfoͤrmigkeit und Dauerhaftigkeit derselben raͤumt
ihnen den Vorzug vor den Darm-Saiten ein, welche bekanntlich stets manche
Ungleichheit von dem urspruͤnglichen Gewebe der Materie beibehalten, aus
welcher sie gemacht werden; welche uͤberdieß durch die Einwirkungen der
Trokne und Naͤsse leiden, sich auch leicht aufdrehen, und nicht selten in der
Mitte entzweispringen. Die neuen Saiten von Seide geben, nach den bisherigen
Versuchen, einen angenehmen, kraͤftigen und gleichen Ton, welcher selbst von
dem Tone der besten Darmsaiten kaum zu unterscheiden ist.
Franz Taccani. Dieser verstaͤndige Mechaniker hat
die Cymbale mit Darmsaiten, welche durch Bestreichen mit einem Seidenbande, das
statt des Bogens dient, zum Toͤnen gebracht wird, und in der Enciclopedia metodica beschrieben ist, auf eine
entsprechende Weise vervollkommnet. Vorher fanden sich, selbst nach den vom
beruͤhmten Mechaniker Elli angebrachten Verbesserungen, noch zwei bedeutende
Gebrechen an diesem Instrumente, deren einer naͤmlich darin bestand, daß der
Bogen gleichzeitig mehr als zwei Saiten beruͤhrte, nur die aͤußersten
einen hinlaͤnglich starken Ton von sich gaben; das andere aber darin, daß
nach der Verschiedenheit der Compression der Tasten der Ton der bald mehr bald
minder gespannten Saite sich aͤnderte.
Dem Franz Taccani verdanken wir nun ein Instrument mit
Tasten, welches den modulirten und fortdauernden Ton der Bogen-Instrumente
sehr gut gibt.
Antonio Tori, Uhrmacher. Dieser hat eine Uhr vollendet,
welche binnen 8 Stunden mittelst einer einzigen Walze acht Spiele macht. Auf zwei
andere Wechsel-Walzen hat er noch weit ausgedehntere Stuͤke
gebracht.
Joachim Alberti hat an der Pendeluhr einige
Verbesserungen bewirkt. Er hat statt des Ankers ein Triebrad, und an diesem einen
Hammer angebracht, der bei jeder Doppelschwingung die Bewegung foͤrdert.
Franz Viande und Komp. Dieses Haus stellte mehrere
Saffiane und saffianartige gearbeitete Felle von verschiedenen Farben aus. Die
durchaus nur inlaͤndischen Ziegen- und Widder-Felle sind wegen
ihrer Zubereitung, Konsistenz, wegen der Lebhaftigkeit und Reinheit der Farbe, sowie
wegen der Weiße der Ruͤkseite sehr schaͤzbar.
Ludwig Ripamonti. Schon im J. 1818 hat das Institut den
Firniß des Hrn. Ripamonti, welcher uͤber Mahlereien auf Papier, uͤber
Zeichnungen und Kupferstiche aufgetragen wird, um diese gegen die Unbilden der Zeit
zu schuͤzen, dieses Preises wuͤrdig erklaͤrt, wenn die
Dauerhaftigkeit dieses Mittels durch die Erfahrung einiger Jahre außer Zweifel
gesezt seyn wuͤrde, welches sich nun in jeder Beziehung als bewahrt
dargestellt hat.
Johann Catlinetti, Doctor Ludwig Sacco und Dominikus Galloto.
Der Preis, welchen das Institut bei der lezten Ausstellung fuͤr
Einfuͤhrung der bekannten Christian'schen Maschine
bestimmte, hat den Wetteifer der Physiker und erfahrnen Mechaniker maͤchtig
aufgeregt.
Catlinetti faßte die gluͤkliche Idee, statt der
gekehlten Trommel eine horizontale, aber gleichfalls gekehlte, Scheibe zu waͤhlen, und statt der kleinen Cylinder eben so viele
Kegel zu nehmen, die auf dieser Scheibe sich umhertreiben. Diese Vorrichtung sichert
die Dauerhaftigkeit, und bewirkt, daß der Zwek, das Brechen der
Flachs-Buͤschel naͤmlich, desto besser erreicht wird. –
Bereits sind mehrere solche Maschinen in den Industrie – Haͤusern
eingefuͤhrt. Auch die Reinigung des Flachses von seinen gummiartigen
Bestandtheilen hat er nicht aus dem Auge gelassen, und eine sinnreiche Maschine
ausgedacht, durch welche man die Zaͤhigkeit der Faden bestimmen kann.
Sacco gab der Brechmaschine mehr Einfachheit und
Staͤrke, was bei Maschinen, deren Einfuͤhrung fuͤr den Akerbau
berechnet ist, wesentlich nothwendig bleibt. – Der ganze Mechanismus ist auf
eine Saͤule oder auf einen Cylinder von ausgekehltem Holze
zuruͤkgefuͤhrt, welcher an den Enden in zwei schwere Scheiben von
Stein eingreift. Dieser Cylinder laͤuft uͤber eine Flaͤche,
welche auf aͤhnliche Art ausgekehlt und an beiden Enden etwas
ausgehoͤhlt ist. Die Bewegung ist leicht hervorzubringen, und fordert nur die
geringe Anstrengung einer einzigen Person. Der Zeitaufwand, welchen die Zubereitung des Flachses
hierbei erfordert, wird reichlich ersezt. –
Die erste Christian'sche Brechmaschine hatte Dominikus Galloto unter Leitung des
Abbate Joh. Bapt. Pizzochero mit einigen schaͤzbaren Abaͤnderungen
hergestellt. Man verminderte die Anzahl der Cylinder und den Durchmesser des großen
Cylinders, wodurch die Maschine an Soliditaͤt gewann; deren
Thaͤtigkeit gleichzeitig durch Anwendung einer Spindel und eines Zahnrades
verstaͤrkt wurde. –
Stephan Dufour. Dieser zeichnet sich unter den
italienischen Kuͤnstlern, welche zum Vortheile der Geodaͤsie und
Physik feine und genaue Instrumente verfertigen, sehr vorteilhaft aus;
gegenwaͤrtig legte derselbe eine aͤußerst kuͤnstliche Maschine
zur Theilung der Kreise vor. Sie bestellt aus einem Sector, dessen Halbmesser 26
Zoll lang ist, und 40 Grade begreift. Er bewegt sich concentrisch mit einem Kreise,
der 20 Zoll im Durchmesser hat. Auf diesem Sector zeigen sich die kleinsten
Bruͤche eines Grades. Die Theilung geschieht durch das bloße Eingreifen einer
Schraube an einer langen Spindel, welche mit unendlichem Fleiße am Bogen des Sectors
angebracht ist, so daß die Hand hier mehr arbeitet, als das Auge, und doch weniger
Fehler zu besorgen sind.
Christoph Sieber hat ein Caͤment erfunden, welches
zur Fuͤgung der Steine dient, sich leicht bereiten laͤßt, der
Feuchtigkeit, Waͤrme und Kaͤlte gleichkraͤftig widerstehet, und
welches sich bereits durch neunjaͤhrige Proben sowohl im Wasser als im
Troknen bestaͤtigte. –
Kajetan Rosina, Chemiker, erregte durch mehrere
vorgelegte Proben besondere Aufmerksamkeit, naͤmlich aͤcht
gefaͤrbte Wolle, verbessertes blaugesaͤuertes Eisen, Muster von Leinen
nach einer neuen Methode gebleicht, und reines, zerreiblich gemachtes und zu
pharmaceutischem Gebrauche bereitetes Eisen.
Lorenz Ghisi und Bassian
Cavezzali, welche bereits im J. 1818 wegen ihrer
Druker-Schwaͤrze belobt worden sind, haben die gute Beschaffenheit
ihres Produktes neuerdings noch mehr nachgewiesen; das Schwarz des Ersteren wird
stark gesucht, Lezterer hat eine ansehnliche Fabrik und zur sicherern und
gleichfoͤrmigeren Bereitung seines Fabrikats hydraulische Vorrichtungen dabei
in Anwendung gebracht. –
Joseph Bellini, Paul Uboldi und Joseph Ponzie verdienten sich gleichfalls Auszeichnung durch ihre
Bemuͤhungen um
Verbesserung der Vorrichtung an Weberstuͤhlen zur Verfertigung von Blonden,
Duͤntuch, Tull, Felpe etc.
Joseph Martini. Stoff und Arbeit zusammen erhoͤhet
den Preis der Stikerei in Gold und Silber. Hr. Martini hat es dahin gebracht, mit
Ersteren zu sparen, ohne Lezterem etwas an Werthe zu benehmen, und somit die Kunst
des Stikers im eigentlichsten Sinne zu vervollkommnen.
Rosa Stroppa-Pesatori. Die Stikkunst
beschraͤnkt sich jedoch nicht bloß auf Luxus, indem die Nadel den Pinsel
nachahmend oft kostbare Zeichnungen aufbewahrt, oder Originale in's Leben gerufen
hat; aus solche Art hat sich Signora Rosa Stroppa-Pesatori in einem
Gemaͤlde ausgezeichnet, welches sie stikte, und in welchem die Lebhaftigkeit
und Mannigfaltigkeit der Farben und Alles, was den Werth eines Gemaͤldes
ausmacht, sich vereinigt findet.
Die Gebruͤder Ciliani lieferten verschiedene
orientalische Granaten, welche sie schliffen und auch durchbohrten.
Michael Rolletti, hat der Kunst, verschiedene
Schmuksachen von caͤmentirtem Eisen zu bereiten, so daß diese auf eine sehr
vorteilhafte Art an die Stelle der Stahlarbeiten treten koͤnnen, auf die
Stufe hoher Vollkommenheit erhoben.
Ignaz Pizzagali zeigte kuͤnstliche anatomische
Praͤparate in Wachs, ein aͤußerst empfindliches Metall Thermometer,
und ein Areometer zur Anzeigung der specifischen Wichtigkeit und Guͤte der
Goldmuͤnzen ohne einer weiteren Berechnung zu beduͤrfen. Leztere
Erfindung, ganz dazu geeignet, Betruͤgereien zu entdeken und zu vermindern,
stellt sich wegen der besonderen Nuͤzlichkeit vorzuͤglich
preiswuͤrdig dar.
Eugen Locatelli, wegen Bereitung der Schuhe ohne Naht
nach englischer Art schon vor zwei Jahren mit der goldenen Medaille beehrt, hat zur
Ausdehnung seiner Fabrikate und zur groͤßern Wohlfeilheit derselben hei dem
bedeutenden Verbrauche kleiner Nagel von Kupfer und Eisen eine Maschine erfunden, um
in kuͤrzester Zeit sogleich eine große Anzahl derselbe zu verfertigen,
wofuͤr ihm der Preis zuerkannt wurde.
Die Gebruͤder Bruni haben die Spinnereien mittelst
Dampfanwendung auf einen hohen Grad von Vollkommenheit gebracht. Der Bau ihrer
Oefen, mehrere Vorrichtungen an der Maschine selbst, vorzuͤglich aber ihre
Art zu loͤthen, zeichnen sich vor aͤhnlichen Einrichtungen aus.
Aquilin Ripamonti hat eine sehr einfache und
befriedigende Weise die auf dem Lande so hochwichtige Oelpresse bedeutend
verbessert.
Romuald Reggiani versuchte die der Agrikultur in den
Reisfeldern so schaͤdliche Nymphaͤa eine sehr gewoͤhnliche
Wasserpflanze zu benuͤzen, und von der adstringirenden Eigenschaft der Wurzel
und der darin enthaltenen Gallaͤpfelsaͤure Vortheil zu ziehen; er
schlug daher vor, bei der Zubereitung der Haͤute, beim Wollfaͤrben und
bei Bereitung der Dinte hiervon Gebrauch zu machen. Der Erfolg entsprach vollkommen.
(Vergl. Dingler's Magaz. der Faͤrbekunst, Bd. 3.)
Dominik Ancilloto, von Venedig, ein hochverdienter
Pfleger der Seidenwuͤrmer, hat große Anstrengung fuͤr die
Fortpflanzung der Maulbeerbaͤume auf den wuͤsten Inseln um Venedig
gemacht. Er hat ihrer uͤber 7000 gepflanzt.
Ambros Seregni – bereits wegen Errichtung einer
Manufaktur von Huͤten von gefirnißtem Pappendekel, welcher mit
Seiden-Felpe uͤberzogen wird, mit einer Praͤmie belohnt, hat
zum Besten minder wohlhabender Personen statt der Seide ein Gewebe von
inlaͤndischer Wolle gewaͤhlt, welches von außen wie
gewoͤhnlicher Filz aussieht. Dieses Gewebe aͤndert wenig an der
Schwere des Hutes, sichert die Undurchdringlichkeit, und gestattet auch beim
Verkaufe sehr geringe Preise.
Gerhard Solari erhielt wegen seinen Verbesserungen bei
den Kesseln fuͤr die Hutmacher einen Preis; er bemuͤhte sich
naͤmlich bei den nun uͤblichen Einrichtungen mit dem
Waͤrmestoffe wirtschaftlicher umzugehen, und mittelst besserer
Benuͤzung des Rauches und der erwaͤrmten Luft, welche durch den Kamin
zieht, indem durch Leitung derselben in langen Roͤhren ein großer Theil ihrer
Waͤrme in einen aufgesezten großen Kessel uͤbertragen wird.
Dominik Urio hatte unter andern auch fluͤßigen
Carmin, marmorirtes, die Farbe der Marmorarten nachahmendes Papier etc.
vorgelegt.
Aldini, welcher von einer wissenschaftlichen Reise
zuruͤkgekommen ist, und mehrere auserlesene Maschinen, besonders in Hinsicht
auf Gasbeleuchtung aus England mitgebracht, auch bereits nach den Modellen die
Nachbildung durch inlaͤndische Kuͤnstler bewirkt hat, trug zur
Erhoͤhung des Interesses der Ausstellung wesentlich bey. – Andere
Maschinen sind von Aldini's eigener Erfindung.
Ehrenvolle Erwaͤhnungen hielten vierzehen Individuen wegen verschiedenen
Gegenstaͤnden z.B. Giuriati wegen eines
Moͤrtels, Joseph Gerlin wegen vorzuͤglicher
Leder-Bereitung, Franz Duranton wegen
Weberstuͤhlen zum Weben der Seidenbaͤnder, Michel Bellossi wegen Verfertigung wasserdichter Schuhe, Felix Bosiz wegen Peruͤken neuer Art, Jakob Huber wegen eines Assortiments kuͤnstlicher Zaͤhne,
Anton Gabrieli wegen erster Ausfuͤhrung der
Christian'schen Maschine etc.