Titel: | Beschreibung des dem Josua Rowe zu Torpoint, Kaufmanne in der Grafschaft Cornwall ertheilten Patentes auf gewisse Verbesserungen oder Verfahrungsweisen, welche bei dem Druke der Kattune oder anderer Zeuge und auch zu anderen Zweken anwendbar sind. Dd. 4. May 1818. |
Fundstelle: | Band 5, Jahrgang 1821, Nr. XII., S. 81 |
Download: | XML |
XII.
Beschreibung des dem Josua Rowe zu Torpoint, Kaufmanne in der Grafschaft Cornwall ertheilten Patentes auf gewisse Verbesserungen oder Verfahrungsweisen, welche bei dem
Druke der Kattune oder anderer Zeuge und auch zu anderen Zweken anwendbar sind. Dd. 4. May 1818.
Aus dem Repertory of Arts Manufactures et Agriculture. II. Series. N. CCXXIV. Jaͤnner 1821. S. 73.
Mit einem Zusaze vom Herausgeber.
Rowe über die Anwendung des schwefelsauren Thons bei dem Druk der Kattune, etc
Ich erklaͤre, daß meine Erfindung in Folgendem besteht:
Ich bereite eine schwefelsaure Thonerde, welche bei dem Calicodruke oder bei dem
Druke anderer Zeuge als Surrogat fuͤr den Alaun dienen kann, und verfertige
dieses Surrogat durch unmittelbare Verbindung der im Handel unter dem Namen
Vitrioloͤl vorkommenden Schwefelsaͤure mit irgend einer Thonerde, wie
der Cornwaller-Porzellanerde, oder mit Pfeifenthone, oder mit irgend einem
anderen nicht sehr eisenhaltigen Thone, obschon auch dieser, wenn gleich nicht so
gut, dienen kann, außer wenn man eine groͤßere Menge von Berlinerblau bei
diesem Verfahren zugleich erzeugen wollte, wie wir weiter unten erklaͤren
werden.
Diese Verbindung geschieht auf folgende Weise.
Ich menge in einem bleyernen Gefaͤße Vitrioloͤl mit soviel
vorlaͤufig gepuͤlvertem Thone, daß, wenn die ganze Masse
gehoͤrig gemischt ist, dieselbe die Consistenz einer diken Paste oder eines
weichen Thones erhaͤlt. Wenn man Porzellanthon nimmt, so schikt dieses sich am
besten in jenem Zustande, in welchem er fuͤr die Toͤpfer vorbereitet
und an diese verkauft wird; jeder andere Thon muß aber vorher gepuͤlvert
werden, wie bereits oben bemerkt wurde. Aus der erhaltenen Paste bildet man Kuchen,
jeden von einigen Pfunden Schwere, und bringt diese auf einige Tage in eine
schikliche Lage mit der Vorsorge, daß die Bretter, Steine, oder Ziegel, auf welche
man sie legt, vorläufig mit einigem gepulverten und gesiebten Thone bestreut werden.
Diese Kuchen kommen hierauf in einen Ofen, in welchem sie gehoͤrig bis zur
dunkel rothen Hize gegluͤht werden, wobei man acht gibt, daß weder Ruß noch
Kohle an dieselben kommt, was am besten dadurch vermieden wird, daß man sie in
irdene Kapseln von beliebiger Form einsezt, ehe man sie in den Ofen bringt. Die
Kuchen moͤgen nun in Kapseln seyn oder nicht, so muͤssen sie, um jedem
unnoͤthigen Verluste der Saͤure vorzubeugen, mit gepulvertem Thone
uͤberstreuet werden. Man verstaͤrkt das Feuer allmaͤhlich, und
wenn die noͤthige Hize erreicht, und ungefaͤhr eine halbe Stunde lang
unterhalten wurde, oder eine Stunde, dann laͤßt man das Feuer ausgehen, und
den ganzen Einsaz verkuͤhlenDieses
Verfahren die schwefelsaure Thonmasse zu gluͤhen ist eine sinnreiche
Nachahmung der Natur, die an manchen Alaunsteinen und Alaunerden
vulkanischen Ursprunges wohl eben so verfahren seyn mag. Anmerk. des
Uebersezers.. Man pulvert die gebakene Mischung, sezt sie auf
einige Tage der atmosphaͤrischen Luft aus, ruͤhrt sie von Zeit zu Zeit
um, und gibt sie in einen bleyernen Behaͤlter, in welchem man Wasser auf
dieselbe aufgießt (kaltes oder heißes, besser aber heißes) und zwar im
Verhaͤltnisse von einem GallonEin
Gallon ist 3 Wienermaß und 0,264. Anmerk. d. Uebers. auf jedes
Pfund angewendetes Vitrioloͤl, ruͤhrt das Ganze wohl um, und zieht dann die
Fluͤssigkeit ab. Man sezt noch ein mal Wasser zu und verfaͤhrt wie
vorher, und wiederholt dieß so lange, bis das abgezogene Wasser beinahe ganz
geschmaklos ist. Die auf diese Weise erhaltene Fluͤssigkeit ist eine
Aufloͤsung von schwefelsaurer Thonerde, welche durch chemische Verbindung der
Saͤure mit der reinen Thonerde in dem angewandten Thone entstand, und wird
(wo es noͤthig seyn sollte vorlaͤufig filtrirt) abgeraucht, bis sie
zur gehoͤrigen Staͤrke concentrirt ist, vorausgesezt daß man sie an
Ort und Stelle braucht, sollte sie aber verfuͤhrt werden muͤssen, so
ist es besser, sie bis zur Trokenheit abzurauchen. Die auf diese Weise erhaltene
schwefelsaure Thonerde haͤlt gewoͤhnlich Eisen, welches in der
gemeinen angewendeten Thonerde zuweilen auch in dem gebrauchten Vitrioloͤle,
schon vorher enthalten war: dieses Eisen wird aber solchen Alaun bei der Anwendung
auf gewisse Farben sehr nachtheilig machen. Wenn man denselben von diesem Eisen zu
befreyen wuͤnscht, so darf man nur irgend ein wohlfeiles, blausaures
Neutralsalz, wie blausaures Kali oder Natron der Alaunaufloͤsung vor ihrer
Abrauchung in solchem Verhaͤltnisse zusezen, daß die ganze Menge dieses
Eisens als Berlinerblau zu Boden faͤllt. Die Aufloͤsung wird dann
abgezogen, und wie oben verfahren, der Niederschlag ausgewaschen, und hierauf nach
irgend einer gewoͤhnlichen Weise von dem Absuͤßwasser befreyt. Urkunde
dessen.
Zusaz des Herausgebers.
Das Verfahren des Herrn Rowe, schwefelsauren Thon auf direktem Wege darzustellen, ist
keine neue Erfindung, sondern eine Nachahmung der Methode des Herrn
Cuͤradeau, der sich bei der Alaunbereitung auf direktem Wege so die
schwefelsaure Thonerde bereitete. Herr Cuͤradeau sezte dem Thon noch 5
Prozent Kochsalz zu, das Herr Rowe weglaͤßt, und das auch meinen Erfahrungen
zu folge nicht noͤthig ist. Bei diesem Verfahren hat man dahin zu sehen, daß
die schwefelsaure Thonmaße weder zu lange noch sehr stark gegluͤht werde,
weil sie durch das starke Gluͤhen die Eigenschaft verliert, sich darauf in
Wasser zu loͤsen.
Die Anwendung der schwefelsauren Thonerde ohne sie vorhero auf Alaun zu bearbeiten,
ist dagegen neu, und fuͤr die Wollen- Seiden-
Baumwollen- und Leinenfaͤrberei und Drukerei, so wie fuͤr
mehrere Manufakturen und Gewerbe von unberechenbaren Vortheil. Bekanntlich ist der
Alaun ein dreifaches Salz. Nach genauen Untersuchungen sind hundert Theile trokne
Alaunkristalle aus 36 Theilen schwefelsaurer Thonerde, 20 Theilen schwefelsaurem
Kali und 44 Theilen Kristallisationswasser zusammen gesezt. In der Drukerei und
Faͤrberei, so wie bei der Bereitung der Mahlerfarben macht die schwefelsaure
Thonerde des Alaun das Aneignungs- oder faͤllende Bindungsmittel aus;
das schwefelsaure Kali dient bloß zur Formation der Alaunkristalle, und ist zur
Erzeugung brillanter luͤsterner Farben mehr schaͤdlich als
nuͤzlich, wovon ich mich durch mehrere, mit Genauigkeit ausgefuͤhrte.
Versuche uͤberzeugte. Von vorzuͤglichem Einfluß ist dieses bei der
Wollen- und Seidenfaͤrberei, und man wird bei kuͤnftiger
Anwendung der reinen schwefelsauren Thonerde in Verbindung mit
Weinsteinsaͤure Farben von einem Luͤster darstellen, wie dieses auf
dem bisherigen Wege noch nicht moͤglich war. In oͤkonomischer Hinsicht
ist die Anwendung der schwefelsauren Thonerde ebenfalls sehr wichtig, da man von der
troknen schwefelsauren Thonerde nur die Haͤlfte des Gewichts wie vom Alaun
gebraucht. Am wichtigsten ist leztere in den Kattundrukereien zur Bereitung der
essigsauren Thonerde, da hierzu bisher eine große Menge eßigsaures Blei (Bleizuker)
bei der Zersezung des Alaun zur Mitzersezung des schwefelsauren Kali unnuͤz
verbraucht wurde. Die in
hundert Theilen Alaun enthaltene 20 Theile schwefelsaures Kali, erfodern zur
voͤlligen Zersezung und Bildung in eßigsaures Kali 24 Theile Bleizuker, was
in den nur einiger Maßen etwas bedeutenden Kattundrukereien eine jaͤhrliche
Ersparung von Tausenden herbeifuͤhrt. Da die durch die Zersezung der
schwefelsauren Thonerde erzeugte eßigsaure Thonerde um die Haͤlfte schwacher
sein darf, so hat dieses auch auf die Reinigung der gedrukten Zeuge vor dem
Faͤrben einen eben so großen Einfluß, als auf die dadurch in einem
hoͤhern Luͤster zu erzielenden Farben selbst.
Es ist zu wuͤnschen, daß sich bald Etablißements zur Erzeugung der
schwefelsauren Thonerde im Großen gruͤnden, Unternehmungen die sich
vorzuͤglich fuͤr die Schwefelsaͤure Fabriken eignen, welche
dieses Salz eben so billig, als der Alaun zu stehen kommt, liefern koͤnnen.
Dieses Salz, das nach meinen Erfahrungen allerdings kristallisirbar, sehr
efloreszirend und nicht hycroscoptisch ist, wird am besten zur Trokne
verduͤnstet in Handel gebracht.