Titel: | Ueber die Kraft des Schießpulvers, nebst einigen neuen Ideen zur Benuzung derselben im Kriege und Frieden. Ein chemisch-technischer Versuch von Dr. Elard Romershausen . |
Autor: | Dr. theol. Elard Romershausen [GND] |
Fundstelle: | Band 3, Jahrgang 1820, Nr. XI., S. 61 |
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XI.
Ueber die Kraft des Schießpulvers, nebst einigen neuen Ideen zur Benuzung derselben im Kriege und Frieden. Ein chemisch-technischer
Versuch von Dr. Elard Romershausen Deutscher Gewerbsfreund. 4ter Band..
Mit Abbildungen Tab. XVIII.
Romershausen über die Kraft des Schießpulvers.
Obgleich in unsern Tagen der militaͤrische Gebrauch des Schießpulvers einen
hohen Grad von Vollkommenheit erreicht hat, so scheinen doch die Bestimmungen der
chemischen Analyse des Pulvers und vorzuͤglich die physische Theorie seiner
Kraͤfte noch immer viel Schwankendes und Unsicheres zu haben. Es
beschaͤftigten sich zwar von jeher viele beruͤhmte und gelehrte
Naturforscher mit diesen Untersuchungen, worunter ich vorzuͤglich Musschenbroek, Lavoisier, Ingenhouß, Rumford, Achard,
Meinecke u. m. a. auszeichne, sie haben zum Theil durch hoͤchst
merkwuͤrdige Versuche den Weg gebahnt; allein man darf die Resultate ihrer
Forschungen nur sorglicher vergleichen, so wird man eine so große Verschiedenheit
darin finden, daß sie fuͤr die Wahrheit immer noch wenig Hoffnung geben.
Vorzuͤglich ist es zu bewundern, wie man ungeachtet der allgemeinen
Ueberzeugung, daß die Pulverkraft die maͤchtigste ist, welche dem Menschen zu
Gebote steht, ihre Anwendung auf das Maschinenwesen noch voͤllig
unberuͤcksichtigt ließ. In dieser Hinsicht scheint noch ein weites
unbekanntes Feld vor uns zu liegen, wo sich noch manche hoͤchst interessante
Entdeckung errathen
laͤßt, ob wir gleich nur langsame Fortschritte erwarten duͤrfen, da
die dazu noͤthigen Versuche fuͤr den Privatmann theils zu kostbar,
theils zu gefahrvoll sind.
Es wird daher auch kein Versuch, das Schießpulver naͤher zu pruͤfen und
fuͤr das praktische Leben anwendbar zu machen, ganz uninteressant seyn, denn
man sieht leicht ein, welchen hohen Werth es haben wuͤrde, wenn es uns
gelaͤnge, seine feindlich zerstoͤrende, bei dem schnellen
Voruͤberflug ihrer Wirkung weder ruhige Beobachtung, noch sichere Leitung
gestattende Kraft so beherrschen zu lernen, daß sie auch zu friedlich erbauenden
Zwecken des Lebens huͤlfreiche Dienste leisten muͤßte. Von diesem
Gesichtspunkte aus wuͤnsche ich, daß man die folgende Abhandlung und die
darin enthaltenen vielleicht noch unvollkommnern Andeutungen betrachten
moͤge. Die Neuheit des Gegenstandes und der Mangel an den zu solchen
Versuchen noͤthigsten Erfordernissen werden von selbst die etwa noch
unvollendetere Ausfuͤhrung mehrerer Ideen entschuldigen. Mir aber
genuͤgt einstweilen der Beweis, daß die Pulverkraft der mannichfachsten
Modifikationen faͤhig ist, und die Ueberzeugung, daß die Erweiterung und der
Verfolg dieser Erfahrung sowohl fuͤr die Artillerie als fuͤr die
Gewerbe, – also sowohl fuͤr den Schuz als fuͤr den Erwerb des
Staates, – zu hoͤchst wichtigen Resultaten fuͤhren
muͤsse. Es wird mir daher die hoͤchste Freude seyn, wenn ich in der
Zukunft Kraͤfte und Gelegenheit finde, auf dem angedeuteten Wege weitere und
sichere Fortschritte zu machen.
Grundverhaͤltnisse der Kraft des explodirenden Pulvers.
Das Schießpulver wirkt:
1) durch den Druck, der sich beim Abbrennen desselben aus seinen
Bestandtheilen entwickelnden elastischen Fluͤssigkeiten
(Gasarten);
2) durch die mit diesem Abbrennen verbundene Waͤrme,
welche sowohl das Gas als auch die vorhandenen Wasserdaͤmpfe ausdehnt und
dadurch ihre Elasticitaͤt erhoͤht.
Der bei der Explosien des Pulvers vorhandene hohe Waͤrmegrad entsteht nach
meinen Erfahrungen vorzuͤglich durch die ploͤzliche heftige
Compression des Sauerstoffgases; die bestaͤtigenden Versuche werde ich bei
einer andern Gelegenheit naͤher darlegen.
Das Maaß der nach dem Abbrennen vorhandenen und bleibenden elastischen
Fluͤssigkeiten bestimmt also die eigentliche Grundkraft des Pulvers.
Mehrere mit einem unten naͤher beschriebenen Compressionsinstrumente
angestellte Versuche ergaben nun, daß ein bekannter Pulversaz von:
76 Gr. Salpeter,
15 Gr. Kohlen.
9 Gr. Schwefel,
als feines Mehlpulver bereitet, im Mittel 100 rheinl.
Cubikzoll bleibendes Pulvergas nach dem Abbrennen lieferte.
Da die Graͤnzen dieses Auszugs die naͤhere Darstellung dieser Versuche
nicht gestatten, so bemerke ich nur, daß ich etwas mehr Pulvergas als andere
Chemiker erhielt; ich muß dieses dem Umstande zuschreiben, daß bei meiner
Vorrichtung das Gas sogleich voͤllig vom Pulverruͤckstande getrennt
wurde, welcher nach sichern Erfahrungen einen großen Theil desselben verschluckt und
zu andern chemischen Verbindungen verwendet.
Obiges einfaches Verhaͤltniß: 100 Gr. Pulver: 100 Cubikzoll Gas, liegt daher
in der Folge stets zum Grunde, obgleich auch dieses Verhaͤltniß keine
allgemeine Guͤltigkeit haben kann, da sowohl das Maaß des Gases als auch
vorzuͤglich die bei der Explosion vorhandene Waͤrme und die dadurch
erhoͤhete Elasticitaͤt des Gases sehr von dem Maaß des explodirenden
Pulvers
abhaͤngt. Ueberhaupt erzeugt die Verschiedenheit der Pulvermengen auch große
Verschiedenheiten in den bleibenden Ruͤckstaͤnden, und eine
allgemeinere, guͤltigere Formel fuͤr alle diese Verhaͤltnisse
kann nur durch viele sorgfaͤltige und nur im Großen anzustellende Versuche
aufgefunden werden. Das angenommene Verhaͤltniß wird indessen fuͤr
meine jezigen Zwecke hinreichend seyn, da die durch die Waͤrme
erhoͤhete Elasticitaͤt des Pulvergases im Folgenden weniger in
Betracht kommt, indem sie bei der langsamern Zersezung groͤßtentheils
verloren geht.
Um indeß diesen Verlust in Rechnung bringen zu koͤnnen, bemerke ich noch, daß
bei dem angenommenen Maaße des Pulvers die Ausdehnung durch die Waͤrme
ungefaͤhr das Vier- bis Fuͤnffache des Gasvolums betrug.
Modificationen der Pulverkraft.
Die Kraft des explodirenden Schießpulvers kann in Hinsicht auf ihre Wirkung durch die
bestimmbare Zeitdauer der Explosion und die Behandlung ihrer Producte in eine
dreifache umgewandelt werden. Sie ist demnach: 1) momentan und schnell
voruͤbereilend, 2) successiv oder stufenweise wirkend, 3) fortdauernd und
bestehend.
Die momentane, in eine fast unmeßbare Zeitdauer
zusammengedraͤngte Kraft des Pulvers finden wir in seiner
gewoͤhnlich gekoͤrnten Gestalt und Anwendung bei dem Schießgewehr,
Geschuͤz u.s.w. Sie ist einleuchtend die groͤßte, weil dabei das in
der kleinsten Zeit zersezbare groͤßtmoͤglichste Maaß Pulver im
kleinsten Raume zusammengedraͤngt wirkt. Die gewoͤhnlich
gekoͤrnte Gestalt des Pulvers ist dazu erforderlich, da nur sie dem im Moment
der Entzuͤndung sich bildenden heißen Pulvergas gestattet, schnell die
Zwischenraͤume der ganzen Masse zu durchdringen und vermittelst der Kohle und
des Schwefels sie auf einmal zu zersezen.
Die durch diese Art der Explosion erzeugte Kraft gestattet bei dem schnellen
Voruͤberflug ihres Wirkens weder ruhige Beobachtung noch sichere Leitung,
daher sie auch in dieser furchtbaren Gestalt nur zu zerstoͤrenden Wirkungen
angewandt werden konnte, und hier hat ihre Anwendung wohl den hoͤchsten Grad
von Vollkommenheit erreicht.
So vortheilhaft es nun auch fuͤr die Wirkung des Geschuͤzes ist, wenn
diese Zeitdauer des Verbrennens oder der Pulverexplosion so klein als
moͤglich ist, damit eine desto groͤßere Masse des entbundenen und im
engen Raume zusammengedraͤngten Gases, erhoͤht durch die vorhandene
Hize, einen raschen Stoß hervorbringe, und so der Kugel, ehe sie noch den Lauf
verlaͤßt, die groͤßtmoͤglichste Geschwindigkeit mittheile: eben
so nuͤzlich kann es zu andern Zwecken seyn, wo eine kraftvolle, aber doch
langsamere Bewegung erfodert wird, die Pulverexplosion zu verzoͤgern, die
Entbindung des Gases also nach und nach zu bewirken und die ausdehnenden
Kraͤfte desselben nach Erforderniß zu entwickeln und zu gebrauchen. Ich nenne
daher diese Modification der Kraft des Schießpulvers, zur Unterscheidung von
ersterer:
Die successiv oder stufenweise wirkende Pulverkraft.
Diese langsamere, aber leicht bis zu jedem Grade der Staͤrke zu steigernde
Kraftentwickelung wird dadurch erzeugt, daß man einen ohnehin langsam brennenden,
aber dennoch ein gleiches Maaß des Gases liefernden Pulversaz in einer Roͤhre
dicht zusammendraͤngt. Zuͤndet man eine solche Roͤhre an einem
Ende an, so kann die brennende Oberflaͤche nur nach und nach zersezt werden,
waͤhrend die Entzuͤndung dieselbe Pulvermasse in lockerer Gestalt in einem Augenblicke
durchdringen wuͤrde.
Geschieht die langsame Zersezung einer solchen Roͤhrenpatrone in einem pneumatisch verschlossenen Raume, so wird
sich das Pulvergas nach und nach daselbst anhaͤufen, – comprimiren,
– und nach dem Maaße des angewandten Pulvers einen immer heftigern Druck auf
die Waͤnde des Gefaͤßes aͤußern. Ist dieses Gefaͤß z.B.
ein hohler Cylinder, dessen eines Ende bis dicht uͤber der am andern Ende
luftdicht eingesezten Roͤhrenpatrone mit dem Stiefel einer Pumpe verschlossen
waͤre, so wird das nach und nach sich entbindende Gas den Stiefel langsam,
aber mit maͤchtiger Kraft heraustreiben, wenn er auch mit einem schweren,
jedoch mit dem Maaße des Pulvers und der Staͤrke des Cylinders in
Verhaͤltniß stehenden Gewicht beschwert waͤre.
Man hat, soviel ich weiß, diese so erzeugte langsamere, sich aber hoͤchst
maͤchtig steigernde Kraft noch nie zur Bewegung von Maschinen angewandt, ob
man gleich solche sogenannte faule Pulversaͤze haͤufig zur bloßen
Erhaltung oder langsamen Fortpflanzung des Feuers benuzt; Beispiele sind Raketen,
Zuͤndlichter u.s.w., welche indessen fuͤr obige Zwecke wegen ihrer
weniges Gas liefernden und mehreres noch verzehrenden Bestandtheile untauglich seyn
wuͤrden.
Ehe ich nun die vorteilhafteste Bildung und Anwendung dieser successiven Pulverkraft
untersuche, will ich bei dieser Gelegenheit, wo ich die langsame Fortpflanzung des
Feuers vermittelst eines Pulversazes beruͤhrte, eine darauf
gegruͤndete, durch mehrere Versuche bestaͤtigte, und, wie ich glaube,
nicht ganz unfruchtbare Angabe einer neuen Waffe darstellen. Ich nenne sie:
Die Feuerlanze.
Fig. 1. der
beigefuͤgten Zeichnung zeigt diese Lanze im Durchschnitt.
Sie besteht aus einem 3 Fuß 4 Zoll langen, nicht allzu starken eisernen Laufe A. Bei b verschließt ihn
eine Schwanzschraube, welche nach unten einen starken Hut zur Aufnahme des
hoͤlzernen Schaftes c bildet. An der
Muͤndung wird endlich das Bajonet d
befestigt.
Die Ladung dieses Laufes wuͤrde alsdann auf folgende Art eingerichtet: Zuerst
wird ein schwacher Schuß gewoͤhnliches Schießpulver eingeschuͤttet,
darauf eine nicht voͤllig passende Kugel geworfen, auf diese Kugel wird etwas
zartes Mehlpulver gestreut, welches, indem es die Kugel umgiebt, die Communication
mit dem darunter befindlichen Pulver sichert. Nun folgt ein 2 Zoll hoher sehr
fauler, aber sicher brennender und reichlich Feuer spruͤhender Saz mit
untermischten Stuͤcken geschmolzenen Zeugs.
– Dieser wird mit einem wohlpassenden Ladestock recht fest aufgesezt. Hierauf
folgt wieder Kornpulver, die Kugel, dann der faule Saz, und sofort bis oben an. Da
der Lauf 3 Fuß 4 Zoll Laͤnge hat und jeder einzelne Saz ungefaͤhr 4
Zoll einnimmt, so wuͤrden zehn solcher Saͤze denselben fuͤllen;
weil aber die beiden obersten Kugeln zu wenig Kraft haben, so kann an ihre Stelle
bloß geschmolzenes Zeug geladen werden. Der oberste Saz bekommt endlich nach Art der
Zuͤndlichter einen kurzen Ludelfaden zum bequemen Anzuͤnden.
Wird die auf diese Art geladene Lanze angezuͤndet, so brennt die
Oberflaͤche fort, sezt das geschmolzene Zeug in Glut, entzuͤndet das
die Kugel umgebende Mehlpulver, und der Schuß erfolgt, indem er sowohl die Kugel als
auch das im oberen Raume gluͤhende geschmolzene Zeug und die uͤbrigen
feurigen Ruͤckstaͤnde fortschleudert und umherwirft. Nun beginnt der
Prozeß aufs neue, bis saͤmmtliche acht Kugeln und der ganze Inhalt
herausgeworfen sind.
Die Kugeln, ob sie gleich nur locker und ohne Vorschlag auf dem Pulver liegen,
erhalten auf diese Weise, nach meinen im Kleinen angestellten Versuchen, fast eine
gleiche Gewalt, als bei gewoͤhnlicher Ladung; denn, indem sie sich sogleich
durch die im obern Raum geschmolzenen Massen und Ruͤckstaͤnde
hindurchdraͤngen muͤssen, werden sie der vollen Wirkung des Pulvers
ausgesezt.
Diese Feuerlanze wuͤrde also die Vortheile mehrerer Gewehre und der Lanze
selbst auf eine sehr bequeme Art verbinden. Sie moͤchte, von Reiterei
gefuͤhrt, wohl vorzuͤglich dazu dienen, große Massen im entscheidenden
Momente aus einander zu sprengen. Eine vorzuͤgliche Wirkung wird sie auch auf
die feindliche Reiterei machen, da das Feuer die Pferde zuruͤckschreckt und
das anklebende und heftig brennende geschmolzene Zeug sie in voͤllige
Verwirrung bringen wuͤrde. Menschen und Thiere scheuen uͤberhaupt
nichts mehr, als das Feuer, welches so sichtbar verlezt, vorzuͤglich da hier
die Kugel im Hinterhalte lauert. Eine wohlgeschlossene Linie solcher Feuer und
Kugeln spruͤhenden Lanzen wuͤrde im Moment der Action
unuͤberwindlich seyn, und vorzuͤglich bei naͤchtlichen
Ueberfaͤllen, ploͤzlich hervorbrechend, einen furchtbaren Effect
machen. Außerdem gewaͤhrt diese Waffe noch den großen Vortheil, daß sie auch
bei der unguͤnstigsten Witterung ihre sichern Dienste leistet.
Vielleicht waͤre es auch schon hinreichend, wenn bei den Uhlanen etwa nur der
dritte Mann diese Feuerlanze fuͤhrte, da die Naͤhe die Sicherheit des
Schusses sehr beguͤnstigt und die Uebrigen die dadurch erlangten Vortheile
sogleich benuzen koͤnnten. Vielleicht faͤnde sie auch fuͤr das
Fußvolk eine passende Anwendung, z.B. zur Abhaltung und Deckung gegen Cavallerie
u.s.w. Im Nothfall, und um die Ueberraschung zu vermehren, koͤnnte man
alsdann auch den gewoͤhnlichen Musketen diese Ladung geben, nur muͤßte
alsdann Jeder, welcher sie fuͤhrt, wegen der bedeutenden Erhizung des Laufs an der linken Hand
einen starken Lederhandschuh tragen.
Um die Ladung dieser Feuerlanze zu beschleunigen, kann dieselbe wohl ganz, oder doch
zum Theil, vermittelst wohlpassender Patronen geschehen; sie wuͤrden an
beiden Enden durchgestochen oder geoͤffnet und mit der Vorsicht dicht auf
einander geschoben, daß man zwischen jeden Saz etwas mit Oel getraͤnktes und
durch einen Zusaz von Kohle gedaͤmpftes Mehlpulver einstampfte.
Vorzuͤglich kann der obere mit dem Ludelfaden versehene Saz, nach Art der
Zuͤndlichter, vorraͤthig gehalten und oben fest eingesezt werden.
Die Lanze selbst wuͤrde bei der Reiterei wie gewoͤhnlich von einem am
Sattel befestigten Schuh getragen und oben durch einen Riemen gehalten, und eine
kleine lederne Kapsel deckte waͤhrend des Marsches die Ladung. Da der
Schwerpunct der Lanze zu weit nach vorn faͤllt, und die Fuͤhrung
dadurch ohne besondere Uebung erschwert werden moͤchte; so koͤnnte man
derselben entweder durch einen kurzen, mit einem zum Durchstecken oder Einhaken
versehenen Ringe oder Haken, und rechts am Hintertheil des Sattels zu befestigenden
Riemen einen passenden Stuͤzpunct geben, oder man muͤßte ihr
Gleichgewicht durch einen staͤrkern Schaft, oder durch einen am untern Ende
desselben befindlichen starken. Beschlag mit einem Bleieinguß herzustellen suchen.
– Wie es mir scheint, so wuͤrde erstere Einrichtung nur bei
geschlossenen Gliedern vortheilhaft seyn, wo die sichere Direction nach vorn die
Hauptsache ist; bei der einzelnen Action waͤre hingegen die leztere
vorzuziehen. Doch hieruͤber, sowie uͤber den Gebrauch und die
Anwendung dieser Waffe uͤberhaupt, koͤnnen nur pruͤfende
Versuche im Großen und hoͤhere Kenntniß des Krieges und der
Waffenuͤbungen entscheiden, als ich mir anzumaßen wagen darf.
Grundsaͤze zur Bereitung der Pulversaͤze fuͤr die successive Wirkung der Pulverkraft.
Es giebt sehr viele Substanzen, welche als Zusaͤze zum Schießpulver die
Explosion desselben verzoͤgern; z.B. Oel, thierischer Leim, Kohle, mehrere
Salze, vorzuͤglich Alaun, u.s.w. Bei ihrer Wahl und Anwendung darf man aber
folgende durch Versuche bestaͤtigte Erfahrungen nicht
unberuͤcksichtigt lassen:
1) Die Hauptgasart, welche die Wirkung des Pulvers
begruͤndet, ist das Sauerstoffgas. Da nun der Salpeter diese Gasart
allein liefert, so muß sein Maaß in den anzuwendenden Pulversaͤzen das
groͤßtmoͤgliche seyn, und kann nicht ohne Nachtheil verringert
werden.
2) Der Schwefel koͤnnte in solchen Saͤzen
vielleicht ganz wegbleiben, da mehrere Versuche bewiesen, daß er kein merkliches
Maaß eines besondern Gases entbindet, und ohnehin in dieser Verbindung mit dem
Salpeter jene Saͤure erzeugt, welche die Metalle zerstoͤrend
angreift. – Auf der andern Seite zeigte sich aber der Nachtheil, daß ein
Pulver ohne allen Schwefel weniger Gas lieferte, wovon der Grund darin zu liegen
scheint, daß sich der leicht schmelzende Schwefel im Moment der
Entzuͤndung mit dem Kali des Salpeters verbindet, und dadurch das Gas
desselben schneller und vollkommener frei macht. Aber zu diesem Zweck wird schon
0,01 Schwefel hinreichend seyn.
3) Fand ich, daß man alle solche Zusaͤze vermeiden muß,
welche eine zu lebhafte Flamme bilden und deshalb schon wegen der langsamem
Zersezung einen großen Theil des Sauerstoffgases verzehren.
Indem ich diese Resultate vielfacher Versuche mittheile, deren naͤhere
Darstellung ich hier uͤbergehen muß, bemerke ich noch, daß die im Folgenden
vorkommenden verschiedenen Zwecke auch eine verschiedene Wahl solcher Saͤze bestimmen, und daß
uͤber die Zweckmaͤßigkeit derselben nur Versuche im Großen entscheiden
koͤnnen, da die Verschiedenheit des Maaßes oft die groͤßten Anomalien
erzeugte.
Mechanische Behandlung solcher Pulversaͤze.
1) Die einzelnen Bestandtheile werden mit bekannter Sorgfalt zu
Staubmehl gerieben und, wohl gemischt, mit dem gewaͤhlten Bindungsmittel
(sey es Oel oder eine waͤsserige Aufloͤsung) hinlaͤnglich
befeuchtet und dann in starke papierne Huͤlfen nach Art der
Zuͤndlichter recht fest geschlagen. Das obere Ende erhaͤlt in
manchen Faͤllen, wie die Zuͤndlichter, einen Ludelfaden.
2) Die Groͤße des Durchmessers einer solchen
Roͤhrenpatrone bestimmt das Maaß des auf einmal zu entbindenden Gases,
wie die Laͤnge derselben die Zeitdauer der Wirkung.
3) Soll die Entbindung des Gases unter Wasser geschehen, so
wuͤrde der angezuͤndete Ludelfaden verloͤschen, oder man
waͤre genoͤthigt, die Patrone selbst anzuzuͤnden, in
welchem Falle man nicht allein viel Gas verlieren, sondern auch die Befestigung
derselben oft vergeblich versuchen wuͤrde. Ich fand daher in folgender
Vorrichtung einen trefflichen Zuͤnder. Man nimmt einen kleinen Federkiel,
(z.B. den einer Rabenfeder), fuͤllt ihn mit einer Paste von Mehlpulver,
welches wohl mit Oel getraͤnkt und dicht verbunden ist, diesen sezt man
an die Stelle des Ludelfadens. Man erhaͤlt auf diese Weise den Vortheil
einer stets sichern Entzuͤndung, welche jedoch, ehe sie die Patrone
selbst ergreift, hinlaͤngliche Zeit zur Befestigung
gewaͤhrt.
Reinigung des Pulvergases zur Anwendung bei Maschinen.
Wenn Pulver in verschlossenen Gefaͤßen abgebrannt wird, so bleiben nach der
Entbindung seines Gases ungefaͤhr zwei Drittel seiner Masse als Ruͤckstand, welcher
die Maschinen sehr verunreinigen und bald unbrauchbar machen wuͤrde. Diese
Verunreinigung wird vermieden, wenn man obige Roͤhrenpatrone unter oder
wenigstens uͤber Wasser abbrennt, am vollkommensten, wenn das Gas selbst
zuvor durch Wasser geleitet wird, ehe es in die Maschine tritt. Das
ruͤckstaͤndige aͤzende Kali u.s.w. verbindet sich in diesem
Falle mit dem Wasser, und koͤnnte beim Verbrauch großer Maschinen wieder
daraus geschieden und zu andern chemischen Praͤparaten benuzt werden. Es
laͤßt sich auch vermuthen, daß sich bei der wiederholten und fortdauernden
Verbrennung im Großen durch den entstehenden hohen Waͤrmegrad
Wasserdaͤmpfe bilden werden, welche die Kraft des Gases selbst noch
erhoͤhen.
Fuͤr solche Maschinen, welche leicht gereinigt werden koͤnnen, und
deren jedesmalige Wirksamkeit uͤberhaupt nur fuͤr eine kurze Zeitdauer
berechnet ist, wuͤrde indessen diese vollkommene Reinigung des Gases nicht
noͤthig, um so weniger rathsam seyn, da damit zugleich die
urspruͤngliche Erhoͤhung seiner Elasticitaͤt durch die
vorhandene Waͤrme verloren geht. Zur Bildung jener successiven Wirkung ist
daher in solchen Faͤllen die directe Anwendung der Roͤhrenpatronen
vorzuziehen, nicht aber fuͤr die weiter unten darzustellende, Jahre lang
dauernde Wirkung des abgebrannten Pulvers, wo diese Abkuͤhlung und Reinigung
ein Haupterforderniß ist.
Bemerkungen uͤber die Darstellung der zur Benuzung der Pulverkraft noͤthigen Maschinen.
Alle den elastischen Kraͤften des Pulvergases ausgesezte Roͤhren und
Behaͤlter muͤssen einen hohen Grad von Festigkeit haben; daher sind
wir genoͤthigt, fuͤr alle bewegliche Maschinen dieser Art, um sie
leichter machen zu koͤnnen, die zaͤhern, aber auch kostbarern Metalle
anzuwenden, waͤhrend das wohlfeilere Gußeisen wegen seiner
Sproͤdigkeit nur in sehr schweren Massen zu feststehenden Maschinen gebraucht
werden kann. Es liegt hierin ein großes Hinderniß fuͤr den Gebrauch der
Pulverkraft, und es wird mir daher erlaubt seyn, ehe ich zur Anwendung dieser Kraft
selbst uͤbergehe, eine Idee uͤber die wohlfeilere und dennoch
dauerhaftere Darstellung solcher Maschinen und selbst der Geschuͤze
auszusprechen.
Die Englaͤnder verwandeln bekanntlich ihre gußeisernen Naͤgel in
stabeiserne von solcher Zaͤhigkeit, daß man sie leicht zwischen den
Zaͤhnen hin und her biegen kann, ohne sie zu zerbrechen. Ihr Verfahren
besteht darin, daß sie dieselben, in einem passenden und vor dem Zutritt der
aͤußern Luft gehoͤrig verwahrten Tiegel mit Blutstein (rothem
Glaskopf) eingeschichtet, der Gluͤhhize aussezen. Koͤnnte man nun
nicht einen Ofen erbauen, worin man auf aͤhnliche Art gegossene eiserne
Roͤhren, Geschuͤze u.s.w. in stabeiserne umwandelte? Dieser Versuch
waͤre gewiß sehr der Muͤhe werth, indem fuͤr den Staat im Fall
des Gelingens die bedeutendsten Vortheile daraus erwachsen wuͤrden. Denn
1) wuͤrden fuͤr den Kostenbetrag eines
gewoͤhnlichen metallenen Kanons fuͤnf bis sechs eiserne geliefert
werden koͤnnen;
2) koͤnnten diese stabeisernen Geschuͤze bei weitem
leichter als die metallenen gemacht werden, und wuͤrden dennoch viel
dauerhafter seyn und beim Gebrauch nicht so leicht beschaͤdigt
werden.
Bemerkungen fuͤr die deshalb anzustellenden, gewiß nicht unwichtigen Versuche
waͤren folgende:
1) Wuͤrde man sich zu dieser Umwandlung vermuthlich ohne
Nachtheil des dichten Rotheisensteins und faserigen Brauneisensteins bedienen
koͤnnen, etwa auch mit untermischtem Sande und Asche. Der dazu angewandte Brauneisenstein
wuͤrde recht gut wiederholt benuzt werden duͤrfen, wenn er mit
destillirtem Wasser besprengt, an der Luft von Zeit zu Zeit umgeruͤhrt,
vor dem Gebrauch vollkommen getrocknet und dann durch die Hize von allen
Wassertheilen befreiet wuͤrde.
2) In allen anzuwendenden Eisenoxiden duͤrfte kein
Schwefelkies und uͤberhaupt keine Spur von Schwefelsaͤure
enthalten seyn.
3) Die Oxyde wuͤrde fein gepulvert, die metallenen
Roͤhren und Behaͤlter vollkommen damit angefuͤllt und von
außen genau umgeben; die Guͤsse selbst aber duͤrften von keiner zu
großen Staͤrke seyn.
Wenn denn auch die groben Geschuͤze diese Behandlung nicht gestatteten, so
zweifle ich doch nicht, daß das leichtere Feldgeschuͤz dieser Umwandlung in
Stabeisen faͤhig waͤre, wie auch alle andere im Folgenden vorkommende
Roͤhren u.s.w., vorzuͤglich auch die Flaschen der Wind- und der
unten naͤher zu beschreibenden Gasbuͤchsen, welche vielleicht durch
eine solche wiederholte Behandlung von vorzuͤglicher Guͤte und mit den
wenigsten Kosten dargestellt werden koͤnnten.
Ideen zur Anwendung der successiven Pulverkraft bei Maschinen.
Das Hebezeug.
Diese einfache und gewiß hoͤchst kraͤftig wirkende Maschine wird
sogleich die Anwendung dieser sich steigernden Pulverkraft in ein helleres Licht
sezen.
Fig. 2.
zeigt diese Vorrichtung im Durchschnitt.
In einer metallenen Roͤhre a bewegt sich der
stark belederte Stiefel c wohlschließend auf und
nieder.
Die starke eiserne Pumpenstange e ist viereckig, und
auf zwei
entgegengesehen Seiten so gezaͤhnt, daß die beiden Hemmungen dd, indem sie, mit Druckfedern versehen, in die
Zaͤhne derselben eingreifen, nur die Bewegung des Stiefels
aufwaͤrts, aber nicht herab gestatten.
Die Gabel k gewaͤhrt der Last einen sichern
Stuͤzpunct.
Der angegossene Hals b dient dazu, um die fuͤr
das Hebezeug berechnete Patrone aufzunehmen und das entbundene Gas durch den
Kanal g unter den Stiefel zu leiten.
Die Roͤhrenpatrone wird vermittelst der starken Metallschraube g luftdicht eingebracht. Diese Schraube hat zu dem
Ende entweder unten einen Stift, um die Patrone darauf zu stecken, oder ist nach
dem Caliber derselben passend ausgehoͤhlt, um sie hinein zu befestigen.
Der Kopf dieser Schraube bildet einen bequemen Handgriff, und ist an seinem
untern Rande mit einer Lederscheibe versehen, damit er beim Einschrauben
luftdicht schließt.
Nachdem nun beim Gebrauch der Stiefel c
niedergedruͤckt, die Last nach Erforderniß in horizontaler oder
senkrechter Richtung mit der Gabel k in Verbindung
gebracht ist, wird die Patrone in der Hoͤhlung der Kopfschraube
befestigt, vermittelst des Federkielzuͤnders angezuͤndet, und
sogleich in den Hals b fest eingeschraubt, wozu
dieser Zuͤnder hinlaͤngliche Zeit gestattet, ehe die Patrone
selbst anbrennt. So wie nun die Zersezung beginnt, haͤuft sich das
Pulvergas in dem untern Raume, bis seine Elasticitaͤt der Last
uͤbermaͤchtig wird; jezt hebt es den Stiefel mit einer stetigen
und hoͤchst maͤchtigen Kraft, bis seine untere Flaͤche die
Oeffnung m des Rohres erreicht hat; hier entweicht
das Gas nach außen und die Hemmungen dd sichern die
Last vor dem Zuruͤcksinken.
In den Kanal g kann zuvor etwas Wasser gegossen
werden, so wird das Gas, indem es sich daruͤber entbindet, seine groͤbsten
Unreinigkeiten darin absezen, und der geschmeidige Gang des Stiefels gesichert
seyn.
Ein einziger Mensch wird also durch dieses Instrument in Stand gesezt, eine
groͤßere Last mit Sicherheit und Bequemlichkeit zu heben, als viele
Menschenhaͤnde mit sehr zusammengesezten Maschinen vermoͤgen, und
zwei solcher Instrumente wuͤrden, in Verbindung abwechselnd, jede
moͤgliche Anwendung gestatten.
Ueberhaupt kann dieses Instrument auch dazu dienen, um genauere Versuche
uͤber die Elasticitaͤt des Pulvergases zu veranstalten, und so
fuͤr die Verhaͤltnisse dieser Kraft sichere Resultate aufzufinden.
Die bekannten und hoͤchst denkwuͤrdigen Versuche des Grafen Rumford, nach welchen er schon mit 18 Gr. Pulver 8081
Pfund hob, koͤnnen hingegen hier keinen Maaßstab gewaͤhren, indem
sie, auf eine sowohl von dieser, als auch der gewoͤhnlichen Behandlung
des Pulvers voͤllig verschiedene Weise veranstaltet wurden; schon die
ungewoͤhnliche Art der Entzuͤndung, wobei der kleine dazu benuzte
Moͤrser beinahe bis zum Gluͤhen erhizt wurde, mußte ganz
ungewoͤhnliche Resultate liefern.
Sorgfaͤltige im Großen mit diesem Instrumente angestellte Versuche werden
aber wenigstens uͤber die fuͤr die praktische Anwendung so
wichtigen Grundkraͤfte des Pulvers sichere Bestimmungen geben.
Der Linienbrecher.
Ohne einstweilen die der Ausfuͤhrung folgender Angabe etwa im Wege
liegenden Hindernisse weiter zu beruͤcksichtigen, benuze ich dieselbe
nur, um die Moͤglichkeit einer Fortbewegung durch die successive
Pulverkraft anschaulich zu machen, deren Anwendung in vielen Faͤllen
hoͤchst nuͤzlich werden koͤnnte.
In den gegenwaͤrtigen Kriegen, wo fast alles darauf ankommt, mit
unaufhaltsamer Macht große Massen zu durchbrechen, koͤnnten Faͤlle
eintreten, wo es vielleicht vortheilhaft waͤre, statt der Kugel das
Geschuͤz selbst gegen den Feind zu bewegen, und dadurch eine umfassendere
Zerstoͤrung zu bewirken. Die Bewegung muͤßte freilich durch eine
innere unaufhaltsame und mit uͤberraschender Schnelligkeit wirkende Kraft
geschehen. Diese Kraft liefert nun die bei dem Hebezeug angegebene Vorrichtung,
und Fig.
4. zeigt dieselbe im Durchschnitt von unten betrachtet.
Wenn man naͤmlich den Stiefel eines laͤngeren horizontal liegenden
Rohrs a oben mit einem Kreuzbalken versaͤhe,
dessen Enden sich laͤngs des Rohrs herabneigten und zu beiden Seiten die
gezaͤhnten Stangen gg bildeten; wenn die
Zaͤhne dieser Stangen die starken Getriebe hh
und somit ihre Raͤder ii und diese endlich
vermittelst der Getriebe kk die an die
aͤußersten viereckigen Zapfen ll
anzusteckenden und zu diesem Zweck besonders eingerichteten Wagenraͤder
in Bewegung sezten: so wuͤrde diese Idee realisirt seyn.
Diese beiden aͤußern Triebraͤder erhielten naͤmlich an ihrer
Peripherie starke, keilfoͤrmige, eiserne Spizen zum Eingriff in den
Boden, um daselbst gegen die innere Kreisbewegung einen hinreichenden
Stuͤzpunct zu finden. Sie wuͤrden erst im Augenblick des Gebrauchs
an die aͤußerste viereckige Achse l gesteckt
und befestigt, waͤhrend des Transportes wuͤrde aber die Maschine
auf vier gewoͤhnlichen Raͤdern gefahren, wovon die beiden hintern
auch beim Gebrauch beiblieben.
Soll nun der Linienbrecher durch seine eigne innere Kraft in Bewegung gesezt
werden, so wuͤrde, wie beim Hebezeug, die dafuͤr berechnete
Roͤhrenpatrone eingeschraubt. Das sich comprimirende Gas treibt sogleich
den Stiefel c aufwaͤrts, die
gezaͤhnten Stangen desselben greifen in ihre Getriebe und treiben sie mit
den Raͤdern um, bis der Stiefel die Oeffnung m des Rohrs frei
macht und das Gas nach außen entweichen kann.
Zur erneuerten Bewegung wuͤrde die Stange durch eine Vorrichtung aus den
Zaͤhnen der Getriebe gehoben und dann zuruͤckgewunden.
Der Weg, welchen die Maschine auf einmal, durch ihre innere Kraft getrieben,
durch ihre innere Kraft getrieben, durchlaufen wuͤrde, waͤre = dem
Producte aus der Laͤnge der Peripherie des aͤußern Triebrades in
die Anzahl seiner Umlaͤufe.
Gesezt also:
das Rohr sey 9 Fuß lang; jede Stange erhielte 108
Zaͤhne (von 3 Zoll Breite und 1/2 Zoll Staͤrke); die Getriebe hh 12 Stoͤcke und ihre an derselben Axe
befindlichen Raͤder ii 72 Zaͤhne; die
Getriebe kk der aͤußern Triebraͤder 12
Stoͤcke; und die Peripherie dieser aͤußern Wagenraͤder sey
20 Fuß: so wuͤrde die Maschine 1080 rheinl. Fuß durchlaufen.
Der Wagen selbst muͤßte eine dauerhafte und wohlgeschuͤzte Structur
erhalten, seine uͤbrige Einrichtung koͤnnte dann ungefaͤhr
folgende seyn: Vorn erhielte er an jeder Seite etwa ein langes
sensenfoͤrmiges Schwert. Die Vorderwand zeigte die breite Muͤndung
eines nach Art der sogenannten Musquetons platt gedruͤckten und daher
weit umherstreuenden leichten Moͤrsers, welcher mit vielen Gewehrkugeln
geladen wuͤrde. Auf der obern Decke koͤnnten dann mehrere,
strahlfoͤrmig befestigte und nach Art der obigen Feuerlanzen
eingerichtete Roͤhren angebracht werden, u.s.w.
Die Geschwindigkeit des Laufes muͤßte eine solche Berechnung erhalten, daß
sie der der angreifenden Cavallerie gleich kaͤme; so wuͤrde ihr
der an ihrer Spize einbrechende Linienbrecher mit unaufhaltsamer Macht den Weg
bahnen. Seine große Schnelligkeit sicherte ihn zugleich vor dem feindlichen
groben Geschuͤz.
Er koͤnnte freilich nur in der Ebene, oder auf einer geneigten, oder doch
nur wenig steigenden Flaͤche gebraucht werden; aber bei der Wahl des
Terrains wuͤrde er vielleicht zur Deckung wichtiger Posten dienen
koͤnnen, woruͤber ich, wie uͤberhaupt uͤber die
Moͤglichkeit seiner Anwendung, nichts zu bestimmen wage.
Ob ich nun gleich glaube, daß die Zwecke dieses Linienbrechers auf eine weit
einfachere und bequemere Weise durch die oben angegebene Feuerlanze erreicht
werden koͤnnen, so habe ich ihn doch um so lieber hier anfuͤhren
wollen, da er die Idee einer moͤglichen Fortbewegung durch Pulvergas
einleuchtend macht. Diese kann aber in allen solchen Faͤllen sehr
nuͤzlich werden, wo man augenblicklich und mit maͤchtiger Kraft
ohne Menschenhaͤnde wirken will. So koͤnnte man dadurch z.B. in
den Schiffen die Pumpenwerke augenblicklich in Bewegung sezen; man
koͤnnte die Faͤhren nach Art der neuern Dampfboͤthe mit
geringen Kosten und einem einzigen Aufseher durch eine fuͤr die Breite
des Stromes berechnete Patrone fuͤhren lassen; u.s.w.
Um diese Bewegung auch fuͤr groͤßere Entfernungen fortdauernd zu
machen, duͤrfte der Gascylinder nur eine solche Einrichtung erhalten, daß
abwechselnd uͤber und unter dem Stiefel eine Patrone abgebrannt
wuͤrde. Uebrigens laͤßt sich dieses Bewegungsmittel auch ganz nach
Art der Dampfmaschinen einrichten, welches ich weiter unten nochmals
erwaͤhnen werde.
Die fortdauernde und bestehende Pulverkraft.
Wird Pulver in einem luftdicht verschlossenen Gefaͤße abgebrannt, und das
entbundene Gas desselben kann auf keine Weise entweichen, so wirkt seine
Elasticitaͤt fortdauernd aufs heftigste gegen die Waͤnde des
Gefaͤßes und die Zeit vermindert diese Wirkung nicht. Diese, noch nach Jahren
wirksame Kraft des abgebrannten Pulvers beruht also auf der Compression und
dauernden Elasticitaͤt des Gases.
Compression des Pulvergases.
Wenn man eine Roͤhrenpatrone von 100 Gr. Schießpulver in einem verschlossenen
festen Gefaͤß von 10 Cubikzoll Raum abbrennt, so wird das Gas darin
ungefaͤhr ums Zehnfache verdichtet seyn, indem die elastischen
Fluͤssigkeiten dieses Pulvermaaßes im freien Zustande nach dem oben
angenommenen Verhaͤltniß 100 Cubikzoll Raum einnehmen wuͤrden. Bei
gehoͤriger Behandlung gestattet das Pulvergas nun wirklich dieselbe
Compression, wie das atmosphaͤrische in der Flasche der Windbuͤchse;
ja es kann, aus einleuchtenden Gruͤnden, ohne Gefahr und auf eine weit
bequemere Weise, selbst bis zu hoͤhern Graden verdichtet werden. Man sieht
aber leicht ein, daß es zu diesem Zweck gereinigt und vor der Compression durch
Wasser geleitet und abgeloͤscht werden muß. Ersteres ist noͤthig, weil
der Pulverschleim die den Ruͤcktritt verhindernden Ventile des
Behaͤlters sehr bald ungangbar machen wuͤrde; und lezteres, weil die
im Moment der Explosion vorhandene Waͤrme das Gasvolum um das Vier-
bis Fuͤnffache vermehrt, welche Ausdehnung aber sogleich nach dem Verluste
der Waͤrme wieder verloren geht, und daher keinen Nuzen, sondern nur Gefahr
bringen wuͤrde. Wollte man z.B. in einer 20 Cubikzoll haltenden
Windbuͤchsen-Flasche, welche vermoͤge ihrer Staͤrke nur
eine zehnfache Gascompression gestattete, die zu dieser zehnfachen Compression
bleibenden Gases noͤthigen 200 Gr. Pulver direct abbrennen, so wuͤrde
waͤhrend der Explosion das Gas mit einem fuͤnfzigfachen Drucke auf die
Waͤnde der Flasche wirken, und diese dadurch unstreitig zertruͤmmert
werden, obgleich nach
wenig Augenblicken dieser fuͤnfzigfache Druck in den bestehenden zehnfachen
zuruͤcksinken wuͤrde.
Instrument zur Compression des Pulvergases.
Nach mehrfachen Versuchen gelang es mir, endlich eine Vorrichtung
auszufuͤhren, welche fuͤr diese Art der Gascompression alle
noͤthigen Erfordernisse mit Sicherheit und Bequemlichkeit verbindet.
Fig. 3. zeigt
diese meine Vorrichtung im Durchschnitt. A ist ein
flacher rings verschlossener Cylinder von 2 Zoll Hoͤhe und 4 1/2 Zoll
Durchmesser, von Stabeisen oder starkem Kupfer. Er hat an seinem Umfang bei h und d zwei Oeffnungen: die
erstere h ist mit einer weiblichen Schraube versehen zur
Aufnahme der eisernen Roͤhre B; die zweite
Oeffnung d hat nach außen hin eine maͤnnliche
Schraube, um den Gasbehaͤlter, z.B. die Flasche einer Windbuͤchse,
darauf luftdicht festschrauben zu koͤnnen.
Wenn diese starke eiserne Roͤhre B bis an ihren
mit einigen untergelegten Lederscheiben versehenen Ansaz h in den Compressionscylinder A eingeschraubt
ist, so reicht sie beinahe bis zum entgegengesezten Ende desselben und
oͤffnet sich daselbst am Boden bei c in der
Entfernung von einem Viertelzoll; am obern Ende aber nimmt sie die Patronenschraube
f auf, welche dieselbe Einrichtung wie bei dem
Hebezeug hat.
Gebrauch dieses Compressionsinstrumentes.
Wollte man nun das Pulvergas in irgend einem Behaͤlter, z.B. in der Flasche
einer Windbuͤchse, comprimiren, so waͤre das Verfahren folgendes:
1) Man fuͤllt den Cylinder A
ungefaͤhr bis nn mit Wasser und schraubt die
Roͤhre B fest bis zum Ansaz h ein;
2) schraubt man die Flasche E mit
untergelegten Lederscheiben auf die hervorragende Schraube d, so daß sie voͤllig luftdicht
schließt;
3) befestigt man in der Patronenschraube f die fuͤr den verlangten Grad der Compression und die
Staͤrke der Flasche berechnete Roͤhrenpatrone, zuͤndet sie
vermittelst des Federkielzuͤnders an, und schraubt sie sogleich in die
obere Oeffnung der Roͤhre B bei g fest ein.
Indem nun die Entzuͤndung in der Patrone weiter greift und das Gas derselben
entbindet, entweicht es durch das Wasser, und sammelt sich im Raum xx; hier findet es aber keinen andern Ausweg als durch
die Oeffnung d. Seine elastische Kraft oͤffnet
daher das Ventil der hier aufgeschraubten Flasche, und auf diese Weise wird es
fortwaͤhrend darin zusammengedraͤngt, bis die Zersezung der Patrone
vollendet ist. Am Ende des Prozesses, nach Verloͤschung des Feuers, entsteht
in der Roͤhre B ein luftleerer Raum, und das
Wasser wird durch den kleinen Rest des Gases im Raum xx
mit großer Gewalt dahin zuruͤckgepreßt; man schraubt daher zuerst die Flasche
ab, wodurch das Gleichgewicht hergestellt wird.
Das in der Flasche comprimirte Gas ist bei diesem Verfahren fast vollkommen
gereinigt, indem das Wasser alle Pulverruͤckstaͤnde aufgenommen hat.
Da es abgeloͤscht und kuͤhl in die Flasche tritt und also
spaͤterhin durch die entschwindende Waͤrme keinen bedeutenden Verlust
mehr erleidet, so kann es ohne Gefahr selbst bis zu den hoͤchsten Graden
comprimirt werden. Diese Compression des Pulvergases bietet zugleich den Vortheil
dar, daß sie ohne alle koͤrperliche Anstrengung innerhalb einiger Minuten
geschieht, waͤhrend die des atmosphaͤrischen Gases sehr
muͤhevoll und langsam von Statten geht. Es ist sogar zu erwarten, daß erstere
gefahrloser bis zu hoͤhern Graden gesteigert werden kann, indem dabei jene gefaͤhrliche
pneumatische Entzuͤndung nicht zu befuͤrchten ist, wodurch, nach
meinen Versuchen und Erfahrungen, die so manches Ungluͤck bereitende
Zersprengung der Windbuͤchsen-Flaschen ohne Zweifel erzeugt wird. Wenn
naͤmlich, wie so haͤufig der Fall ist, das Ventilgehaͤufe einer
Flasche sehr verschleimt ist, daß es sich ohnehin schwer oͤffnet, so wird
diese Oeffnung bei den hoͤhern Graden der Compression so sehr erschwert, daß
bei einem raschen Stoß der Compressionspumpe zwischen dem Stiefel der Pumpe und dem
Ventil, nach Art der pneumatischen Feuerzeuge, eine Entzuͤndung erfolgt,
welche die durch das Pumpen erzeugten feinen Oeldaͤmpfe ergreift, das Ventil
mit Gewalt aufschlaͤgt, sich in das Innere der Flasche verbreitet, und die
comprimirte Luft ploͤzlich in einem so hohen Grade ausdehnt, daß sie die
Waͤnde des Gefaͤßes mit furchtbarer Gewalt zerschmettert. Der nach
meiner eignen Erfahrung bei einer solchen Explosion sehr merkliche brenzliche Geruch
und mehrere von mir veranstaltete Versuche bestaͤtigen dieses vollkommen und
rathen die Reinhaltung der Ventilgehaͤuse als das erste Erforderniß zur
Sicherheit beim Gebrauche der Windbuͤchse.
Anwendung des comprimirten Pulvergases zum Schießen.
Da das nach obiger Angabe comprimirte Pulvergas durch die Zeit nichts von seiner
Wirkung verliert, so kann es vollkommen wie das atmosphaͤrische zum Schießen
gebraucht werden. Ich bediente mich haͤufig dieses Gases bei einer
gewoͤhnlichen Windbuͤchse, und habe immer, ungeachtet einer schwachen
Flasche, welcher ich kaum neunfache Compression zutrauen durfte, die beste Wirkung
gefunden.
Vielleicht koͤnnte man nun bei weiterer Ausbildung dieser Angabe das Schießen
mit Pulvergas auch bei der Armee in Anwendung bringen; denn ein sehr schnell wiederholtes,
durch keine Witterung verhindertes Schießen ohne Knall muß in vielen Faͤllen
hoͤchst vortheilhaft seyn. Ein aͤhnliches Corps bildeten die allgemein
gefuͤrchteten Tyroler Windbuͤchsen-Schuͤzen; ich kenne
indeß die Gruͤnde nicht, warum ihr Beispiel keine weitern Nachfolger hatte,
vermuthlich lagen sie aber darin, daß ihre Gewehre theils zu kostbar bei der
Construction, theils zu muͤhevoll und gefaͤhrlich beim Gebrauch
waren.
Ersteres Hinderniß wuͤrde sogleich wegfallen, wenn, (wie ich mit vieler
Zuversicht erwarte), der oben angegebene Versuch sich bestaͤtigte: gußeiserne
Flaschen in stabeiserne von vorzuͤglicher Zaͤhigkeit zu verwandeln, da
dabei die gefaͤhrlichen und schwer zu befestigenden Loͤthungen
wegfielen. Lezteres Hinderniß wuͤrde aber beim Gebrauch des Pulvergases von
selbst beseitigt seyn.
Uebrigens ist die Einrichtung jener Tyroler Buͤchsen ganz vorzuͤglich,
und muͤßte im Ganzen beibehalten werden. So viel ich weiß, traͤgt
jeder Schuͤze zwei zu der Buͤchse gehoͤrige Flaschen, nebst
einer Compressionspumpe. Ein kleiner Nebenlauf enthaͤlt sechzehn Kugeln, und
hat die Einrichtung, daß er vermittelst des Drucks einer Feder sogleich die
abgeschossene durch eine neue Ladung ersezt.
Bei der Anwendung des Pulvergases zeigen sich nun folgende Vorzuͤge.
1) Wuͤrde der Apparat vereinfacht, der Schuͤze
truͤge nur Eine Flasche und statt der zweiten und der Compressionspumpe
jenes mit einem Traͤger zum Umhaͤngen versehene
Compressionsinstrument, wie mm
Fig. 4.
zeigt.
2) Waͤre er des muͤhevollen, viele Zeit
erfordernden, und waͤhrend der Action nicht wohl moͤglichen
Anpumpens der Flaschen uͤberhoben. Sind die im Nebenlauf befindlichen
Kugeln verschossen, so schraubt er die Flasche auf das Compressionsinstrument,
sezt eine Patrone
ein, und die neue Fuͤllung der Flasche waͤre innerhalb einer
Minute geschehen. Er schraubt die Flasche sogleich wieder an die Buͤchse,
laͤßt die, in einer Blechroͤhre befindlichen sechzehn Kugeln in
den Nebenlauf laufen, und er ist zu sechzehn neuen Schuͤssen bereit. Es
leuchtet ein, daß er auf diese Art in einer bei weitem kleinern Zeitdauer eine
viel groͤßere Anzahl von Schuͤssen thun kann, und dabei nie in die
Verlegenheit kommt, ohne Ladung zu seyn, so lange er noch vorraͤthige
Patronen hat.
Ich habe mehrmals die Zeitdauer bemerkt, worin ich mit einer Tyroler
Windbuͤchse sechzehn Kugeln ziemlich sicher in ein Ziel schießen konnte; sie
betrug 1 1/2 Minute. Da nun die neue Fuͤllung der Flasche mit Pulvergas
hoͤchstens eben so viel Zeit wegnimmt, so laͤßt sich leicht die große
Anzahl der Schuͤsse berechnen, welche dieses Gewehr moͤglich macht.
Solltest daher der Anwendung im Großen nicht andere mir unbekannte Hindernisse im
Wege liegen, so wuͤrde uns in dieser Vorrichtung eine der furchtbarsten
Waffen gegeben seyn, die selbst beim staͤrksten Regen, ohne Geraͤusch
zu machen, vorzuͤglich bei naͤchtlichen Ueberfaͤllen, Aufhebung
der Vorposten u.s.w., treffliche Dienste leisten wuͤrde.
Sollte es noch gelingen, (wozu ich jezt viel Hoffnung habe), wohlfeile und doch sehr
gasreiche Zusaͤze aufzufinden, deren elastische Fluͤssigkeiten das
langsam verbrennende Pulver entwickelte; so wuͤrde es wirklich hoͤchst
interessant seyn, das comprimirte Gas auch in Hinsicht seiner Anwendung auf das
Geschuͤz durch Versuche zu pruͤfen. Zu diesem Zweck muͤßten die
Geschuͤze ein laͤngeres Rohr und kleineres Caliber haben. Das Rohr
selbst koͤnnte sehr leicht gearbeitet seyn. Unter demselben wuͤrde ein
anderes starkes, rings verschlossenes Rohr als Gasbehaͤlter mit dem Ventile
liegen, und die Vorrichtung zur Compression des Gases durch ein zweites
Ventilgehaͤuse sogleich an den Gasbehaͤlter befestigt. Ein Feuerwerker besorgte dann
fortwaͤhrend die Compression des Gases, waͤhrend der andere abfeuerte.
Die Ladung koͤnnte durch eine aͤhnliche Vorrichtung wie bei der
Windbuͤchse geschehen, und wuͤrde auf diese Art vielfache Vortheile
darbieten. Wenn dann auch solche Gasgeschuͤze nicht die volle Wirkung der mit
gewoͤhnlicher Ladung gestatteten, so wuͤrden sie doch in vielen
Faͤllen eben die ausgezeichneten Dienste leisten, welche ich bei den
Gasbuͤchsen angefuͤhrt habe.
Anwendung der expandirenden Kraͤfte des comprimirten Pulvergases zur fortdauernden Bewegung von Maschinen.
Es leuchtet ein, daß die Pulverkraft bei dieser Behandlungsweise auch im Fabrikwesen
u.s.w. zur Bewegung der mannichfaltigsten Maschinen huͤlfreiche Dienste
leisten kann. Die dazu noͤthige Vorrichtung waͤre im Ganzen den
Dampfmaschinen aͤhnlich, wuͤrde aber bei wohlvorbereiteter und passend
geleiteter Compression des Gases bei weitem einfacher dargestellt werden
koͤnnen. Man wuͤrde dadurch vorzuͤglich an Orten, wo das
ohnehin taͤglich kostbarere Feuermaterial mangelt, wohlfeiler und mit
geringerer Bedienung alle Arten von Muͤhlen, Pumpenwerken u.s.w. von jedem
Maaßstabe in eine hoͤchst kraͤftige Bewegung sezen koͤnnen;
vorzuͤglich, wenn es unserm Streben gelingt, den Salpeter im Staate selbst,
wohlfeiler und haͤufiger zu bereiten, welcher ja schon jezt, als unser erstes
Vertheidigungsmittel, unsre groͤßte Aufmerksamkeit verdienen sollte,
geschweige, wenn er auch fuͤr den technischen Erwerb des Staates eine so
treffliche Huͤlfsquelle darbietet. Das Maaß des Gases erhoͤhende
wohlfeilere Zusaͤze, und selbst die, bei der hier fortdauernden Compression
expandirten Wasserdaͤmpfe werden die Ausfuͤhrung erleichtern, und die
Ruͤckstaͤnde selbst koͤnnten dann zu andern chemischen
Praͤparaten benuzt werden.
Es wuͤrde mich hier zu weit fuͤhren, wenn ich einige fuͤr diesen
Zweck modellirte Verrichtungen, (worunter ich noch einen sehr leicht
ausfuͤhrbaren Apparat zum Wasserspringen, welcher vielleicht als Feuersprize
hoͤchst maͤchtig wirken moͤchte, bemerke), naͤher
darstellen wollte, da ohnehin der Verfolg und die moͤgliche Erweiterung
dieser gewiß nicht unfruchtbaren Idee kostbarere Versuche und hoͤhere
Kraͤfte erfordern, als mir zu Gebote stehen. Ich schließe daher diese
Abhandlung mit dem innigen Wunsche, daß diese Darstellung der Resultate meiner
vielfaͤltigen, zum Theil gefahrvollen Versuche wenigstens hinreichen
moͤge, ein hoͤheres Interesse fuͤr diese wundervollen
Kraͤfte zu erwecken, in deren dunkelm Schooße unser Ungluͤck, aber
vielleicht auch ein Theil unsers Gluͤckes noch ruht.