Titel: | Beschreibung und Abbildung einer neuen, sehr zwekmäßigen Auspreßmaschine für Kattundruckereien und Bleichereien. |
Autor: | Dr. phil. Johann Gottfried Dingler [GND] |
Fundstelle: | Band 3, Jahrgang 1820, Nr. III., S. 7 |
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III.
Beschreibung und Abbildung einer neuen, sehr zwekmäßigen Auspreßmaschine für Kattundruckereien und Bleichereien.
Vom Herausgeber.
Mit Abbildungen Tab. XVII.
Beschreibung einer Auspreßmaschine für Kattundruckereien und Bleichereien.
Unter den mannichfaltigen Maschinen, deren man sich mit Nuzen in den
Manufakturen-Bleichereien bedient, erregte vorzuͤglich die so einfache
als zwekmaͤßige Auspreßmaschine meine Aufmerksamkeit, und ich halte sie der
oͤffentlichen Bekanntmachung werth, indem durch sie nicht nur
Menschenhaͤnde erspart, sondern auch die Waaren geschont werden. Die
uͤbliche Methode, die weißen und gedrukten Waaren vor dem Aufhaͤngen
an den sogenannten Auswinde-Stoͤcken auszuwinden, erfordert schon an
sich eine viel laͤngere Zeit, und zugleich verdrehen sich dabei die
Stuͤcke so sehr, daß der nachherige Arbeiter, der sie auffachen oder
ausschuͤtteln soll, oft noch mehr Zeit verliert, bis er mit den
Stuͤcken zurecht kommt. Daß ausserdem sehr oft feine, vom Weber nur locker
oder wenig geschlagene Waare, an ihrer Schoͤnheit und Guͤte durch das
gewoͤhnliche Ausringen verliert, wenn besonders Neulingen diese Manipulation
uͤbertragen wird, bedarf keiner weitern Eroͤrterung.
Durch beiliegende Zeichnung glaube ich die Auspreßmaschine so deutlich darzustellen,
daß es keinem, nur etwas in seinem Fach bewanderten, Zimmermann schwer fallen kann,
dieselbe auszufuͤhren.
Die Maschine selbst wird durch einen Mann in Bewegung gesezt, und zwar so, daß der,
welcher die Stuͤke in die Maschine einlaͤßt, denjenigen, der die
Maschine dreht und bewegt, von Zeit zu Zeit abloͤst oder beide in ihrer
Arbeit mit einander abwechseln. Die dritte Stelle, die dabei zu besezen ist, bedarf
blos eines Knaben, der die ausgepreßten Stuͤke in die, hinter dem
Preßcylinder stehenden Koͤrbe leitet. – Die so ausgepreßten
Stuͤke lassen sich, weil sie ihrer Laͤnge nach ungehindert die
Preßcylinder passirt haben, mit unglaublicher Leichtigkeit, ausschuͤtteln
oder breiten, und keine Verdrehung des Stuͤkes hindert die Arbeit. Noch mehr
gewinnt man durch Ersparung der zum Drehen der Maschine sonst noͤthigen
Person, indem man in Fabriken, Bleichereien etc. die Maschine mittelst eines Kolbens
dem Kammrad einer Walke, Bretschmaschine oder Galander ansezt, und dadurch um so
gewisser seinen Zweck erreicht, weil die Bewegung der Auspreßmaschine keine große
Kraft erfordert. Der Deutlichkeit wegen gebe ich diese Maschine in vier
Ansichten:
Fig. I.
stellt die Maschine im Durchschnitt dar;
Fig. II. die
Ansicht von vorne ohne den Tisch;
Fig. III.
eine Seitenwand derselben mit dem Getriebe von der Hand;
Fig. IV. die
Perspective, bei der vorzuͤglich auf den Tisch und das Leitungsbrett
Ruͤcksicht genommen wurde.
AA. Sind die beiden oberen
Querstuͤke,
BB. die beiden Stollen,
CC. die Lagerschwellen,
S. der Oberbaum,
UU. die vordern und hintern
Querriegel,
X. die mittlern Querriegel.
Dieses saͤmmtlich giebt eine
Ansicht des Stuhls.
D. Ist die Drukwalze oder der
Druckcylinder;
E. die untere Walze mit 5 Vertiefungen
oder Holkehlen;
F. die Pressung mit dem Lager des
Druckcylinders;
G. zeigt die beiden Druckhebel, die
nach der Localitaͤt, wohin die Maschine zu stehen kommt, auf der einen oder
andern Seite angebracht werden koͤnnen, und daher auch in der Zeichnung des
Durchschnittes der Maschine auf der Seite des Einlaßtisches, so wie bei der
Perspective auf der entgegengesehen Seite, angegeben sind. Localitaͤt mit
Bequemlichkeit verbunden bestimmen den Plaz der Hebel, deren Wirkungen bei der
einen, wie bei der andern Seite ganz gleich sind; mit
H. dem Gewichte, das nach Belieben,
wenn man einen staͤrkern oder schwaͤchern Druck haben will, weiter
oder naͤher zu der Axe zu F geschoben werden
kann;
I. ist das Ableitungsbrett der
durchgehenden Stuͤcke;
K. der Einleitungs-Tisch. Er ist
halb rund, vertieft, und von 1 Zoll dicken Latten zusammengesezt;
L. der Leiter der Waare, von einem 2
Zoll starken Nußbaumbrett mit gut ausgerundeten Leitungsloͤchern;
M. das Schwungrad;
N. der kleine Kolben;
O. das Kammrad, welches die Walze E in Bewegung sezt;
P. die Kurbel oder der Drehling;
Q. das Gestelle des
Raͤderwerks;
R. die Bretterwand des Tisches;
T. der Wasser-Ableiter;
W. der Auftritt fuͤr den
Arbeiter:
a. bildet die Angel oder Axe des
Druckhebels G, und
b. die Scheere oder Gabel desselben zur
Vermeidung des Schwankens ab.
Besser und solider wuͤrde dieser Gegenstand angebracht seyn, wenn A die obere Schwelle der Maschine auf der Seite des
Gewichts verlaͤngert, und hinter X ein
proportionirter Stolle, woran die Gabel befestiget waͤre, angesezt
wuͤrde.
Die Stuͤcke werden, wenn sie von der Waͤschbruͤke kommen, auf
den blatteten Tisch K gelegt, worauf der bestimmte
Einlasser 2 oder 4 Stuͤck bei den Enden nimmt und sie durch die
Leitungsloͤcher des Leitungsbrettes L den in Gang
gesezten Walzen E und D
darbietet, wobei zu bemerken ist, daß, wenn nur 2 Stuͤcke auf einmal
ausgepreßt werden, der Einlasser die Leitungsloͤcher 1 und 4, oder 2 und 3
benuzen muß; denn wollte er 1 und 2 dazu gebrauchen, so wuͤrde dieß eine
schiefe Lage der Walze D und das baldige Ausreiben der
Walzenlager verursachen. Waͤhrend des Auspressens der Stuͤcke mittelst
des Drucks der Walze D laͤuft das ausgepreßte
Wasser durch die Hohlkehlen der Walze E ab, und
faͤllt als Ableiter in den Ableitungskanal T.
– Der hinter der Maschine stehende Knabe empfaͤngt die durchgelassenen
Stuͤcken bei i, und weiset sie in die unter i stehenden Koͤrbe oder Baͤnke.
R ist eine Bretterwand des Lattentisches K, welche den Einlasser vor der Benaͤßung von den
abtraͤufelnden Stuͤcken schuͤzt, so wie eine zweite Bretterwand
den untern Theil des Gestelles der Maschine bei c, den
Tragstollen des Ableitungsbrettes, verschließt und die ausgepreßten Stuͤcke
vor Naͤße schirmt. Daß ganz starke Stuͤcke nicht zugleich mit ganz duͤnnen
durchgelassen werden duͤrfen, sondern daß die mit einemmal durchzulassenden
Stuͤcke von ziemlich gleicher Dicke oder Staͤrke seyn muͤßen,
versteht sich von selbst.
Sollten die Stuͤcke nicht trocken genug herauskommen, so haͤngt man das
Gewicht H soweit als moͤglich auf dem Hebel G heraus, oder vermehrt das Gewicht. Auch werden ganz
dicke Waaren wohl viermal hindurch gelassen.