Titel: Uebersicht der Fortschritte der Oekonomie, der Künste und Gewerbe in Italien im Jahre 1819.
Fundstelle: Band 1, Jahrgang 1820, Nr. XLVIII., S. 477
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XLVIII. Uebersicht der Fortschritte der Oekonomie, der Künste und Gewerbe in Italien im Jahre 1819. Aus der Biblioteca italiana des Herrn Joseph Acerbi, Jaͤnner 1820 (Seite 142 – Seite 160.) Uebersezt von Julius Hermann Schultes, Botaniker. Ackerbau. Fortschritte der Oekonomie, Künste etc. in Italien im J. 1819. Das Werkchen des beruͤhmten Professors Giobert uͤber die Noggensaat als Duͤnger 186) in dem Ackerbaue Italiens Epoche machen, und zwar hauptsaͤchlich dort, wo die zweijaͤhrige Wechselwirthschaft zwischen Getreide- und Maisbau eingefuͤhrt ist. Wir haben dasselbe in zwei ziemlich umstaͤndlichen Auszuͤgen bekannt gemacht. Hr. Graf Carl Verri widersezte sich mit vielleicht uͤberfluͤßigem Pyrrhonismus dem Hrn. Giobert; er bestritt einige Resultate und zweifelte an gewissen Theorien, indem er sich zu derselben Zeit als rein praktischer Landwirth erklaͤrte187). Ob die Praxis allein genug ist, um die Natur gehoͤrig fragen zu koͤnnen, ob sie hinreicht, um ihre Antwort richtig auslegen zu koͤnnen; dieß werden die sechs erlaͤuternden Briefe 188), welche als Antwort auf die Schrift des Grafen Verri nach und nach von einem Anonymen, und wie wir glauben von Herrn Professor Giobert selbst, geschrieben wurden, beweisen. Der dritte Brief enthaͤlt vor allen uͤbrigen alles, was bisher uͤber die Theorie des Duͤnger's Gutes geschrieben wurde, und traͤgt das Gepraͤge des Meisters. Aber kaum war dieser dritte Brief erschienen, als Hr. Graf Verri darauf antwortete189) und auf diese Antwort blieb auch Prof. Giobert die seinige nicht schuldig, indem er Verri's Brief in Turin, mit vielen Noten versehen, neu auflegen ließ190). Auch Doctor Bassi von Lodi gefiel es, sich in diesen Streit einzulassen191). Allein er hatte sehr Unrecht sein Werkchen herauszugeben, ohne vorher alle erlaͤuternde Briefe gelesen zu haben, in welchen lezteren einige seiner eigenen Zweifel aufgeloͤst sind. Seine Beobachtungen bestreiten weniger das System an sich selbst, als die Anwendbarkeit desselben in der Landwirthschaft der Landschaft von Lodi, und daher ist auch das Interesse seines Buches rein oͤrtlich. Ungeachtet dieser Widerspruͤche wurde die Idee des Professors Giobert beinahe von allen Landwirthen mit Beifall an- und aufgenommen; Tausende derselben werden dieses Jahr anfangen dieselben Versuche anzustellen, welche er bereits vorgenommen hat. Der Verfasser dieses Aufsazes hat unter andern auch beilaͤufig 200 mailaͤndische Ruthen mit Roggen bebaut, welcher umgeackert werden und als Duͤnger fuͤr die Maissaat im naͤchsten Fruͤhlinge dienen soll. Er wird den Erfolg seiner Beobachtungen in diesem Journale bekannt machen. Sinken der Preise der Lebensmittel. Indem wir uͤber das Werk des Hrn. Giobert Bericht erstatteten, wollten wir nicht unterlassen, eine seiner Anmerkungen anzufuͤhren, in welcher er uns Zeichen von schlechter Vorbedeutung uͤber den kuͤnftigen Werth der Lebensmittel in Italien verkuͤndet. Wir leben des Vertrauens, daß die Weisheit der italienischen Regierungen einen der wichtigsten Zweige unserer Wohlfahrt zu wuͤrdigen wissen wird, und dieß um so mehr, als unter die Veranlassungen dieses Sinkens nicht blos die Witterung, Zeitverhaͤltnisse (stagions), sondern auch andere Gruͤnde gerechnet werden muͤßen, welche von unseren Handlungsverbindungen und von der Politik abhaͤngen; dergleichen sind: die Einfuhr des Getreides von Odessa, die Fortschritte der russischen und tuͤrkischen Schiffahrt und die Abgaben, welche auf die Einfuͤhrung der Getreide nach Spanien und Portugal gelegt sind. Werke uͤber den Ackerbau. Es sind in diesem Jahre noch viele andere Werke uͤber die verschiedenen Zweige des Landbaues in Italien erschienen. Die zwei merkwuͤrdigsten derselben waren jenes des Hrn. Tavanti von Toskana »uͤber die Oliven192) von welchem wir unlaͤngst einen Auszug geliefert haben und der Ackerbau-Katechismus von Dr. Pollini, welcher in Verona gedruckt, und von der dortigen Ackerbaugesellschaft gekroͤnt wurde; ein Werk, wuͤrdig des in der litterarischen Welt ruͤhmlichst bekannten Verfassers, welches auch die zuerkannte Ehre ganz verdient193). Der Pfarrer von Mosciano (Abbé Rastelli), schrieb den »Doktor auf dem Lande194) Hr. Filiasi: »uͤber die Holzausrottung auf den Bergen195) Hr. Tappani: »uͤber den Ackerbau von Treviso196) Pater Columella: »uͤber die Weinbeeren und uͤber die Art, Oel daraus zu preffen197) Hr. Franz Verita: »uͤber die Erle198)« und Hr. Vechietti Poltri: »uͤber eine neue Methode des Kalkbrennens199) «. Die haͤufig wiederholten Auflagen landwirthschaftlicher Werke aller Art beweisen deutlich, daß das Studium des Ackerbaues in Italien nicht vernachlaͤßigt ist200). Arbeiten uͤber den Ackerbau im Koͤnigreiche Neapel. Im Koͤnigreiche Neapel erscheint in diesem Jahre zum erstenmal ein Journal, welches ausschließlich dem Landbaue gewidmet ist; allein die Hefte desselben kommen immer sehr spaͤt zu uns, wiewohl es der Herausgeber nicht an Puͤnktlichkeit fehlen laͤßt. Es enthaͤlt indessen nur wenige wichtige Gegenstaͤnde, wenigstens fuͤr unsere Belehrung in Ober-Italien; wir ehren es einstweilen als einen schoͤnen Beweis, wie sehr der Eifer sich in der Oekonomie zu unterrichten, auch in diesen Provinzen sich verbreitet. Man kann aus diesem Journale sich einigen Begriff von dem Zustande abstrahiren, in welchem der Ackerbau sich gegenwaͤrtig in beiden Sicilien befindet. Ueberall sind in diesem Reiche oͤkonomische Gesellschaften errichtet, welche von ihren eigenen Arbeiten Rechenschaft geben. Der Wunsch thaͤtig zu seyn, und die Wissenschaft zu foͤrdern, faͤngt an, sich daselbst uͤberall zu verbreiten. Die in den zwei vor uns liegenden Baͤnden enthaltenen Originalaufsaͤze sind folgende: Ueber den Zustand des Ackerbaues in der Provinz Molise. Von der Kultur der Wiesen. Mittel, um leicht kochbare Huͤlsenfruͤchte zu erhalten. Von der Weise zu dreschen in Apulien. Weise aus Erdaͤpfeln Brod zu machen. Weise die vegetabilischen Oele etc. zu reinigen. Weise die Erdaͤpfel aufzubewahren. Ueber das Beweiden der Waͤlder. Ueber den Schaden des Ankaufes auslaͤndischer Pferde zum Kriegsdienste und uͤber die Nothwendigkeit der Verbesserung der Race derselben. Ueber den außerordentlichen Hagel, welcher am 9ten Oktober 1818 in Avellino fiel. Ueber den Nuzen des Unterrichtes der Geistlichen in der Landwirtschaft201). Ueber den Nuzen eines oͤkonomischen Journals fuͤr das diesseitige Calabrien. Oekonomische Statistik des Gebietes von St. Giorgio la Montagna im jenseitigen Fuͤrstenthume. Ueber die Weise die Weine gaͤhren zu machen. Ueber Christian's Maschine. Ueber die gute Verwaltung und die Vermehrung der Waͤlder in Sicilien. Ueber die vegetabilische Seide. Ueber die Nothwendigkeit in Otranto kuͤnstliche Wiesen im Trocknen anzulegen. Ueber die Kultur der Wiesen in der Lombardie. Von der Soda, ihrer Kultur und von den Soda bringenden Pflanzen. Ueber die Seidenzucht von Modegliana. Art der Vermehrung des Rindvieh's im zweiten jenseitigen Abruzzo. Verschiedene Berichte uͤber die Arbeiten, welche von verschiedenen oͤkonomischen Gesellschaften des Reiches im Laufe des agronomischen Jahres gemacht wurden. Seidenraupen. Zu keiner Zeit wurde die Seidenraupen-Zucht von den Umstaͤnden mehr als jezt beguͤnstigt; indessen ist die Kunst diese nuͤzlichen Thiere zu ziehen, noch bei weitem nicht erschoͤpft. Vieles geschah in einigen Laͤndern, vieles bleibt noch in anderen zu thun uͤbrig, und es werden wahrscheinlich noch viele Jahre vergehen, ehe das Problem der Flecken-Krankheit oder der Verhaͤrtung (malattie del segno o calcinaccio) deutlich geloͤset seyn wird, uͤber welche Graf Dandolo 202), Marquis Fagnani 203), Dr. Petazzi 204) und Hr. Decapitani 205), Pfarrer von Vigano (ein um den Ackerbau sehr verdienter Mann, welcher in unserer Bibliothek wahrscheinlich zu streng behandelt wurde206)), uns ihre Bemerkungen mitgetheilt haben. Man machte in diesem Jahre neue Anstrengungen, um die Puppen zu vervollkommnen, und die Kunst, die Seide abzuhaspeln, zu verbessern. Einige Verbesserungen schlugen die Herren Leonardi und Botta 207) mittelst des Dampapparates vor, und Hr. Locatelli, bekannt durch andere sinnreiche Erfindungen, hat einige wesentliche Veraͤnderungen an der alten Methode vorgenommen mit besonderer und offenbarer Ersparung von Handarbeit, Brennmaterialien und Holz. Wir erwarten mit Ungeduld seine Forschungen durch entscheidende Erfahrungen und Versuche im Großen bestaͤtigt zu sehen, um ihnen jene Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, welche seine unermuͤdeten Spekulationen verdienen208). Ackerbau – Maschinen. Die Dreschmaschine (Trebbiatojo) des Hrn. Morosi kommt jezt in einigen Gegenden des Reiches in allgemeinern Gebrauch. Hr. Locatelli hat gleichfalls eine solche Maschine erfunden und ein Patent darauf erhalten. Eine andere erfand Hr. Cantoni von Lodi. Ein einfacher Bauer von Toscolano (in der Provinz von Brescia), hat eine Saͤemaschine vervollkommnet, welche er einige Jahre fruͤher erfunden hat. Hr. Catlinetti hat an Christian's Maschine verschiedene Veraͤnderungen angebracht, um den Flachs ohne Roͤstung zu bearbeiten; indessen gehoͤrt auch diese Maschine zu jenen vielen anderen, welche mehr ein Gegenstand der Curiositaͤt als von entschiedenem Nuzen sind (?). Hr. Graf Anoni hat mit gutem Erfolge die englische Maschine zur Luͤftung des Heues auf den Wiesen und zur Beschleunigung des Trocknens desselben eingefuͤhrt. Christian's Maschine. Die in dem Berichte der Herren Antinori, Cioni und Gazzeri an die Gesellschaft der Freunde des Ackerbaues in Florenz209) enthaltenen Resultate der Versuche, welche sie mit der Christian'schen Maschine anstellten, scheinen uns weder entscheidend, noch mit jener Praͤcision durchgefuͤhrt zu seyn, die man von einer so gelehrten Gesellschaft erwarten sollte. Wir haben ganz andere und sehr davon abweichende Resultate vor Augen, und werden dieselben vielleicht einmal mittheilen. Keine Provinz hatte so viel Interesse an der Einfuͤhrung dieser Maschine, als jene von Cremona, deren jaͤhrlicher Ertrag zweimal hundert tausend Rubbien210) Flachs uͤbersteigt. Die Kommission der Freunde des Ackerbaues beachtete das Verhaͤltniß nicht, in welchem die harzigen, holzigen und bastartigen Theile im Leine vorhanden sind. Die Maschine zermalmt zwar die holzigen, aber sie wirkt nicht auf die harzigen, und schwaͤcht die bastartigen, indem sie dieselben durch die Kerben der Cylinder zerreißt, so daß ein Faden von Flachs, der geroͤstet und nach der alten Methode behandelt worden, von derselben Hand und gleich dick gesponnen, ohne zu reißen ein groͤßeres Gewicht zu tragen vermag als ein anderer, welcher mit der Christian'schen Maschine zubereitet wurde211). Zweifel gegen diese Maschine. Es bleibt daher bei dieser Operation noch das Beuchen uͤbrig; und worin besteht also ihr Nuzen? In diese Eroͤrterung hat sich die Kommission nicht eingelassen. Die Versuche waren nur im Kleinen gemacht; haͤtte man dieselben mehr im Großen angestellt, so wuͤrde die Gesellschaft der Freunde des Ackerbaues vielleicht sich uͤberzeugt haben, daß die Maschine selbst nicht lange dauern koͤnne, und daß die abwechselnde Feuchtigkeit und Trockenheit an derselben haͤufige Veraͤnderungen verursache, daß der Paralellismus der Achsen durch starken Gebrauch leicht in Unordnung gerathe; und wenn alles dieses in den Haͤnden solcher Personen geschieht, welche gewohnt sind, mit sehr feinen Maschinen umzugehen, was wird erst geschehen, wenn die Maschine unerfahrnen Bauern in die Haͤnde kommt212)? Wir reden nun einmal von dieser Maschine, und da wir einen Aufsaz vor uns liegen haben, den uns ein Gelehrter mitgetheilt hat, der gleichfalls eingeladen war, einer beruͤhmten Akademie seine Beobachtungen uͤber diese Maschine mitzutheilen, so wollen wir unsern Lesern einige Resultate dieses Aufsazes hier vorlegen. Unsere Uebersicht ist ohnedieß trocken wie eine gewoͤhnliche Buͤcher-Anzeige, so daß wir es fuͤr ein großes Gluͤck halten werden, wenn wir hier und da eine nuͤzliche Notiz einschalten koͤnnen. Resultate einiger Versuche. 1) Der holzige Theil des Flachses, welcher zermalmt wird, und unter den Cylindern der Maschine sich in Agen verwandelt, betrug im Verhaͤltniß zum Ganzen der Pflanze 60 v. H.213) 2) Der harzige Theil, welcher sich waͤhrend des Roͤstens im Wasser trennt, machte in Bezug auf den schon von den Agen gereinigten Flachs 30 v. H. aus214). 3) Das Produkt des Leines, welcher geroͤstet und zum Verkaufe in Buͤschel gerichtet wurde, betrug vor dem Haͤcheln 18 1/2 v. H.215) 4) Das Produkt desselben Flachses, welcher durch das Haͤcheln den hoͤchsten Grad von Schoͤnheit und Feinheit erhielt, war 3 1/2 v. H.216) 5) Das Produkt des Leines, welcher bloß mit der Maschine ohne Roͤstung zubereitet, und zum Verkaufe in Flachs verwandelt wurde, 24 1/2 v. H. 6) Das Produkt dieses Flachses, nach dem gewoͤhnlichen guten Hausgebrauche gehaͤchelt, und mit dem davon abfallenden Werke verglichen, betrug nahe an 1 – 2. Die Summe des Flachses und Werkes zusammen giebt ein Produkt von 19 v. H., jenes des Flachses allein 6 1/2 v. H. 7) Der ohne Roͤstung zubereitete Lein behaͤlt den harzigen Kleber, bleibt rauh, ist schwer zu spinnen, und verbreitet einen ekelhaften Geruch, wenn er mit dem, nach gewoͤhnlichem Gebrauche mit Speichel benezten Finger befeuchtet wird 2i7)217). Diese Thatsachen wuͤrden, wenn sie durch mehr im Großen und zahlreicher angestellte Versuche bestaͤtigt waͤren, beweisen, daß man die Vorzuͤge dieser Maschine uͤbertrieben hat. Sie reichen indessen hin, die Warnung zu geben, daß man sich bei einem Urtheile uͤber eine Sache, uͤber welche sich vieles fuͤr und wider sagen laͤßt, nicht uͤbereilen soll. Einwuͤrfe gegen die Maschine. Die Cylinder der Maschine wirken als ebensoviele ausgekehlte Zieheisen. Um diese Wirkung zu erzeugen, muß der Hauptcylinder (oder die Trommel) seine Gestalt beibehalten; die Achsen der kleinern Cylinder muͤßen in zwei gleiche und mit der Trommel concentrische Kreise sich enden, und die Achsen selbst, sowohl unter sich als mit der Hauptachse der Maschine, parallel seyn. Fehlt es in Ansehung einer dieser Bedingungen, so fehlt die Wirkung entweder ganz oder doch zum Theil. Wie kann man nun diese beinahe geometrischen Forderungen an eine hoͤlzerne Maschine machen, welche Aenderung erleidet, sobald sie feucht oder trocken wird, sobald sie dem Winde und der Sonne ausgesezt ist, sich wirft? Wie kann man voraussezen, daß sie sich bei den fortgesezten Stoͤßen, die sie waͤhrend des Gebrauches ausstehen muß, stets in einer und derselben Lage erhalte? Wie koͤnnen Weiber, Kinder oder gewoͤhnliche Landleute solchen Maͤngeln auf der Stelle abhelfen? Die Maschine, welche zu den Versuchen diente, von denen wir so eben sprachen, war ganz neu, schoͤn, gut, und in Paris gebaut, mit einer eisernen Treibwalze; und dennoch mußte man sie sechs- oder siebenmal ausbessern, neue Zaͤhne an der Trommel einsezen, und noch oͤfters die Huͤlfe eines geschickten Maschinisten beiziehen, um die Stuͤtzen der Treibwalze wieder zu befestigen und den Paralellismus der Achsen herzustellen; und alles dieses bloß darum, weil 8 – 10 Rubbien Flachs durch die Maschine gelaufen waren. Eine andere aͤhnliche, in Mailand verfertigte, Maschine wurde, nachdem sie in Thaͤtigkeit gebracht worden, nach wenigen Gaͤngen unbrauchbar218). Wir koͤnnten viele andere Thatsachen anfuͤhren, welche sowohl den Resultaten des oben angefuͤhrten Berichtes der Freunde des Ackerbaues, als jenen des Berichtes widersprechen, den Hr. Ritter Thomas Colajanni im Neapolitanischen an Se. Majestaͤt den Koͤnig erstattete, und der im 2ten Bande der Ackerbau-Annalen pag. 64 in Extenso eingeruͤckt ist. Hill's Maschine. Wenn es wahr ist, daß, wie man uns versichert, Hill's Maschine in Irland allgemein angewendet wird, so waͤre dieß ein Hauptgrund, um sie der Maschine Christian's vorzuziehen. Irland ist, wie Jedermann weiß, fuͤr England eben das, was das Gebieth von Cremona fuͤr die Lombardei ist: denn der Flachs bildet ein Hauptprodukt dieser Insel. Wir kennen in Mailand einen thaͤtigen Buͤrger, welcher eine solche Maschine von London mitbrachte, und sich vornahm, zu Anfange des Fruͤhlings genaue Versuche mit derselben anzustellen. Wir hoffen unsere Leser mit denselben bekannt machen zu koͤnnen. Ihr Bau hat den Vorzug einer unendlich groͤßeren Festigkeit, und bei der Umdrehung der Cylinder ist eine horizontale Bewegung mit einer verticalen verbunden, welche die Wirkung des Zermalmens und die Trennung des holzigen Theiles von dem bastigen beschleunigt. Wir befuͤrchten bloß, daß eben durch die obengenannte doppelte Bewegung der bastige Theil verlezt wird, um so mehr, als alle Walzen an derselben von Metall und die Kerben tiefer und mehr spizwinkelig sind, als an der Maschine Christian's. Indessen sind dieß bloß unsere Muthmaßungen, und die Erfahrung wird jeden Zweifel heben219). Gasbeleuchtung. Ein Journalist220) hat sehr richtig bemerkt, daß beinahe alle alten Erfindungen und Entdeckungen das Werk des Zufalles sind, waͤhrend unsere heutigen vielmehr die Fruͤchte der Ueberlegung und vielfachen Anstrengung wissenschaftlich gebildeter Maͤnner sind, welche ihre Kenntnisse auf nuͤzliche Gegenstaͤnde anwenden. Wir muͤßen indessen bemerken, daß viele dieser Entdeckungen gleichfalls den Umstaͤnden und Ortsbeduͤrfnissen zugeschrieben werden koͤnnen, welche sie nur in einigen Laͤndern gedeihen lassen. Dieß ist z.B. der Fall mit der Gasbeleuchtung, welche in England, in einigen Oertern Frankreichs und Deutschlands, so große Fortschritte gemacht hat, die aber bei uns noch lange Zeit ein Gegenstand unfruchtbarer und kostspieliger Curiositaͤt seyn wird; bei uns ist Mangel an Steinkohlen, die zu diesem Zwecke taugten221), Mangel an thierischem Oele, und Unbrauchbarkeit des mineralischen; vegetabilisches steht bei uns in zu hohem Preise. Alles, was in Italien bis jezt in Gasbeleuchtung versucht wurde, bestaͤtigte unsere Ansicht, obschon wir uͤbrigens sehr geneigt sind, denjenigen unseren vollen Beifall zu zollen, welche ununterbrochen versuchen, auch bei uns diese Entdeckung brauchbar zu machen. Man darf den Italiaͤnern nicht den Vorwurf machen, als waͤren sie gleichguͤltig gegen diese Entdeckung geblieben: die Gasbeleuchtung wurde, wie Jedermann weiß, alsogleich nach ihrer Entdeckung in England an dem Leuchtthurme zu Triest eingefuͤhrt, und Mailand ist die erste Stadt Italiens, in welcher diese neue Methode zur Beleuchtung der ganzen Wohnung eines Privaten eingefuͤhrt wurde, der den vollstaͤndigen Apparat von Hrn. Lofton aus London, zugleich mit englischen Kuͤnstlern, kommen ließ, welche denselben zu allem haͤuslichen Bedarfe einrichteten. Dampfboote. Die wahrhaft nuͤzlichen Erfindungen werden auch bei uns eingefuͤhrt; ein Beweis davon sind die. Dampfboote, welche zwischen Neapel und Sicilien222), zwischen Triest und Venedig und zur Schiffahrt auf dem Po von derselben Gesellschaft von Privaten bestimmt sind, welche die Gasbeleuchtung einfuͤhrte. Andere Erfindungen. Alles zeugt in Italien von dem Wunsche, anderen Nationen in Erfindungen und Industrie nachzueifern. Wir sahen in unserem Journale, wie Prof. Crivelli an der Spuhle von Neumann eine nuͤzliche Veraͤnderung machte, und ein neues Vorhaͤngschloß oder Schloß erfand, welches durch seine Construktion, und nicht durch Geheimniß, sicher schließt223). Die Franzosen und Englaͤnder sind nicht mehr die einzigen, welche das Gußeisen an die Stelle des Stuͤckgutes und des Stabeisens in vielen Manufakturen zu sezen wissen; auch wir machen z.B. Franklin's Oefen, sogenannte russische Oefen mit Cylindern von jeder Groͤße224), und heizen mittelst der Luft Theater, Archive, und jede Art von großen oder kleinen Luftkreisen, ohne daß man die Oefen von außen sieht, und ohne Feuersgefahr225). Was auch immer der Erfolg der Ausgrabungen in der Tiber gewesen seyn mag, so verdienen doch die Boote, die Maschinen, und die bis jezt erfundenen Vorrichtungen, um auf dem Grunde zu fischen und dort das Kostbarste, das man finden kann, zu sammeln hier noch eine Erwaͤhnung. Preisvertheilungen in Venedig. In Mailand werden von Hrn. Locatelli (Eugen) Schuhe alla Brunel 226) fabricirt, und obschon sie eben keine Kunstwerke sind, scheinen sie in Hinsicht auf Preis und Dauer mit den anderen auf gewoͤhnliche Weise verfertigten Schuhen noch immer Concurrenz zu halten. Die Schnellhand (Velocimano) des Hrn. Brianza kann, wenn auch zu nichts anderem, doch zur unterhaltenden Uebung der Kinder in ebenen Gaͤrten und auf guten Straßen dienen, und ist in dieser Hinsicht dem Schnellfuße (Velocipede)227) der Franzosen vorzuziehen. Hr. Barezzi hat die »Kunst, die Fresco-Gemaͤhlde auf Holz oder Leinwand uͤberzutragen« vervollkommnet. Bis jezt ist die Saͤule unsers Zamboni jene Maschine, welche sich noch am meisten dem Perpetuum Mobile naͤhert. Alle mechanische Kuͤnste schreiten fort im regen Wetteifer sich zu vervollkommnen, und in dem Auszuge der von der Central-Commission bei der im vorigen Jahre 1819 (4. Oct.), zu Venedig gehaltenen Preisverteilung an Kuͤnstler gefaͤllten Urtheile, zeigte es sich deutlich, wie sehr, Dank sey es der vaͤterlichen Fuͤrsorge der Regierung, die National-Industrie sich immer mehr hebt und verfeinert, und wie sehr das Genie unserer Kuͤnstler und Manufakturisten es vermag, sich selbst Ruhm und Gewinn und dem Vaterlande Wohlstand und neue Quellen des Reichthumes zu verschaffen. Goldene Medaillen. Bei dieser Preisvertheilung erhielten wir einen »neuen Copal-Firniß« von Hrn. Joseph Innocente in Venedig; eine »Maschine zur gleichfoͤrmigen Eintheilung gerader und kreisfoͤrmiger Platten von Hrn. Angelo Albanese in Venedig; eine »Erfindung zum Waschen des Filzes der Papiermuͤhlen und anderer Wollenzeuge in kaltem und fließendem Wasser« von den Gebruͤdern Carl u. Ant. Galvani von Pordenone; eine »Erfindung eines transportablen Fortepiano's, Metagofon genannt,« von Gregor Trentin in Venedig; die »Einrichtung einer neuen Fabrik von Flintenschroͤten« von Hrn. Joseph Boegan in Chioggia. Diese Herren alle erhielten fuͤr ihre Erfindungen und Etablissements die von der Commission ausgesezten Preise der goldenen Medaille. Silberne Medaillen. Die silberne Medaille bekam Hr. Angelo Olivo von Venedig fuͤr »seine Erfindung eines dittoratischen Fernglases, oder eines Fernglases mit doppeltem Sehepunkt;« Hr. Barthol. Belleri in Venedig fuͤr »eine Fabrik von Pelzhandschuhen, welche die auslaͤndischen Fabriken dieser Art in jeder Hinsicht uͤbertrifft;« Hr. Joseph Vallani in Maniago fuͤr »die Fabrikation seiner Uhrmacher-Feilen;« Hr. Joh. Bapt. Ferrighi in Padua fuͤr »die Entdeckung einer inlaͤndischen Substanz, statt der sogenannten englischen Politur; Hr. Margherita Rubbi in Venedig fuͤr »die Fabrikation von Strohhuͤten«; Hr. Lorenz Gaspari in Venedig fuͤr »die Fabrikation der Glaͤser zu verschiedenen Geschirren; die Herren Andr. Martini et Comp. in Venedig fuͤr »die Fabrikation von Baumwollgespinsten;« die Herren Carl Elli und Joh. Mandelli in Mailand fuͤr »eine neue Naht an Stiefeln und Schuhen mit Metalldraht«; Hr. Nicol. Giani von Treviso fuͤr »eine Liqueur-Fabrik«; Hr. Barthol. Avesani in Verona fuͤr »eine neue Vorrichtung an den Feuersprizen« und ebenderselbe auch fuͤr »eine Vorrichtung zur Fertigung hoͤlzerner Zahnraͤder von beliebiger Zahl, Groͤße und Gestalt der Zaͤhne;« Hr. Joh. Franz Andreas Minesso in Venedig fuͤr »eine Siegellack-Fabrik von allen im Handel am meisten gesuchten Sorten, fuͤr welche wir, selbst in unserer Nachbarschaft, wie z.B. zu Pesaro, nur zu lange Tribut bezahlten; die Herren Barthol. Fabris, Ludwig Sette aus Padova und Carl Bononi aus Mailand fuͤr die »Einbalsamierung und Aufbewahrung thierischer Koͤrper;« Hr. Joseph Simeone von Treviso fuͤr »eine Fabrik von Baumwollenzeugen;« Hr. Nicolaus Parochi in Venedig fuͤr »die Entdeckung eines Peches in Dalmatien (zu Vergoraz) welches er auf tuͤrkische Art (à Vallona) bereitet;« Hr. Franz Rossi in Schio fuͤr eine »verbesserte Tuchfabrik, in welcher die Tuͤcher durch Maschinen geschoren werden,« welche bis jezt von ihm allein in den venezianischen Staat eingefuͤhrt wurden. Hr. Anton Regagioli, Mahler in Venedig, fuͤr »die Fabrikation von Zeichenstiften von verschiedener Farbe;« Hr. Abbè Georg Martinelli in Venedig fuͤr eine »neue Art auf Holz zu mahlen;« die Herren Gebruͤder Galvani von Pordenone fuͤr »die Fabrikation von Zeichen, Imperial- und Groß-Papalpapier.« Ehrenvolle Erwaͤhnung verdient Hr. Vincenz Ant. Rasa in Venedig wegen »einer Papierblumenfabrik«; Hr. Leonard Indri in Venedig wegen „einer Fabrik von Saiten zu musikalischen Instrumenten;“ Hr. Augustin Manochi in Mestre fuͤr „ein Modell eines Eisenhammers;“ Hr. Joseph Olivo in Venedig fuͤr »eine schildkroͤtene Tabatiere« mit dem Portraite Sr. Maj. des Kaisers von Oesterreich auf dem Deckel; Hr. Bart. Bizio in Venedig fuͤr »Zubereitung des Nußoͤles zum Gebrauche der Mahler;« Hr. Angelo Facchina in Serravalle fuͤr »Muster von Baumwollenzeugen;« Hr. Joseph Citerio in Mailand fuͤr »Nachahmung eines in England erfundenen Schlosses;» Hr. Nicolaus Parochi in Venedig fuͤr «eine Fabrik von Huͤten aus Hobelspaͤnen (alla Modenese).»