Titel: | Methode, Elfenbein-Papier zum Gebrauche für Künstler zu bereiten. |
Fundstelle: | Band 1, Jahrgang 1820, Nr. XLVII., S. 473 |
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XLVII.
Methode, Elfenbein-Papier zum Gebrauche für Künstler zu bereitenTransaction of
the Society, for the Encouragement of Arts, Manufactures and
commerce. For 1819. Herrn Einsle wurde fuͤr diese
Mittheilung die Summe von 30 Guineen zuerkannt, und Proben des
Elfenbein-Papiers in das Repositorium der Sozietaͤt
hinterlegt..
Von G. S. Einsle, von Strutton Ground, Westmuͤnster.
Einsle über die Bereitung des Elfenbein-Papiers.
Was das Elfenbein fuͤr den Mahler und fuͤr
andere Kuͤnstler zu einem wuͤnschenswerthen
Gebrauchs-Gegenstand macht, ist die Gleichheit und Reinheit des Grundes,
ferner der Umstand, daß alle Wasserfarben, welche auf demselben aufgetragen werden,
mit einem weichen benezten Pinsel hinweggewaschen werden koͤnnen, endlich die
Leichtigkeit, mit welcher der Kuͤnstler von einem einzelnen Theile mittelst
der Spitze eines Messers oder eines andern aͤhnlichen Instrumentes die Farbe
hinwegschaben kann, wodurch er weit schneller und sicherer, als es sonst der Fall
ist, die Licht-Parthien seiner Mahlerei zu erhoͤhen und zu erheben
vermag. Erschwert aber wird der Gebrauch des Elfenbeins zu diesem Zwecke dadurch,
daß es in hohem Preise steht; daß man von demselben keine Tafeln von bedeutender
Groͤße haben kann; daß bei den etwas breitern Platten der Grund rauh ist; daß
duͤnne Stuͤcke desselben beim Witterungswechsel sich werfen, und daß
es, wenn es
laͤngere Zeit dem Lichte ausgesezt ist, gelb wird, was von dem Oele
herruͤhrt, welches in demselben enthalten ist.
Der Unternehmer des Elfenbein-Papiers zeigte dem Kommitte verschiedene Proben
desselben vor, welche ungefaͤhr ein achtel Zoll dick waren und an
Flaͤchengroͤße jede Elfenbeinplatte weit uͤbertreffen; die
Oberflaͤche war hart, glatt und vollkommen gleich. Durch die von
Kuͤnstlern unter den Gesellschaftsmitgliedern gemachten Versuchen ergab es
sich, daß man die Farben von dem Elfenbein-Papier noch vollkommener, als vom
Elfenbein selbst, verwaschen koͤnne, und daß man dieses Verfahren
drei- bis viermal auf der naͤmlichen Flaͤche wiederholen
duͤrfe, ohne Nachtheil fuͤr den Grund des Papiers. Bei
gehoͤriger Vorsicht vertraͤgt es demnach auch das Abschaben mit der
schneide eines Messers, ohne dadurch rauh zu werden.
Zuͤge, welche auf der Flaͤche dieses Papiers mit einem harten Bleistift
gemacht werden, lassen sich weit leichter wieder vertilgen, als auf dem
gewoͤhnlichen Zeichnungs-Papier; ein Umstand, welcher in Verbindung
mit dem, daß die harte gleiche Oberflaͤche dieses Papiers die feinsten
Striche annimmt, dasselbe ganz fuͤr die zartesten Zeichnungen und Umrisse mit
dem Pinsel eignet.
Ein in der Miniatur-Mahlerei sich auszeichnender Kuͤnstler, der aber
kein Mitglied der Gesellschaft ist, versichert, er habe das Elfenbein-Papier
oft gebraucht, und es vorzuͤglicher als das Elfenbein selbst gefunden, wegen
der Weiße seiner Flaͤche, wegen des leichten Annehmens der Farben, und wegen
des groͤßern Glanzes, den bei der hoͤhern Weiße des Grundes die
aufgetragenen Farben erlangen. Farben auf Elfenbein koͤnnen durch das
Ausschwizen des thierischen Oeles leiden, ein Gebrechen, von dem das
Elfenbein-Papier ganz frei ist.
Einige sehr achtbare Kaufleute, welche mit Zeichnungs-Materialien handeln,
bezeugen, daß sie Muster von Elfenbein-Papier laͤngere Zeit im Verlage
gefuͤhrt haͤtten, ohne daß dadurch eine Mißfarbe eingetreten, oder das
Papier gelb geworden waͤre.
Da auf solche Weise die schaͤzbaren Eigenschaften dieses Papiers sich erprobt
hatten, so wurde dem Erfinder ein Tag bestimmt, an welchem er sein ganzes Verfahren
darstellen, und in Gegenwart des Komitte's eine Probe davon geben sollte. Einsle
erschien zur festgesezten Zeit, und zeigte vor dem Komitte seine Bereitungsart; auch
uͤbergab er schriftlich seine Methode. Hieraus sowohl, als aus der
waͤhrend dieser Komitte's-Sizung erlangten Einsicht werden folgende
naͤhere Aufschluͤsse ertheilt:
Man nehme ein Viertelpfund feine Pergament-Abschnitte, und bringe sie in eine
zwei Quart haltende Pfanne mit beinahe so viel Wasser als diese faßt. Hierauf koche
man sie vier bis fuͤnf Stunden wohl ab, gieße aber von Zeit zu Zeit so viel
Wasser zu, als noͤthig ist, um das durch Abdampfung verlohrene zu ersezen.
Sodann lasse man sorgfaͤltig die Fluͤßigkeit durch ein Tuch laufen, um
sie von dem Saze zu sondern. Beim Erkalten derselben bildet sich eine starke
Gallerte (Pergament-Leim), welche Kleister No. 1 heißen mag. Nun bringe man
den Ruͤckstand, der zuruͤckgeblieben ist, wieder in die Pfanne, koche
ihn vier bis fuͤnf Stunden lang ab, und seihe die Fluͤßigkeit durch,
dieß sey der Kleister No. 2.
Jezt beneze man drei Bogen Zeichnungs-Parier (auch Ausschußpapier eignet sich
ganz zu diesem Zwecke, und ist bei seiner groͤßern
Wohlfeilheit noch vorzuziehen) auf beiden Seiten mit einem weichen in Wasser
getauchten Schwamme, und klebe sie mittelst des Kleisters No. 2 zusammen.
Waͤhrend sie noch naß sind, bringe man sie auf eine Tafel und belege sie mit
einer glatten Platte von Schreibschiefer, die jedoch etwas kleiner als das Papier seyn muß, denn die
Raͤnder des Papiers werden umgebogen, und auf der Ruͤckseite der
Schieferplatte angekleistert; das Papier selbst wird allmaͤhlig getrocknet.
Vorher befeuchte man noch drei Bogen Papier von gleicher Art, klebe sie auf die
andern, jedesmal einen, und schneide mit einem Messer hinweg, was uͤber den
Rand des Schiefers hinausragt. Nach dem vollkommenen Abtrocknen des Ganzen wickle
man ein kleines glattes Stuͤck des Schiefers in rauhes grobes Papier, und
mache mit diesem Reiber die Flaͤche des Papiers ganz gleich und glatt.
Hierauf ziehe man einen Bogen von reinem (nicht von Ausschuß) Papier, das von jedem
Flecken, von jeder Unreinigkeit ganz frei ist, auf jenes, und schneide die
vorspringenden Raͤnder hinweg. Ist es trocken geworden, so muß es mit feinem
Glanzpapier gerieben werden, wodurch eine durchaus glatte Oberflaͤche bewirkt
wird. Nun nehme man eine halbe Pinte von dem Kleister No. 1, loͤße ihn bei
einer maͤßigen Hize auf, und ruͤhre drei Eßloͤffel voll feinen
Gips daran. Nach erfolgter gaͤnzlicher Mischung gieße man dieselbe auf das
Papier, und vertheile sie mittelst eines weichen angefeuchteten Schwammes auf der
Flaͤche so gleich, als nur moͤglich ist. Dann lasse man diese
Aussenseite allmaͤhlich trocknen, und reibe sie mit feinem Glanzpapier ab.
Zulezt mische man einige Loͤffel voll vom Kleister No. 1, mit dreimal so viel
Wasser, und befoͤrdere diese Mischung durch eine maͤßige Hize. Sobald
die Masse so abgekuͤhlt ist, daß sie sich in einem halbsulzigen Zustande
befindet, schuͤtte man ein Drittheil auf die Papierflaͤche, und
vertheile sie ganz genau mit dem Schwamme. Nach der Trocknung gieße man eine zweite
Portion, und sodann das Uebrige darauf. Ist es wieder trocken geworden, so
uͤberfaͤhrt man das Papier ganz leicht mit feinem Glanzpapier. Nun
kann man das Papier von der Schiefertafel wegschneiden, und es ist fertig zum
Gebrauch.
Die Quantitaͤt der oben erwaͤhnten Ingredienzien reicht fuͤr ein
Papier von 17 1/2 bis 15 1/2 Zoll. Der Gips schaft der Flaͤche eine
vollkommene weiße Farbe, Zink-Oxyd mit diesem vermengt, in der Proportion von
4 Theilen des erstern, zu 3 Theilen des leztern, giebt eine Nuͤance fast ganz
dem Elfenbein aͤhnlich, praͤcipitirter kohlensaurer Baryt aber eine
Tinte, die zwischen beiden die Mitte haͤlt.