Titel: | Ueber Bereitung des Opiums in Großbritannien. |
Fundstelle: | Band 1, Jahrgang 1820, Nr. LXIV. XLIV. , S. 429 |
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LXIV.
XLIV.
Ueber Bereitung des Opiums in Großbritannien.
Von Johann Young, Mitgliede des Kollegiums der Wundaͤrzte in EdinburghAus dem Repertory
of Arts, Manufactures et Agriculture. II. Series. N. CCXIII.
Febr. 1820. p. 175..
Aus dem Edinburgh Philosophical Journal Wir liefern diese Uebersezung blos um zu zeigen, wie weit die Englaͤnder
und noch mehr die schwaͤrmerischen Schotten, speculiren, und wie sehr sie
oft falsch speculiren. In England Opium gewinnen wollen, ist eben so viel, als
bei uns in Baiern, um Augsburg und Muͤnchen, Wein bauen wollen. Non omnis fert omnia tellus! Das schottische Opium
wird dem Orientalischen eben so sehr nachstehen muͤssen, als der herbe
Landshut er Hofberger dem Wuͤrzburger u. dieser dem Tokaier, dem
Frontignan, dem Malaga und dem Vend di Castello; als
der Nuͤrnberger Sandgut-Tobak dem tuͤrkischen Blatte und
dem seinen antillen Canaster. Es hat auch deutsche Landwirthe und deutsche
Aerzte gegeben, welche deutsches Opium erzeugen und verschreiben wollten; allein
die Erfahrung zeigt sehr bald, daß deutsches Opium anders wirkt, als
orientalisches; daß andere Dosen dieses neuen Arzenei-Mittels
noͤthig sind u. d. gl. Man mußte also, wollte man sich des deutschen
Opiums, als Arzeneimittel, bedienen, wieder eine Reihe von Jahrhunderten in
versuchen mit demselben hinbringen, um zu jener Sicherheit in der Anwendung zu
gelangen, die wir uns nur durch eine Reihe von Jahrhunderten im Gebrauche des
orientalischen Opiums erwarten konnten. Ueberdies ist auch der Gebrauch des
Opiums, da der Brownianismus in der Medizin so ziemlich wieder aus der Mode
gekommen ist, sehr beschraͤnkt geworden, so daß schwerlich großer Gewinn
vom Baue des Mohnes auf Opium und von Erzeugung des lezteren zu erwarten steht.
Selbst vom Baue auf Oel laͤßt sich bei uns nicht jener Gewinn erwarten,
der im suͤdlichen Europa, besonders in Ungarn, statt hat, wo die
Mohnkoͤpfe die Groͤße einer Manns-Faust und daruͤber
erreichen. In Persien haͤlt ein einziger Mohnkopf uͤber ein
Quart.Anm. d. Uebers..
Young über Bereitung des Opiums in Großbritannien.
Im Sommer des Jahres 1817 bestellte ich ein kleines Feld mit
Mohn, welches ungefaͤhr 20,000 Pflanzen von
Papaver somniferum Linn enthielt. Ich waͤhlte mir
daraus zwei Beete, welche einen Fall und vierzehn
Quadrat-YardsEin Fall ist 324 engl. □ Fuß; ein Grad hat
2,89 Wiener Fuß, oder 2 Fuß 10 7/11 Zoll. Anm. d.
Uebers. betrugen, um zu sehen, wie viel ich darauf Opium gewinnen wuͤrde. Ich
sammelte das Opium von jenem Theile, welchen ich zum Versuche bestimmte,
eigenhaͤndig, und ließ das Uebrige von Arbeitern, die ich dazu anstellte,
einsammeln. Ich sammelte von dem milchichten Safte binnen einer Stunde soviel, als
einem Quentchen festen Opiums gleich kommt; da es aber meine Berufsgeschaͤfte
mir nicht gestatteten, regelmaͤßige Aufsicht uͤber die Arbeitsleute zu
fuͤhren, so sammelten sie auch nicht so viel, als ich von ihnen erwartete.
Ich uͤberzeugte mich jedoch, daß sie ungefaͤhr ein Quentchen in einer
Stunde sammeln konnten.
Ich hatte meinen Mohn auf dreierlei Art angebaut. Einen Theil warf ich auf Beete aus,
und ließ einen drei Fuß weiten Weg dazwischen; nachdem die Pflaͤnzchen
ungefaͤhr zwei Zoll hoch waren, verduͤnnte ich sie so, daß sie
ungefahr vier bis
fuͤnf Zoll weit von einander zu stehen kamen. Einen anderen Theil baute ich
auf drei Fuß breite Beete reihemaͤßig so, daß sechs Reihen auf ein Beet
kamen, und sechs Zoll zwischen den Pflanzen leer waren. Einen dritten zwischen
Reihen von Spargel, so daß zwischen zwei Reihen Spargel zwei Reihen Mohn kamen, und
acht Zoll zwischen jeder Reihe und sechs Zoll zwischen den Pflanzen blieben; zwei
Fuß vier Zoll zwischen jeder Doppelreihe von Mohn blieben fuͤr den
Spargel.
Auf die erste Weise erhielt ich blos eine Kapsel, auf die zweite zwei, und drei auf
die dritte.
Nachdem ich mich uͤberzeugte, daß der weiße Mohn, wenn er nach weiter
Drill-Art, die ich spaͤter annahm, gebaut wird, nicht nur mehr,
sondern auch groͤßere Kapseln giebt, als wenn er blos ausgeworfen, dicht
gesaͤet, (broad cast
Broad cast heißt im Landbaue eigentlich: weit gesaͤet, in weitem Wurfe; hier auf
den Mohn augewandt, muß es aber dicht gesaͤet heißen; denn
fuͤr den Mohn ist auch der weite Wurf noch zu dicht. Anm. d. Uebers.) oder in engen Reihen gepflanzt wird; so ward es mir auch bald klar, daß man
auf jene Weise sich viele Muͤhe und Arbeit erspart; denn es kostet eben so
viel Zeit, den Saft aus einem kleinen Mohnkopfe zu sammeln, als man bedarf, um
dreimal so viel aus einem groͤßeren Kopfe zu erhalten.
Da die Pflanzen zwischen dem Spargel mehr Raum zu wachsen hatten, so hatten sie nicht
bloß mehr Kapseln, sondern diese waren auch groͤßer, als an jenen, die dicht
gesaͤet waren, oder in engen Reihen auf den Beeten standen; und da
Fruͤh-Erdaͤpfel, die auf einem Stuͤcke Grundes neben
meinem Mohne gebaut wurden, noch ehe, als dieser anfing zu bluͤhen, schon
fuͤr theures Geld verkauft wurden, so nahm ich mir vor im naͤchsten
Jahre dieselbe Menge Opium, die ich dies Jahr von einem Stuͤcke Landes, das
lediglich mit Mohn besaͤet war, erhielt, mit
Fruͤh-Erdaͤpfeln zugleich zu erndten.
In dieser Absicht waͤhlte ich mir im Jahr 1818 ein Stuͤck Landes, das
sehr gut gearbeitet, und reichlich mit Pferdemist geduͤngt war, um
Fruͤh-Erdaͤpfel in vier Fuß weiten Reihen in demselben zu
bauen. Ich ließ erst Furchen ziehen, in diese den Duͤnger einschlagen, dann
die Schlinge ungefaͤhr neun Zoll weit auf den Duͤnger fallen, und mit
der Haue bedecken. Die Erdaͤpfel wurden in der ersten Woche des Hornungs
gelegt, und der Mohn ungefaͤhr um die Mitte Aprils in den Mittelraum zwischen
die Erdaͤpfel-Reihen gesaͤet, so daß zwei Reihen Mohn auf jeden
Mittelraum und zwoͤlf Zoll zwischen diese Reihen kamen. Nachdem die
Mohnpflanzen ungefaͤhr zwei Zoll hoch waren, wurden sie zuerst mit der Haue
verduͤnnt, und dann mit der Hand, so daß eine Pflanze acht Zoll weit von der
anderen stand.
Auf diese Art zog ich eine Erndte von Fruͤh-Erdaͤpfeln, die 36
Bolls auf den Acre betrugEin englischer Morgen oder Acre Landes
betraͤgt 1125 Wiener Klafter. Ein Boll,
oder richtiger geschrieben Bole, ist soviel als 6
Bushels; Bushel ist aber = 0,5734 Wiener Mezen, deren das Baiersche Schaff
3,6212 haͤlt. Der Wiener Mezen haͤlt 1,9471 Wiener Kubikfuß.
Der Baiersche Fuß ist aber 0,923 des Wiener Fußes. Anm. d. Uebers.. Obschon die Erdaͤpfel, ehe das Einsammeln des Opiums beginnen kann,
bereits zum Gebrauche reif sind, so kann doch die ganze Erndte, die sie
gewaͤhren, nicht ehe vollends ausgenommen werden, bis nicht das Einsammeln
des Opiums ganz voruͤber ist. Die Fruͤh-Erdaͤpfel bilden blos
einen duͤnnen Stamm; wo aber der Grund sehr fruchtbar ist, breiten sich
einige derselben uͤber das Beet hinaus; indessen koͤnnen sie leicht
auf die Seite geschoben werden, so daß der Opiumsammler die Beete durchstreifen
kann, ohne dieselben zu zertreten.
Da die Mohn-Pflanzen dies Jahr weiter standen als im vorigen, so trug im
Durchschnitte jede derselben vier ausgewachsene Kapseln, manche sogar trieben bis
acht, und ich sammelte diesen Sommer ungefaͤhr zwei Quentchen festes Opium in
einer Stunde, waͤhrend ich im vorigen Jahre in derselben Zeit nur ein
Quentchen bekam.
Wenn man annimmt, daß ein Acre auf dieselbe Weise, wie das Stuͤck Landes, auf
welchem ich meinen Versuch gemacht habe, bestellt worden waͤre, so
wuͤrde der Ertrag an Opium 57 Pf., 9 1/2 Unz., 43 Grane festes Opium gegeben
haben, gerade noch einmal so viel, als ich im vorigen Jahre erntete. Indessen muß
auch der Umstand, daß der Sommer des Jahres 1818 weit guͤnstiger war als der
vorhergehende, bei dem Gelingen dieses Versuches mit in gehoͤrigen Anschlag
gebracht werden. Die Menge des zu gewinnenden Opiums haͤngt also großen
Theils von der Guͤte des Sommers abNicht bloß die Menge, sondern auch die Guͤte. Je heißer und trockener
der Sommer, desto besser, d.i. staͤrker, muß das Opium werden. Da es
nun bei uns, auch im besten Sommer, nie so heiß ist, wie im Oriente, so kann
auch im waͤrmsten Sommer unser Opium nie dem orientalischen gleich
kommen. Anm. d. Uebers.: wenn man jedoch das Resultat vom Jahr 1818 mit jenem vom J. 1817
vergleicht, so wird man, so unguͤnstig auch der Sommer vom J. 1817 gewesen
ist, es hinlaͤnglich erwiesen finden, daß meine Methode Opium zu sammeln und
zu erzeugen, einen
entschiedenen Vorzug vor jeder anderen bisher empfohlenen Weise besizt.
Da mein Mohn in der Mitte Aprils gesaͤet wurde, so war er Mitte Julius zum
Schroͤpfen (bleeding, Aderlassen!) reif.
Um die Einschnitte gehoͤrig zu machen, bediente ich mich eines Messers mit
doppelter, an der Schneide gewoͤlbter Klinge, und bedeckte dieselbe ganz mit
Siegelwachs, so, daß nur soviel an der Schneide unbedeckt blieb, als noͤthig
war um die aͤußere Rinde der Kapsel zu verwunden, ohne in die Hoͤhle
derselben selbst einzudringen. Hiermit mache ich nun einen oder mehrere
Doppelschnitte, je nachdem der Mohnkopf groß ist, und zwar zuerst der Laͤnge
nach, dann schief aufwaͤrts vom Staͤngel. Diese Operation beginnt
ungefaͤhr eine Woche nach dem Abfallen der Blumenblaͤtter, wo die
Kapseln, wenn man sie druͤckt, einen eigenen Grad von Haͤrte
zeigen.
Das Instrument, dessen ich mich bediene, besteht aus zwei gewoͤlbt schneidigen
Scalpellen, die an ihrer Klinge bis auf ungefaͤhr ein Sechzehntel Zoll von
der Schneide mit Siegellack bedeckt, und an dem Griffe mit gewichsten Faden umwunden
sind; beide Scalpelle verbinde ich an den Griffen durch neuerdings um sie gewundene
Faͤden, und halte dadurch ihre Klingen ungefaͤhr einen halben Zoll von
einander entfernt. Es ist einleuchtend, daß die Klingen nur deßwegen mit Siegellack
bedeckt sind, um zu hindern, daß sie nicht zu tief, nicht in die Hoͤhle der
Kapsel, eindringen: man kann dasselbe leicht wegnehmen und leicht auflegen, wenn die
Messer wieder geschliffen werden muͤssen. Man hat indessen vorgeschlagen, die
Klingen in dieser Hinsicht mit einer metallnen Scheide oder mit einem
Waͤchter zu versehen, und zugleich an dem anderen Ende mit einem
Buͤrstchen, um den milchichten Saft mit demselben aufzusammeln. Die Klinge sollte drei Zoll lang
seyn.
Wenn die Kapsel auf die angegebene Weise hinlaͤnglich geschroͤpft ist,
schneide ich dann mit einem scharfen Messer die Narbe (oder den Stern) nebst einem
duͤnnen Streifchen der aͤußeren Rinde der Kapsel um denselben weg, und
erhalte durch diesen lezten Einschnitt mehr Saft als durch das Schroͤpfen an
den Seiten der Kapsel.
Dies ist die Methode, deren ich mich bediene den milchichten Saft des Mohnes im
fluͤssigen Zustande zu sammeln; sie ist wesentlich von jeder andern bisher
versuchten verschieden, und in ihr ist der Grund gelegen, warum ich in meinen
Versuchen gluͤcklicher war als jeder andere.
In meinem Schreiben an Dr. Duncan uͤber das Lactucarium oder Lattich-Opium, welches
in der zweiten Ausgabe seiner Beobachtungen uͤber Lungensucht (Observations on Pulmonary Consumption) abgedruckt ist,
schlug ich vor, das Opium mittelst eines Badeschwammes zu sammeln. Als ich aber das
Opium nach dieser Methode zu sammeln begann, fand ich gar bald, daß es auf diese
Weise nicht gelingen wollte; denn, obschon der Badeschwamm den Saft weit besser
einsaugt als Dr. Howison's Flasche, so kann man doch denselben nicht wieder
vollkommen auspressen, indem der Schwamm die Bestandtheile des milchichten Saftes
trennt oder gleichsam zersezt, die harzigen Theile an demselben haͤngen
bleiben, und seine Poren gar bald verstopfen. Ich nahm daher zu meinem Gebrauche ein
gemeines kleines Haarbuͤrstchen, wie es die Mahler haben, und das im Handel
unter dem Namen Sashtool vorkommt. Es entspricht seinem
Zwecke auf das vollkommenste, und damit sammelte ich nun den milchichten Saft sowohl
an jenen Pflanzen, die Wind und Regen zur Erde niedergeworfen hatte, als an
denjenigen, die aufrecht standen. Ich versuchte ein Buͤrstchen von KemmelhaarGewoͤhnlich Kamehlhaar: das Haar kommt aber nicht vom Kamehle, sondern
von der Angora-Ziege, Kemmel genannt. Anm. d. Uebers., fand aber bald, daß man gegen die Anwendung derselben eben das sagen kann,
was vom Badeschwamme gilt. Die gemeinen Sash-tool-Buͤrstchen, an der Spize etwas zugerundet,
ohne jedoch zu sehr abgestuzt zu werden, ziehe ich allen uͤbrigen vor.
Um einen Versuch zu machen, sezte ich mich eines Morgens eine halbe Stunde lang dem
Regen aus, und machte waͤhrend desselben meine Einschnitte und sammelte mein
Opium. Der Versuch gelang eben so gut, als ob es nicht geregnet haͤtte, und
ich fand keine andere Inconvenienz bei demselben, als daß ich naß wurde, und zu
meinem Opium noch obendrein etwas Wasser erhalten hatte.
Wenn das Buͤrstchen hinlaͤnglich mit Saft gefuͤllt ist, kraze
ich dasselbe an der Kante eines zinnernen Flaͤschchens ab, das der Sammler an
seiner Brust haͤngen hat, und welches mehr zu fassen vermag, als er den
ganzen Tag uͤber einsammeln kann.
Dieses Flaͤschchen muß quer uͤber seine Muͤndung einen Streifen
Zinn haben, um das Buͤrstchen daran abzukrazen, und den milchichten Saft zu
bewahren. Es muß 6 Zoll lang, vier breit, und an seiner Muͤndung einen Zoll
weit seyn.
Die Opiumsammler folgen den Schroͤpfern auf dem Fuße nach. Ein
Schroͤpfer kann zwei Sammler beschaͤftigen, und, versteht er anders
sein Messer recht zu fuͤhren, gar wohl drey. Wo ich beide Operationen selbst
vornahm, hielt ich das Messer zwischen dem Daumen und dem Zeige- und
Mittelfinger und das Buͤrstchen zwischen dem Ring- und kleinen Finger der rechten Hand,
waͤhrend ich mit her linken Hand die Mohn-Pflanze an ihrem
Staͤngel hielt.
Der gesammelte Saft wird spaͤter durch Verduͤnstung in flachen irdenen
Schuͤsseln zu Kuchen oder Kugeln geformt. Man stellt ihn in ein geschlossenes
Seitenstuͤbchen, ruͤhrt ihn, waͤhrend seine waͤsserigen
Bestandtheile verduͤnsten, zuweilen um, und bewahrt ihn hernach in Blasen
auf.
Die zum Einsammeln des Opiums noͤthigen Operationen koͤnnen nicht
oͤfters als dreimal in der Woche an einer und derselben Kapsel mit Vortheil
vorgenommen werden; denn es fließt nicht mehr Saft aus einer Wunde, als man
unmittelbar einsammeln kann, und die Pflanze bedarf wieder einer gewissen Zeit, um
neuen Saft zu erzeugen. Uebrigens ist es klar, daß man auf einem großen Felde stets
eine Menge von Haͤnden beschaͤftigen kann, bis die Mohnkoͤpfe
gaͤnzlich aufhoͤren Milch zu geben. Ein Acre wird zwoͤlf
Sammler und sechs Schroͤpfer dreißig Tage lang in steter Thaͤtigkeit
erhalten. Diese Anzahl von Arbeitern wird in einem Tage nur den dritten Theil des
Opiums eines Acre sammeln, und bis sie denselben ganz durchgesammelt haben, werden
die Kapseln an jener Stelle, wo sie ihre Arbeit begonnen haben, zur Wiederholung des
Schroͤpfens eben wieder tauglich geworden seyn, so daß, wenn der Milchsaft
aufhoͤrt zu fließen, bereits fuͤnfmal dieselbe Operation an jeder
Kapsel vorgenommen worden istDieß giebt aber nur 15 Tage Arbeit. Anm. d.
Uebers..
Wenn man annimmt, daß zwoͤlf Sammler zehn Stunden im Tage arbeiten, und jeder
derselben dritthalb Unzen sammelt (naͤmlich so viel Saft als noͤthig
ist, um aus demselben diese Menge festen Opiums zu erhalten), so werden sie in
dreißig Tagen sechsundfuͤnfzig Pfund Opium auf einem Acre gesammelt
haben.
Ein Acre Landes, nach meiner Methode mit Mohn bestellt, wird 100 Pfund Mohnsaamen
tragen, und hieraus koͤnnen 375 Pfund Oeles gepreßt werden.
Obschon man den Ertrag einer solchen Ernte noch nicht im Großen klar und fest
berechnen konnte, so mag doch Folgendes als die Schaͤzung des Ertrages eines
Acre nach dem wirklichen Resultate meines Versuches dienen:
Schaͤzungswerth des Ertrages eines Acre.
50 ℔ Opium zu 36 Shilling
100 ℔ Sterl. 16 Sh. –
36 Bolls Fruͤh-Erdaͤpfel zu 24 Shill.
43 ℔ Sterl. 4 Sh. –
250 ℔ Oel, kaltgepreßt, zu 1 Shill. 6 D.
18 ℔ Sterl. 15 Sh. –
125 ℔ Oel, warm gepreßt, zu 6 D.
3 ℔ Sterl. 2 Sh. 6 D.
500 Oelkuchen, das Hundert zu 18 Shill.
4 ℔ Sterl. 10 Sh. –
–––––––––––
Ausgaben:
170 ℔ Sterl. 7 Sh. 6 D.
60 ℔ Sterl. – Sh. – D.
–––––––––––
Reiner Ertrag:
110 ℔ Sterl. 7 Sh. 6 D.
Man kann aber auch so rechnen:
56 ℔ Opium zu 17 Sh. 6 D.
49 ℔ 0 Sh. 0 D.
36 Bolls Erdaͤpfel zu 24 Sh.
43 ℔ 4 Sh. – D.
250 ℔ Oel, kalt gepreßt zu 1 Sh. 6 D.
18 ℔ 15 Sh. – D.
125 ℔ do. warm zu 6 D.
3 ℔ 2 Sh. 6 D.
500 ℔ Oelkuchen zu 18 Sh. das Hundert
4 ℔ 10 Sh. – D.
–––––––––––
Auslagen:
118 ℔ 11 Sh. 6 D.
60 ℔ – Sh. – D.
–––––––––––
Reiner Ertrag:
58 ℔ 11 Sh. 6 D.
Opium kostet bei den Londoner Großhaͤndlern gegenwaͤrtig (May 1819) 17
Sh. 6 D. das Pfund, welches mit 8 Sh., 8 D. auf das Pfund Aufschlag, 1 ℔
Sterl. 6 Sh. 2 Pf. pr. Pfund betraͤgt. Sie geben es den Apothekern zu 36 Sh.,
welches der gegenwaͤrtige Preis dieses Artikels in London ist. Dieser Preis
wechselt uͤbrigens so sehr, daß er vor ungefaͤhr 12 Jahren 84 Sh. das
Pfund war; selten faͤllt er auf 24 Sh. herab.
Kann das Opium und die Fruͤherdaͤpfel bis Mitte Augusts abgeerntet
werden, so kann man eine zweite Erdaͤpfel- oder Turnips-Ernte
gewinnen, die zu 30 Pf. geschaͤzt wird.
Vergleichende Uebersicht der Versuche der Herren Ball, Howison und Young zur
Bestimmung der in Brittannien zu erzeugenden Menge Opiums.
Textabbildung Bd. 1, S. 439
Ball; Howison; Young; per Acre