Titel: | Genaue Beschreibung und Prüfung der Davy'schen Glühlampe. |
Autor: | Dr. Karl Wilhelm Juch [GND] |
Fundstelle: | Band 1, Jahrgang 1820, Nr. VII., S. 105 |
Download: | XML |
VII.
Genaue Beschreibung und Prüfung der Davy'schen Glühlampe.
Von Dr. K. W. Juch, k. b. Professor der naturgeschichtlichen Studien.
Mit Abbildungen. Tab. I.
Juch's Beschreibung der Davy'sche Glühlampe.
Beschreibung der Lampe.
Die Theile, aus welchen dieses hoͤchst einfache und
nuͤzliche Instrument zusammengesezt ist, sind folgende:
1) ein cylindrisches Glasgefaͤß von etwa 4 Zoll Hoͤhe und einem Zoll im
Durchmesser;
2) eine kleine, 2 – 3 Zoll lange Barometerroͤhre mit einer Oeffnung von
einer halben oder 3/4 Linie;
3) ein Dacht von reiner Baumwolle, welcher ohne starke Pressung in die
Glasroͤhre eingezogen werden kann, und eben so lang wie die Roͤhre
ist;
4) ein dreimal gewundener Platindrath, der hoͤchstens die Dicke eines
Pferdehaars hat, und so gebogen ist, daß er an einem Ende mittelst eines gemeinen Klavierdrathes an
die Glasroͤhre befestiget werden kann; wobei dann die kleine Spirale des
Platindrathes gerade auf die Mitte der Oeffnung der Glasroͤhre zu stehen
kommen muß;
5) ein Korkstoͤpsel, in welchen die Glasroͤhre mit ihrer Vorrichtung
eingelassen werden kann, und der groß genug ist, die Oeffnung des Glases, in dem
sich der Weingeist befindet, zu verschließen. Die Abbildung wird dieses noch
deutlicher machen.
Fig. 12.a ist das Glas fuͤr den Weingeist,
b die Glasroͤhre mit dem baumwollenen Dochte,
c die Platinspirale,
d der Korkstoͤpsel, auf welchem ein mit einer
Handhebe versehenes Blech befindlich ist, welches in der Mitte eine Oeffnung
fuͤr die Glasroͤhre hat.
Fig. 13. zeigt den Durchschnitt des
Ganzen.
Nach dieser Angabe laͤßt sich leicht eine solche Lampe verfertigen; die
Hauptsache dabei ist immer der Platindrath.
Fuͤllen und Anzuͤnden der Gluͤhlampe.
Man fuͤllt das Glasgefaͤß A mit Weingeist,
welcher nach dem Areometer des Hrn. Beck, oder nach Beaume' 36 Grade zeigt, so weit, daß zwischen dem
Stoͤpsel und dem Weingeist noch ein leerer Raum von einer Linie bleibt, und
druͤckt sodann den Stoͤpsel mit seiner Einrichtung darauf.
Naͤhert man nun der Spize der kleinen Spirale einen brennenden Wachsstock,
oder ein Stuͤckchen zusammengedrehtes Papier, und macht sie auf diese Weise
gluͤhend, so wird sie, wofern in der Vorrichtung nicht gefehlt ist, so lange
fortgluͤhen, als der untere Theil der Glasroͤhre, folglich der darin
befindliche Docht, den Weingeist im Gefaͤße beruͤhrt.
Beobachtungen.
In 24 Stunden verbrennt ein Loth Weingeist.
Es ist aber nicht nothwendig, daß der Weingeist die angegebene Staͤrke habe;
er ist auch bei 26 Graden brauchbar, nur muß vorher das Roͤhrchen mit dem
Dochte in starken Weingeist eingetaucht werden.
Um Feuer von der Gluͤhlampe zu erhalten, muß man einen zugespizten Schwamm
nehmen, mit dessen Spize man den gluͤhenden Drath beruͤhrt, worauf
sich jener sogleich entzuͤndet.
Wollte man sich dazu einer breitern Form des Schwammes bedienen, so wuͤrde der
Gluͤhpunkt dermaßen erkaͤltet, daß er vollkommen verschwaͤnde,
was in jenem Falle nicht geschehen kann.
Man koͤnnte zwar auch ein feines Schwefelhoͤlzchen, statt des
Schwammes, mit gleichem Erfolg gebrauchen, aber der Platindrath wuͤrde dann
geschwefelt, und er hoͤrte auf zu gluͤhen.
Ursache des Gluͤhens des Draths bei dieser Einrichtung.
Soll Feuer erzeugt oder vielmehr unterhalten werden, so ist die Gegenwart von
Sauerstoffgas oder gebundenem Sauerstoff, und ein Koͤrper noͤthig,
welcher unter einer gewissen Temperatur eine solche Anneigung zu diesem Sauerstoffe
oder zu dieser Feuerluft hat, daß er sich damit verbinden, und einen neuen
Koͤrper bilden kann. Die Koͤrper, welche diese Eigenschaft haben,
werden brennbare Koͤrper genannt. Der Weingeist ist ein solcher brennbarer
Koͤrper, indem er bei der Annaͤherung einer Flamme brennt; daß er aber
in kleiner Menge langsam ausstroͤmend einen gluͤhenden Koͤrper
gluͤhend erhalten koͤnne, dies war bis zu der Entdeckung des
Englaͤnders Davy ganz unbekannt.
Das Gluͤhen des Draths geht auf folgende Art vor sich. Das kleine obere Ende
des Dochtes duͤnstet fortwaͤhrend Weingeist aus, wodurch gleichsam ein
sanfter Strom von Weingeistdunst gebildet wird. Da dieser durch die Erhizung des
Draths die Waͤrme, die er einmal empfangen hat, immerfort mittheilt, und da
Sauerstoff in der umgebenden Luft in hinlaͤnglicher Menge sich findet, so
wird das Gluͤhen des Drathes so lange unausgesezt fortdauern, als beide
Ursachen vorhanden sind. Platindrath aber ist deswegen unumgaͤnglich
nothwendig, weil die uͤbrigen Metalle entweder oxydirt werden oder
schmelzen.
Ich habe die Pruͤfung dieses Apparats um so angelegentlicher vorgenommen, weil
Einige dessen Wirkung laͤugnen. Bei mir gluͤht bereits ein Platindrath
40 Tage ununterbrochen fort, indem ich die Anordnung getroffen habe, daß der
Weingeist bestaͤndig erneuert werden kann.Eine kurze Uebersicht uͤber die merkwuͤrdige neuentdeckte
Saͤure, welche sich beim unsichtbaren Verbrennen mit obiger
Gluͤhlampe von Schwefelaͤther und Alkohol bildet, werden wir
in einem der folgenden Hefte mittheilen. Dingler.